Von Renko –
Sonntag Morgen, Tag zwei beginnt. Die Nacht war klar, jedoch ist der Schnee im Dorf immer noch nass. Grund: der Föhn weht wieder.
Um halb neun ist es so weit. Langsam geht es durch das verschlafene Dorf in Richtung Pass. Kaum jemand unterwegs, immer noch die übliche Feuchte. Mir ist nun klar, der richtige Winter ist noch nicht angekommen.
Die Bergstrecke beginnt, Rhythmus finde ich nicht, schleppend wird an Höhe gewonnen.
Bald folgen die Viadukte der Rhätischen Bahn, die Strecke gehört nun zur UNESCO-Weltkulturerbe. Die Viadukte sind neulich saniert und präsentieren sich in einem vorbildlichen Zustand.
Ende der langen Rampe, nun hat die Landschaft einen winterlichen Character. Preda ist erreicht, das zum grössten Baustelle Graubündens werden wird. Hier wird der 5885m lange Albula-Tunnel ins Engadin ersetzt. Bauzeit: fünf Jahre...
Oberhalb von Preda kommt nun erneut Wind auf. Bekanntlich gewinnen trockene Fallwinde ein Grad pro 100 Höhenmeter. Der Nachteil: beim Aufstieg verliert man einen Grad pro 100 Höhenmeter. Anders gesagt: es dürfte bereits sechs Grad kälter sein als in Bergün...
Der besonders im Herbst malerisch hübsche Lai da Palpuogna ist bereits teilweise zugefroren. Herrlich...
Noch ein Stück weiter, da beginnt das Hinterrad durchzudrehen: das Schmelzwasser ist gefroren. Nun muss stets einen trockenen Weg gefahren werden...
Bald ist der verlassene Pass erreicht. Das Pass-Restaurant ist geschlossen. In anderen Jahren ist ja der Albula am 9. November schon zu...
Danach ist die Strasse trockener, das Wetter nun recht sonnig. Eine richtig winterliche Landschaft! Die Abfahrt ins Engadin gehört dann zu einer eisigen Fahrt, die dann eine Pause in einem warmen Café verlangt...
Danach geht es vorerst auf dem schlammigen Radweg, dann auf der Kantonsstrasse durch Bever, Samedan, Celerina und St. Moritz. Danach verschwindet die Sonne hinter Wolken.
Leider sind alle Restaurants in Silvaplana geschlossen, sodass der Julier mit leerem Magen in Angriff genommen werden muss. Erst nach einer guten Stunde ist der Pass erreicht.
Gerade hinter dem Pass setzt leichter Schneefall ein, der schon vor Bivio in Regen übergeht. Der Grund ist klar: aus dem Bergell fliesst das Schlechtwetter über den Septimerpass nach der "Perle am Julier". Die Tropfen begleiten den Fahrer bis zum Lai da Marmorera, danach übernimmt der böige Föhn den Hauptanteil des Efforts...Kurz vor vier ist Tiefencastel erreicht.
Für die 700 Hm nach Lenzerheide mit anschliessender Abfahrt nach Chur gibt es zu dieser Jahreszeit keine Zeit mehr. Der Postbus bringt mich auf die Heide, danach sind es 4km zum Parpaner Übergang und eine rasante Abfahrt nach Chur.
Fazit: Radfahren bei winterlichen Temperaturen geht eigentlich in Ordnung...sofern die Strassen und auch die Luft trocken sind, und die Sonne scheint. Gelten diese Bedingungen nicht, so kann man mit gutem Gewissen den kürzeren Weg ins Sportzentrum wählen. Ende.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren