Von Jan – Wer den fantastischen Colle del Nivolet fahren will, muss dafür nach Cuorgnè, dem östlichen Ausgangspunkt. Dieser Ort ist nur sehr schwer in eine Mehrtagestour mit anderen Alpenpässen einzuplanen, weil man dafür eine sehr weite Runde fahren muss. Allein der Nivolet ausgehend von Cuorgnè ist als Stichstraße befahren eine ausgewachsene Tagestour von 124 km mit 2.600 Hm. Die Rundtour mit Tragepassage hinab ins Valsavarenche ist sicherlich nur etwas für die größten AbenteurerInnen.
Die meisten, die den Nivolet fahren, reisen daher extra für ihn nach Cuorgnè an, ein Aufwand, der häufig gescheut wird.
Nach unserer Befahrung des Nivolets Ende August 2020 bin ich der Meinung, dass es sich hierbei um einen der schönsten Alpenpässe überhaupt handelt. Mir und quäldich.de überhaupt ist es ein Anliegen, die Schönheit der Alpenpässe möglichst vielen Interessierten zu erschließen. Und um den Druck auf die Gemeinschaft zu erhöhen, sich der Schönheit des Nivolets nicht länger zu verschließen, möchte ich hier eine kleine, aber sehr feine Rundtour vorstellen, mit der man die Befahrung des Nivolets flankieren und somit noch lohnenswerter gestalten kann.
Ohnehin sollte man sich einige, vielleicht drei Tage Zeit nehmen, wenn man nach Cuorgnè reist, und den Tag mit dem besten Wetter für die Befahrung des Nivolet aussuchen. Wir waren drei Nächte vor Ort und hatten am dritten Tag das große Glück, den Nivolet in der Sonne fahren zu können.
Cuorgnè liegt im Nordwesten der piemontesischen Tiefebene und ist fast komplett von den letzten Ausläufern der Grajischen Alpen umschlossen. Die hier vorliegende Tour befährt zwei dieser Ausläufer: Die Pian del Lupo und den Sacro Monte di Belmonte. Oben hat man jeweils fantastische Ausblicke in die Piemontesische Tiefebene. Die Tiefblicke aus den Bergen in die vorgelagerte Tiefebene gehören für mich persönlich mit zum Schönsten, was uns der Radsport in den Bergen zu bieten hat.
Die Straße über die Pian del Lupo, ein nördlich der Stadt gelegener Sonnenbalkon, ist erst im Mai 2019 asphaltiert worden, als der Giro d'Italia dem Cavanese einen Besuch abgestattet hat. Von diesem Umstand zeugen noch viele rosafarbene Fahrräder und Giro-Aufsteller.
Südlich der Stadt liegt der Sacro Monte di Belmonte, der mit seinem Kloster Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist. Auf dem Hausberg Cuorgnès ist allsonntäglich die Hölle los, sowohl kfz- als auch radsporttechnisch. Je nachdem, ob man den Trubel mag, sollte man sich überlegen, welcher Wochentag für die Befahrung besser geeignet ist.
Der Giro d'Italia ist die Pian del Lupo damals von Osten, von Colleretto Castelnuovo aus gefahren. Nadine und ich wollten dies auch, das Wetter hat uns aber die umgekehrte Richtung aufgedrängt, der auch dieser Tourenvorschlag folgt. Besonders schön an der hier vorliegenden Befahrung im Uhrzeigersinn empfinde ich, dass man in der westlichen Auffahrt von Pont Canavese so schön in das enge Orco-Tal hineinblicken kann, durch das man, vermutlich am nächsten Tag, in Richtung Nivolet fährt. Für die hier vorliegende Richtung spricht auch, dass die Ostauffahrt in meinen Augen für die Abfahrt etwas besser geeignet ist, da sie breiter ist. Der letzte, sehr steile Teil der westlichen Auffahrt (ab Frassinetto) ist sehr schmal. Ich hätte hier kein Profifeld runter geschickt.
Eine detaillierte Strecken-Beschreibung ist den jeweiligen Passbeschreibungen zu entnehmen.
Eine tolle Tour, die sowohl als Appetit-Happen vor dem Nivolet als auch als Dessert nach dem Nivolet eine großartige Erfahrung bereithält.