Von majortom – Von der Weißwurst zum Kolosseum. Eine fantastische Grand Tour in die Ewige Stadt, über die Alpen und entlang des einsamen Apennin. Ganze elf Etappen warten auf uns. Ein würdiges Grand-Tour-Highlight 2023.
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Fernfahrt München-Rom
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Fernfahrt München-Rom vom 4. bis 16. Juni 2023.
Von Sebastian383 – Da stehen wir am Morgen, 21 Rennradfahrer, bereit für die Herausforderung, nach Rom zu fahren. Bekanntlich führen ja viele Wege nach Rom, daher führt unser heutiger Weg zunächst nach Südosten in das schöne Tirol. Eine lange Tour (155 km), dafür aber mit einer überschaubaren Dosis an Höhenmetern. Viel wurde angesichts der heutigen Wettervorhersage mit Regen am Nachmittag über ein zügiges Tempo am Vorabend diskutiert. Ob der in vielen Foren als Mass aller Dinge berühmte 30er Schnitt erreichbar war, konnten wir am Morgen aber noch nicht abschätzen. Vielen lag noch das üppige Abendessen im Wirtshaus zum Sportpark noch im Magen. Warum diese Geschwindigkeit solch eine Faszination ausübt, wir versuchen es zu ergründen.
Aber der Reihe nach. Hatten wir gestern Abend noch Bedenken bezüglich der inhomogenen Gruppenverteilung bei der Anmeldung (90% Gruppe 2), geht die Einteilung heute morgen doch recht fix. Gruppe 2 und 3 starteten als Hybridgruppe, während Gruppe 1 mit acht Teilnehmern startet. In gutem Tempo und in Zweierreihe ging es aus Unterhaching ins ruhige und dann erstaunlich dünn besiedelte Umland. Die Autofahrer überholten und durchweg mit ausreichend Seitenabstand, keine Selbstverständlichkeit, wie ich leidvoll am Kesselberg dieser Tage lernen musste.
Nach Abstecher zum Irschenberg konnten wir unsere Flaschen zum ersten Mal bei Michael in Dettendorf füllen, Schnitt zu diesem Zeitpunkt 32.2 km/h, wir sind zufrieden und von Regen noch nichts in Sicht. Die Hybridgruppe schien es mit dem Fokus auf das Tempo noch deutlich ernster zu nehmen, schossen sie doch zunächst an der Verpflegungsstelle vorbei, um reumütig wieder zu Michael zurückzurollen. Waren wir noch optimistisch, laut Regenradar bis 15 Uhr trocken durchzukommen, wurden wir keine 10 km nach der Getränkeaufnahme erstmals von oben geduscht. Der Himmel hatte dann aber doch erbarmen und seine Schleusen noch vor der Mittagspause wieder geschlossen und wir dann die 6 km zur Mittagspause mit dem Anstieg nach Durchholzen schnell passiert. Hier durfte uns Silvia erstmals verwöhnen, wobei der Hunger mit Blick auf Temperatur und dem was noch von oben kommen sollte, eher verhalten. Wobei Gruppe 1 das Mittagsmahl noch trocken geniessen durfte (Schnitt: Immer noch über 30 km/h, toi, toi, toi). Nach kurzer Zwischenabfahrt stand zwischen uns und dem Hotel, das uns heute mit Pool und Sauna verwöhnen wollte, das Gros der Höhenmeter, hoch zum Griessenpass. Die Höhenmeter waren jedoch sehr ungleich verteilt, sodass wir in den Flachpassagen nun leider im Dauerregen mit 35 km/h unserem Ziel schnell viel näherkamen und wir die Passhöhe dann um halb drei passierten, für Fotos stand da aber keinem der Sinn. Die letzten Kilometer waren schnell gemacht und wir erreichten glücklich, aber doch ziemlich durchgefeuchtet und ausgekühlt mit 30.2 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit das Ziel. Letztendlich waren wir froh so zügig durchgekommen zu sein, aber für einen Tag ohne Regendusche hätten wir den Schnitt am Ende doch jederzeit eingetauscht. Fazit: Schön, so schnell durchgekommen zu sein, aber dann doch mit niedrigen Temperaturen am Limit. Jetzt Sauna, Abendessen und Vorfreude auf den Grossglockner morgen.
Und so hatten wir uns das heute vorgestellt:
Und los geht unsere Fernfahrt nach Rom. Wir starten vor den Toren Münchens in Unterhaching, der Weg nach Rom ist weit, und für heute lautet die Devise: ohne weitere Umwege in die Alpen. Auch wenn eine lange Auftaktetappe daraus wird. Im flachen Alpenvorland sollten wir rasch voran kommen, der kurze Abstecher zum Irschenberg muss dann jedoch sein, um von hier noch die Aussicht aus der Ferne auf den Alpenkamm zu genießen. Dann kommen die Berge immer näher, und spätestens wenn wir das Inntal und die Grenze nach Tirol erreichen, sind wir bereits mitten drin. Für heute bewundern wir die Gipfel noch ohne längere Anstiege, und nach knapp 150 Kilometern endet die Etappe in Saalfelden am Steinernen Meer.
Von Sebastian383 – Nachdem wir nach der gestrige Regenetappe uns im Pool- und Saunabereich des sehr schönen Hotels Schörhof aufgewärmt hatten und mit wahlweisem Fisch oder Schwein und einem sehr schönen Salatbuffet verwöhnt wurden, waren die Kräfte für die heutige Etappe mit dem Highlight Grossglockner Hochalpenstrasse wieder hergestellt. Aber auch für heute sah die Wetterprognose einige Regenschauer Richtung Nachmittag vor, sodass wir den Start um 30 Minuten vorverlegten. Am Morgen fuhren wir mit der Sonne und nach Durchfahrt des kleinen Saalfelden vorbei am Zeller See über kleine Strassen nach Bruck. Ab dort ging es dann auf die Strasse Richtung Grossglockner, die zunächst gemächlich ansteigend verlief, bevor dann der erste Vorgeschmack mit einer 2 km langen Passage mit 9% auf uns wartete. So konnten wir die Beine für das kommende schon einmal testen. An der Mautstation dann nochmals kurze Getränke- und Nahrungsaufnahme, bevor es weiter in den Anstieg ging.
Ich fuhr die ersten Kilometer mit Manuel und Faber zusammen in den steilsten Abschnitt der Strecke hinein. Trotz Wochentag war doch reger Verkehr auf der Strecke unterwegs, wobei mir die aufgerufenen 40 € zur Befahrung der Strecke doch ein recht stolzer Preis ist. Aber zur Regulierung des Verkehrs sicher sinnvoll, um die Anzahl in diesem kritischen Naturparadies zu regulieren. Für das Stilfser Joch wäre eine solche Maut sicher auch eine gute Sache. Die Beine liefen bei allen gut, die Temperatur mit 14 °C noch angenehm, jedoch war die Sonne weit und breit nicht mehr zu sehen und die Wolken hingen recht tief. Ich hatte mich nur für die Weste entschieden, andere hatten schon früh auf Jacke und längere Sachen gesetzt. Mit der Höhe sank natürlich auch die Temperatur und meine Beine waren nicht mehr ganz so willig, sodass ich die beiden anderen ziehen und es etwas langsamer angehen liess. So hatte ich etwas mehr Blicke für die im unteren Teil noch sehr grüne Bergwelt und spektakuläre Wasserfälle. In der Anfahrt passierte ich noch die vor mir gestarteten Teilnehmer und versuchte mit aufmunternden Worten Mut für die recht lange Auffahrt zu geben. Alsbald war die Baumgrenze erreicht, Murmeltiere waren von weitem zu hören, aber heute nicht zu sehen, sodass ich mich auf die noch verbleibende Strecke konzentrierte. Unter 8% ging die Steigungsanzeige leider selten, aber irgendwann war das Fuscher Törl als erster Hochpunkt in Sicht.
Am Fuscher Törl hatte ich gestern noch die Option zur Edelweissspitze, den höchsten Punkt der Strecke angepriesen, die Spitze war jedoch in den Wolken verschwunden, sodass die Motivation mit Blick auch auf die schweren Beine sank. Daher noch schnell die Armlinge an, Banane und Gel verdrückt und dann in die Zwischenabfahrt, wo ich doch leicht schockgefrostet in den verbleibenden Anstieg zum Hochtor hineinfuhr. Die verbleibenden Kilometer durch die seitlichen Eiswände und die beiden Tunnel, ebenfalls immer wieder spektakulär.
Nach dem Tunnel wartete Silvia mit der wieder toll angerichteten Mittagsverpflegung auf uns, heute mit meinem persönlichen Highlight, frischen Erdbeeren. Aber der erste Griff war bei allen heute zunächst zur wärmenden Jacke, die bei 5 °C und eisigem Wind auch bitter notwendig war. Da alle etwas durchgefroren in die Abfahrt gingen, wurde der optionale Anstieg zur Franz-Josefs-Höhe dann nicht angesteuert. Alle waren froh, in Heiligenblut wieder etwas auf Temperatur gekommen zu sein. Die letzten 30 Kilometer waren dann noch schnell absolviert. Dann ab zu Schmutzbier und Panoramapool. Was will man mehr. Morgen dann Dolce Vita in bella Italia, wir fahren in die Dolomiten.
So hatten wir uns das eigentlich vorgestellt:
Die Himmelsrichtung steht auch am zweiten Tag fest. Ab nach Süden, denn heute geht es über den Alpenhauptkamm auf die Südseite der Alpen. Fast dreißig Kilometer lang können wir uns noch einrollen, doch dann beginnt der lange Anstieg hinauf zum Hochtor an der Großglockener-Hochalpenstraße. Ehe wir uns versehen, sind wir also mitten in den Hohen Tauern angekommen, im Schatten von Österreichs höchstem Berg. Ein monumentaler Pass, der fast für sich alleine für die Höhendifferenz des Tages verantwortlich ist, und ebenso monumental ist die Abfahrt nach Kärnten auf der Südseite. Der Iselsbergpass hingegen ist im Vergleich kein großes Hindernis mehr, und so haben wir bald das Etappenziel Lienz in Osttirol erreicht.
Von Sebastian383 – So langsam sind wir auf unserer Reise nach Rom im Alltag angekommen. Den genauen Wochentag wissen wir schon nicht mehr und die Abläufe sind so langsam eingespielt. Das Wetter scheint sich ebenfalls ein Beispiel an unserem Alltag genommen zu haben, hat es doch täglich ebenfalls die gleichen Abläufe verinnerlicht. So starten wir wie jeden Morgen bei Sonnenschein in Lienz und folgen dem Track über den ruhigen Drautalradweg in Richtung Italien. In Zweierreihe können wir eine ganze Zeitlang dem an dieser Stelle noch sehr wilden Fluss aufwärts folgen. Hier sieht er noch nach einem richtig idyllischen Wildbach aus. Auch die umliegende Bergwelt ändert sich von Kilometer zu Kilometer mehr zu dem aus den Dolomiten bekannten zerklüfteten Bergmassiv. Die bis Innichen zur Getränkeverpflegung zurückgelegten 400 Höhenmeter nehmen wir so fast nicht wahr.
In Innichen biegen wir dann richtig in die Dolomiten ab und bewundern am Dürrensee von weitem die beeindruckende Felsformation der Drei Zinnen. Noch beeindruckender wird die Szenerie am Lago Misurina, an dem sich aber keiner zur Auffahrt zu den drei Zinnen verleiten lässt. So fahren wir also kurz ab, um am Passo Tre Croci wieder das leckere Buffet von Silvia zu geniessen, wo es heute original Li(e)nzer Torte gibt.
Am Himmel macht sich bei unserem Eintreffen immer mehr dunkles Gewölk breit. Trotzdem fahren wir voller Vorfreude Richtung Cortina. Keine wirklich schöne Stadt, aber Ausgangspunkt zum heutigen Highlight, dem Giau. Zunächst folgen wir der Strasse Richtung Falzarego-Pass und biegen dann 5 km weiter zum Giau ab. Ab hier fängt es dann leicht zu nieseln an. Kennen wir bereits, das lässt uns nicht die Laune verderben und wir kurbeln uns durch diverse Vegetationszonen langsam den Pass hinauf. Fahren wir unten noch durch dichteren Wald, wird es mit Kehre zu Kehre karger und eine karge Graslandschaft wird auf den letzten zwei Kilometern sichtbar. Die entgegen kommenden Autos haben weisse Hauben und Schnee am Frontfenster. Hat es etwa auf der anderen Seite geschneit? An der Passhöhe erwartet uns Michael, der von starkem Schneefall an der Passhöhe berichtet. Da waren wir froh, mit dem Radfahrertempo den Pass erklommen zu haben und von diesem Unwetter verschont verblieben zu sein. Gruppe 3 kam komplett trocken durch. Manchmal kann eben auch langsamer fahren, die richtige Taktik sein.
So ziehen wir wie gestern die langen, warmen Sachen an und geniessen die Schussfahrt über die steile Abfahrt in den Süden zu unserem Zielort Agordo. Morgen dann Monte Grappa, im Regen? Wir werden berichten.
So hatten wir uns das vorgestellt:
Am dritten Tag geht es schon in das dritte Land der Reise. Ein paar flache Kilometer im Pustertal, und wir sind in Italien angekommen. Und damit auch mitten in den ikonischen Dolomiten. Auf dem Anstieg zum Misurina-See passieren wir die weltberühmten Drei Zinnen; für heute verzichten wir jedoch auf die Stichstraße dort hinauf und fahren stattdessen in den Olympiaort Cortina d'Ampezzo ab. Der Passo di Giau folgt auf dem Fuß, der unter Kennern als einer der schönsten der Dolomiten gilt. Und schon sind wir eine lange Abfahrt später im Cordevole-Tal und können ins Etappenziel Agordo ausrollen.
Von Sebastian383 – Tag 2 in Italien, beim Frühstück geniessen wir die Sonne und trinken herrlichen Caffè. Das können Sie richtig gut die Italiener. Heute verlassen wir die Dolomiten mit einem weinenden Auge, werden wir die spektakulären Felsformationen sehr vermissen, freuen uns aber auch auf das was kommt, die lange und schöne Fahrt auf den Monte Grappa. Dazu fahren wir steig bergab Richtung Süden, verpflegen uns nochmals in Feltre und fahren dann in den Anstieg hinein. Wunderbare 25 °C, wenige Wolken und Sonne lassen uns frohlocken, wie haben wir diese Temperaturen die letzten Tage vermisst. Die Beine laufen warm und wir schauen gespannt den 28 km bis zur Passhöhe entgegen. Faber, Rudi und Manuel ziehen locker davon, ich hänge mich mit einigem Abstand dahinter, so habe ich alle noch eine Zeitlang im Blick. Bei 8 bis 12% Steigung läuft der Schweiss schon ordentlich, aber der ziemlich rhythmische Teil gefällt mir sehr gut. Nachdem wir aus dem unteren bewaldeten Teil herauskommen, sind die Weitblicke in die unter uns liegende Ebene, spektakulär.
Im oberen Teil wechseln sich dann Flachpassagen und steilere Stücke in regelmässigen Abständen ab und wir machen Strecke und Höhe gut. Mittlerweile habe ich Manuel eingeholt, wir harmonieren ganz gut, in den Flachpassagen mache ich das Tempo, an den Anstiegen er. Die beiden anderen Ausreiser habe ich dann auch wieder im Blick und fahre nach der zwischenzeitlichen Abfahrt zu den anderen nach vorne. Noch 5 km, am Horizont ziehen langsam dunkle Wolken auf, das Ziel ist in Sicht. Ab 4 km flacht es ab und leichter Nieselregen setzt ein. Nun bin ich alleine vorne, als es anfängt zu hageln. Unterhalb des finalen Anstieges hatten wir die Mittagsverpflegung geplant, so flüchten wir nach und nach zu Silvia in den Transporter. Rettung in letzter Sekunde. Wir ziehen schnell die warmen Sachen an und essen leckere Brote, Erdbeeren uns süsse Sachen und sehen, wie draussen die Welt untergeht. Nach geschlagenen 15 Minuten lässt der Regen nach und wir fahren noch die verbleibenden 2 km bis zur Passhöhe. Weitsicht für Gruppe 1 leider Fehlanzeige. Dies und Sonne bleibt nur Gruppe 3 vergönnt nach der regnerischen Auffahrt. Dafür ist die Abfahrt fast trocken und flowig und unten in Bassano 30 °C und Sonne. Herrlich. Bei Schmutzbier in der schicken Innenstadt lassen wir den Tag ausklingen.
So war der eigentliche Plan:
Die vierte Etappe ist einem letzten Außenposten der Alpen gewidmet - der Monte Grappa erhebt sich am Südrand der Alpen weit über die Poebene und verwöhnt uns so bei schönem Wetter mit fantastischen Ausblicken. Die erste Etappenhälfte ist flach, die Rouleure in den Wind! Wir folgen stur dem Cordevole- und dann dem Piave-Tal, spulen Kilometer um Kilometer ab, sehen die Landschaft an uns vorbei ziehen. Die zweite Etappenhälfte nimmt der monumentale Anstieg zum Monte Grappa ein. Etappenort ist heute Bassano del Grappa, wo wir die Alpen nach einer rauschenden Abfahrt bereits verlassen haben.
Von Sebastian383 – Heute haben wir eine relativ lange Überführungsetappe vor uns, fast flach, aber bei Quäldich finden wir auf jeder Etappe Anstiege, um den Puls aus den Komfortzone zu bringen. Wir verlassen das schöne Bassano bei warmen 20 °C und fahren über kleine Strassen weiter in Richtung Südwesten, aber bis Rom ist es doch noch ein ganzes Stück des Weges. Nach Verlassen der Stadt können wir schon bald in Zweierreihe richtig Strecke machen. Die meisten Italiener überholen mit ihren Autos zügig, aber mit ausreichend Sicherheitsabstand. Nur wenige sehen sich genötigt, mit einem Hupen ihren Unmut kundzutun. Nach kurzer Getränkeverpflegung sind wir auch schon bald an den beiden heutigen Anstiegen, der erste nach Teolo und Castelnuovo ein richtiger Rollerberg, dann aber tropft der Schweiss dann am Aufstieg zum Valico del Roccola bei 30 °C , einer Rampe mit Durchschnittssteigung von 10%. Dafür werden wir mit einer schönen Abfahrt belohnt und stehen auch schon bei Silvia zur Mittagsverpflegung. Bei Sonnenschein und warmen Temperaturen lässt sich auch die Mittagsverpflegung deutlich mehr geniessen und Gruppe 1 verbindet es gleich mit einem Caffè-Stop an der daneben gelegenen Bar.
Noch haben wir ab hier 100 km vor uns, aber auch diese werden nach und nach vernascht und schon stehen wir am Mittelmeer. Nach Schmutzbier dann ab ins Meer. Morgen me(e)hr von diesem guten Wetter? Wir hoffen es.
So haben wir uns das vorgestellt:
Flachetappe? Nun ja, das vierte Teilstück zwischen Bassano del Grappa und Lido delle Nazioni ist weitgehend flach, jedoch durchqueren wir auch die Colli Euganei, ein Hügelgebiet vulkanischen Ursprungs, das uns dann doch einen ein oder anderen Höhenmeter beschert. Wir beginnen mit etwa 55 km Anfahrt, durchqueren die Colli, und können dann 100 km flach zum Meer ausrollen. Und uns mit einem Bad in der Adria belohnen!
Von Sebastian383 – Heute war einer jener Tage, an denen man am besten im Bett geblieben wäre, hätte man den Ablauf des heutigen Tages vorher gewusst. Wobei eine weitere Nacht wollten wir trotz Zugang zum Adriatischem Meer dann doch nicht länger in diesem Clubhotel bleiben, war das vor Ort gebotene Animationsprogramm, vornehmlich für Kinder, nicht ganz nach unserem Geschmack. Die Nacht über hatte es schon kräftig geregnet und die Wettervorhersage hatte weiteren Niederschlag durchziehend von West nach Ost auf unserem Weg gen Süden für heute angekündigt. Am Morgen konnten wir zumindest noch trocken losfahren, wussten aber, dass dies nicht von langer Dauer sein wird. Der erste Regen erreichte uns nach knapp 25 Kilometern, gleichbedeutend mit der ersten Reifenpanne des Tages. Noch während wir die Panne behoben, wurden wir von Gruppe 2 überholt. Es folgten lange 30 km durch den Regen, der erst kurz vor der Getränkeverpflegung Einsicht mit uns hatte. So konnten wir zumindest trocken die erste Pause geniessen, mussten aber vor der Weiterfahrt eine weitere Reifenpanne beheben. Nach der Pause lachte dann sogar etwas die Sonne.
Nun kamen wir der Region, die vor drei Wochen stark vom Unwetter betroffen war, näher. Hier aber wir noch auf der ursprünglichen Route bleiben, der kurz zuvor getauschte Schlauch von Panne 2 hielt jedoch nur 10 km, bevor die nächste Panne auftrat und dazu fing dann auch noch die Scheibenbremse an zu schleifen. Penibel suchten wir nach einer Ursache, entfernten den vermeintlichen Übeltäter und fuhren weiter, um dann vor eine andere Herausforderung gestellt zu werden. Das Unwetter hatte eine Brücke bei Prada so stark beschädigt, dass diese nicht mehr vorhanden war. In besagten Ort konnte man sich jedoch nicht mit Luxusware eindecken, dafür aber mit durch das Hochwasser beschädigte Sofas. Die Umfahrung war schnell gemacht, doch wieder wurden wir durch besagten Vorderreifen ein drittes Mal ausgebremst. Als alter FCK-Fan kam mir da nur der Spruch von Andi Brehme in den Sinn: Haste Scheisse am Fuss, haste Scheisse am Fuss. Dreimal das gleiche Vorderrad, wenn’s einmal läufts. Mit verstärkter Reifenflanke ging es weiter zur Mittagspause nach Forli. Dort sah man ebenfalls die Nachwirkungen des Hochwassers noch recht deutlich. Schlammreste auf den Gehsteigen und ebenfalls kaputte Möbel und defekte Strassen durch Unterspülung.
Bei der Mittagspause erhielt Silvia heute Verstärkung durch Joas, der wegen eines geschwollenen Knies pausierte und unterstützte. Dort wurde dann der Mantel gewechselt, die Bremse neu eingestellt und auch bei Defekt Nummer 1 musste nochmals der Schlauch gewechselt werden. Nach der Pause ging es zumindest ohne Defekte weiter, ab hier mussten wir jedoch aufgrund des Hochwassers auf die Hauptstrasse und später zu einer alternativen Auffahrt zum Zielort ausweichen, die ursprünglich gewählten Strassen, waren noch nicht wieder passierbar. Von Gruppe 2 weiterhin keine Spur. Dafür machte sich an der Passspitze des Anstieges zum Colle del Carnaio das Unwetter bereit und verschonte auch keine der vor uns fahrenden Gruppen bis zum Ziel. Daher erst mal warm Duschen, dann zum Schmutzbier. Morgen Sonne auf dem Weg zum Piraten.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die fünfte Etappe führt uns schließlich in den Apennin, das verkannte Hochgebirge, das das Rückgrat Italiens bildet. Zunächst geht es jedoch noch flach und parallel zur Küste, vorbei an Ravenna, und schließlich lange das Bidente-Tal hinauf. Im Hinterland von Cesenatico und Rimini erreigen wir das hügelige Terrain des bekannten Nove-Colli-Radmarathons. Während die Landschaft um uns herum immer gebirgiger wird, können wir uns schon mental auf die einzige Bergwertung des Tages einstellen: den Colle del Carnaio, der uns in den Etappenort Bagna di Romagna führt.
Von Sebastian383 – Wer träumte nicht als Kind davon? War an Fasching mal als Pirat verkleidet oder hat die tollen Geschichten von Jack Sparrow mit Genuss verschlungen. Heute huldigen wir allerdings einem anderen Piraten. So starten wir heute in die 7. Etappe auf unserem Weg nach Rom, gestern also bereits Bergfest, mehr als die Hälfte der Strecke ist geschafft. Bei der Ausfahrt aus Bagno di Romagna konnten wir nun auch erstmals Pfeilwegweiser mit Hinweisen auf Rom als Zielort entdecken. Und auch die Entfernung mit 233 km wäre im Prinzip nicht mehr all zu weit. Jedoch nehmen wir dann doch nicht den direkten Weg und fahren heute in Richtung Osten, um einige Highlights des Apennins und der Marken zu besuchen. Mit einfachen Rollerbergen beginnen wir, Passo della Biancarda und Valico Monte Vumaiolo und haben schon die ersten 1000 Höhenmetern erreicht. Beide Pässe haben wir fast für uns allein, die meisten Italiener sitzen wohl noch beim Frühstück. Hier am zweiten Pass erspähen wir die nächsten Hinweise auf Rom, der Tiber entspringt in unmittelbarer Nähe. Zur näheren Erkundung bleibt jedoch wenig Zeit, wir haben noch einige Highlights auf dem Programm. Als erstes die lange Abfahrt nach Ponte Messa.
Hier kommen uns einige italienische Radsportgruppen entgegen, die den Sonntag zur Ausfahrt nutzen. Weiter geht es zum Passo Cantoniera, heute nur Beiwerk könnte man meinen im Hinblick auf den nächsten Anstieg, mit der Länge von 10 km aber nicht zu unterschätzen. Wir arbeiten uns aus dem Val Marecchia heraus zunächst durch Penabilli mit der weithin sichtbaren Burg und dann durch Nadelwald hin zur Passspitze. Oben führt die Strasse entlang der Felswand, was nochmals einen hervorragenden Blick auf das Tal freigibt. Dann ist es fast geschafft und oben wartet das leckere Buffet von Silvia. Die Stärkung ist ob der schon 1600 Hm auch bitter notwendig, fahren wir doch im Anschluss zum Berg des Piraten. Kenner wissen, wer gemeint ist, Marco Pantani, der den Carpegno immer zum Training nutzte. Wir sind froh, ihn wenigstens einmal bezwingen zu dürfen und wie Pantani die Steilheit des Anstiegs zu spüren. An allen Stellen des Anstiegs wird dem Piraten gehuldigt, vieles nehme ich beim Aufstieg wahr, doch an der ihm gewindmeten Statue fahre ich, ohne es zu merken, wie die meisten vorbei. Zu sehr liegt der Fokus auf der Strecke. Sind die Kehren doch wie in Alpe d’Huez und am Stilfser Joch durchnummeriert, weiss man, was einem noch an Strecke und Anstieg bevorsteht. Schön zieht der Pass sich durch den Wald, so bleibt es kühl und angenehm und die kurzen Passagen mit «nur» 10%, kommen einem richtig flach vor. Nach sechs Kilometern ist es geschafft, am Ziel. Wir geniessen die tolle Aussicht von hier oben und Pantani grüsst ein letztes Mal. Die schmale Strasse fahren wir souverän bergab und die Kilometer bis ins Ziel vergehen dann doch recht kurzweilig. In Urbino verbringen wir noch schöne Stunden bei Gelato und Schmutzbier in der historischen Altstadt. Was ein Leben. Und morgen dann die nächste Königsetappe zum Monte Nerone.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Auch die heutige Etappe hat Königsetappenpotential. Verantwortlich ist auf dem Teilstück zwischen Bagno di Romagna und Urbino vor allem der Monte Carpegna. Noch nie gehört? Der Berg im nördlichen Apennin ist vor allem Fans des verstorbenen „Piraten“ Marco Pantani ein Begriff. Pantani stammte aus der Gegend, und der Carpegna war sein Trainingsrevier, wo er sich für die langen Bergetappen von Giro und Tour vorbereitete. Il cielo del pirata - der Himmel des Piraten wird der Carpegna deswegen auch genannt. Ehrensache natürlich, dass auch wir den Carpegna heute erklimmen. Vorher geht es allerdings noch über den Monte Fumaiolo, an dem der Tiber entspringt... Wir könnten von hier aus also auch dem Fluss bis Rom folgen. Tun wir aber natürlich nicht.
Von Sebastian383 – Eigentlich könnte es so einfach sein, fachsimpeln wir heute abend beim Abendessen. Wir könnten innerhalb eines Tages in Rom stehen, sind doch laut Wegweiser nur noch 211 km zu bewältigen. Aber in den Marken, da kann man Rennrad fahren bei diesem tollen, sonnigen Wetter, das haben wir heute gesehen und gespürt. Wir lassen keinen Hügel aus, Rom muss noch etwas auf uns warten. Um wieder etwas Geschichte aus Rom in unsere Tour zu bringen und weil er die schönste Aussicht in die Umgebung bietet, fahren wir heute zum Highlight, dem Monte Nerone. Schnell sind wir über Hügel eins (Valico ca Marcuccio) hinüber gezischt. Gruppe 1 so schnell, dass Michael die erste Getränkeverpflegung noch nicht erreicht hatte. Da die Temperaturen noch moderat waren, waren die Flaschen aber noch gut gefüllt und so ging es auf direktem Weg zum Monte Nerone weiter.
Es ranken sich Gerüchte, dass der Berg nach Nero, einem römischen Konsul benannt ist. Dies stimmt aber wohl nicht, der Name geht auf die schwarzen Wolken zurück, in die er oft gehüllt ist. Davon ist aber auf unserer Anfahrt wenig zu sehen. So geniessen wir die Stille, kein Auto oder Motorrad, das uns begegnet und bewundern die schön trassiert gelegte Auffahrt. Wir bewundern schon vom Ausgangspunkt die weite Sicht in die Ferne, die Auffahrt liegt komplett im offenen Gelände und die schönen Ginsterbüsche, die am Strassenrand im unteren Teil wachsen, verströmen einen betörenden Geruch. Je höher wir kommen, desto spektakulärer wird die Aussicht und die zurückgelegte Strecke ist die ganze Zeit sichtbar. Dann endlich kommt auch das Ziel in Sicht, majestätisch prangt die Antennenanlage (einen Schönheitspreis gewinnt sie nicht) auf dem Gipfel. Leicht gehüllt in ein dichtes Wolkenband. Bald sind auch die letzten drei Kilometer geschafft und wir geniessen vereint die Aussicht. Dann fahren wir ab zur Mittagspause bei Silvia, die Energie werden wir brauchen, es stehen noch einige Anstiege auf dem Programm.
Zunächst nach Moria, einer kleinen unscheinbaren Strasse mit acht tollen Kehren, volle Einsamkeit weit und breit. Kurz nach dem Mittag aber steile Rampenkost. Weiter zum namenslosen Pass, dessen Auffahrt nicht wirklich spannend ist, dafür umso spektakulärer die Abfahrt durch ein schluchtenartiges Tal, an dessen Ende wir dann zum ersten Mal heute Michael treffen. Am idyllisch gelegenen Verpflegungspunkt überkommt uns die Lust länger zu verweilen und Michael Campingstuhl wird in wechselnder Reihenfolge ausgiebig getestet. Doch haben wir noch Lust auf mehr kleine, idyllische Anstiege zum Beispiel nach Recce, wo uns kleine Eidechsen und Katzen begegnen.
Den letzten Tropfen Energie verbraten wir dann hinauf in unser heute einsam gelegenes Hotel. So geniessen wir dort dann Schmutzbier und ein exzellentes Abendessen und freuen uns morgen auf die Abruzzen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der Mone Nerone, Höhepunkt von Etappe sieben, kann mit keinem Pantani-Prädikat aufwarten, ist dafür aber ein Aussichtspunkt allererster Güte. Il Ventoux delle Marche wird er aufgrund seiner exponierten Lage auch genannt. Und er ist auch ein monumentaler Anstieg! Also umrunden wir den Nerone nach etwas Aufgalopp durch einsame Täler der Marken, und klettern dann etwa 1000 Höhenmeter am Stück. Das letzte Etappendrittel bis zum Zielort Fabriano bleibt dann hügelig.
Von Sebastian383 – Noch drei Tage bis Rom, noch haben wir einige Kilometer und Höhenmeter vor uns und auch heute steht wieder eine Königsetappe auf dem Programm. Heute können wir mit etwas aufwarten, was bei der Premierenfahrt 2019 nach Rom nicht befahrbar war, der Passo di Gualdo, mit dem anschliessenden wunderschönen Castelluccio-Hochtal. Mit dem tollen Wetter, dass aktuell Deutschland verwöhnt, können wir hier in Italien nicht aufwarten. Aber gespannt verfolgen wir Hagens Berichte aus Asturien, die mit dem gleichen Wetter, wie wir im Süden zu kämpfen hat. Wie die meisten letzten Tage stehen uns auch heute wieder einige Regenpassagen bevor. Zum Glück dürfen wir bisher jeden Tag trocken starten, das hält die Motivation in den Gruppen aufrecht.
Nach kurzer Abfahrt starten wir bereits in den Passo di Tremine, wobei das korrekte Gefährt an dieser Stelle eher ein Gravelbike gewesen wäre. Lange Passagen der Asphaltdecke sind deutlich zerstört und der nackte Sand bietet die Grundlage der Strasse. Doch alle Gruppen meistern diesen technisch recht anspruchsollen Teil der Strecke ohne grössere Probleme und wir freuen uns, als wir feststellen, dass die Abfahrt durchgehend eine neue Asphaltdecke aufweist und wir mit grossem Tempo abfahren können. Den Rollerpass zum Colle Croce geniessen wir, sind ringsum doch einige Mohnfelder in voller Blüte, was einen tollen Kontrast zum übrigen grün bietet. Über die Hochebene cruisen wir bei schöner Sonne, wobei sich in der Ferne schon eine dunkle Wolkenformation breitmacht. In Pieve Torina biegen wir jedoch nach rechts ab und folgen dem hier noch hellen Himmel. Gruppe 1 und 2 werden dann jedoch noch in der Anfahrt von einem Regenguss erwischt und nur der Scheiteltunnel bietet hier eine kurze trockene Passage. Die Mittagsverpflegung hatten wir bereits am Vortag nach Visso verlegt, wo wir nach kurzen regen dann doch wieder die Sonne zu Gesicht bekommen.
So gestärkt, von leckeren Broten, heute mit Trüffelaufstrich on top und Sonne im Gesicht, machen wir uns auf zur Auffahrt zum Gualdo. In Castelangelo sind wir wieder soweit wieder aufgewärmt und entledigen uns unserer Regenjacken. Vielen sind jedoch die Strapazen der letzten Tage anzumerken, die Beine nicht mehr ganz so fit und so ziehe ich am Ende einsame Kreise und bin als erstes trocken bei Michaels Verpflegungsstelle. In der Ferne sind deutlich die Regenwolken zu erkennen und ich rüste mich mit dicker Jacke und Regenjacke dem kommenden Ereignis. Nachdem alle ausgerüstet sind stürzen wir uns in Abfahrt eins der Hochebene. Die Sicht ist gut und die Regenwolken haben sich wieder etwas zurückgezogen. Die Gruppe arbeitet gut und schon haben wir Castelluccio erreicht. Wir sind optimistisch trocken ans Ziel zu kommen. Der finale Anstieg nach Forca Ventosola erreichen wir zügig, die Szenerie zu schön, um wahr zu sein. Ringsum ein Blumenmeer und freilebende Pferde. Schnell mache ich noch ein paar Fotos vor dem Anstieg. Faber und Manuel schicke ich schon in die Abfahrt, das Wetter beginnt zu kippen. Mit Ruedi und Hans folge ich beiden und dann sind wir mitten im strömenden Regen der Abfahrt. Sturzbäche ergiessen sich über uns und ich bin froh, über alles, was ich angezogen habe, denn die Temperaturen sinken rapide. Mit Dauerregen kommen wir alle gut durch die Abfahrt und in die durch das Erdbeben 2011 immer noch nicht wieder vollständig errichtete Stadt Norcia, wo wir herzlich empfangen werden. Gruppe 2 folgt uns in kurzem Abstand, auch sie von Regen begleitet, leider konnten Sie die Hochebene nicht mehr geniessen. Ich bin froh, dass alle heil und unbeschadet die Abfahrt gemeistert haben. Den Rest besorgt die warme Dusche. Gruppe 3 wird schon in der Auffahrt von Regen begleitet und Michael packt oben an der Verpflegung die frierenden vier der Gruppe samt Räder in den Transporter für die Abfahrt. Sicher die beste Entscheidung. So sind wir alle nach warmer Dusche bei Kräften. Wir werden sie brauchen, denn morgen geht es noch nach Sella die Leonessa. Nach aktueller Prognose wieder im Regen. Wir werden wie immer berichten.
So hatten wir uns das vorgestellt:
Königsetappe, die zweite. Oder die dritte, kommt ganz darauf an, wo man zählt. Es gäbe zwar kürzere Etappenvarianten zwischen Fabriano und Norcia, aber es wäre eine Sünde, zur Zeit der fiorita nicht über die Piani di Castelluccio zu fahren. Fiorita? So bezeichnet man die Periode im Juni, wenn auf der Castelluccio-Hochebene an Passo di Gualdo die Blumen blühen und die Gegend in ein surreales Farbenmeer tauchen. Machen wir also!
Von Sebastian383 – Gestern hatten wir uns schon Sorgen gemacht, ob die erneut regnerische Vorhersage für den heutigen Tag zu grosser Unruhe in der Gruppe führen würde. Auch nach Alternativen Wegen oder Reisemöglichkeiten haben wir recherchiert, allerdings blieben die Optionen limitiert. Nach einigen Tagen mit Regen sind wir mittlerweile routiniert im Umgang mit diesem doch immer noch nicht geliebten Medium. Aber ein erstes Opfer forderte der regen doch, Gundi reist heute mit Erkältung ab. An dieser Stelle gute Besserung.
Wir starten auch heute wieder trocken und mit Sonne direkt in den Anstieg zur Forca di Civita und weiter über Valico Torre Fuscello zur Mittagsverpflegung in Rivodutri. Gruppe 1 kommt trocken an, Gruppe 2 und 3 mit leichtem Schauer in der Abfahrt. Aber bei der Mittagsverpflegung lacht die Sonne wieder. So kann es weiter gehen, denke ich, liegt aber doch noch ein Stück Weg vor uns. Hoch nach Cantalice mit grandios an den Berg gebauten Häusern und dann final der lange Anstieg zur Sella die Leonessa.
Meine Gruppe liegt gut in der Zeit, als wie in Rieti in den Anstieg starten. Perfekte neu asphaltierte Strasse im unteren Bereich. Ich frage mich, wie viel Wintersport hier in den Abruzzen noch möglich ist, dass sich ein neuer Fahrbahnbelag nach Terminillo noch rentiert. So nuten wir die gute Unterlage und geben ordentlich Gas, die Steigung wie vom Lineal gezogen, fast durchgehend bei 9%. Nach oben hin flacht die Strasse etwas ab und Terminillo erreichen wir recht zeitig. Von Regen erstmal keine Spur, so verbleibt uns das Privileg zur Passspitze der Sella di Leonessa nach oben zu fahren. Das Panorama oben erinnert mich etwas an die Dolomiten, mit ihren doch sehr charakteristischen Felsformationen. Eine Überfahrt des Passes ist seit letztem Jahr nicht mehr möglich, durch einen Felssturz ist die Strasse wohl für immer gesperrt. Kaum sind wir zurück im Hotel, fängt es einige Minuten später dann an zu regnen, ähnlich intensiv wie gestern am Gualdo. Zum Glück bleibt uns heute eine Abfahrt erspart. Morgen dann erreichen wir nach 11 intensiven Tagen, in denen wir viel erlebt haben, dann Rom. Die Vorfreude ist gross.
Original Beschreibung:
Die schlechte Nachricht: Die Nordauffahrt zur Sella di Leonessa am Monte Terminillo, einst der höchste Straßenpass des Apennin, ist inzwischen verfallen, wird nicht wiederhergestellt, und ist so für Rennradfahrer ein für alle Mal verloren. Die gute Nachricht: Wir sind kreativ und verzichten trotzdem nicht auf den Anstieg. Wir umrunden einfach den Monte Terminillo und nehmen den Anstieg von Süden. Gekrönt von einem fantastischen Hochgebirgspanorama, und einer Übernachtung im Terminillo-Skigebiet auf ca. 1600 m Höhe.
Von Sebastian383 – Mit ein paar Tagen Verspätung nun der finale Bericht unserer Reise. Endlich ist er da, 10 Tage nun haben wir auf diesen Tag hingearbeitet, uns durch Schnee, Hagel und Starkregen an Grossglockner, Giau und Passo di Gualdo gekämpft und den Rampen am Monte Carpegna getrotzt. Alles für diesen finalen Tag, Tour d’honneur nach Rom. Vielen sind die zehn Tage, die wir nun unterwegs sind, mittlerweile anzumerken. Wir hofften, dass uns beim Wetter zumindest die Götter heute gewogen sind. Unsere Fahrt hatte mich in den letzten Tagen an Asterix erobert Rom erinnert, wir haben einige harte Prüfungen absolviert und fahren nun triumphal nach Rom ein. Als Götter fühlen wir uns nicht, sind aber glücklich, am Kolosseum vor einer grossen Menschenmasse einzufahren.
Noch hatten wir aber 139 km vor uns und Gruppe 1 heute wieder in voller Mannschaftsstärke am Start, hatte doch einer der Teilnehmer für mehrere Tage aufgrund von Knieproblemen pausiert. Nachdem wir gestern, teilweise im Regen nach Terminillo hochgefahren sind, dürfen wir heute im trockenen die Abfahrt geniessen, die im unteren Teil auch heute wieder frisch asphaltiert wird. So sind die ersten 30 km schnell gemacht, wobei Gruppe 2 schon in der Abfahrt den ersten Platten zu verzeichnen hatte, nicht der letzte, soviel sei schon vorweggenommen. In Rieti fahren wir ins Seitental in Richtung Lago di Turano. Dort müssen auch wir von Gruppe 1 eine Pause machen, da Joas einen Plattfuss hat. So liegt Gruppe 3 vor uns. Mit Dagmar kommen wir so gemeinsam an der Getränkeverpflegung an. Und das heute mit dieser grandiosen Aussicht auf den Stausee. Was ein Panorama. Wir wollen eigentlich gar nicht mehr los, aber Rom ruft. Ein Teilnehmer in Gruppe 2 findet die Aussicht im unteren Bereich wohl so schön, dass er den Abzweig zum Pausenpunkt und auf den Muro Pizzo verpasst. Der hat es auf den letzten Metern nochmal auf sich und zieht mit 12% noch bis zur Passhöhe. Die Abfahrt, nochmals technisch sehr anspruchsvoll mit einigen Löchern und im unteren Bereich wird Joas der Schotter auf der Strasse zum Verhängnis. Zum Glück soweit ersichtlich nur Schürfwunden über den Körper verteilt, aber so ist die Reise für ihn nach Rom früh beendet. Der Rest der Gruppe 1 kommt gut voran und in Licenza geniessen wir die letzte Mittagsverpflegung von Silvia, ich werde es vermissen.
Wir kommen gut voran, kommen Rom näher, der Verkehr wird dichter und die Gruppe läuft gut. In Tivoli haben wir leichten Nieselregen und sehen auf der weiteren Fahrt Regen in Richtung Rom durchziehen. Hans Reifenpanne nutzen wir daher nochmals zum Durchschnaufen und sehen uns kurz darauf dann auch mit nassen Strassen konfrontiert. Der Regenguss war so heftig, dass das Wasser die Strasse herunterläuft und wir an zwei Senken durch Wasserfurten mit ca. 30 cm hohem Wasser durchfahren müssen. Die Götter sparen nicht mit Herausforderungen nach Rom. Dann eben auch heute nochmal nasse Schuhe, davon lassen wir uns nicht mehr beeindrucken! Wir machen kurze Zeit später nochmals Pause, um auf die etwas weiter hinter uns liegenden Gruppen zu warten. Mit Gruppe 3 fahren wir so die letzten Meter zum Kolosseum, wobei wir im Verkehr mehrmals knapp geschnitten werden, die italienischen Autofahrer, ich werde sie nie verstehen.
Dann sind wir da, geschafft, Kolosseum, Rom, dolce vita? Bei den Touristenmassen eher nicht. Wir nutzen die Zeit bis Gruppe 2 kommt und machen erste Fotos. Gruppe 2 braucht geschlagene eine Stunde, bis alle vor Ort sind. Vier Platten, ein defektes Schaltwerk und Regen hat die Gruppe doch ziemlich gebeutelt. Aber alle sind nun da. Wir haben es geschafft, wir sind in Rom. Nun Gruppenfoto und dann Schmutzbier am Piazza Navona.
So beenden wir hier unsere Berichterstattung in Rom und reichen weiter an Tom in den Dolomiten.
So hatten wir uns das vorgestellt: Tour d'honneur sagt man bei der Tour de France zur letzten Etappe, auf der das Gelbe Trikot traditionell nicht mehr attackiert wird - ob es einen entsprechenden Ausdruck auch im Italienischen gibt, entzieht sich unserer Kenntnis. Sei es drum, uns trennen noch 139 Kilometer von Rom, von denen die ersten 20 bis Rieti rasante Abfahrt vom Terminillo sind. Ein bisschen was wollen wir allerdings auch auf der letzten Etappe noch tun, und so fahren wir am schönen Lago del Torano vorbei und durch die Monti Lucretili, bis wir bei Tivoli das Umland der italienischen Hauptstadt erreichen. Von Osten her näheren wir uns der Stadt, und es wird sicher kein reines Vergnügen, sich zwischen hunderten von Fiat Pandas und Vespas durch den römischen Verkehr zum Kolosseum zu schlängeln. Aber wir sind immerhin mit dem Rennrad bis noch Rom gefahren, und da kann uns auch der Großstadtverkehr nicht mehr schrecken!