Von majortom – In acht Etappen fahren wir vom Breisgau an die Côte d'Azur. Nachdem wir Schwarzwald und Jura durchquert haben, wartet mit der Bergankunft auf dem Col du Grand-Saint-Bernard das erste alpine Highlight. Anschließend folgen wir weitgehend der Route des Grandes Alpes und überqueren so prestigeträchtige Pässe der französischen Alpen wie Col de l'Iséran, Col du Galibier, Col d'Izoard und Cime de la Bonette.
Streckenänderungen vorbehalten!
quäldich-Reise Fernfahrt Freiburg-Nizza I
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Fernfahrt Freiburg-Nizza I vom 26. Juni bis 5. Juli 2020.
Von Pocatky – Viele neue Begriffe entstanden in den letzten Monaten seit dem Ausbruch der Pandemie, doch ihre Bedeutung lernen wir täglich neu. Wir haben über systemrelevante Berufe im Hinblick auf Kinderbetreuung diskutiert, über Branchen, die in Genuss von milliardenschweren Rettungspaketen kommen und wissen seit heute morgen, dass ein ausreichendes Frühstück für uns Radfahrer* alle eine Systemrelevanz hat, die nicht zu messen und zu beschreiben ist. Coronabedingt besteht die Auswahl beim Frühstück aus Brezel und Croissant. Hamsterkäufe des Reiseleiters beim Bäcker nebenan lindern zwar den Hunger, führen aber nicht zu flatten the curve im Hinblick auf Backwaren.
Die Gruppen sind schnell sortiert und starten unserem Auftrag folgend, zu schauen, wie Deutschland, Frankreich und Schweiz in diesem Sommer die Herausforderungen der Krise meistern. Wir werden Grenzen passieren, die vor einer Woche noch zu waren, als ein vereintes Europa sich in der Krise in die einzelnen Länder zurückgezogen hat. Unser Fieber wird an der Grenze nicht gemessen, jedoch werden wir Maske tragen und bei der Mittagspause unser Essen in Boxen erhalten und uns trotz allem sehr freuen, wieder auf dem Rad zu sitzen und die Traumstrecke Freiburg Nizza zu meistern. Für uns alle eben systemrelevant und wichtig, dass QuälDich die Krise gemeistert hat.
Als erstes schauen wir auf Deutschland, so zusagen ins Land auf dem Schauinsland, zum Einrollen und alles sieht gut aus. Es tröpfelt ein wenig von oben, aber es rollt sich gut und oben bietet sich ein traumhafter Ausblick. Berg 1, 1000 hm, Haken dran. Bis nach Todtnau rollen wir im schönsten Sonnenschein runter, keine schöne Straße, nach dem Abbiegen werden wir entschädigt und fahren eine wunderschöne steile Straße bis Tegernau, die uns neben einem Panoramablick auf die Hügel drum herum auch einen Ausblick auf den schwarzen Himmel bietet. Als wir dann bei der Mittagspause in Steinen ankommen entscheiden wir uns, doch den vorgeschriebenen Mindestabstand zu Gruppe 2 einzuhalten und noch länger das 3* Nobert-Mittagsmenü mit einem Espresso zum Abschluss zu genießen und das Gewitter vorbeiziehen zu lassen. Dies kostet uns zwar Zeit am Ende des Tages, sichert uns jedoch trockene Füsse und einen blauen Himmel, als wir uns Richtung Weil am Rhein aufmachen, um die erste Grenze unserer Reise zu passieren. Gruppe 2 hatte leider nicht so viel Glück, aber viel mehr Zeit zur Körperpflege im Hotel, von quitschenden Hosen war beim Abendessen die Rede.
In Frankreich geht es flach aber stetig hoch, der Wind kommt aus der falschen Richtung (auch wenn er so nicht gebucht wurde) und es wird Sommer, so richtig Sommer. Haben wir auf dem Schauinsland noch Kältegefühle gehabt, so wünschen wir uns hitzefrei und Eis und überfallen mit der ersten Orangina-Party dieser Reise einen Supermarkt in Wolschwiller, der Held der Gruppe 4 auch barfuß. Danach kommt der Lange Matten, echt lang aber schön, den Movelier drücken wir auf dem großen Blatt weg und zack sind wir in Delemont. Ein schöner erster Tag, der uns zeigt, dass die Woche anspruchsvoll wird. Aber um wieder zum Anfang zu kommen, was hat uns auch durch die Krise gebracht, das Wissen: Gemeinsam schaffen wir das!
*zur besseren Lesbarkeit wird die männliche Form verwendet, auch der Tatsache geschuldet, das der Frauenanteil auf dieser Reise zwar besteht, aber unter 5% liegt.
Ursprünglichrt Etappenbericht:
Noch ist Nizza weit weg... Wir starten in der hübschen Universitätsstadt Freiburg am Rande des Schwarzwalds. Und wir starten mit dem Hausberg Freiburgs, gleichzeitig dem wohl bekanntesten Anstieg des Schwarzwalds, dem Schauinsland. Dieser hat mit etwa 1000 Höhenmetern zwar quasi-alpine Ausmaße, ist aber nicht so schwer und sollte sich in der Morgeneuphorie gut wegdrücken lassen. Wir genießen die Panoramastraße zum Notschrei mit tollen Ausblicken auf das Feldbergmassiv. Die Abfahrt führt uns nach Todtnau im Wiesental, dem wir einige Kilometer folgen, bevor wir über eine wunderschöne, einsame Nebenstrecke nach Tegernau ins kleine Wiesental wechseln. Dieses führt uns fast bis vor die Tore von Basel. Wir überqueren den Rhein und erreichen das Elsass. Zunächst flach, dann deutlich hügeliger fahren wir entlang der französisch-schweizerischen Grenze, die wir erst mit dem finalen Anstieg nach Movelier überqueren. Danach folgt nur noch die Abfahrt in den Zielort Delémont.
Von Pocatky – 8.30 fahren wir los, war die Ansage für die Gruppe 3 noch am gestrigen Abend, Wetterapp´s wurden konsultiert, Verläufe von Wolkengruppen und Regengebieten berechnet und diese Entscheidung getroffen, um trocken durch den Tag zu kommen. Gruppen 1 und 2 lehnten diesen Plan kategorisch ab und sollten Recht behalten. Um 7 trafen wir uns dann beim modularen Frühstück, gestern Abend bestellt, heute vor unseren Augen lecker in systemrelevanten Mengen zusammengestellt und schauten dem Regen zu, dem immer stärker werdenden. Am Ende fuhren wir dann alle gegen 9 Uhr los, es war von oben trocken und von unten nass und nicht wildromantisch, der Jura. Eher Industriegebiet und wir als Gruppe 3 an der Spitze dieser Quäldich-Reise. Dann wie aus dem nichts durch die Gruppe 2 überholt, aber wo bleibt die Gruppe 1? Und wann kommt der Berg? Er kam dann, zusammen mit dem wildromantischen Jura, wir fuhren durch die Schlucht, verloren und gewannen unsere GPS-Signale wieder, fühlten uns verloren im Tunnel, waren aufgrund der Steigungsprozente im selben und mein GPS-Gerät zeigte 18,6% an. Entsprechende Diskussionen, ob es stimmen kann oder nicht, ob ich ihn einschicken soll, können ab sofort im Quäldich-Forum verfolgt werden. Es war wunderschön, dies zeichnet dieses Gebiet aus, hinter der nächsten Kurve wird es anders, mal eng, einsam in der Pichoux-Schlucht und dann weit mit Weiden, man vergisst (nicht immer), dass es stetig nach oben geht und fast immer gegen den Wind. Und dann kam auch die Gruppe 1, ,,kam" trifft es nicht so ganz, sie schoß an uns vorbei und wir sicherten, dem Mindestabstand folgend, das Feld nach hinten ab.
Den Col du Mont Crosin haben wir durch eine von Jörg geschmissene Erdnussparty abgeschlossen, wohl wissend, dass der Col del Chasseral nicht zu unterschätzen ist. Und er war es auch, lang, steil, die roten Striche in der Beschreibung entsprachen der Wahrheit, leider. Und es entstanden neue Rampen, steile Wände, die Ulf-Wände, mitten auf der Strasse.. Als wir auf eine kleinere Strasse abgebogen sind, wurden die Blicke in die Landschaft weiter, als wir uns endlich dem Gipfel näherten, unser Hunger größer. Aber auf dem Gipfel wartete der Norbert nicht, es ging ein Stück runter und da kam sie, die Mittagspause, lang ersehnt, nicht von allen, es gibt auch Teilnehmer, die fahren einfach vorbei, sie haben genug Energie und brauchen keine Pause. Oder vielleicht auch nicht, denn Mitfahrer packen mit Norberts Hilfe Verpflegungstüten, die dann geliefert werden, direkt ,,an den Mann", Lieferando als ein neues Geschäftsmodell... Das Menü bekommt heute nur zwei Sterne, Markus drängt zum Aufbruch, es gibt keinen Espresso zum Abschluss, der Himmel zieht sich zu. So rasen wir runter und nichts macht einen Radfahrer schneller als eine schwarze Wand hinter ihm. Einmal haben wir sie dann über uns, ziehen uns regensicher an und rasen weiter und haben Glück, unsere Jacken können wir wieder ausziehen. Und fahren Richtung Voralpen und es wird wellig, die so gewünschte Kaffeepause wird wieder auf morgen verschoben, aber der systemrelevante Regenradar meldet für 17 Uhr ein Gewitter in unserem Zielort Bulle. So rasen wir (relativer Begriff) über Nupsis, Autobahnbrücken ohne Autobahn, Asphaltblasen, für mich alles Berge und kommen trocken mit Gruppe 1 im Hotel an. Wo waren sie noch? Schon auf dem Col des Mosses?
Eine schöne Etappe, auf der viel passiert ist in unserer Gruppe. Wir haben einen Tauschmarkt gegründet, werden durch Jörg rundum versorgt, Victoria Bernd schirmt uns vor dem Wind ab, stellen Nussnougat-Creme selber her und haben unseren Frauenanteil von gestern 16% auf heute auf 40% gesteigert. Sollte Interesse an unseren nachhaltigen Diversity-Strategien bestehen, erstellen wir gerne ein Angebot für die Leistungen unserer Senior-Consultants.
Ein wenig wünsche ich mir heute abend, ein GPS-Gerät zu sein, das mit den 18,6% Steigung von oben. Heute nach der Tour zeigte der Akku noch 25% an. Nach 3 Stunden Ladezeit, da gab es das Abendessen, war der Akku wieder auf 100%. Mein Akku ist es leider nicht, auch wenn das Abendessen sehr lecker war....
Und was sagt der Regenradar für morgen vor? Steigt von morgen 80% auf mittags 90% Regenwahrscheinlichkeit, es wird sich zeigen, welche Regenklamotten den stärksten Markt- und Trockenanteil haben werden, sehen wir es einfach als einen Produkttest an.
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Ursprünglicher Etappenbericht von Majortom:
Ein paar Flachkilometer zum Auftakt, dann geht es in den Jura hinein, jenes zerklüftete Mittelgebirge, wo es über die Jurafalten hinweg ständig auf und ab geht. Der Jura empfängt uns mit der wildromantischen Pichoux-Schlucht, dann haben wir die hügelige Hochfläche erreicht. Unser Weg führt uns weiter nach Süden, und mit dem Col du Mont Crosin und dem Col de Chasseral folgen die Pässe nun Schlag auf Schlag. Insbesondere der Chasseral weiß mit grandioser Landschaft zu gefallen, und der Blick von der Passhöhe in Richtung Alpen kann bei schönem Wetter absolut atemberaubend sein. Die östlichste Jurafalte fällt steil ins Schweizer Mittelland ab, und so haben wir eine lange Abfahrt in Richtung des Bieler und des Neuenburger Sees vor uns. Auf der zweiten Etappenhälfte ist das Profil zunächst flach, wir fahren entlang des Lac de Neuchâtel. Am Schluss geht es jedoch schon in Richtung der Voralpen, und auf welligem bis hügeligem Terrain ist einiges an Durchhaltevermögen gefragt. Die Etappe endet in Bulle im Kanton Fribourg.
Von Pocatky – Wie sieht er aus, dieser Moment der Schwäche? Wenn wir der Versuchung nachgeben, wenn wir von dem abweichen, was wir uns vorgenommen haben, wenn wir schwach werden? Und wann spricht diese Stimme, ist sie laut und klar, deutlich und gut zu hören?
Radfahren, Rennradfahren besonders, ist gefährlich. Auf dünnen Reifen, mit Drahtzügen und Felgenbremsen stürzen wir uns die Abfahrten runter und verlassen uns dabei auf uns, auf unser Material und unsere Umwelt. Mit der klappt es nicht immer, mit den Autofahrern, den Fussgängern und vor allem den Bikern und den Autos stehen wir auf Kriegsfuss. Umso mehr ist es wichtig, bei uns anzufangen, unsere Grenzen zu kennen, selber dafür zu sorgen, dass die Gefahr nicht steigt. Denn auch wenn es so schön ist, das Rennradfahren, es gibt auch ein Leben neben diesem und Risiken, die man vermeiden kann. Aber diese bewertet jeder von uns unterschiedlich, aufgrund seiner Mentalität, der Erfahrung und der eigenen Grenzen. Für mich war es also heute morgen nach 17,4 km im strömenden Regen, als wir an der Abbiegung zum ersten Pass Col des Mosses hochfahren sollten, kein Moment der Schwäche, die Entscheidung zu treffen, statt dessen den Zug bis nach Martigny zu nehmen. Für mich war es vernünftig, sich dafür zu entscheiden, sich der Gefahr nicht auszusetzen, 1000 hm in einem Gewitter hoch und dann wieder runterzufahren. Aber wir haben uns vorgenommen, von Freiburg bis nach Nizza zu fahren und es gibt auch Mitfahrer, die mit dieser Entscheidung hadern und sie eben als einen solchen Moment bezeichnen.
Es regnete bereits gestern Abend, die ganze Nacht und auch heute morgen, als alle Gruppen um 9 Uhr zur Abfahrt bereit waren (Ergebnis der Marktforschung: RAPHA), öffnete der Himmel seine Schleusen. So haben wir gewartet, sind 45 Minuten später losgefahren, dann fing es wieder an, wurde weniger, fing dann stärker wieder an und nach 17,4 km konsultierten wir den Regenradar und lernten schließlich die Vorzüge der Bahn kennen. Dank Markus, unserem Guide, der innerhalb von 3 Minuten einen Reiseplan entwickelt, einen Bahnhof in Sichtweite gebaut hat und einem Umsteigen waren wir dann kurz nach 13 Uhr in Martigny beim strahlenden Sonnenschein an der Verpflegung, die wir notwendig hatten. Zugfahren schlaucht, vor allem, wenn man dabei immer wieder mit der Entscheidung hadert. Die Gruppen 1 und 2 kamen nach uns an, keinem ist was passiert, aber kalt, sehr kalt, nass, sehr nass ist es oben gewesen. Kompliment an alle, die es gemeistert haben!
Und dann ging es für uns alle in den Berg, den Berg des Tages. Und man dachte, es ist wieder ein neuer Tag. Morgens kalt, schwarzer Himmel, regnerisch und sechs Stunden später - blauer Himmel, Rückenwind und 45 km und 2000 hm vor uns zum Col du Saint Bernard. ,,Der Berg kann was" oder ,,der Berg ist zäh" hieß es, dank Norbert konnten wir uns 14 km vorm Col noch einmal stärken, die Gruppen mischten sich und als wir dann auf das Schlussstück kamen, wurden wir von starken Steigungsprozenten und dem Geschrei eines Murmeltiers begrüßt. Das letzte Stück ist wirklich steil und wirklich wunderschön, aber sechs Kilometer können lang sein. Und sie waren es auch. Bernd nahm es mit dem Guide der Gruppe 1 auf, hielt mit, andere waren im Tunnel und oben alle glücklich - das Hotel ist sehr schön und hat Fahrstuhl!
So verlassen wir morgen die Schweiz Richtung Italien, zahlen nicht mehr kleinste Beträge mit Karten und müssen uns wahrscheinlich im Hinblick auf Corona anders einstellen. Denn die Schweiz ist im Vergleich zu Deutschland und auch Frankreich damit entspannt umgegangen. Keine Maskenpflicht, Abendbuffet und sogar Frühstücksbuffet, wenn auch mit einzeln eingepackten Wurst- und Käsescheiben. Wir können uns sicher sein, in Italien - und dies hat seine Gründe - wird es anders sein. Da wird mehr die Stimme der Vernunft sprechen.
Und wer sich jetzt wundert, warum es so viele Fotos aus dem Begleitfahrzeug gibt, für den gibt es noch den Bericht von Reiseleiter Rainer.
Den Moment der Schwäche oder Vernunft kann ich absolut unterschreiben. Das Knie wurde durch unvernünftiges Training am Wochenende zuvor zerstört und hatte sich bis zum Beginn der Reise fast erholt. Durch die Belastung der Vortage wurden die Beschwerden aber wieder reaktiviert.
Den Moment der Vernunft abzufangen ist nicht einfach. Für mich war dieser am Fuße des Großen Sankt Bernhard. Eine Fahrt im Besenwagen ist durchaus interessant. Man lernt das Leiden der Radfahrer von einer ganz anderen Seite kennen. Schon an der Sitzposition lässt sich der Gesichtsausdruck von hinten erahnen. Im vorbeifahren lassen sich diese mit der Kamera einfangen.
In der Retrospektive betrachtet war es definitiv kein Moment der Schwäche. Manchmal muss man einen Gang zurück schalten und dem Körper eine Pause gönnen und neue Erfahrung sammeln.
Ursprünglicher Etappenbericht:
Fast bis nach Italien geht es auf der dritten Etappe. Nach dem Etappenstart in Bulle geht es zunächst durch das Gruyère, der Heimat des vermutlich zweitbekanntesten Schweizer Käses (nach dem Emmentaler). Auf einer herrlich einsamen, abenteuerlichen Nebenstrecke entlang des Hongrin-Stausees steuern wir den Col des Mosses an und haben die Waadtländer Voralpen erreicht. Eine lange Abfahrt führt uns nach Aigle im Rhonetal, wo einige Flachkilometer auf uns warten. Zu sehr sollten wir im Flachen jedoch nicht auf die Tube drücken, denn der Schlussanstieg wird uns heute alles abverlangen. Ab Martigny geht es hinauf zum Col du Grand Saint Bernard, 45 km und 2000 Hm bergauf. Es handelt sich um den wohl höhenmeterreichsten Pass der Alpen. Bis zum Nordportal des Tunnels müssen wir uns die gut ausgebaute Straße zwar noch mit vielen motorisierten Verkehrsteilnehmern teilen, dafür gehört das felsige Schlussstück zu den schönsten Eindrücken, die die Alpen zu bieten haben. Die Etappe ist am Pass zuende - wir übernachten heute auf 2473 m Höhe. Sicher ein eindrückliches Erlebnis, wenn die Sonne untergeht, die Sterne herauskommen, und man die Lichter weit unten im Tal nur noch erahnen kann...
Von Pocatky – Wir haben auf dieser Reise bereits viel über die Guide-Lügen diskutiert, wir hängen im Berg, haben als Gruppe 3 laut dem Reiseleiter ,,entspannten Druck auf der Kette" und somit viel Zeit, nachhaltig Themen auszudiskutieren. Dass sich die Aussagen wie: ,,heute wird es eine entspannte Etappe", oder ,,hinten wird es flacher", ,,wir fahren heute nicht so schnell" nie bewahrheiten, wissen alle. Aber nach drei Tagen ohne Kaffee-Pause musste heute eine weitere Guide-Aussage ,,heute machen wir mal eine Kaffee-Pause" revidiert werden. Und es hat geklappt, in einer wunderbaren Bar in mitten im Anstieg zum Col du Petit St. Bernard, 13 km vorm Gipfel, in La Thuile gab es in Angela's Bar italienisches Eis, Cappuccino, einfach la dolce vita - auch für die Gruppen 1 und 2.
Aber fangen wir heute morgen an. Nach dem systemrelevanten und sehr leckerem Frühstück machten sich 19 Rennradfahrer und ein Eskimo Richtung Tal auf, 25 km wunderschöne Abfahrt vom Col du Grand Saint Bernard. Nach einer kurzen Pause im Tal, bei der einige Schichten Kleidung abgelegt wurden, mal mehr (beim Eskimo), mal weniger (beim Rest) und die Lebenskräfte einiger Teilnehmender aufgefrischt wurden, ging es in die Route des Salasses, eine schöne kleine Straße, zu Beginn sehr steil, aber dann sanft bis auf 1.582 m ansteigend. Die lang ersehnte Abfahrt wurde durch einen steilen Gegenanstieg unterbrochen, war nicht schön. Für Thomas wirklich nicht schön, er fuhr einfach ganz runter und musste dann wieder komplett hoch - so macht man fast 1.100 Höhenmeter mehr. Wir fuhren dann noch ein Stück im Hang weiter und dann auch ins Aostatal bis zu Mittagsverpflegung in Morgex, immer den Montblanc fest im Blick.
Und hier fing es dann an. Wir haben uns als Gruppe 3 für heute vorgenommen, ganz fest, vor 18 Uhr im Hotel zu sein, es war ja eine ,,entspannte Etappe", siehe oben. Wir wollten schön (alle), frisch und gewaschen (alle), aufgeräumt und sortiert (Jörg) zum Abendessen erscheinen, nach dem die Gruppen 1 und 2 bereits seit zwei, drei Stunden im Hotel sind, alle Ketten geölt, sich und die Räder gepflegt, Wäsche gewaschen und augehägt haben und inzwischen Vermissten-Anzeigen nach uns aufgeben. Und deswegen haben wir schnell gegessen, Markus im Track Angela's Bar als Ziel einprogrammiert und haben den Druck auf der Kette von entspannt auf angespannt geändert. Und dann fahren wir los und Bernd hat einen Platten, hinten natürlich. Und es wird gewechselt und das kostet Zeit. Und dann waren wir bei Angela's und das kostet Zeit. Und dann fahren wir zum Col du Petit St. Bernard hoch. Und das kostet Zeit. Und dann machen wir Fotos auf dem Pass. Mit Murmeltieren, mit Bernhardinern mit Fässchen und ohne, mit Passschild. Mit Mindestabstand. Und das kostet Zeit. Und dann fahren wir runter, 25 km. Und das kostet Zeit. Also waren wir um 18.05 Uhr im Hotel... Aber morgen, ganz bestimmt, sind wir schön, frisch und sortiert beim Abendessen.
Es war ein traumhafter Tag, wunderschönes Wetter, wunderschöne Landschaft, eine tolle Strecke, ein Tag, den man hätte nicht besser planen können. Man muss ihn erleben, man muss dabei sein. Und so standen alle noch lange nach dem Abendessen auf der Hotel-Terrasse, schauten auf die Lichter von Seez, tauschten die Fotos aus, um ihn zu speichern, diesen tollen Tag - wenn es nur so einfach wäre!
Ursprünglicher Etappenbericht:
Nach der schweren Bergankunft gestern ist die heutige Etappe deutlich leichter. Sie ist zwar lang, aber die ersten etwa 25 km sind rauschende Abfahrt - am frühen Morgen natürlich entsprechend warm angezogen. Allzu unaufmerksam sollte man allerdings nicht ins Tal jagen, denn sonst verpasst man den Abzweig auf die Route des Salasses, die oberhalb des Aostatals am Hang entlang führt und uns einige Kilometer auf der viel befahrenen Hauptstraße erspart. Und zudem noch hübsche Ausblicke auf die umliegende Bergwelt serviert. Ein Stück Hauptstraße bis Pré-Saint-Didier bleibt uns dann jedoch nicht erspart. Ab hier allerdings geht es wieder in die Berge, der kleine Bruder des Grand Saint Bernard steht auf dem Programm. Auch der Col du Petit Saint Bernard ist lang, und man muss sich die Kräfte gut einteilen, dafür hat man von oben einen der schönsten Blicke auf den Montblanc. Die Abfahrt vom Pass führt uns bis ins savoyardische Seez, oberhalb von Bourg-Saint-Maurice gelegen, wo wir die Nacht verbringen.
Von majortom – Nur ein Pass steht heute wiederum auf dem Programm, aber der hat es so richtig in sich, handelt es sich doch beim Col de l'Iséran um den höchsten echten Alpenpass. Die Cime de la Bonette, die uns am letzten Tag erwartet, ist zwar nochmal ein paar Meter höher, aber sie ist eben kein echter Pass, und der Superlativ gebührt dem Iséran. Und man spürt auch irgendwie, dass dieser Pass etwas besonderes ist – während man auf anderen Pässen immer noch von höheren Bergen umgeben ist, wähnt man sich hier mit ihnen auf Augenhöhe. Auf einen langen Anstieg folgt eine lange Abfahrt, zunächst nach Bonneval-sur-Arc und dann dem Arc-Tal entlang bis nach Lanslebourg.
Wer am Ende der vergleichsweise kurzen Etappe noch überschüssige Energie hat, kann noch auf den Col du Mont Cenis fahren und nochmal nach Italien hinunter winken.
Von Pocatky – Unsere treuen Leserinnen und Leser fragen sich sicherlich, wie wir die Tage 5 und 6 unserer Reise überstanden haben, wie wir es schaffen, den Widrigkeiten des Wetters zu trotzen (den ganzen Tag scheint die Sonne, es regnet erst dann, wenn auch die Gruppe 3 im Hotel ist), ob uns nicht der Wind bricht (nein, er kommt meistens von hinten) und wie wir aus der Temperaturschlacht als Sieger rauskommen (angenehme 25 Grad, nicht zu warm, nicht zu kalt). Ob es uns nicht zu steil ist (nein, auch über die 17,3% von gestern lächeln wir nur), oder zu lang (nein, auch die Gruppe 3 war gestern bereits um 16 Uhr im Hotel), oder zu hoch (nein, gestern der höchster Pass der Alpen, der Col de I'Iseran, war schon auf dem kleinen Blatt aber nicht im kleinsten Gang). Oder gar zu mythisch, im ,,echten" Leben nicht zu machen (der Col du Galibier von heute)?
Nein, alles gut und heute auch für uns alle. Gestern kurz nach dem Start in Seez durchfuhren wir eine typische französische Baustelle, mit Schotter, Ulf nahm diesen leider in seinem Schaltwerk mit. Sein Schaltauge brach, er wurde von Norbert abgeholt und seine Qualitäten für das Begleitfahrzeug in einem Assessment-Center aus Zelt-Aufbau, Brote schmieren, mit unterschiedlichen Belägen belegen, Melone schneiden usw. getestet. Wir fuhren weiter Richtung Val d'Isere, konnten das Ergebnis bei der Verpflegung beurteilen und dann in die Wolken zum Col de I'Iseran steigen. Einige hatten die Tour durch Baustellenbesichtigung bereits vorher verlängert, der See von Tignes war bei weitem nicht so sehenswert. Nach einer schönen Abfahrt checkten wir dann früh in unserem Hotel in Lanslebourg ein und testeten den Spa-Bereich des Hotels und waren mehr als zufrieden. Mit dem Pool, mit dem Whirlpool, ja, die Düsen hätten ein wenig stärken sein können, um unsere doch so müden Beine zu lockern.
Da gingen Markus und Rainer bereits shoppen, neue Kette, Schaltzug, Aussenhülle vom selben, denn durch den Schaltaugenbruch ging einiges kaputt und ein Achter im Hinterrad einher. Das Schaltauge von Rainer passte und während wir blubberten wurde geschraubt, gebohrt und geschweisst. Beim Abendessen war noch nicht klar, ob erfolgreich, ob doch nicht ein Schräubchen fehlt, man stellte fest, dass die Schaltzüge zu kurz sind. Jörg hatte noch welche dabei und nach einem wunderbaren Abendessen, als wir alle unsere Regenerationsphase begonnen haben, schraubten Radschlüssel-Rainer und Magic-Markus weiter, Ulf fuhr Proberunden auf dem Hotelparkplatz und wurde heute vom Begleitfahrzeugdienst fristlos gekündigt - nicht bestanden! Im ersten Anstieg zum Col du Telegraphe wurde dann noch vom Bernd seine Schaltung final eingestellt und aus einem vorzeitigen Ende der Tour ist es dank unserer Guides für uns alle ein wunderschöner Tag geworden - mehr als systemrelevant die Jungs!
Heute ging es erstmals in die Abfahrt, unterbrochen durch einen Platten von Bernd und in den ersten Anstieg Col du Telegraphe. Auf den 1.570 m stärkten wir uns und nach der Abfahrt nach Valloire ging es in den mythischen Anstieg (O-Ton quäldich.de) zum Col du Galibier. Ein traumhafter Anstieg, ,,live slow, drive fast" stand auf der Straße, haben wir getan, auch ,,Ulle" ist noch an einigen Stellen zu sehen. Der Kilopreis für den Galibier-Beaufort-Käse von 16,48 Euro ist laut Thomas akzeptabel, der Wind meinte es nicht immer gut mit uns und der letzte Kilometer vorm Gipfel noch weniger - aber oben sind alle glücklich und mit einem Lächeln im Gesicht angekommen. Auf dem Col du Lautaret gab es eine schöne Kaffee-Pause mit Gipfelkitsch-Käufen. Ab da dann ein Zielsprint nach Briancon, der Himmel hatte von blau auf schwarz gewechselt. Durch unsere Zeitfahrer- und Sprint-Qualitäten waren wir pünktlich im Hotel und konnten von seiner Terrasse beim einem Schmutz-Panaché dem Gewitter zuschauen.
Würden wir also Pässequartett spielen, wären wir in den beiden letzten Tagen unschlagbar. Und so waren sie auch, diese beiden Tage. Einfach unschlagbar.
Ursprünglicher Etappenbericht:
Die Etappe beginnt mit gemütlichem Einrollen die Maurienne hinab. Bis Saint-Michel-de-Maurienne haben wir dann ein stärker befahrenes Stück vor uns, können auf der leicht abfallenden Strecke aber hoffentlich ein hohes Tempo treten. Dann geht es als Vorgeschmack auf den Galibier hinauf auf den Col du Télégraphe - der jedoch nicht nur Vorgeplänkel ist, sondern auch landschaftlich zu gefallen weiß. Eine kurze Abfahrt in den Skiort Valloire, und dann wartet der Galibier auf uns. Hier ist Ausdauer und Zähigkeit gefragt, aber die grandiose Alpenkulisse und die Vorfreude auf ein herrliches Alpenpanorama an der Passhöhe sollte schon für ordentlich Motivation sorgen. Vom Galibier geht es dann zunächst bergab auf den Col du Lautaret, den wir sozusagen im Vorbeifliegen mitnehmen. Eine langgezogene Abfahrt später erreichen wir den Etappenort La-Salle-les-Alpes.
Von majortom – Zwei Pässe stehen heute auf dem Programm. Der Anstieg zum Col d'Izoard beginnt direkt in Briançon, so dass die Beine schnell auf Hochtouren kommen müssen. Dafür können wir nun spüren, dass wir so langsam in den Süden kommen, die Gegend wird trockener und mediterraner. Am Col d'Izoard sollte man sich dann nicht allzu schnell in die Abfahrt stürzen, denn die verwitterte Landschaft, die Casse Déserte, auf der Südseite will entsprechend gewürdigt werden. Die Abfahrt führt uns bis nach Guillestre, wo es nahtlos in den zweiten Anstieg des Tages über geht: den Col de Vars. Dieser wird auf der Route des Grandes Alpes immer nur als Übergangspass angesehen, da der Skiort Vars nicht gerade schön ist, doch mehr als 1000 Höhenmeter wollen überwunden werden, so dass man ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Dann erreichen wir das Ubaye-Tal und können bis zum Etappenort Jausiers gemütlich ausrollen lassen.
Von Pocatky –
Der Bericht von unseren letzten Etappen sollte ,,Die Reise nach Nizza und zu uns selbst heißen". Doch in unserer Redaktionskonferenz am letzten Abend blieb mir nichts anderes übrig, als mich der Meinung meiner Mitarbeiter zu fügen. Ich hatte leider auch nichts entgegen zu setzen, als die Frage aufgeworfen wurde, ob wir denn wirklich angekommen sind? Ja, in Nizza schon, da hatten wir bereits bei einem Bad im Mittelmeer sehen können, wo normalerweise die Radhose unseres Reiseleiters endet, aber auch bei uns selbst?
Nach dem Ende der Etappe 7, als wir nicht nur die Monumente der Dauphine mit dem Col d'Izoard und dem Col de Vars sondern auf den letzten 20 Kilometern von oben auch die Hochdruckvorwäsche, Felgenwäsche mit Intensivschaum und Unterbodenwäsche (alles bei Quäl.dich im Preis mit drin) genießen konnten, trafen wir uns in der Lobby des Hotels. Wieder aufgewärmt, versuchte ich rauszufinden, warum man eine solche Reise bucht. Und ist es denn auch eine Reise zu sich selbst?
Wir waren eine sehr heterogene Gruppe und so waren auch die Antworten. Von der Erfüllung eines Lebenstraums bis zur Flucht vorm Home-Office und Corona, von der Trauerbewältigung bis zum Ersatz für die Reise Füssen-Pisa. Michael wollte ,,mit fantastischen Menschen in einer fantastischen Natur eine Reise zu sich selber machen", Volker hatte Bock ,,sich zu quälen", einige wollten endlich wieder radfahren und ein Ziel haben. Also von A nach B, mit Kraft der eigenen Beine die Alpen überqueren, einige der längsten, der schwersten Pässe fahren und auch da mal beschleunigen, wo es die Tour der France Profis sonst tun. Patric begeisterte Idee, von Freiburg nach Nizza einfach mit dem Rad zu fahren und Wolfgang wollte sehen, ob nach seinem Sch... Jahr 2019 ,,etwas geht". Und wie, Kompliment an Dich Wolfgang!
Der Tag 7 startete mit einem direkten Anstieg, mit einem Kaltstart. Der Col d'Izoard begann praktisch am Frühstücktisch und somit mussten wir direkt 1.219 Hm kurbeln, um das erste Col-Foto zu machen. Beim blauesten Himmel ging es dann runter zu Verpflegung, Burghardt fuhr heute bei Norbert und brachte eine sehr angenehme Kundenorientierung mit. Zwischen Baguette 8 und 9 - der Käse war vorzüglich heute - wurde Markus ein meteorologisches Zeitfenster von 4 Stunden von der Quäl.dich Wetterzentrale gemeldet, um das Etappenziel in Jausiers noch trocken zu erreichen. 20 Kilometer zum Col de Vars mit 21 Kilometer Abfahrt ins Hotel erschienen machbar und da machten wir uns alle gemeinsam mit einer rudimentären Regenausstattung auf den Weg zum Gipfel. Der Anstieg ging auch direkt steil los, die Baguettes meldeten sich und auf einmal trübten neben hässlichen Orten auch die schwarzen Gewitterwolken unseren Blick. Kurz vorm Gipfel fing dann das o. g. Wäsche-Programm an, wir zogen das an, was wir mithatten und bereuten alles, das im Wagen blieb. Bis auf Jörg, der sich freute, seine gesamte 20-teilige Regenausstattung nicht umsonst mitgenommen zu haben, ich glaube, er steht immer noch oben und zieht sich an. Ein Teil von uns blieb im Col-Kaffee sitzen, leider ungeheizt, der Rest machte sich bremsend auf den Weg ins Tal. Aber dann kam Graupel (leider nicht Greipel), Kälte und immer stärker werdender Regen und die bereits bekannte Stimme der Vernunft. Am Ende des Tages sind wir alle gesund und gesäubert im Hotel angekommen, das die Größe der Zimmer durch das leckere Abendessen auszugleichen schaffte.
Am Tag 8 startete die Gruppe 3 als erste in den Berg, wir wollten den letzten Anstieg zum Col de la Bonette mit einem Verfolgungsrennen auch für die Gruppen 1 und 2 spannend gestalten. Patric ging vom Start sofort in die Führung und konnte sie bis zum Col halten, hinten genossen wir die Weite der Landschaft und die Fauna und Flora der Bergwelt, zu Murmeltieren haben wir auf dieser Reise eine enge Bindung aufbauen können. Die letzten Meter zum Cime de la Bonette waren steil, man sieht es uns auf dem Gipfel-Foto jedoch nicht an. Von da runter zur letzten Verpflegung - auch wieder vorzüglich, danke Norbert. Und dann kamen sie, die letzten 80 Kilometer dieser Reise, einfach 1.000 Hm runterrollen. Wenn aber nicht der Wind wäre. Der von vorne-Wind. Der sehr starke von vorne-Wind. Wir beschließen, unsere Rückfahrt aufzuteilen und nach 40 Kilometern stillvoll unsere Reise mit einem Pausen-Kaffee in einem schönen Kaffee im Tinée-Tal oder in einer Boulangerie ausklingen zu lassen. Mit Macarons und Eclairs mit Vanillecreme Füllung, mit eiskalten und warmen Getränken. Und dann geht es los. Jungs im Wind, Patric vorne, Thomas im Unterlenker, an Kaffees, Boulangeries wird wahrscheinlich aufgrund einer Vigilanzstörung vorbeigeflogen und wo wir am Ende verspätet unsere nicht vorhandenen Reserven aufgefüllt und unsere Bedürfnisse gestillt haben, darüber hüllen wir uns besser in Schweigen.
Und auf einmal sind wir da. Am Strand. In der Sonne, bei 30 Grad. In Nizza. Nach 948 km und 19.200 Hm und 21 Pässen. Wir haben es geschafft. Und dies wird auch gefeiert. Zuerst mit Kauf von neuen Poloshirts und neuen Badehosen. Dann mit einem Bad im Meer. Und dann mit einem finalen Abendessen.
Ob wir bei uns angekommen sind? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Ja, wir waren mit fantastischen Menschen in einer fantastischen Natur, wir waren mit und für uns selbst. Wir waren unten und wir waren oben, es schien die Sonne und es regnete. Es ging uns schlecht, es ging uns gut, wir hatten gute aber auch mal schlechte Beine. Aber wir haben es alle geschafft. Wir sind angekommen, wo auch immer.
Danke an das Team, denn dies hat es möglich gemacht, dass wir uns um vieles nicht kümmern mussten. Markus hat ein Guide-Start wunderbar gemeistert, Thomas wollte einfach mal Guide sein und konnte es gleich und Rainer schaute, dass sich alles zusammenfügt. Norbert kümmerte sich nicht nur um unsere muskulären Glykogenspeicher, sondern um Taschen, Flaschen und spielte die Bergwacht und rettete verlorene Radfahrer - danke an Euch!
Ursprünglicher Etappenbericht:
Durchatmen, letzte Kräfte mobilisieren, denn heute Abend wartet das Mittelmeer auf uns. Ein Hindernis gilt es jedoch noch zu überwinden, und das ist nicht irgendein Hindernis, sondern der höchste Punkt der Woche. Der Col de la Bonette ist 2715 m hoch, was auf der Rangliste der Alpenpässe immerhin noch zu Platz vier reichen würde, doch das hat den Erbauern der Straße im Mercantour-Nationalpark wohl nicht gereicht. Und so musste es noch eine Panoramaschleife sein, die Cime de la Bonette, die die Marke von 2800 m Höhe überschreitet. Bei all dieser Diskussion um Höhensuperlative darf man jedoch nicht vergessen, was für ein grandioses landschaftliches Erlebnis der Pass ist. Die lange Abfahrt vom Pass führt uns dann sozusagen direkt bis nach Nizza. Sie führt zunächst ins Tinée-Tal, das ins Var-Tal mündet, und der Var mündet bei Nizza ins Mittelmeer. So können wir wahlweise nochmal richtig Tempo aufnehmen, oder aber unsere Fernfahrt gemütlich ausklingen lassen. So oder so, nach der Ankunft an der Promenade des Anglais in Nizza winkt ein Bad im azurblauen Meer. Und am nächsten Morgen optional der Rücktransport per Reisebus nach Freiburg.