Von velles –
Heute geht es mit dem Bocca di a Battaglia - auf französisch auch Col du Bataille genannt - mit über 1000 Metern (genau 1099m laut Quäl dich; laut Tafel am Pass sogar 1103m) über einen der höchsten Pässe Korsikas. Warum der als Pass der Schlacht bezeichnet wird habe ich nicht herausgefunden, aber damit die Fahrt heute keine Hitzeschlacht wird, ist wieder frühes Aufstehen angesagt.
Und zwar besonders frühes, denn meine beiden Söhne und mein Schwager wollen von Haut Asco aus den Monte Cinto - mit 2706m der höchste Berg Korsikas - besteigen. Sie können mich am Weg dahin ein Stück in Richtung Col du Bataille mitnehmen. Also Tagwache um 04:00 Uhr. Um 04:30 geht es mit dem Auto los Richtung Westen über den Bocca di Veccu. Bei der Abzweigung der T30 nach Ponte Leccia werde ich "ausgeladen" Es ist noch finster und so muß ich mit der Beleuchtung losfahren auf der T30 Richtung Küste und L'Île-Rousse. Aber es hat einen Radstreifen und der Verkehr hält sich noch in Grenzen. Als ich bei Losari die Abzweigung zur T301 und Belgodère erreiche dämmert es. Das Dörfchen liegt auf 300m in der Balagne, einer fruchtbaren Gegend, auch Garten Korsikas genannt. Die Bewohner sind auf der Flucht vor den Sarazenen vom Tal auf die Berghänge geflüchtet und so liegen mehrere Dörfer rund um den Talkessel auf der etwa gleichen Seehöhe. Daher geht es für die nächsten 7km ohne nenneswerte Steigung weiter. Bei Ville de Paraso beginnt dann der Anstieg - und für diesen Pass gibt es so wie bei vielen französischen Alpenpässen sogar eine Beschilderung für Radfahrer (je km und mit der jeweiligen Durchschnittssteigung). Von hier sind es 10,5km mit 768 Höhenmetern und einer Durchschnittsteigung von 7,3%. Die Straße ist schmal und in eher dürftigem Zustand. Und das wird bis zur Passhöhe so bleiben - mehr oder weniger stark mit allen möglichen Materialien in diversen Farben ausgeflickt, teilweise auch Flecken oder Streifen mit Kies. Am Anfang ist die Steigung noch moderat mit um die 5% (später steigt diese bis auf 10%/km). So ist nach 4km bald das nette Bergdorf Speloncato erreicht. Am Dorfplatz gäbe es Einkehrmöglichkeiten aber ich fahre gleich weiter. Nach der Kehre über dem Dorf nimmt die Steigung zu. Bei der nächsten Kehre bietet sich schon ein schöner Ausblick auf das Dorf, die Balagne und den Stausee Lac de Codole. Jetzt überholt mich ein erstes Fahrzeug am Anstieg zum Pass - ein Viehtransporter mit 4 Kühen - ein paar wenige andere PKW werden folgen, aber insgesamt ist es noch sehr verkehrsarm. Der Blick auf Speloncato und die Balagne wird immer spektakulärer je höher man kommt. Ein anderer Rennradfahrer überholt mich kurz vor der Passhöhe, ansonsten bin ich alleine auf weiter Flur. Die Einkehrmöglichkeit ist (aktuell) noch nicht offen - vielleicht bin ich auch zu früh.
So geht es auf der anderen Seite das kurze Stück hinunter nach Pioggiola und Olmi-Capella. Danach verläuft die Straße großteils ganz leicht bergauf und dann bergab. Die nächste Abzweigung (wo eine Sackgasse ins Dorf Vallica führt) nennt sich Bocca à Croce (und da steht ganz bezeichnend auch ein Kreuz. Eigentlich wäre mein Plan gewesen bei der nächsten Abzweigung am Bocca Capanna auf die D547 abzuzweigen um dann auf der T301 (auf anderen Karten als im Routenplaner auch RT301 bezeichnet) zurück zum Col de San Colombano zu fahren. Irgendwie übersehe ich aber die Abzweigung und finde mich plötzlich auf der T301 nordwestlich des San Colombano wieder.
Also Planänderung. Auf der Karte entdecke ich einen Abzweig von der T301 ein Stück südlich unterhalb des San Colombano und eine Straße Richtung Norden über Novella. Vor Novella ist ein weiterer Bocca à Croce eingezeichnet. Neuland auf dem Quäl dich Routenplaner - also dann fahr ich da halt mal um das zu tracken. Nach dem Abzweig Richtung Novella wird die Straße schmal und auch qualitativ etwas schlechter aber weiterhin asphaltiert und steigt leicht an. Nach kurzer Zeit verläuft die Straße ein kleines Stück links der Bahnlinie von Ponte Leccia nach Calvi bevor diese in einem Tunnel verschwindet. Es müsste sogar der Scheiteltunnel auf der Strecke sein. Nach 80 Höhenmetern von dieser Seite ist der Bocca à Croce erreicht und damit mit der letzten Kreuzungsregel also eine regelrechte Lex Kakwelle. Aber: er ist 505m hoch und somit die Nordanfahrt von der T30 durchaus eine Beschreibung und Aufnahme in die Pässeliste wert. Für mich geht es also jetzt in die zwischen 5 und 10% steile Abfahrt, vorbei am Bahnhof von Novella der über 100m höher als der Ort liegt. Im Ort hätte ich mich fast vom Schild "Bastia" verleiten lassen, das mich über die D12 nach kurzer Zeit auf die viel befahrene T30 geführt hätte. Aber auf der Karte gab es da eine kleine Straße weiter nach Norden. Allerdings ist die als Route Communale angeschrieben - ob die nicht bald nur mehr geschottert ist? Na ja versuchen wir es mal. Nach mehreren 100m kommt mir ein Einheimischer mit seinem Allrad-PKW entgegen und ich stoppe und deute ihm das ich eine Frage hätte - auch er hält. Ich frage ob die Straße denn bis zum Ende im Norden asphaltiert sei. Was er bejaht. Na super das ist doch was. Also fahre ich gut gelaunt weiter und in der Tat erweist sich die schmale Straße in gutem Zustand ohne jeglichen weiteren Verkehr auf den nächsten 12km bis zur Einmündung in die T30. Also auch in umgekehrter Richtung sehr empfehlenswert zu fahren. Ich rufe meine drei Gipfelstürmer an - sie sind allerdings erst am Abstieg vom Gipfel und wollen dann noch was essen gehen. Würde also dauern bis sie mich hier wieder aufklauben würden. Also beschließe ich ganz bis Saint Florent zurückzufahren. Erst mal geht es von dieser Seite auf 6,3km nicht ganz 300m hinauf zum Bocca di Veccu (also von dieser Seite durchaus auch ein "Pässchen"/Auffahrt) bevor es dann nördlich der Agriates Wüste wieder auf der Hochstraße zurück geht, die dann kurz vor Saint Florent wieder bis zum Meer abfällt. Übrigens bin ich noch vor meinen Bergsteigern wieder zurück im Quartier.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren