Von Boldi – Es sind echte Albperlen, die für diese Tour unter die Räder zu nehmen sind. Satte 14 Steigen, Berge und Pässe müssen bezwungen werden. Wem das zu viel ist, der kann auf zwei der Sackgassen verzichten oder ab einem beliebigen Punkt nach der Kuchalb die Runde abbrechen und nach Geislingen hinab fahren. Allerdings ist es auch hier so, dass einige Highlights zum Ende der Tour hin folgen. Welches Highlight hier nun wirklich ein Highlight ist, ist sicherlich recht individuell. Die Tour startet in Geislingen an der Steige und durchfährt die Stadt bei Kilometer 80 nochmals. Und dabei stellt sich vielen wohl die Frage, warum die Tour nicht über Hohenstaufen führt. Ganz ehrlich - man muss doch nicht immer die bekanntesten Steigen fahren. Diese Runde unternimmt nämlich auch den Versuch möglichst viele moderat befahrene Straßen zu nutzen, die für's Rennrad durchaus ansprechend sind.
Zum Aufwärmmen geht es die milde Weiler Steige mit ihren fünf Kehren hinauf. Es lohnt sich trotz der geringen Steigung Kräfte zu schonen und die Aussicht zu genießen. Anschließend geht es ein paar einsame Kilometer über die Alb, bevor es wieder hinab geht - Richtung Geislingen. Kurz vor dem Ortseingang geht es die dezent anspruchsvollere Stöttener Steige mit dem anschließenden Schnittlinger Berg hinauf. Mit dem Kalten Feld (das Dach der Tour), dem Hornberg und dem Rechberg stoßen wir auf die drei steilsten Auffahrten der Tour. Der Rechberg kann als eine Option für einen Snack-Kauf oder als Getränkeauffüllsstation angesehen werden. Über das Rehgebirge schließen wir den Abschnitt, der sich ein wenig wie das Allgäu anfühlt, ab. In Donzdorf gibt es etliche weitere Möglichkeiten sich bspw. bei einer Bäckerei zu stärken. Nun kommt ein Geheimtipp der gar nicht so geheim ist. Eine der unscheinbarsten und zugleich schönsten Steigen dieser Tour steht an. Die Kuchalb. Eine selten befahrene Strecke mit abwechslungsreicher Steigung und abwechslungsreichem Ambiente. Oben angekommen, ist es wie so oft auf der Alb: rauh und windig. Über die bereits bekannte Stöttener Steige geht es hinab nach Geislingen und damit zum zweiten Teil der Tour. Hier ist die letzte Gelegenheit sich umfassend zu stärken. In den folgenden Orten geht das Angebot kaum über die Vielfalt eines Bäckers hinaus. Die höchste Höhendifferenz erwartet uns hier beim Aufstieg auf den Michelsberg. Die Abfahrt ist jedoch mit ein wenig Vorsicht zu genießen - eng und rustikal. Anschließend geht es über den giftigen, kleinen Hexensattel Richtung Reichenbach, Schlat und Eschenbach. Über die sehenswerte Westseite zum Fuchsecksattel geht es hinüber nach Auendorf. Dort müssen wir die Sackgasse ins Grüne zur Steinpyramide noch mitnehmen, um die 3000 Höhenmeter am Ende des Tages zu erreichen - einsam, verkehrsarm und landschaftlich irgendwie auch ansprechend. Hier im Grünen lässt sich wunderbar noch ein Riegel verdrücken. Von Auendorf geht es durch ein langgezogenes Tal hinab. Schließlich erreicht man den finalen Anstieg zur Schonderhöhe. Mit etwas Glück hat man beim folgenden Albabschnitt etwas, was man selten auf der Albhochfläche bekommt: Rückenwind. Es geht direkt nach Geislingen zum Ausgangspunkt der Tour zurück.
Die größte Kunst dieser Tour ist es, seine Körner nicht schon zu früh zu verschießen. 3000 Höhenmeteer in den Alpen sind kein großes Ding. Zwei lange Pässe in gutem Rhythmus klingt zwar erschöpfend aber zugleich entspannend. Hier sieht die Welt anders aus. Der permanente Wechsel im Rhythmus, die vielen winzigen Asphaltblasen zwischen den Gipfeln zehren an den Kräften - zumal hier und da richtige Rampen auftauchen. Noch dazu setzen die Steilrampen am Kalten Feld, dem Rechberg und später auch dem Hexensattel gehörig zu. Unter diesen Umständen gerät der abschließende Anstieg zur Schonderhöhe zu einer Schinderei.
Und weil dieses Auf und Ab zermürbend sein kann, bietet diese Tour etliche Möglichkeiten zum Abkürzen. Vor dem letzten Anstieg könnte man tatsächlich das Filstal einfach hinab fahren - auch auf diese Weise kann man die 3000 hm voll bekommen. Oder man spart sich die Sackgasse zuvor. Noch davor kann man nach der Abfahrt vom Michelsberg oder dem Hexensattel ebenfalls über den Filstalradweg nach Geislingen rollen, dann sind 3000 hm aber halt auch einfach nicht mehr drin. Oder einfach vor dem Michelsberg gleich in Geislingen bleiben. Auf den ersten 80 Kilometern kann man durchaus am Kalten Feld vorbei fahren, was sehr kräfteschonend wäre. Auch den finalen Anstieg in die Rechbergsackgasse könnte man auslassen. Auf diese Weise kann man die Tour auch auf eine 2000er Tour umbasteln.