Wenn sich zwei Österreicher, die gar nicht so weit voneinander entfernt wohnen, sich aber nie treffen, zufällig über einen Dritten in Italien zum Rad fahren verabreden ... 102,7 km / 2481 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Irrer Läufer
Von Irrer Läufer –
Endlich. Nach überaus hartem Tagwerk über einen längeren Zeitraum hinweg befindet sich die liebe Familie Läufer im hochverdienten Osterurlaub am Gardasee, diesmal in Albisano/Torri del Benaco schon etwas südlich, aber immer noch in direkter Schlagdistanz zu den hohen Bergen und harten Anstiegen. Ja, Frühlingswetter, Berge, See und Ausblick auf beides, das mag eben nicht nur der Herr Läufer. Nach einer kleinen Tour auf den Dosso dei Cavalli (trotz vermeintlich schlechter Form überraschend einfach) gleich am Anreisetag liege ich entspannt auf der Terrasse in der Sonne rum und nippe am Mineralwasser. Das Handy vibriert, der Herr Ast schickt mir ein SMS: "Sitze mit Roli in Milano beim Eis. Er hat keine Ahnung, dass du am See der Deutschen bist, kommt dich aber jederzeit besuchen, um ein bißchen Rad zu fahren."
Ha, schneller geistiger Überschlag der Form. Bin ich einer Ausfahrt mit Roli derzeit überhaupt würdig? Naja, die letzten drei Wochen kränklich, 500 Jahreskilometer, kaum Höhenmeter? Aber andererseits - was solls? SMS an Roli: "Ja, fahren wir. Wann paßts? Freu mich schon."
Statt "Freu mich schon" hätte da eher "Fürchte mich schon" stehen sollen, aber darüber redet man ja nicht. Vereinbaren schließlich für den Karfreitag eine feine Runde auf den Monte Baldo über die klassische Südanfahrt von Caprino Veronese. Sogar das Wetter soll nach den wechselhaften Vortagen wieder vorzüglich werden.
Als Treffpunkt haben wir die Hauptstraße in Garda vereinbart, da kann man sich nicht verfehlen. Er kommt mit dem Zug nach Peschiera und fährt von da aus mit dem Rad, ich komme von Albisano runter. Perfektes Timing - keiner muss warten. Auf gehts rüber nach Costermano und nach der laaaangen Geraden, an deren realem Vorhandensein ich vorher erhebliche Zweifel hegte, erreichen wir den Ausgangspunkt des Anstiegs, Caprino Veronese, ein kleines, romantisches Dörfchen.
Von hier an geht es konstant, aber vorerst noch mäßig bergan. Bis Spiazzi haben wir grade einmal 600 hm zurückgelegt, da kommen noch 2000 heute. Immerhin sind wir noch unter der Wolken- und Nebelgrenze. Freude und Mut zum Tempo kommen auf, als wir eines vor uns kämpfenden Rennradfahrers ansichtig werden. Da wird natürlich tempomäßig noch etwas zugelegt und mit ordentlich Luftverwirbelung im Schlepptau überholt, so dass keiner auch nur auf die Idee kommt, dranbleiben zu können. Noch mehr Freude kommt auf, als Roli mit Blick auf seinen offensichtlich übermotiviert anzeigenden Edge 800 um dezente Reduktion der Steigungsrate ersucht, er muss ja schließlich am Sonntag noch mit Klaus ...
Dann endlich geht es richtig los: hinter Ferrara di Monte Baldo beginnen die Kehren und richtig steile Stücke wechseln sich mit kurzen Wellnesssteigungen ab. Teilweise ist die Sicht sehr schlecht, dichter Nebel zieht herum. Und warm ist es auch nicht grade. Beim Hubschrauberlandeplatz (wozu??) findet sich noch ein Überrest des Winters, eine Straßensperre wegen "Ghiacca e Neve". Uns doch egal, Roli erzählt aber eine unangenehme Geschichte aus vergangenen Tagen, bei der er ebenfalls eine Straßensperre mißachtend beinahe ein Opfer italienischer Polizeigewalt geworden wäre.
Langsam kriege ich Hunger, aber wegen der Vorsaison oder vielleicht auch weil Karfreitag ist, hat alles zu. Gut, dass das Frühstücksbuffet im Hotel ordentlich war und ich angesichts der heutigen Runde den Pansen vorsorglich tüchtig aufmunitioniert habe. Roli, der sonst ja nie ohne Manner-Schnitten im Rucksack ausrückt, hat diesmal leider nur irgendsoein italienisches Bröselzeugs mit - die österreichische Schnittenkultur leidet halt schon unter so einem Auslandssemester. Immerhin wird das Wetter jetzt besser, der Himmel zeigt sich schon teilweise blau und ermöglicht schöne Ausblicke auf die umliegenden Steilhänge des Monte Baldo. Auf der Kammstraße (endlich flach!) angekommen, führt links eine Stichstraße weg, die nach einem kurzen Verständigungsblick natürlich befahren werden muss. Sie erweist sich als QD-würdig: schlechter Asphalt, dafür Steigungen jenseits der 20 %. Einfach schön. Hauptsache bergauf? Na, eher Hauptsache die-Steigung-hört-auf! Überraschenderweise spüre ich jetzt erstmals ein wenig die schon gefahrenen Höhenmeter in den Beinen.
QD-Fotoshooting am Gipfel des Monte Baldo. Unser Topmodel Roli (jung, schön, lange Beine) führt die neue QD-Kollektion am Rad bergauf fahrend vor, ich fotografiere. Er fährt mehrmals rauf und runter an mir vorbei, im Hintergrund zieht eine mächtige Wolkenbank über die Bergkuppe. Beeindruckend. "Gib alles, Roli!" rufe ich, die dunkle Seite des Mode-Biz à la Heidi Klum imitierend. Ich hoffe nur, dass man die bescheidenen Bilder der Knipse in die Schuhe schieben kann - am Model und am Fotografen ist es sicher nicht gelegen :-) Die Gipfelklitsche ist natürlich auch zu.
Für die Abfahrt - ja, es ist kalt hier oben - kleiden wir uns warm ein: Haube, 3 Schichten Trikots, Regenjacke, warme Handschuhe. Los gehts. Wir stehen auf gut 1.600 Metern, unser Ziel Avio liegt auf 140 - hey, das nenne ich eine lange Abfahrt. Und schon werfen wir uns in selbige. Kehre um Kehre, roh in den Stein gehauene Tunnels, kaum Verkehr - die Vernichtung der vorher freudvoll gewonnenen Höhenmeter gerinnt zu einem fetten Grinsen, das beidseitig bis zur Helmunterkante reicht. Sehen sollte einen so aber besser keiner. Wir erreichen Avio, wo wieder Sommer ist. Beim Dorfbrunnen werden die Flaschen gefüllt und bis auf das Trikot (und die Radhose ;-) alle Kleiderschichten wieder im Rucksack verstaut.
Jetzt gehts durchs Etschtal wieder Richtung Gardasee. Leider haben wir den Wind auf der ganzen Strecke gegen uns, allerdings auch ein paar dieser kleinen Traktoren, die immer gleich aussehen (massive Rabattaktion im italienischen Lagerhaus?), Windschatten spendend vor uns. Was der Wind dann aber aus ihren Rückenbehältern geweht hat, möchte ich jetzt lieber nicht wissen. Hügelig, windig, schon ein bißchen müde, der Allgemeinzustand könnte besser sein. Abwechselnd schieben wir vorne den Wind vor uns her, beide in dem Wissen, dem Hintennachfahrer kaum Windschatten zu spenden. Dafür fehlt einfach das Volumen. Also beschließen wir, bei der nächsten Bar/Cafe/Restaurant einen Kaffee zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Nach 10 km Etschtal: Keine Spur von einem offenen Lokal. 20 km: Fehlanzeige. 30 km: Nein. Immerhin haben wir es geschafft, uns ein bißchen zu verfahren und in Bardolino den See zu erreichen - eigentlich wollten wir ja nach Garda. Aber was solls: erstens ist es nicht weit, zweitens finden wir hier eine ob des Karfreitags schon geschlossene Enoteca, die aber dank Rolis überzeugender Italienisch-Performance noch Kaffee und Cola kredenzt. Gemütlich die Beine hochgelagert sitzen wir in der Sonne und denken an gar nichts. Also ich zumindest.
Nach einer kurzen Verabschiedung trennen sich unsere Wege wahrscheinlich bis zur TRF wieder - Roli fährt zum Bahnhof nach Peschiera, ich zurück ins Hotel. Da stehen mir aber noch gute 300 hm bevor, die letzten 70 davon bei ca. 20 % Steigung - jetzt weiß ich, warum ich der einzige Radfahrer in diesem Hotel war. Trotz der allgemeinen Schlaffheit kann ich gleich hinter Garda bergauf noch einen Rennradler überholen, das macht Laune. Günstigerweise ist der Rest meiner Familie noch mit Kinderanimation im Safaripark beschäftigt, so dass ich noch in aller Ruhe ein hochverdientes (115 km, 2600 hm) Bier im Hotelgarten trinken kann - wegen des Karfreitags aber natürlich ein alkoholfreies ;-)
Ha, schneller geistiger Überschlag der Form. Bin ich einer Ausfahrt mit Roli derzeit überhaupt würdig? Naja, die letzten drei Wochen kränklich, 500 Jahreskilometer, kaum Höhenmeter? Aber andererseits - was solls? SMS an Roli: "Ja, fahren wir. Wann paßts? Freu mich schon."
Statt "Freu mich schon" hätte da eher "Fürchte mich schon" stehen sollen, aber darüber redet man ja nicht. Vereinbaren schließlich für den Karfreitag eine feine Runde auf den Monte Baldo über die klassische Südanfahrt von Caprino Veronese. Sogar das Wetter soll nach den wechselhaften Vortagen wieder vorzüglich werden.
Als Treffpunkt haben wir die Hauptstraße in Garda vereinbart, da kann man sich nicht verfehlen. Er kommt mit dem Zug nach Peschiera und fährt von da aus mit dem Rad, ich komme von Albisano runter. Perfektes Timing - keiner muss warten. Auf gehts rüber nach Costermano und nach der laaaangen Geraden, an deren realem Vorhandensein ich vorher erhebliche Zweifel hegte, erreichen wir den Ausgangspunkt des Anstiegs, Caprino Veronese, ein kleines, romantisches Dörfchen.
Von hier an geht es konstant, aber vorerst noch mäßig bergan. Bis Spiazzi haben wir grade einmal 600 hm zurückgelegt, da kommen noch 2000 heute. Immerhin sind wir noch unter der Wolken- und Nebelgrenze. Freude und Mut zum Tempo kommen auf, als wir eines vor uns kämpfenden Rennradfahrers ansichtig werden. Da wird natürlich tempomäßig noch etwas zugelegt und mit ordentlich Luftverwirbelung im Schlepptau überholt, so dass keiner auch nur auf die Idee kommt, dranbleiben zu können. Noch mehr Freude kommt auf, als Roli mit Blick auf seinen offensichtlich übermotiviert anzeigenden Edge 800 um dezente Reduktion der Steigungsrate ersucht, er muss ja schließlich am Sonntag noch mit Klaus ...
Dann endlich geht es richtig los: hinter Ferrara di Monte Baldo beginnen die Kehren und richtig steile Stücke wechseln sich mit kurzen Wellnesssteigungen ab. Teilweise ist die Sicht sehr schlecht, dichter Nebel zieht herum. Und warm ist es auch nicht grade. Beim Hubschrauberlandeplatz (wozu??) findet sich noch ein Überrest des Winters, eine Straßensperre wegen "Ghiacca e Neve". Uns doch egal, Roli erzählt aber eine unangenehme Geschichte aus vergangenen Tagen, bei der er ebenfalls eine Straßensperre mißachtend beinahe ein Opfer italienischer Polizeigewalt geworden wäre.
Langsam kriege ich Hunger, aber wegen der Vorsaison oder vielleicht auch weil Karfreitag ist, hat alles zu. Gut, dass das Frühstücksbuffet im Hotel ordentlich war und ich angesichts der heutigen Runde den Pansen vorsorglich tüchtig aufmunitioniert habe. Roli, der sonst ja nie ohne Manner-Schnitten im Rucksack ausrückt, hat diesmal leider nur irgendsoein italienisches Bröselzeugs mit - die österreichische Schnittenkultur leidet halt schon unter so einem Auslandssemester. Immerhin wird das Wetter jetzt besser, der Himmel zeigt sich schon teilweise blau und ermöglicht schöne Ausblicke auf die umliegenden Steilhänge des Monte Baldo. Auf der Kammstraße (endlich flach!) angekommen, führt links eine Stichstraße weg, die nach einem kurzen Verständigungsblick natürlich befahren werden muss. Sie erweist sich als QD-würdig: schlechter Asphalt, dafür Steigungen jenseits der 20 %. Einfach schön. Hauptsache bergauf? Na, eher Hauptsache die-Steigung-hört-auf! Überraschenderweise spüre ich jetzt erstmals ein wenig die schon gefahrenen Höhenmeter in den Beinen.
QD-Fotoshooting am Gipfel des Monte Baldo. Unser Topmodel Roli (jung, schön, lange Beine) führt die neue QD-Kollektion am Rad bergauf fahrend vor, ich fotografiere. Er fährt mehrmals rauf und runter an mir vorbei, im Hintergrund zieht eine mächtige Wolkenbank über die Bergkuppe. Beeindruckend. "Gib alles, Roli!" rufe ich, die dunkle Seite des Mode-Biz à la Heidi Klum imitierend. Ich hoffe nur, dass man die bescheidenen Bilder der Knipse in die Schuhe schieben kann - am Model und am Fotografen ist es sicher nicht gelegen :-) Die Gipfelklitsche ist natürlich auch zu.
Für die Abfahrt - ja, es ist kalt hier oben - kleiden wir uns warm ein: Haube, 3 Schichten Trikots, Regenjacke, warme Handschuhe. Los gehts. Wir stehen auf gut 1.600 Metern, unser Ziel Avio liegt auf 140 - hey, das nenne ich eine lange Abfahrt. Und schon werfen wir uns in selbige. Kehre um Kehre, roh in den Stein gehauene Tunnels, kaum Verkehr - die Vernichtung der vorher freudvoll gewonnenen Höhenmeter gerinnt zu einem fetten Grinsen, das beidseitig bis zur Helmunterkante reicht. Sehen sollte einen so aber besser keiner. Wir erreichen Avio, wo wieder Sommer ist. Beim Dorfbrunnen werden die Flaschen gefüllt und bis auf das Trikot (und die Radhose ;-) alle Kleiderschichten wieder im Rucksack verstaut.
Jetzt gehts durchs Etschtal wieder Richtung Gardasee. Leider haben wir den Wind auf der ganzen Strecke gegen uns, allerdings auch ein paar dieser kleinen Traktoren, die immer gleich aussehen (massive Rabattaktion im italienischen Lagerhaus?), Windschatten spendend vor uns. Was der Wind dann aber aus ihren Rückenbehältern geweht hat, möchte ich jetzt lieber nicht wissen. Hügelig, windig, schon ein bißchen müde, der Allgemeinzustand könnte besser sein. Abwechselnd schieben wir vorne den Wind vor uns her, beide in dem Wissen, dem Hintennachfahrer kaum Windschatten zu spenden. Dafür fehlt einfach das Volumen. Also beschließen wir, bei der nächsten Bar/Cafe/Restaurant einen Kaffee zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Nach 10 km Etschtal: Keine Spur von einem offenen Lokal. 20 km: Fehlanzeige. 30 km: Nein. Immerhin haben wir es geschafft, uns ein bißchen zu verfahren und in Bardolino den See zu erreichen - eigentlich wollten wir ja nach Garda. Aber was solls: erstens ist es nicht weit, zweitens finden wir hier eine ob des Karfreitags schon geschlossene Enoteca, die aber dank Rolis überzeugender Italienisch-Performance noch Kaffee und Cola kredenzt. Gemütlich die Beine hochgelagert sitzen wir in der Sonne und denken an gar nichts. Also ich zumindest.
Nach einer kurzen Verabschiedung trennen sich unsere Wege wahrscheinlich bis zur TRF wieder - Roli fährt zum Bahnhof nach Peschiera, ich zurück ins Hotel. Da stehen mir aber noch gute 300 hm bevor, die letzten 70 davon bei ca. 20 % Steigung - jetzt weiß ich, warum ich der einzige Radfahrer in diesem Hotel war. Trotz der allgemeinen Schlaffheit kann ich gleich hinter Garda bergauf noch einen Rennradler überholen, das macht Laune. Günstigerweise ist der Rest meiner Familie noch mit Kinderanimation im Safaripark beschäftigt, so dass ich noch in aller Ruhe ein hochverdientes (115 km, 2600 hm) Bier im Hotelgarten trinken kann - wegen des Karfreitags aber natürlich ein alkoholfreies ;-)
Ein gefahrener Pass
Monte BaldoStrecke
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am