Studiert man auf der Karte die Umgebung von Andermatt, so stechen einem die 3 Auffahrten ins Auge, alle über der begehrten 2000m Grenze. Warum sind noch nicht von QDlern entdeckt, liegen sie doch in einer beliebten Pässeregion und nahe beisammen?
Was ist raus gekommen: Rosmettlen (2106m, 710Hm) hat eine spektakuläre Auffahrt mit großartigen Ausblicken, Stöckli(2440m, 1002Hm) hat fast die ganze Auffahrt unglaublich schöne Aussichten und Oberstafel(2221m, 687Hm) zeigt ein schönes und einsames Hochtal.
Gemeinsam ist ihnen der Straßenbelag, nämlich akzeptabel befahrbare Naturstraßen, die man nur im obersten Teil von Stöckli als Schotter bezeichnen muss.
Wegen der zu erwartenden sehr sommerlichen Temperaturen starte ich bereits um 5.30h an der Teufelsbrücke. In der Galerie zweigt bergseitig ein Seitentunnel ab ohne jedes Hinweisschild auf Rosmettlen. Nach 10m sofort heftiges Herzklopfen: ganz steiler Hang, 9 fantastische, asphaltierte Kehren, dazwischen gut fahrbare Naturstraße, 450 Hm mit 13,5%. Von oben gesehen, gehen die Kehren in die der Schöllenenschlucht über. Anschließend 220 Hm wieder auf Asphalt mit 12% als Aussichtsbalkon oberhalb und parallel zum Hospental in der ersten Morgensonne bis zu Militärgebäuden. Unglaublich spektakulär (Bild 02 bis 06)!
Noch ganz aufgewühlt, muss ich mich bei der Abfahrt sehr konzentrieren. Unten gleich weiter nach Andermatt und nach Stöckli die ersten 6km der Oberalpstraße hinauf und bei der Seilbahnstation Nätschen links ab. Laut Karte geht es bis 2300m hinauf. Über ganz freie Hänge. Noch von keinem QDler entdeckt, trotz 103 Highscores für die Oberalpauffahrt!!
Gleich nach der Abzweigung zeigt sich ein Grund: Naturstraße. Aber akzeptabel befahrbar. Aber dann: während der ganzen Auffahrt hat man spektakuläre Aussichten. Auf 2300m bei der Bergstation habe ich eigentlich das Ziel erreicht. Aber es geht noch weiter hinauf, auf gröberem Schotter und 13,5% steil. Ich kann der steilen Versuchung nicht widerstehen (Bild 01)!
Am besten geht es noch auf dem teilweise begrünten Mittelstreifen. Obwohl ich nicht stehen bleiben darf, merke ich aus den Augenwinkeln, dass die Aussicht sich zu 270 Grad ausweitet! Gott sei Dank geht es auf 2440m Höhe bei einer älteren Militärbefestigung wirklich nicht mehr weiter. Was für ein Platz!
270 Grad Aussicht. Man sieht Oberalppass, Richtung Gottardo, Furka, Göschenertal, Meiental zum Susten und die Berge dazwischen. Sicher einer der schönsten Urner Aussichtspunkte! (Bild 06 bis 14). Ich kann mich nur mit Mühe losreißen!
Anschließend geht’s noch zum Oberalppass zum „Abhaken“. Was für ein Kontrast: kaum Steigung, wahnwitzige Motorradhelden, flüchtige Autofahrer und zahlreiche – mehr oder weniger ambitionierte – Velofahrer.
Aber noch wartet in Realp meine 3. Auffahrt nach Oberstafel auf mich. Ein einsames Hochtal auf 2200m südlich der Furka-Auffahrt. Und es beginnt auf Asphalt. Man kann sich daran gewöhnen. Es ist tatsächlich einsam. Nur einige wenige Wanderer. Im linken Teil des Tales donnern die Wassermassen eines kleineren Flusses hinab. Analog zur Straße, macht er auch an der Steilstufe Kehren! Und ich werde nicht enttäuscht: ab 1950m beginnt wieder eine akzeptable Naturstraße (Bild 15 bis 20)
Und so passt alles zusammen. Mit Unterstützung der 3 Urner Naturstraßen-Schönheiten werde ich zum Anhänger der Staubfraktion, wenn auch nur für hoch gelegene und einsame Ziele mit spektakulären Aussichten.