Velo oder Vela 28,9 km / 1942 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von TicinoBergler46
Von TicinoBergler46 –
Velo oder Vela?
1750 Hm
10. Juni 2010
Vela ist nicht die weibliche Form von Velo. Nein, Vela heißt Segel auf italienisch. Was das mit Berg-Velofahren zu tun hat? Etwas Geduld bitte, gleich werdet Ihr es verstehen.
Am 10. Juni geht ein wilder Föhnsturm am Vierwaldstädtersee. In Gersau am sonnigen Nordufer schlagen die weißgekrönten Wellen heftig ans Ufer. In der Sonne hat der See ein ungewohntes hell-blasses Blau.
Pünktlich trifft Reto ein, so dass wir um 1 Uhr mittags in Gersau wegfahren. Wir haben 3 – 3 ½ Stunden Zeit. Das reicht für die 3 sehr schönen Touren zwischen Gersauerstock (1452m) und Hochflue (1698m). Nr. 1 ist die schöne und nicht unsteile Auffahrt nach Guggertrüllen oberhalb des Gätterlipasses. Nr. 2 ist die steile „Aussichts-Diva“ von Reto nach Ober Urmi. Nr. 3 die schöne und recht steile Auffahrt nach Fälmisegg. Hintereinander fährt man mit 30km die 1750 Hm sehr effizient.
Der Föhn ist wirklich heftig. Wir denken uns aus, dass wir bergauf mit Rückenwind rechnen können. Diese Rechnung haben wir aber ohne den Wind gemacht. Er kömmt aus südlicher Richtung und trifft links auf den Abhang des Gersauerstocks, bläst auf den Abhang des Hochflue rechts und wird zurück geworfen.
Der Gegenwind wirkt wie ein Zuschlag von 10 Prozentpunkte auf die Steigung, die auch nicht ohne ist. In einer heftigen Bö kommt man fast zum Stillstand. Ich versuche in Reto’s Windschatten zu fahren, aber er ist dafür zu dünn.
Nach der Kehre ist es plötzlich Rückenwind, der so stark ist, dass man schnell hoch (!) schaltet um den vollen Vorteil auszukosten. So muss Fausto Coppi auf der vorletzten Etappe des Giro d’Italia 1953 den Stelvio hinauf geflogen sein, als er Hugo Koblet noch den Gesamtsieg abjagte. Jetzt müsste man einen Spinnaker aus dem Vorbau ausfahren können.
In dem zwar steilen, aber mit den Sommerwiesen eher lieblichen Almgelände bringt der Föhnsturm ein echtes Berg-feeling dazu. Die Ausblicke auf den See unten und die dahinter liegenden Berge ist tief beeindruckend. Oben in Guggertrüllen zeigt mir Reto sogar das Wetterhorn mit seiner Nordwand oberhalb der Großen Scheidegg. Meine Gedanken schweifen ab zu meiner schönsten Berg-Velotour. Die nicht schnelle Abfahrt ist dann weniger schlimm als befürchtet.
Auf 660m Höhe geht es dann „hinüber“ nach Ober Urmi. Auf der Karte sieht es jedenfalls so aus. In Wirklichkeit geht es aber permanent steil nach oben, 4km mit 12,5%. Mit wenig Kehren. Dabei wird ein wahres Aussichtswunder aktiviert. Steil hinunter auf den See zwischen Gersau und Weggis. Auf die Berge gegenüber und auf die im Süden. Ganz oben in Ober Urmi liegt einem der Luzerner Teil des Sees einschließlich dem Bürgenstock zu Füßen bzw. den Pedalen. Der Wind will mich schlank halten und reißt mir die Schokoladenkeks-Packung aus der Hand. Im letzten Moment rette ich meine einzige Kohlehydrat-Quelle. Bei der Abfahrt – im Wesentlichen gegen den Wind – muss man nicht viel bremsen.
Auf 800m Höhe dann der Abstecher zum Fälmisegg. Uff, geht es da steil hinauf! 375 Hm mit 14,5% Durchschnitt. Aber wieder sehr schön durch blühende Sommerwiesen. Oben dann ein (sehr) kleiner Pass. Lächerlich niedrige Wiesenraine links und rechts reichen schon um eine Düse zu bilden, in der wir fast nicht mehr halten können. Reto’s Brille verlässt ihn. 15m tiefer können wir wieder die prächtige Aussicht genießen.
Noch weiter unten fahren wir die Kehren hinunter direkt gegen den Wind. Und so wird das Velofahren zum Segeln. Mit Backbordschoten fährt man im leichten Raumkurs auf die Rechts-Kehre zu, macht in der Kehre die Wende durch den Wind und fährt mit Steuerbordschoten wieder nach rechts. Ob der entgegen kommende Traktorfahrer weiß, dass Backbordschoten Vorrang haben vor Steuerbordschoten? In einer ganz starken Bö würde man im Großsegel einen Bauch am Mast lassen, um den Winddruck zu reduzieren. Beim Velofahren wird man einfach automatisch abgebremst in dem man sich aufrichtet.
Fröhlich und beeindruckt von der Schönheit der Touren halten wir das Zeitlimit der Regattaleitung ein. Beim Einpacken ins Auto fehlt plötzlich Reto’s Helm. Ich suche das Wasser am Ufer ab, aber er wurde nur unters Auto geblasen.
Mit dem Rigi vor 2 Tagen und der heutigen Tour hat mir Reto Herzstücke der Inner-Schweizer Berg-Velo-Schönheiten gezeigt. Danke!
1750 Hm
10. Juni 2010
Vela ist nicht die weibliche Form von Velo. Nein, Vela heißt Segel auf italienisch. Was das mit Berg-Velofahren zu tun hat? Etwas Geduld bitte, gleich werdet Ihr es verstehen.
Am 10. Juni geht ein wilder Föhnsturm am Vierwaldstädtersee. In Gersau am sonnigen Nordufer schlagen die weißgekrönten Wellen heftig ans Ufer. In der Sonne hat der See ein ungewohntes hell-blasses Blau.
Pünktlich trifft Reto ein, so dass wir um 1 Uhr mittags in Gersau wegfahren. Wir haben 3 – 3 ½ Stunden Zeit. Das reicht für die 3 sehr schönen Touren zwischen Gersauerstock (1452m) und Hochflue (1698m). Nr. 1 ist die schöne und nicht unsteile Auffahrt nach Guggertrüllen oberhalb des Gätterlipasses. Nr. 2 ist die steile „Aussichts-Diva“ von Reto nach Ober Urmi. Nr. 3 die schöne und recht steile Auffahrt nach Fälmisegg. Hintereinander fährt man mit 30km die 1750 Hm sehr effizient.
Der Föhn ist wirklich heftig. Wir denken uns aus, dass wir bergauf mit Rückenwind rechnen können. Diese Rechnung haben wir aber ohne den Wind gemacht. Er kömmt aus südlicher Richtung und trifft links auf den Abhang des Gersauerstocks, bläst auf den Abhang des Hochflue rechts und wird zurück geworfen.
Der Gegenwind wirkt wie ein Zuschlag von 10 Prozentpunkte auf die Steigung, die auch nicht ohne ist. In einer heftigen Bö kommt man fast zum Stillstand. Ich versuche in Reto’s Windschatten zu fahren, aber er ist dafür zu dünn.
Nach der Kehre ist es plötzlich Rückenwind, der so stark ist, dass man schnell hoch (!) schaltet um den vollen Vorteil auszukosten. So muss Fausto Coppi auf der vorletzten Etappe des Giro d’Italia 1953 den Stelvio hinauf geflogen sein, als er Hugo Koblet noch den Gesamtsieg abjagte. Jetzt müsste man einen Spinnaker aus dem Vorbau ausfahren können.
In dem zwar steilen, aber mit den Sommerwiesen eher lieblichen Almgelände bringt der Föhnsturm ein echtes Berg-feeling dazu. Die Ausblicke auf den See unten und die dahinter liegenden Berge ist tief beeindruckend. Oben in Guggertrüllen zeigt mir Reto sogar das Wetterhorn mit seiner Nordwand oberhalb der Großen Scheidegg. Meine Gedanken schweifen ab zu meiner schönsten Berg-Velotour. Die nicht schnelle Abfahrt ist dann weniger schlimm als befürchtet.
Auf 660m Höhe geht es dann „hinüber“ nach Ober Urmi. Auf der Karte sieht es jedenfalls so aus. In Wirklichkeit geht es aber permanent steil nach oben, 4km mit 12,5%. Mit wenig Kehren. Dabei wird ein wahres Aussichtswunder aktiviert. Steil hinunter auf den See zwischen Gersau und Weggis. Auf die Berge gegenüber und auf die im Süden. Ganz oben in Ober Urmi liegt einem der Luzerner Teil des Sees einschließlich dem Bürgenstock zu Füßen bzw. den Pedalen. Der Wind will mich schlank halten und reißt mir die Schokoladenkeks-Packung aus der Hand. Im letzten Moment rette ich meine einzige Kohlehydrat-Quelle. Bei der Abfahrt – im Wesentlichen gegen den Wind – muss man nicht viel bremsen.
Auf 800m Höhe dann der Abstecher zum Fälmisegg. Uff, geht es da steil hinauf! 375 Hm mit 14,5% Durchschnitt. Aber wieder sehr schön durch blühende Sommerwiesen. Oben dann ein (sehr) kleiner Pass. Lächerlich niedrige Wiesenraine links und rechts reichen schon um eine Düse zu bilden, in der wir fast nicht mehr halten können. Reto’s Brille verlässt ihn. 15m tiefer können wir wieder die prächtige Aussicht genießen.
Noch weiter unten fahren wir die Kehren hinunter direkt gegen den Wind. Und so wird das Velofahren zum Segeln. Mit Backbordschoten fährt man im leichten Raumkurs auf die Rechts-Kehre zu, macht in der Kehre die Wende durch den Wind und fährt mit Steuerbordschoten wieder nach rechts. Ob der entgegen kommende Traktorfahrer weiß, dass Backbordschoten Vorrang haben vor Steuerbordschoten? In einer ganz starken Bö würde man im Großsegel einen Bauch am Mast lassen, um den Winddruck zu reduzieren. Beim Velofahren wird man einfach automatisch abgebremst in dem man sich aufrichtet.
Fröhlich und beeindruckt von der Schönheit der Touren halten wir das Zeitlimit der Regattaleitung ein. Beim Einpacken ins Auto fehlt plötzlich Reto’s Helm. Ich suche das Wasser am Ufer ab, aber er wurde nur unters Auto geblasen.
Mit dem Rigi vor 2 Tagen und der heutigen Tour hat mir Reto Herzstücke der Inner-Schweizer Berg-Velo-Schönheiten gezeigt. Danke!
2 gefahrene Pässe
Ober Urmi, FälmiseggStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am