Von velles –
Valloire-Briancon
Heute geht es über den Col du Galibier. Doch das ist nicht irgendein Pass. Sondern wahrscheinlich der Pass der Pässe in den französischen Alpen für Radfahrer.
Mit 2642m ist er immerhin der fünfthöchste asphaltierte Übergang der Alpen. Bereits 1876 errichtet und damit älter als die Route des Grandes Alpes (also bei deren Errichtung in die Strecke integriert) wurde er bereits 1911 bei der neunten Ausgabe der Tour de France befahren. Er zählt neben dem Col de Tourmalet in den Pyrenäen, dem Mont Ventoux und der L´Alpe d'Huez zu den legendärsten Bergetappen der Tour und ist auch meist deren höchste. Zumindest ist es der Alpenpass mit den meisten Überquerungen der Tour (auch wenn der Pass damit noch weit nicht an die Zahl der Befahrungen des Tourmalet herankommt). Somit ist er an schönen Tagen das Ziel zahlreicher Radfahrer zu denen sich auch fast so viele Motorradfahrer gesellen, die ihn auf der Route des Grandes Alpes befahren. Jeden Kilometer gibt es einen Markierungsstein der die verbleibenden Kilometer bis zum Pass und die maximale Steigung für den nächsten Kilometer angibt. Gleich ab Valloire steigt die Straße an, zuerst entlang des Tales ohne viele größere Kurven. Alsbald liegt links der kleine Altiport von Valloire-Bonnenuit. (Altiports sind einige kurze, steile Flugplätze in Frankreichs Gebirgen - Alpen und Pyrenäen - großteils Graspisten, wo Piloten mit einer speziellen Einschulung und dafür geeigneten Maschinen starten und landen dürfen. Der spektakulärste davon befindet sich wohl in Courchevel - in 1900m Höhe gelegen und mit bis zu 16% steiler Landebahn die während der Olympischen Spiele und in den Jahren danach mit 48 sitzigen Maschinen im Linienflug angeflogen wurde. Und als ehemaliger Airlineangestellter und Mitarbeiter der Gesellschaft, die diese Flüge durchgeführt hat, faszinieren mich diese hochgelegen speziellen Plätze natürlich immer noch). Es ist heiß und wir schrauben uns schwitzend die Passstraße die wir, wie schon erwähnt mit vielen anderen Radfahrern und Motorradfahrern teilen, nach oben. Professionelle Fotografen sind in manchen Serpentinen postiert und machen Aufnahmen der vorbei Fahrenden, die man dann über das Internet bestellen kann, wenn man ein Souvenir der Fahrt möchte.
Kurz unter der Passhöhe zweigt ein 363m langer Scheiteltunnel ab, den alle Fahrzeuge befahren müssen die über 3,5 t wiegen. Dieser ist einspurig und die Befahrung wird mit der höchstgelegenen Ampel Europas abwechselnd geregelt. Räder und Motorräder müssen allerdings über den Pass - aber würden wohl ohnehin nicht durch den Tunnel wollen. Am Pass selber tummeln sich dann so viele Zweiräder und deren Besitzer, dass der Pass fest in deren Hand ist - die eher wenigen Autos müssen da langsam durch. Am Pass geht es nämlich zu wie in einer Fußgängerzone - und für ein Erinnerungsbild mit dem Passschild heißt es meist "bitte Anstehen". Der Andrang ist auf alle Fälle riesengroß. So was hab ich nicht mal am Tourmalet oder Mont Ventoux erlebt. Aber ein eindrückliches Erlebnis ist der Pass damit allemal. Auf der gegenüberliegenden Seite unterhalb der Passhöhe beim Tunnelausgang gibt es eine Gastwirtschaft und einen Souvenirladen in dem man auch "Galibier" Trickots bei einem recht gut deutsch sprechenden Besitzer kaufen kann. Und knapp dahinter bei der nächsten Kehre steht ein recht massiver Steinzylinder - Gedenkstein für Henri Desgranges den Begründer der Tour de France. Bei der Abfahrt "überquert" man dann noch den Col du Lautaret, den man da dazugeschenkt bekommt, weil er hier den Übergang von zwei Quertälern bildet auf die die Strecke vom Gallibier einmündet.
Richtung Südwesten geht es nun immer das Tal hinaus bis nach Briancon. Die höchstegelegene Stadt Frankreichs ist mir ihrer Oberstadt und den Festungsanlagen des berühmten französischen Festungsbaumeister Vauban UNESCO Weltkulturerbe. Leider passiert mir nach der Stadteinfahrt ein Missgeschick. Wir haben kurz gestoppt um die Karte zu studieren und beim losfahren will ich die Brille richten und schlage dabei einen Salto und komme unglücklich mit der rechten Hand auf. Erst bleibt mir mal die Luft weg und eine geprellte Hand bedeutet dann auch, dass ich die Tour mit dem Rad leider nicht fortsetzen kann. Ich muss also zu den Mädels ins Verfolgerfahrzeug wechseln. Mehr als ärgerlich, aber gut, dass nicht mehr passiert ist. Wir nächtigen am Campingplatz.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren