Von majortom – Vier Tage mit Bergen, Cols und Ballons. Das Trainingswochenende in den Vogesen mit Standort Thann ist anspruchsvoll, dennoch sollte genug Muße bleiben, um auch die schöne, einsame Landschaft des wilden Mittelgebirges in vollen Zügen zu genießen. Und dann im komfortablen Hotel in Thann zu entspannen.
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Vogesen – Les 4 ballons
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Vogesen – Les 4 ballons vom 20. bis 23. Juni 2019.
Von majortom – Wir fangen klein an - mit dem Petit Ballon. Vom vogesischen Ballon-Tryptychon hinter Ballon d'Alsace und Grand Ballon wohl dem Namen nach die Nummer drei, dafür aber auch der wildeste und unbekannteste. Zunächst rollen wir uns jedoch flach in der Rheinebene am Rande der Vogesen ein und frühstücken zum Aufgalopp den eher gemütlich zu fahrenden Col de Firstplan ab. Über Wasserbourg erreichen wir dann die für Vogesenverhältnisse recht steile Auffahrt zum Petit Ballon, die nach Zwischenabfahrt direkt in den Anstieg zu Col de Platzerwasel übergeht. Wir erreichen die Kammstraße Route des Cretes, auf der wir aber nur kurz bleiben, denn es geht in rasender Abfahrt hinab nach Kruth am gleichnamigen See und im Tal der Thur nach Thann zurück.
Von majortom – Es ist ganz einfach. Vier Tage. Vier Ballons. Gestern war schon der Ballon d'Alsace auf dem Speiseplan, heute steht der Grand Ballon darauf. Damit haben wir die prestigeträchtigsten Ballons in den ersten beiden Tagen abgeräumt und können uns ab morgen um die unbekannteren Schöneheiten kümmern. Heute also der Grand Ballon, mit einer Einrollphase von 8 km bis Moosch. Da kommt mir natürlich ein uralter Disput zwischen zwei quäldich-Vogesen-Autoritäten (der geschätzte AP und der geschätzte stb72) in den Sinn, welches nun die härteste Auffahrt auf den Grand Ballon ist. Ich weiß nicht mehr, wer von beiden welche These vertreten hat, auf jeden Fall haben wir uns heute völlig wertneutral für die Auffahrt aus Moosch entschieden. Die zunächst recht human und bis Geishouse auf einer Straße in gutem Zustand verläuft. 900 Höhenmeter am Stück sind natürlich ein Wort. Aber die Motivation ist hoch, Morgeneuphorie, jeder fährt sein Tempo. Es macht Spaß.
Ab Geishouse leidet der Spaßfaktor dann ein wenig, weil die Straße teils in desolatem Zustand ist. Am Anfang findet man noch eine gute Linie zwischen den Schlaglöchern hindurch, was im finalen Teil der Auffahrt dann immer schwieriger wird. Steil ist es noch dazu. Grenzwertig. Aber es macht immer noch Spaß, vor allem als dann das Observatorium auf dem Ballon in Sicht kommt, und wir dann für die letzten 1,5 km auf die bestens asphaltierte Straße wechseln können. Dann sind wir oben, das Dach unserer Tour. Die Wolken hängen tief, weswegen wir auch nicht links beim "Vue des Alpes" (das ist heute eine leere Versprechung) auf einen Kaffee einkehren, sondern lieber rechts beim Honigverkäufer. Während wir dort sitzen, verschwinden die Berge Richtung Petit Ballon immer mehr in den Wolken, so dass zu befürchen ist, dass auch das Hohneck in den Wolken liegt, und wir die richtige Mittagspause vom Hohneck auf den Col de la Schlucht verschieben.
Route des Cretes. Die Höhenstraße entlang des Vogesenhauptkamms. In einem Mini-Grupetto fahren wir aufgrund eines Reifenwechsels (danke an dieser Stelle an Oliver für seine Tubeless-Expertise) der Gruppe hinterher, und tatsächlich bessert sich die Wettersituation zusehends. Im Westen sieht man weit nach Lothringen hinein, und die Hoffnung steigt, dass wir das Hohneck doch noch einstreuen können. Es ist meines Wissens das erste Mal, dass wir tatsächlich den ganzen südlichen Abschnitt vom Grand Ballon zum Col de la Schlucht am Stück fahren - eine quäldich-Weltpremiere also. Zwischen dem Breitfirst und der Einmündung der Route des Américains kenne ich die Route des Cretes auch noch gar nicht, und ich muss sagen: es lohnt sich! Schöne Landschaft, herrliche Aussicht, guter Flow trotz vereinzelter Gegensteigungen.
An der Hohneck-Abzweigung haben wie die Gruppe dann wieder vereinigt. Multifunktionsteilnehmer Guy führt die Verweigerer direkt zum Col de la Schlucht; der größere Teil entscheidet sich aber tatsächlich noch für die Stichstraße. Der Gipfel ist wolkenfrei, und der Serpentinenhang durch die karge Wiese lockt einfach. Und es lohnt sich. Im Osten sieht man zwar kaum über Colmar hinaus, aber ich meine immerhin, den Kaiserstuhl schemenhaft am Horizont erkennen zu können. Wunschdenken möglicherweise. In der Abfahrt kommen uns beide anderen Gruppen entgegen, und ich nutze die Gelegenheit, auch mal die Sportiven von vorne zu fotografieren.
Kurze Zeit später sind wir am Col de la Schlucht, entschließen uns aufgrund von Baustellenlärm jedoch, die Mittagspause noch bis nach der Abfahrt nach Munster hinauszuzögern. Tatsächlich werden wir kurz vor Munster in einer Flammkuchen-Bude fündig, wo man das Zusammenrücken von Tischen auf der Terrasse zwar recht kritisch sieht, uns aber dennoch mustergültig und lecker versorgt. Kudos für die Flammkuchen-Bude.
Das letzte ernst zu nehmende Hindernis ist dann der insbesondere Wintzfelden-Veteranen bekannte Col de Firstplan. Ein kurzer Regenschauer kann uns nicht schocken, wir quetschen souverän hinauf und machen uns dann an das flache bis wellige Schlussstück am Rande der Vogesen entlang. Es sind malerische Weinberge, durch die wir unterwegs sind, bei drückender und feuchter Hitze wird jedoch auch das nochmal zur Herausforderung. Trotz schwindender Kräfte schaffen wir es noch rechtzeitig zum Schmutzbier zurück nach Thann.
Gnocchi sind schon durch, jetzt kommt der Turbo-Hauptgang. In diesem Sinne: Jetzt essen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Unsere erste richtig lange Etappe durch die Vogesen. Sie beginnt mit einem Paukenschlag: der langen Auffahrt zum Grand Ballon ab Moosch, vielleicht die unbekannteste Variante zu diesem bekannten Gipfel, mit Sicherheit aber nicht die leichteste. Am Ballon-Gipfel drehen wir heute wieder um und fahren über die Route des Cretes, die wir in ihrer gesamten Länge genießen können. Das wohl spektakulärste Panorama des Tages erarbeiten wir uns dann mit dem kurzen Abstecher zum Hohneck. Die Kammstraße endet am Col de la Schlucht, der uns eine lange Abfahrt ins Munstertal verspricht. Die Forststraße zum Chateau de Haut-Landsbourg nimmt sich dagegen nur noch als kleiner Hügel aus - unterschätzen sollte man ihn aber nicht.
Von majortom – Etwa 10 Kilometer kürzer - aber nicht wirklich signifikant weniger höhenmeterreich - kann man die Rückfahrt gestalten, indem man die bereits bekannte Strecke über den Col de Firstplan in umgekehrter Richtung nimmt.
Von majortom – Königsetappe in den Vogesen. Heute zeigt sich, wer sich zum roi des ballons krönen kann. Wie immer beginnt es trügerisch einfach: wir fahren das Thur-Tal hinauf bis zum Lac de Wildenstein. Dann jedoch schließt sich der Col d'Oderen an, dicht gefolgt von der wunderschönen Route über den Grand Ventron. Über eine etwas abenteuerliche (aber vogesentypische) route forestière geht es hinab ins Moselotte-Tal und über den wenig spektakulären Col de Ménil ins Tal der jungen Mosel. Hier beginnt die Etappe dann erst so richtig, mit dem Anstieg zum Ballon de Servance, auf den eine verwunschene schmale Straße führt. Dann steht noch die von der Tour de France als Bergankunft bekannte Stichstraße zur Plance des belles filles auf dem Programm. Am Südrand der Vogesen geht es hügelig wieder nach Thann zurück.
Von majortom – 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit. Das klingt erstmal viel. Bedeutet aber auch, dass es in 20 Prozent der Fälle nicht regnet. Da das Glück mit den tüchtigen ist, erwischen wir heute einen 20-Prozent-Tag. (Was sich – siehe unten – jedoch nicht nur in der Regennichtwahrscheinlichkeit manifestierte.)
Wie auch immer. Dritter Tag, dritter Ballon. Der unbekannteste in unserem Ballonquadrupel, definitiv der einfachste, und auf eine eher unspektakuläre Abfahrt dennoch auch ein schöner. Der Ballon de Servace, irgendwo tief in den südlichen Vogesen drinnen. Um dorthin zu kommen, eiern wir zunächst mal wieder über den liebgewonnenen Radweg im Thur-Tal. Rollsplitt, teilweise holpriger Asphalt, immer wieder kurze Rampen, aber immer noch besser als die Route Nationale. Wir sind Genießer, und wir wollen es auch heute bleiben. Beim einzigen Defekt unserer Gruppe solang zieht dann Oliver mit den Entspannten dabei. Womit klar ist: heute sichern wir unser Peloton nach hinten ab. Heute sind wir die entspannte Gruppe. Natürlich nehmen wir diese Rolle demütlg an.
Der Col d'Oderen ist der Aufgalopp. Wir kennen zumindest die Abfahrt schon, die am ersten Tag sensationell war, und auch der Anstieg ist ganz hübsch, auf jeden Fall gut und locker zu fahren und so dann doch eher ein Auftakt nach Maß als gestern, als wir praktisch ohne nennenswerte Aufwärmphase in den Grand Ballon rein sind. An der Passhöhe scheint ein Radfahrer-Treffpunkt zu sein, denn außer unseren beiden Gruppen (entspannt und neo-entspannt) sind auch noch zwei andere Gruppen hier. Es fällt ganz schön schwer, sich wieder zu sortieren, doch dann fährt doch jeder in der korrekten Gruppe ab nach Ventron. Immer noch kein Regentropfen bis jetzt.
In der Abfahrt vom darauf folgenden Mini-Pass stellen wir die Entspannten wieder. Doch sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn die Neo-Entspannte Gruppe entscheidet sich auf Vorschlag des Guides für eine Zwei-Boxenstopp-Strategie und fällt schon beim Bolanger in Le Thillot ein. Deutschsprachiges Personal, das zudem noch das Tischerücken auf der Terrasse gelassen hinnimmt. Sensationelle Erstpause. Auch wenn dem Berichterstatter dann im Ballon de Servance das Speck-Zwiebel-Käse-Dingens etwas schwer im Magen liegt.
Die Vorteile des Ballon de Servance: traumhaft einsame, schmale Straße. Vom Vorpass Col des Croix bis nach Plancher-les-Mines sehren wir kein einziges Auto. Dafür jede Menge Radfahrer. Die Nachteile des Ballon de Servance: ein nervig unrhythmischer Anstieg, in dem es sehr schwer fällt, so richtig auf Touren zu kommen. So dass der Speck-Zwiebel-Dings-geplagte Berichterstatter sich eher im Grupetto orientiert. Aussicht hat man zwar keine nennenswerte, aber dennoch war es irgendwie ein traumhafter Anstieg. Die Abfahrt ist holprig, aber ebenso idyllisch und schön. Sensationell.
Brav wartet die Gruppe dann ab Abzweig der Bergankunft par Excellence. Der Alpe d'Huez der Vogesen. Also der Plance des Belles Filles, die auch 2019 wieder auf dem Speiseplan der Tour de France steht. An dieser Stelle ein kleiner Exkurs. Der etwas seltsam klingende Name ("Planke der Schönen Mädchen") geht auf dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Ein marodierendes schwedisches Söldnerheer hatte sich in die südlichen Vogesen verirrt. Vermutlich war ihnen von König Gustav Adolf Köttbullar versprochen worden, und alles war auf dem Söldner-Teller landete, war Choucroute. Jedenfalls wollten sich die Schweden dann an den jungen Frauen der Umgebung gütlich tun, die jedoch in weider Voraussicht bereits in die Berge geflüchtet waren. So einfach ließen die Schweden sich jedoch nicht abspeisen, folgten den belles filles in die Berge, so dass diese nur den Ausweg sagen, sich über einen Planke in den sicheren Tod zu stürzen. (Danke für das Ausgraben dieser Anekdote an den vorübergehenen Kulturattaché und Bierstrichlisten-Spitzenreiter...)
Als wir gerade losfahren wollen, rauscht das Tal hinauf eine Gruppe durchgestylter Rapha-Hipster heran. Der fachmännische Blick sagt: zumindest der letzte kann nichts, den versägen wir! Schließlich ist es eine Tour-Bergankunft. Es ist steil. Hier gibt es kein Geplänkel, kein Taktieren, keine Attacken. Wer die besten Beine hat, gewinnt. Nicht so ein unrhythmischer Kack wie am Ballon de Servance. Also sofort los in die erste 15-prozentige Rampe, und es werden keine Gefangenen mehr gemacht. Und wie sagte Guy gestern? "Ich bin ein Waschlappen, und du bist ein Athlet." Zwar nicht zu mir, aber es verpflichtet dennoch. Ein kleines Flachstück nach der ersten Kehre, der Abstand zum Rapha-Hipster schrumpft, und kurz nach der zweiten Kehre fängt er an, Schlangenlinien zu fahren. quäldich vs. Raphagang: eins zu null. Nun müssen wir natürlich durchziehen. Ohne zu wissen, dass nach dem Parkplatz (wo unser Track endet) noch eine zwanzigprozentige Rampe (ist es ein Omen, dass die Prozentzahl identisch ist mit der Nichtregenwahrscheinlichkeit?) zum Ziel der Tour-Bergankunft kommt. Wo ich dann Schlangenlinien fahre. Was solls. Souverän zu den belles filles gefahren.
Den Schwung aus der Abfahrt nutzen wir gleich, um weiter das Tal hinunter zu rauschen. Bis zum Kreisverkehr, wo die ex-entspannte Gruppe sitzt. Als neo-entspannte Gruppe können wir natürlich nicht einfach so vorbei fahren und kehren ebenfalls noch auf ein Eclair und ein Coläle ein. Pausenmanagement ist alles.
40 Kilometer fehlen noch. Wir überspringen in der Berichterstattung jedoch den Kackwellenteil (auch wenn wir ihn souverän gemeistert haben) und springen gleich zur finalen Mini-Kackwelle. Testosteron ist immer noch vorhanden. Klaus erhöht das Tempo und wirft somit seinen Hut in den Ring. Konterattacke vom Berichterstatter. Konterkonterattacke von Klaus. Er sichert sich somit die letzte Bergwertung, die bekanntlich doppelt zählt. Nur Guy bestätigt mal wieder seinen Status als Gentleman und begleitet unsere testosteronfreie Dame. Dann rollen wir nur noch nach Thann runter.
Und schon wieder eine sensationelle Etappe. Jetzt essen!
Fußnote: Die sportive Gruppe hat heute zwei Kaffeepausen gemacht.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nicht ganz zur Königsetappe taugt die heutige Runde, wenn man den Abstecher zum Grand Ventron weglässt. Noch mehr reduzieren könnte man das ganze, indem man auch noch auf die belles filles verzichtet...
Von majortom – Würde Jan den heutigen Bericht schreiben, er lautete folgendermaßen: "Epische Vogesen-Etappe. Viel Schmutzbier. Jetzt Essen!" Aber damit geben wir uns natürlich nicht zufrieden. Tatsächlich haben wir nach dem heutigen Vogesen-Auftakt in Thann noch beinahe in Vollbesetzung den Park im gleichnamigen Hotel bevölkert und die Bier-Umsätze in die Höhe getrieben. Grimbergen Ambrée, Fischer (sprich: Fischähr) oder La Perle Pils. Gerade spielt ein klimpernder Gitarrist zum Abendessen auf. Warum auch immer. Die Stimmung ist exzellent.
Was natürlich vor allem daran liegt, dass wir heute auch Rad gefahren sind. Vogesen mal wieder. Ich muss ja gestehen, dass die Vogesen auf meiner persönlichen Rangliste der französischen Mittelgebirge auf einem ehrenvollen dritten Rang liegen. Aber als wir kurz nach dem Aufbruch in Thann in Richtung Col du Hundsruck fahren, weiß ich auch wieder, warum ich die Vogesen so mag. Es gibt jede Menge asphaltierter routes forestières – Forststraßen – auf denen quasi null Verkehr unterwegs ist. Idyllischer Wald, eine homogene Gruppe, so macht Rennradfahren Spaß. Dass sich angeblich am Col du Hundsruck die berühmt-berüchtigte Episode zugetragen haben soll, als ein rothaariger Jungspund im mailot jaune der Tour de France von einem pfälzischen Sportskameraden aus seinem Team zu mehr körperlichem Leiden aufgefordert wurde, ist heute nur eine unbedeutende Fußnote.
Schnell stehen wir auf dem Col du Hundsruck und rauschen auf frisch asphaltierter Straße ins Doller-Tal. Den neuen Belag haben wir wohl der Tour de France 2019 zu verdanken, die auch hier lang führen wird. Hundsruck und Ballon d'Alsace – ein todsicher erfolgreiches Vogesen-Double. Heute bin ich hier auch in besserer Verfassung als im vergangenen Jahr zur Auftaktetappe von Freiburg-Bordeaux, als ich von meiner Gruppe nur noch die Rücklichter gesehen habe. Einfach eine schöne Auffahrt zum Ballon. Recht anspruchsvoll, aber schön zu fahren. Leider erwischt uns im oberen Teil, dort wo man eigentlich die sensationelle Aussicht bis ins Berner Oberland hat (heute reicht sie kaum bis in den Schwarzwald), ein erster Regenschauer. So dass uns die Auberge oben gerade recht kommt, um vor dem ersten Wolkenbruch dort Zuflucht zu suchen. Rainer und die Sportiven sitzen bereits bei tarte aux myrtilles hier; Oliver und die Entspannten folgen ein paar Minuten nach uns und haben den Wolkenbruch noch mitbekommen.
Leider ist das Personal geringfügig überfordert mit der Organisation, die 26 hungrige Rennradfahrer mit sich bringen, so dass der Speisezettel nicht weit über die Heidelbeer-Tarte hinaus reicht. Was solls, für uns war es genau die richtige Auberge zum richtigen Zeitpunkt. Nicht ganz so gut ist unser Timing allerdings beim Aufbruch. Die ersten in der Gruppe haben sich schon in die Abfahrt gestürzt, und während der Rest sich noch sammelt, kommt der nächste Wolkenbruch. Zurück in die Auberge ist nun keine Option mehr, also fahren wir halt im strömenden Regen ab. Mittelmäßiges Timing, zugegeben.
Blindflug auf der Abfahrt also. Doch schon unten im Mosel-Tal ist es wieder trocken, und wir fahren sofort weiter, um bergauf zum Col de Page wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Was erstaunlich gut klappt, denn der Sommer kehrt zurück. Trockene Straßen. Sonnenschein. Eine route forestière auf den Col du Page. Ein Traum. Daran schließt sich ein kurzer Rest-Anstieg zum Col d'Oderen an, gefolgt von einer sensationell flowigen Abfahrt hinab nach Kruth. Es macht Spaß in den Vogesen.
Bei der Suche nach freiwilligen Windbrechern meldet sich natürlich der Apéro-Beauftragte aus einem mittelgroßen Nachbarland, der ja sowieso eine Art Allzweckwaffe auf quäldich-Reisen ist. Mit Flow geht es den Thur-Tal hinunter, nur als wir dann auf die Route Nationale einbiegen, trifft Guy an der Spitze die goldrichtige Entscheidung, auf die parallel verlaufende voie verte auszuweichen. Hier ist der Asphalt zwar etwas holpriger, der Rollsplitt etwas zahlreicher, aber den LKW-Verkehr sind wir ein für alle Mal los. Navigation also ausnahmsweise mal nicht per Track, sondern per Radweg-Hinweisschildern. Geht gut. Und so rollen wir mit Improvisationstalent und guter Laune in Thann ein.
Viel Schmutzbier. Jetzt essen. Hoffentlich.
Grüße des Tages: an Uli, Gabi, Markus und Sille in den Cevennen. Habt weiterhin viel Spaß im Süden.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute heißt es Abschied nehmen von den Vogesen. Wir tun dies mit dem letzten noch fehlenden Ballon, vielleicht dem bekanntesten, dem Ballon d'Alsace. Es ist eine klassiche Tour-de-France-Kombination, wenn die Grand Boucle denn mal den Vogesen einen Besuch abstattet (so übrigens auch anno 97, als der Ausspruch „Quäl dich, du Sau!“ erfolgt sein soll): zuerst der Col de Hundsrueck, und dann der Ballon d'Alsace im Anschluss. So machen wir es auch heute und kommen wieder auf eine stattliche Höhenmeteranzahl. Nach der Abfahrt ins Moseltal bringt uns der Col du Page hinüber zum Col d'Oderen, und dieser wiederum ins Thur-Tal zurück, wo wir gemütlich bis Thann ausrollen können.