Die Akteure:Tobi Till Jan
Tag 6: Canazei - Pieve Tesino Tag 7: Pieve Tesino - Bozen Die Rückfahrt
Übernachtung: Hotel Adria, glatte null Sterne
Klicken für großes Höhenprofil Auf zum letzten Gefecht. Das Wetter ist schlecht, nach dem Regen gestern abend und heute nacht ist der Himmel bedeckt, wir gehen davon aus, dass es auf den Gipfeln regnet. Denn der Manghen heute ist nochmal ein 2000er, der Lavazé liegt bei 1.800. Also geht es noch einige Kilometer bergab in die Ebene, von hier aus nach Telve hoch, von da aus ist der Manghen ausgeschildert. Kurz müssen wir dafür über eine autobahnähnlich ausgebaute Straße. Die Wegführung ist wieder einmal italienisch, man wird den Hang auf und ab geführt, bis wir endlich in der richtigen Anfahrt stehen. Es geht ein Tal entlang, sehr lang weiss man nicht, wohin die Reise geht, mehrere Möglichkeiten sind denkbar. Von Telve aus sind es 19 km zum Pass. Bis in einen kleinen Ort, wo wir einen kleinen Laden linker Hand finden, geht es auch recht bedächtig bergan, dann aber, kurz nachdem wir zwei Mountainbiker getroffen haben, die tatsächlich einen Platten hatten, geht es die letzten sechs Kilometer zum Manghen bei 15 Prozent Steigung auf einer wunderbar schmalen Straße. Hier fing es dann auch tatsächlich zu regnen an. Innenkehren gibt es hier, bei denen an eine Durchfahrt nicht zu denken ist, man muss ganz aussen fahren. Der Manghen war dieses Jahr Girogipfel, daher überall Anfeuerungen und Kilometerangaben. Die Straße ist wunderbar in den Hang gelegt, einer Art Kessel, in dem die Straße sich von einer Talseite zur anderen hangelt mit vielen kleinen und grossen Serpentinen. Es wird immer kälter, Tobi hat sich längst alles angezogen, was er hat. Oben angekommen geht es kurz über den Pass, man denkt schon, hier gibt es gar keine Hütte, bei diesen Temparaturen eine Katastrophe, denn es ist fast so kalt wie auf dem Timmelsjoch, nur noch naß dazu. Es regnet mittlerweile in Strömen.
Aber knapp unter der Passhöhe ist eine Berghütte, die sehr urig mit Holz eingerichtet ist. An dem Kachelofen wärmen wir uns auf und ziehen uns um, so dass unser Zeug besser trocknen kann. Wir bleiben hier sicher eine Stunde, unterhalten uns mit den Holländern, die wir hier treffen und essen eine gute Gemüsesuppe (schön warm vor allem) und ein paar Würste.
Mit viel Widerwillen geht es dann eingepackt auf die Piste, ich habe mich aufgrund des Regens entschieden, meine lange Hose nicht anzuziehen, um unten noch was trockenes zu haben. Statt dessen reibe ich mich dick mit Vaseline ein.
Die Abfahrt ist tatsächlich unglaublich kalt, obwohl man wegen des Regens und der sehr schmalen Straße wirklichnur sehr langsam fahren kann. Als die Straße sich aber verbreitert und gerader wird im Verlauf, geben wir Vollgas, um wieder Leben in unsere Glieder zu bekommen. Der Regen hörte bald auf, und unten kamen wir zu neuem Mut. Oben hatten wir schon gesagt, dass wir wohl den letzten Pass aufgeben werden müssen und direkt nach Bozen fahren, aber nun dachten wir uns natürlich: Der letzte Berg schafft uns nicht. Also ging es weiter zum Lavazèjoch, über Cavalese, wo wir bestimmt eine Stunde bei der Anfahrt vertrödelten, weil der Weg komisch gekennzeichnet war.
Die Anfahrt zum Lavaze ist jedoch dann nicht sehr steil am Anfang, nur die letzten drei Kilometer werden knackig, hier treibt einen aber die Freude, es jetzt bald geschafft zu haben.
Sobald sich der Pass öffnet, kommt man an einen Sportfischsee und einige Häuser, an denen ein Passschild Passo di Lavaze steht. Ohne Höhenangaben. Wir lassen uns deprimiert vor dem See knipsen, denn das letzte Passschild ohne Höhenangaben? Was für ein Flop.
Bevor wir jedoch das Abschlussbild mit Rädern dennoch vor diesem Passschild machen, sehen wir gerade noch, dass es noch ein wenig weiter bergan geht und das am Ende dieser Steigung ein weiteres Passschild zu stehen scheint. Also fahren wir weiter an Anaberger Motoradfahrern vorbei, mit denen wir kurz reden.
Ich hatte schon im Tal getönt, dass ich den Lavaze wohl auf dem großen Blatt nehmen werde, Tobi erinnerte sich daran und donnerte auf dem großen Blatt an mir vorbei. Ich tat es ihm gleich und auf dem großen Blatt erreichten wir den letzten Pass unserer Tour: den Passo di Lavaze. Hier wird das Fahrradabschlusstourfoto gemacht.
Wir fuhren nun nach Bozen auf der gleichen Straße bergab, die wir zum Karerpass genommen hatten, aber bis wir diese Strecke in Birchabrück erreichten, war die Straße von feinstem Belag, wir gaben ordentlich Gas und merkten dann unten in der Schlucht (auf der Karerpassstrecke), wie steil es hier vor drei Tagen eigentlich raufging.
In Bozen bemühten wir uns um eine Unterkunft, was uns nach langer Suche und vielen Telefonaten dann ins Hotel Adria führte, wo wir erst ordentlich diskutieren mussten, bis wir endlich unsere Räder ins Zimmer stellen durften, denn Kellerräume gab es nicht und auf dem Hof, der für jeden zugänglich war, war es uns besonders in Anbetracht Tobis Fahrrad zu unsicher.
Wir duschten und gingen einkaufen, es war erst sieben Uhr, ein Laden hatte auch noch auf. Mit unseren Einkäufen für die morgige Rückfahrt setzten wir uns an einen Platz, an dem Greenpeace gerade einen Werbestand hatte und eine katholische Jugendgruppe religiöse Lieder sang. Wir waren die einzigen Zuhörer - und saßen am anderen Ende des Platzes - und ließen nach jedem Lied lauten Applaus hören und winkten ihnen bei ihren Choreographien zu.
Endlich interessierte sich einer für uns: Zwei heranwachsende Knaben kamen auf uns zu und redeten ein wenig um den heißen Brei herum, bis ich sie endlich fragte, ob sie uns nicht eigentlich missionieren wollten. Nee, sie wollten nur ein wenig mit uns quatschen. Aha, das haben wir dann getan, als sie natürlich erfuhren, dass Tobi evangelisch und ich gar nicht getauft war, da fingen sie an, aber da ich eine überzeugte Abneigung gegen des Papst habe, können Katholiken gar nicht bei mir landen. Ausserdem konnten sie meine Argumente gegen den Papst eh nicht kontern, wodurch dann deren missionarisches Interesse an uns etwas nachließ und wir anfingen, sie zum Fahrradfahren zu missionieren. Damit waren wir aber auch nicht erfolgreicher als sie vorher bei uns. Einige Mädels gesellten sich dazu, auch die 14-jährige Schwester des einen Missionars, die zwar witzig, aber pubertär albern war. Wir boten ihnen Nektarinen an, als ich einmal zum Mülleimer ging und meinen Platz von der kleinen wieder einforderte, den sie mittlerweile eingenommen hatte, sagte die:

Den kannst du haben, dein Freund stinkt eh.

Hahaha. Armer Tobi. Naja, die wurden dann auch irgendwann desinteressiert und verzogen sich immer weiter, wir gingen noch an deren Gesangsgruppe vorbei und verbeugten uns zum Abschied, was deren offensichtlicher Leiter mit einem skeptischen Blick quittierte. Wer verdirbt da meine Mädels?
Wir brachten unsere Einkäufe in das Hotel, wo eine giftige Atmosphäre herrschte und entschieden uns, vielleicht noch kurz zum Bahnhof zu gehen, um unsere Karten zu kaufen. Um 21:35 kamen wir dorthin, der letzte Schalter schließt um 21:40. Nach einer viertel Stunde hatten wir unsere Karten, Der arme Mann am Schalter musste sechs Karten per Hand ausfüllen. Der war aber trotz der späten Stunde sehr geduldig.
Wir gingen noch in eine original italienische Pizzeria (gar nicht so einfach, um zehn noch eine offene zu finden). Wir assen Pizza, keine Nudeln. Welch eine Abwechslung nach 5 Abenden mit 500 g Nudeln pro Person.
Zurück ins Hotel und ab ins Bett. Im Fernsehen lief eine Vorausscheidung für die Miss Italia.
Die Tour war überstanden.
Tag 6: Canazei - Pieve Tesino Tag 7: Pieve Tesino - Bozen Die Rückfahrt
Zur Hauptseite Italien 99 Zurück zu quäldich.de
19.9.2000
Mail mir