Touren in den Nationalparks der Apenninen, Teil 4: Über die Pässe des Toskanisch-Emilianischen Apennin. 90,8 km / 3643 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von AP
Von AP –
Nachdem ich in 2011 Touren in den Nationalparks des Mittleren Apennin unternommen und davon der QD-Community gekündet hatte, ergab sich mir in 2012 die Möglichkeit, einen kurzen Abstecher in den Nordwesten der Toskana zu unternehmen, um ein paar der dortigen Apennin-Pässe unter die Lupe zu nehmen. Zufälligerweise gibt es auch in jenem Bereich der Apenninen, sprich zwischen der Toskana und der Emilia, oder genauer zwischen den Großräumen La Spezia und Parma, einen Nationalpark, weswegen ich in meiner Apennin-Nationalpark-Saga ein viertes Kapitel publizieren kann. Der Nationalpark, von dem ich rede, ist der Parco Nazionale dell’Appennino Tosco-Emiliano.
Erst 2001 wurde dieser Park gegründet, und zwar als Zusammenschluß verschiedener Regionalparks, die bestimmte Gebiete des Apenninhauptkamms umfaßten. In dem vorhergehenden Satz sind die beiden Probleme des Parks versteckt. Zum einen bedingt seine relativ kurze Existenz, daß die Administration vor Ort offensichtlich noch keinen Ansatz gefunden hat, wie man den Park überregional bekannt machen und so für Einnahmen durch Besucher sorgen könnte. Natürlich sollte ein Schutzgebiet nicht von Horden von Ausflüglern überschwemmt werden, aber in aller Regel wird ein Nationalpark von den Anwohnern eher akzeptiert, wenn die Vorteile für sie eindeutig die Nachteile überwiegen. Und zu den Vorteilen gehören eben Mehreinahmen durch steigende Touristenzahlen. Werden eher Nachteile befürchtet, kann es sein, daß gar kein Nationalpark zustande kommt (siehe Steigerwald).
Das zweite Problem des Parks ist seine zusammengestückelte Fläche, die sich fast nur auf Höhenlagen beschränkt. Man fragt sich, wie Flora und Fauna geschützt werden sollen, wenn jeweils nur ein Kilometer links und ein Kilometer rechts eines Bergkamms in den Genuß des Schutzes kommen. Der eine Kilometer ist vielleicht ein wenig untertrieben, aber in Anbetracht der krakeligen Fläche des Parks ist es leicht vorstellbar, daß große Tiere wie Wölfe oder Hirsche oder viele Vogelarten im Laufe eines Tages mehrmals die Grenzen überqueren oder sich am Ende eher außerhalb als innerhalb des geschützten Gebiets aufhalten.
Ich will aber nicht nur herummeckern, sondern lieber noch darauf hinweisen, daß die Bergwelt des Nationalparks mit zum Beispiel dem Monte Cusna, der Alpe di Succiso oder dem Gebiet der Orecchiella ein wahrer Leckerbissen ist. Dichte Wälder wechseln sich ab mit weiten Almen, über denen einige der höchsten Gipfel des Nördlichen Apennin thronen. Im Nationalpark Toskanisch-Emilianischer Apennin wird man von den Natureindrücken nicht erschlagen wie am Campo Imperatore, aber dafür unwiderstehlich umschmeichelt und eingefangen. Eine Idylle, die dazu einlädt, den Tag zu verträumen….
So, genug gelabert, jetzt kommt der Tourenvorschlag:
Posto della partenza ist Fivizzano. Der Ort hat eine überschaubare touristische Infrastruktur zu bieten (Hotel, Bars, Restaurants), die es so nicht in allen Dörfern der Lunigiana gibt, weswegen er sich als Standquartier für Erkundungen der Gegend anbietet.
Man fährt zunächst in Richtung Pognana/Arlia/Comano. Die Straße ist nicht wirklich einfach zu finden. Man muß erst einmal die Via Roma suchen, die Haupteinkaufsstraße im Zentrum, und dann auf Höhe einer Verbreiterung der Via Roma, die Piazza Guglielmo Marconi heißt, in die Via Alcide Pedretti nach Westen abbiegen. Am Zentrum vorbei fällt diese Nebenstraße in ein Tal ab und steigt dann über Arlia dem Passo della Caprettana entgegen.
Diese erste Paßstraße der Tour ist fast verkehrsfrei, weil sie nur von den wenigen Anwohnern der kleinen Dörfer nordwestlich von Fivizzano benutzt wird. Oberhalb von Arlia muß man mit steilen Rampen rechnen, die fast schon an das Supersteilstück hoch nach San Pellegrino in Alpe weiter südlich in der Garfagnana heranreichen. Von der Paßhöhe aus hat man aber dafür einen tollen Ausblick auf den Apenninhauptkamm im Norden und die Apuanischen Alpen im Süden.
Über ein noch steilere Abfahrt und eine Zwischensteigung erreicht man Comano. Dort hält man sich in Richtung Licciana Nardi. Nach einer weiteren, wesentlich flacheren Abfahrt steht man an einer Straßenkreuzung im Tal des Taverone oberhalb von Licciana Nardi. An der Kreuzung geht es nach rechts und schon ist man im Anstieg zum Passo del Lagastrello. Dieser zweite Anstieg der Tour ist relativ lang, aber von den Steigungsprozenten her viel weniger belastend als der Weg zur Caprettana. Wenn mich nicht alles trügt, überquert man die Grenze zum Nationalpark in dem Augenblick, in dem man die Brücke über einen der Quellbäche des Taverone in der Schlucht oberhalb von Tavernelle passiert.
Der obere Abschnitt des Lagastrello ist sehr hübsch mit Serpentinen in offener Landschaft. Gemächlich rollt man hinter der Paßhöhe am Lago Paduli entlang und biegt praktisch neben der Staumauer nach rechts ab. An jener Kreuzung sind u.a. Miscoso und Reggio nell’Emilia ausgeschildert. Es folgt eine nicht allzu lange Abfahrt an Miscoso vorbei.
Auf diesem Abschnitt kam ich an einem fürchterlichen Unfall vorbei. Man lud gerade einen schwerverletzten Motorradfahrer in einen Hubschrauber. Sein Motorrad war völlig zerschmettert, die Einzelteile lagen weit verstreut. Hoffentlich geht es dem Fahrer mittlerweile wieder besser….
Hinter der Brücke über den Torrente Liocca biegt nach rechts eine schmale Straße nach Succiso ab. Dort beginnt der Anstieg zum dritten Paß, dem Passo della Scalucchia. Die Straße über die Scalucchia ist grandios: einsam und aussichtsreich fährt man zu Füßen der Alpe di Succiso durch eine malerische Landschaft. Dabei ist die Abfahrt nach Collagna fast noch schöner als die Auffahrt über Succiso. Auch auf dieser Paßstraße streift man den Nationalpark nur kurz im Bereich um die Paßhöhe herum.
In Collagna hält man sich auf der Hauptstraße im oberen Bereich des Orts rechts und trifft in einem Verkehrskreisel auf die strada statale 63, die zum vierten und letzten Paß der Tour führt: dem Passo del Cerreto. Der Anstieg ist eher kurz, aber doch verkehrsbelasteter als die Straßen über die vorigen Pässe. Man mag diesen Abschnitt als Tiefpunkt der Tour empfinden, wenn man sich anmaßt, in einer so herrlichen Gegend von Tiefpunkten zu reden. Aber man ist auf der Fahrt zum Cerreto länger als bei den anderen Pässen im Nationalpark unterwegs; der beginnt nämlich auf dem Flachstück in der Schlucht, auf deren Gegenseite Cerreto Alpi liegt. Von der Paßhöhe des Cerreto aus hat man nur noch eine Abfahrt mit kurzen Zwischenanstiegen bis nach Fivizzano vor sich. Die Abfahrt macht enorm viel Spaß, nicht zuletzt wegen der tollen Ausblicke in die Lunigiana hinein und auch zu den Apuanischen Alpen am Horizont.
Letztendlich ist man auf der Tour weniger im Nationalpark als vielmehr um ihn herum unterwegs. Man mag es mir nachsehen, wenn ich meinen Tourenvorschlag als Tour durch den Nationalpark anpreise. Der Aufhänger paßt halt ganz gut. Ich hatte noch eine andere Route in petto, auf der man ein paar Kilometer mehr im Nationalpark unterwegs ist, aber wegen einer dämlichen Fehlplanung habe ich die Strecke nicht unter die Räder genommen und bin stattdessen in die verregneten Alpen abgereist. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit in der Zukunft, dann dürft ihr einen Sermon über "Touren in den Nationalparks der Apenninen, Teil 4, Absatz 2: Schon wieder über die Pässe des Toskanisch-Emilianischen Apennin" lesen...
Erst 2001 wurde dieser Park gegründet, und zwar als Zusammenschluß verschiedener Regionalparks, die bestimmte Gebiete des Apenninhauptkamms umfaßten. In dem vorhergehenden Satz sind die beiden Probleme des Parks versteckt. Zum einen bedingt seine relativ kurze Existenz, daß die Administration vor Ort offensichtlich noch keinen Ansatz gefunden hat, wie man den Park überregional bekannt machen und so für Einnahmen durch Besucher sorgen könnte. Natürlich sollte ein Schutzgebiet nicht von Horden von Ausflüglern überschwemmt werden, aber in aller Regel wird ein Nationalpark von den Anwohnern eher akzeptiert, wenn die Vorteile für sie eindeutig die Nachteile überwiegen. Und zu den Vorteilen gehören eben Mehreinahmen durch steigende Touristenzahlen. Werden eher Nachteile befürchtet, kann es sein, daß gar kein Nationalpark zustande kommt (siehe Steigerwald).
Das zweite Problem des Parks ist seine zusammengestückelte Fläche, die sich fast nur auf Höhenlagen beschränkt. Man fragt sich, wie Flora und Fauna geschützt werden sollen, wenn jeweils nur ein Kilometer links und ein Kilometer rechts eines Bergkamms in den Genuß des Schutzes kommen. Der eine Kilometer ist vielleicht ein wenig untertrieben, aber in Anbetracht der krakeligen Fläche des Parks ist es leicht vorstellbar, daß große Tiere wie Wölfe oder Hirsche oder viele Vogelarten im Laufe eines Tages mehrmals die Grenzen überqueren oder sich am Ende eher außerhalb als innerhalb des geschützten Gebiets aufhalten.
Ich will aber nicht nur herummeckern, sondern lieber noch darauf hinweisen, daß die Bergwelt des Nationalparks mit zum Beispiel dem Monte Cusna, der Alpe di Succiso oder dem Gebiet der Orecchiella ein wahrer Leckerbissen ist. Dichte Wälder wechseln sich ab mit weiten Almen, über denen einige der höchsten Gipfel des Nördlichen Apennin thronen. Im Nationalpark Toskanisch-Emilianischer Apennin wird man von den Natureindrücken nicht erschlagen wie am Campo Imperatore, aber dafür unwiderstehlich umschmeichelt und eingefangen. Eine Idylle, die dazu einlädt, den Tag zu verträumen….
So, genug gelabert, jetzt kommt der Tourenvorschlag:
Posto della partenza ist Fivizzano. Der Ort hat eine überschaubare touristische Infrastruktur zu bieten (Hotel, Bars, Restaurants), die es so nicht in allen Dörfern der Lunigiana gibt, weswegen er sich als Standquartier für Erkundungen der Gegend anbietet.
Man fährt zunächst in Richtung Pognana/Arlia/Comano. Die Straße ist nicht wirklich einfach zu finden. Man muß erst einmal die Via Roma suchen, die Haupteinkaufsstraße im Zentrum, und dann auf Höhe einer Verbreiterung der Via Roma, die Piazza Guglielmo Marconi heißt, in die Via Alcide Pedretti nach Westen abbiegen. Am Zentrum vorbei fällt diese Nebenstraße in ein Tal ab und steigt dann über Arlia dem Passo della Caprettana entgegen.
Diese erste Paßstraße der Tour ist fast verkehrsfrei, weil sie nur von den wenigen Anwohnern der kleinen Dörfer nordwestlich von Fivizzano benutzt wird. Oberhalb von Arlia muß man mit steilen Rampen rechnen, die fast schon an das Supersteilstück hoch nach San Pellegrino in Alpe weiter südlich in der Garfagnana heranreichen. Von der Paßhöhe aus hat man aber dafür einen tollen Ausblick auf den Apenninhauptkamm im Norden und die Apuanischen Alpen im Süden.
Über ein noch steilere Abfahrt und eine Zwischensteigung erreicht man Comano. Dort hält man sich in Richtung Licciana Nardi. Nach einer weiteren, wesentlich flacheren Abfahrt steht man an einer Straßenkreuzung im Tal des Taverone oberhalb von Licciana Nardi. An der Kreuzung geht es nach rechts und schon ist man im Anstieg zum Passo del Lagastrello. Dieser zweite Anstieg der Tour ist relativ lang, aber von den Steigungsprozenten her viel weniger belastend als der Weg zur Caprettana. Wenn mich nicht alles trügt, überquert man die Grenze zum Nationalpark in dem Augenblick, in dem man die Brücke über einen der Quellbäche des Taverone in der Schlucht oberhalb von Tavernelle passiert.
Der obere Abschnitt des Lagastrello ist sehr hübsch mit Serpentinen in offener Landschaft. Gemächlich rollt man hinter der Paßhöhe am Lago Paduli entlang und biegt praktisch neben der Staumauer nach rechts ab. An jener Kreuzung sind u.a. Miscoso und Reggio nell’Emilia ausgeschildert. Es folgt eine nicht allzu lange Abfahrt an Miscoso vorbei.
Auf diesem Abschnitt kam ich an einem fürchterlichen Unfall vorbei. Man lud gerade einen schwerverletzten Motorradfahrer in einen Hubschrauber. Sein Motorrad war völlig zerschmettert, die Einzelteile lagen weit verstreut. Hoffentlich geht es dem Fahrer mittlerweile wieder besser….
Hinter der Brücke über den Torrente Liocca biegt nach rechts eine schmale Straße nach Succiso ab. Dort beginnt der Anstieg zum dritten Paß, dem Passo della Scalucchia. Die Straße über die Scalucchia ist grandios: einsam und aussichtsreich fährt man zu Füßen der Alpe di Succiso durch eine malerische Landschaft. Dabei ist die Abfahrt nach Collagna fast noch schöner als die Auffahrt über Succiso. Auch auf dieser Paßstraße streift man den Nationalpark nur kurz im Bereich um die Paßhöhe herum.
In Collagna hält man sich auf der Hauptstraße im oberen Bereich des Orts rechts und trifft in einem Verkehrskreisel auf die strada statale 63, die zum vierten und letzten Paß der Tour führt: dem Passo del Cerreto. Der Anstieg ist eher kurz, aber doch verkehrsbelasteter als die Straßen über die vorigen Pässe. Man mag diesen Abschnitt als Tiefpunkt der Tour empfinden, wenn man sich anmaßt, in einer so herrlichen Gegend von Tiefpunkten zu reden. Aber man ist auf der Fahrt zum Cerreto länger als bei den anderen Pässen im Nationalpark unterwegs; der beginnt nämlich auf dem Flachstück in der Schlucht, auf deren Gegenseite Cerreto Alpi liegt. Von der Paßhöhe des Cerreto aus hat man nur noch eine Abfahrt mit kurzen Zwischenanstiegen bis nach Fivizzano vor sich. Die Abfahrt macht enorm viel Spaß, nicht zuletzt wegen der tollen Ausblicke in die Lunigiana hinein und auch zu den Apuanischen Alpen am Horizont.
Letztendlich ist man auf der Tour weniger im Nationalpark als vielmehr um ihn herum unterwegs. Man mag es mir nachsehen, wenn ich meinen Tourenvorschlag als Tour durch den Nationalpark anpreise. Der Aufhänger paßt halt ganz gut. Ich hatte noch eine andere Route in petto, auf der man ein paar Kilometer mehr im Nationalpark unterwegs ist, aber wegen einer dämlichen Fehlplanung habe ich die Strecke nicht unter die Räder genommen und bin stattdessen in die verregneten Alpen abgereist. Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit in der Zukunft, dann dürft ihr einen Sermon über "Touren in den Nationalparks der Apenninen, Teil 4, Absatz 2: Schon wieder über die Pässe des Toskanisch-Emilianischen Apennin" lesen...
3 gefahrene Pässe
Passo del Lagastrello, Passo del Cerreto, Passo della ScalucchiaStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
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