Von majortom – Die Dauphiné – am ehesten bekannt wohl von der Profi-Rundfahrt Critérium du Dauphiné Libéré – ist eine Region in den französischen Alpen und liegt in diesem Abschnitt des Gebirges zwischen Savoyen im Norden und der Provence im Süden sozusagen in der Mitte. Ein Großteil der französischen Hochalpen mit von der Tour de France bekannten Klassikern wie Galibier, Izoard und Croix de Fer, gehört also zur Dauphiné und wird auch auf dieser Reise im Juli 2016 befahren. Wir beehren aber auch unbekanntere Gebirgsgruppen der Voralpen mit einem Abstecher, wie das wilde Schluchtenparadies Vercors und das liebliche, aber nicht minder spektakuläre Dévoluy.
Start und Ziel der Reise liegt in der Isère-Metropole Grenoble.
Die Reise findet vom 23. bis zum 30.7.2016 statt. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.
quäldich-Reise Tour du Dauphiné
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Tour du Dauphiné vom 23. bis 30. Juli 2016.
Von majortom – Sonntag Morgen in Seyssins bei Grenoble. Die Wolken hängen tief über dem Vercors (wo wir rauf wollen) und den anderen Bergen, die Grenoble umgeben (wo wir heute nicht rauf wollen). Gestern hat das Einchecken und gegenseitige Beschnuppern sehr gut funktioniert, viele alte Hasen dabei, die sich enthusiastisch begrüßt haben. Die ausschweifende Begrüßungsansprache des Chefguides hat zwar nicht direkt Jubelorgien geerntet, ich meine jedoch zu spüren, dass ich schon etwas Begeisterung für den heute auf dem Speiseplan stehenden Vercors erwecken konnte – falls das bei der Vorfreude auf die vor uns liegende Woche überhaupt noch nötig ist.
Wie auch immer. Wir starten in den Anstieg nach Saint-Nizier, der direkt von der Kyriad-Luxusherberge aus startet, und dem wir somit die Gruppeneinteilung überlassen. Ein Plan, der nicht ganz aufgeht, denn es scheinen alle angestachelt zu sein, möglichst weit nach vorne zu fahren. Jan fährt als Sportivguide vorne weg, Peter sichert das Peloton nach hinten ab und schart Entspannte-Gruppe-Kandidaten um mich. Da ich zunächst als Humanwegweiser in einem Seyssinschen Kreisverkehr stehe, kann ich das Feld von hinten aufrollen und finde dann mit Marcel und Volker zwei Mitstreiter, mit denen ich denke, gutes Ausdauernde-Gruppe-Tempo zu fahren. Inzwischen sind wir in die Nebelsuppe eingetaucht, aber es ist nicht wirklich kalt, macht aber nichts.
An der Passhöhe eröffnen mit meine Mitstreiter dann, dass sie in der entspannten Gruppe fahren möchten, somit bin ich nun ein Guide ohne Gruppe und drücke alleine aufs Tempo, in der Hoffnung, auf dem Weg nach Villard-de-Lans ein paar Kandidaten aufzugabeln. Bald stößt Kordula dazu (die den Tiefstapel-Preis des Tages bekommt), später in der Abfahrt durch die herrliche Gorges de la Bourne dann Stefan. Immerhin bin ich nicht mehr alleine unterwegs. Die Gorges wird von Stefan als „Hammer!“ charakterisiert, was es ganz gut auf den Punkt bringt.
In Pont-en-Royans wächst meine Gruppe dann erneut, und wir nehmen das wellige Stück bis Saint-Jean in Angriff, wo wir die einzigartige Sille mit dem einzigartigen Mittagsbuffet erwarten. Eine SMS informiert uns, dass sie schon im Anstieg steht, was bei einigen Strava-Jüngern Stirnrunzeln hervorruft – macht ja die Segmentzeiten kaputt. Doch am Buffet angekommen, ist wohl jeder glücklich über das reichhaltige Angebot. Vielen Dank an Sille für diesen Extra-Service.
Es folgt der Col de la Machine, zweigeteilt in den langweiligen steilen und den atemberaubenden flachen Teil, letzterer auch als Combe Laval bekannt. Ich hatte schon angedeutet, dass die Gorges de la Bourne noch übertroffen wird, und als wie hoch über dem Talkessel durch die Felstunnels fahren, stimmt mir wohl jeder zu. Sensationelle Combe Laval!
Dann kommt das als etwas zäh angekündigte Kackwellenstück bis zum Col de Rousset, das wir in einem ausdauernden Grupetto aber in gemäßigt-ausdauerndem Tempo in Angriff nehmen. „Fahrt am Rousset gleich durch den Tunnel, da ist der Himmel blau“, kündige ich großspurig an und ernte skeptische Blicke aufgrund des bedeckten Himmels. Doch ich behalte recht, und wir sehen von oben herab auf das sonnendurchflutete Diois (das wir auf dieser Reise leider rechts liegen lassen müssen). Starker Wind drückt uns entgegen, aber die Abfahrt ist wie angekündigt äußerst schön, und am Ende der Abfahrt erwarten uns lila blühende Lavendelfelder. Wir sind im Süden angekommen.
Wie Sille inzwischen in Erfahrung gebracht hat, macht unser heutiges Domizil erst um 16 Uhr auf, weswegen die sportiven auf Café und Panaché eingekehrt sind. Meine Splittergruppe gesellt sich dazu, und wir genießen die ersten wirklichen Sonnenstrahlen der Tour du Dauphiné. Traumhafte Etappe habe ich da geplant... (da es mir einige Teilnehmer unaufgefordert und überschwänglich bestätigt haben, darf ich das schreiben, ohne als arrogante Fritte zu gelten.)
Oder um es in Jans Berichterstattungsstil zu sagen:
Sensationeller Vercors! GEIL!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wir beginnen mit einer langen Etappe, die uns von unserem Startort Grenoble in die bekannten Schluchten des Vercors führt – allen voran Gorges de la Bourne und Combe Laval. Am Ende des eindrucksvollen Tages steht eine lange Abfahrt vom Col de Rousset in den Etappenort Die.
Ausgangspunkt der Reise ist Grenoble. Die Universitätsstadt im Isèretal ist günstig gelegen für unsere Zwecke, schließt sich der Vercors mit seinen schroffen Gipfeln doch unmittelbar südwestlich an. Und so starten wir direkt in den ersten Anstieg nach Saint-Nizier-du-Moucheroutte, das nach ca. 18 km und 1000 Hm erreicht ist. Über die überraschend liebliche Hochebene des Vercors radeln wir bis Villard de Lans, von wo aus wir das erste landschaftliche Highlight abwärts in Angriff nehmen – die herrliche Schlucht Gorges de la Bourne. So gelangen wir an den Ostrand des Massivs, und nach einigen Kilometern in südlicher Richtung geht es wieder bergauf. Zunächst recht unspektakulär bis zum Col Gaudissart, doch gleich im Anschluss wird die sensationelle Combe Laval gefahren, wo die Straße in abenteuerlicher Weise an eine Steilwand gebaut wurde.
Auf den restlichen Kilometern ist dann Durchhaltevermögen angesagt. Über hügeliges Gebiet dringen wir weiter nach Süden vor bis zum Col de Rousset, der uns eine tolle lange Abfahrt ins Drome-Tal beschert. In Die, einem putzigen kleinen Örtchen, können wir dann die Etappe mit einem Gläschen Clairette de Die ausklingen lassen.
Von majortom – 1. Der Vercors, an dessen Rand Die liegt, war eine Hochburg der Résistance im Zweiten Weltkrieg.
2. Eine Spezialität der Region ist Clairette de Die, ein süßlich schmeckender Schaumwein. Ich finde ihn gräßlich.
3. Die Iveco-Fahrzeuge von Europcar haben eine mysteriöse Wegfahrsperre.
4. In einer Gemeinschaftsaktion gelang es Sille, mir und der freundlichen Dame von der Europcar-Hotline, den Transporter zu starten. Einfach abschließen, wieder aufschließen und starten.
5. Es macht keinen Sinn, eine ähnlich starke Gruppe im Einzelzeitfahrtempo zu verfolgen.
6. Der Col de Menée quetscht sich gut in der Morgeneuphorie.
7. In der Abfahrt vom Col de Menée sieht man eigentlich den Mont Aiguille, einen tafelbergartigen Berg. Heute hing er leider in den Wolken.
8. Schlauchreifenplatten zu versorgen ist schwieriger als Drahtreifenplatten.
9. Sille macht das beste Mittagsbuffet.
10. Kackwellen nerven.
11. Die Souloise-Schlucht ist zwar nicht so spektakulär wie ihre Schwestern im Vercors, aber sie ist auch ganz hübsch.
12. In Saint-Etienne-en-Devoluy gibt es am Ortseingang ein Toilettenhäuschen, wo man Wasserflaschen auffüllen kann. Und natürlich bei Bedarf auch strullen.
13. Der Col du Noyer ist traumhaft.
14. Col du Noyer bedeutet übersetzt Nussbaum-Pass.
15. Im Refuge du Col du Noyer gibt es auch Orangina.
16. Der Col du Noyer ist 1664 m hoch und erinnert so an ein bekanntes französisches Bier.
17. Möchte man dieses Bier bestellen, kann man sich als Frankreich-Insider aufspielen, wenn man sich nicht mit „Sessosoassokat“ einen abstammelt, sondern einfach ein „Seize“ ordert.
17. Die Noyer-Abfahrt wäre kalenderbildtauglich. Sagt Reinhard. Zeit also, dass der andere Reinhard aus Thüringen mal vorbei schaut.
18. Französische Kühe machen nicht Muh, sondern Möh.
19. Das letzte Stück der Abfahrt ist holprig, aber angenehmer als die Route Napoleon.
20. Napoleon nutzte die Route Napoleon für einen postexilanten Triumphzug Richtung Paris.
21. Napoleons Geliebte nannte ihn auch „Napie“.
22. Seine Freude währte nur kurz, denn schon bald bekam er in Waterloo richtig auf die Nüsse. Somit ist er also auch für einen weitern sinn- und zweckfreien Abba-Hit verantwortlich zu machen.
23. Das Stück auf der Route Napoleon ist deutlich kürzer als gedacht.
24. Die Etappe war lang. Und hart.
25. Das Hotel Les Autanes hat einen Pool.
26. Und Sille massiert.
27. Einen dieser Fakten haben wir uns nur ausgedacht. Wer als erstes errät, welcher das ist, bekommt ein Glas Clairette de Die auf eigene Kosten.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der zweiten Etappe heftet wohl das Prädikat einer Übergangsetappe an, da sie die Brücke zwischen dem Vercors und den Hochalpen schließt. Am Ende des Tages wird man jedoch feststellen, dass auch das Dévoluy, insbesondere der einsame Col du Noyer, seinen Reiz hat.
Wieder haben wir mit über 130 km eine recht lange Etappe vor uns. Unser Weg führt uns von Die zunächst das Drome-Tal hinauf. Der Col de Menée im Anschluss ist zwar kein richtig harter Brocken, setzt mit über 700 Hm jedoch auch etwas Ausdauer voraus. Das schönste am Pass ist definitiv die Abfahrt mit schönen Ausblicken auf den markanten Mont Aiguille. Wir überqueren die N74, eine der bekanntesten Nord-Süd-Routen der französischen Alpen und halten uns weiter ostwärts, bis wir das Soulouise-Tal erreichen, dem wir flussaufwärts folgen. Überraschend wildromantisch ist es hier in der engen Schlucht, und je weiter wir ins Dévoluy vordringen, desto einsamer scheint es zu werden.
Am Ende des Tales erwartet uns mit dem Col du Noyer dann das Highlight der Etappe – ein schmales Asphaltband windet sich in die Höhe bis zum Übergang, dann führt uns ein spektakuläres Serpentinenstück wieder hinab. Erneut queren wir eine viel befahrene Verbindungsstraße, die Route Napoleon, und haben dann nur noch wenige Kilometer bis in unseren Etappenort Ancelle vor uns.
Von majortom – Ein Tag im Leben eines Helfers... heute gibt es leider nur einen sehr rudimentären Etappenbericht, da unser Chefguide erkältungsbedingt den Tag ausgesetzt hat. Und so in den Genuss kam, unter Silles Kommando im Helferteam zu arbeiten. Meine Hochachtung, was unsere Helfer auf unseren Reisen alles auf die Beine stellen und nonstop für unsere Gäste da sind.
Die Etappe führte heute von Ancelle nach Briancon, mit Aufgalopp entlang des Lac de Serre Poncon und des Durance-Tals, anschließend noch über den Col d'Izoard. Hier hat die Radfahrer leider ein Wolkenbruch überrascht. Morgen geht es - hoffentlich wieder in voller Guidebesetzung - nach Alpe d'Huez.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Heute schnuppern wir endgültig an der sich südlich an die Dauphiné anschließenden Hochprovence, haben jedoch schon einen Wendepunkt erreicht und fahren wieder in nördlicher Richtung. Die erste Tageshälfte ist gewissermaßen eine lange Anfahrt zum bekannten Col d'Izoard, der uns in den Hochalpen willkommen heißt.
Von Ancelle fahren wir zunächst einmal ins Durance-Tal, wo wir auf den malerischen Stausee Lac de Serre-Poncon treffen – bei der zu erwartenden großen Hitze möglicherweise eine willkommene Gelegenheit zur Abkühlung. Doch wir wollen weiter, haben wir doch bis zum Fuß des Col d'Izoard in Guillestre eine lange Anfahrt im Tal vor uns. Leider muss hier auch mit ziemlich starkem Verkehr gerechnet werden.
Ganz anders jedoch am Pass selbst – auf dieser Nebenstrecke sind höchstens ein paar Einheimische und Touristen unterwegs. Die Casse déserte, die Felsenlandschaft kurz vor der Passhöhe, bietet uns ein einzigartiges Tageshighlight, bevor es dann in rauschender Abfahrt hinab nach Briançon geht. Hier bleibt am Abend vielleicht noch etwas Zeit, die vom Baumeister Vauban errichteten Festungsanlagen zu besichtigen.
Option: Wer noch nicht genug hat, kann ab Briançon noch die Stichstraße zum Col de Granon anhängen und kommt heute auf insgesamt 140 km und 3500 Hm.
Von Peter Uthmann – Heute wird zur Abwechslung aus der „entspannten“ Gruppe 3 berichtet.
Nachdem wir uns durch den Verkehr von Briancon gekämpft haben (Wochenmärkte sollten auf unsere Tracks Rücksicht nehmen!), beginnen wir direkt mit dem Aufstieg zum Col du Lautaret, ein klassischer Rollerberg. Eben diese Roller scharen nach 10 nur leicht ansteigenden Kilometern schon mit den Pedalen und werden daraufhin vom Guide von der Leine gelassen. Hinten bildet sich sofort ein Pinkel-Grupetto, in dem die Kreativität keine Grenzen kennt, wenn es darum geht, sich plausibe der Führungsarbeit zu entziehen. Je länger der Anstieg dauert, desto mehr nehmen wir jedoch Fahrt auf und finden einen zügigen Rhythmus, der aber noch genügend Körner für die Bergankunft in Alpe d'Huez übrig lässt. Stephan gönnt sich als einziger der Gruppe noch den Galibier und trifft dort weitere Fahrer der anderen Gruppen an.
Nach einem kurzen Halt auf der überraschend angenehm temperierten Passhöhe geht es in die lange Abfahrt Richtung Le Bourg-d'Osians. Die Tatsache, dass der Lautaret auch von der Westseite ein Rollerberg ist in Kombination mit Gegenwind machen dies zu einem zähen Unterfangen. Im unteren Teil muss noch der Lac de Chambon auf einer abenteuerlich an das Ufer gelegten Behelfsstraße umgangen werden. Nachdem wir wieder auf der normalen Straße sind, gibt es wie angekündigt das Festessen bei Sille und ihren fleißigen Helfern/Praktikanten/Lehrlingen. Das Buffet ist wie jeden Tag ein Genuss. Täglich werden wir mit neuen Leckereien überrascht und heute bieten sich sogar Sitzgelegenheiten... Ein Traum!
Einzig die Gruppenzugehörigkeit der bereits anwesenden Personen lässt sich nicht ganz zuordnen. Gruppe 0, 1, 2 oder doch Selbstfahrer und wenn ja, auf welcher Variante? Diese Sorgen kennt Gruppe 3 nicht, Harmonie wird hier groß geschrieben.
Dann begeben wir uns mit reichlich Übergewicht in Richtung der Legende. Oder zu einem normalen Anstieg, der von Geschichte und Medien stark aufgebläht wurde. Ansichtssache... Aber die meisten sind voller Vorfreude, ist diese Bergankunft doch eines der Highlights unserer Tour.
Nach wenigen Metern im Anstieg zerfällt die Gruppe jedoch schon in ihre Einzelteile. Bei diesen Prozenten können und wollen auch wir nicht mehr zusammen fahren. Gepusht von der Tatsache, dass wir den Anstieg vor ein paar anderen (Splitter-)Gruppen, einem Guide und beiden Begleitfahrzeugen beginnen, verlässt auch der Guide seine bisher in Anstiegen angestammte Position am Ende der Gruppe und kommt zeitgleich mit dem an diesem Anstieg besten Mann der „Entspannten“ an. Die beste Frau hat da ihr Rad schon längst in der Garage abgestellt, da sie ihren klaren Gewichtsvorteil gnadenlos ausgespielt hat. Nach und nach trudeln alle Teilnehmer am direkt am Tour-Etappenzielpunkt gelegenen Hotel an und nahezu jeder trägt ein breites Grinsen im Gesicht! Ob es am geschafften Anstieg liegt oder der Tatsache geschuldet ist, dass uns aufgrund der Kürze der Etappe ein freier Nachmittag zur Verfügung steht, ist letztendlich egal. Auch die Möglichkeit, bereits um 7 zum Abendessen zu gehen, sorgt vielerorts für Vorfreude. Übermorgen sind wir dann wieder hier oben im schönen Hotel Le Dome, hoffentlich mit einem ähnlichen Gemütszustand. Wir werden sehen...
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der vierte Tag steht ganz im Zeichen der bekanntesten Bergankunft der Tour de France – Alpe d'Huez mit seinen mythischen 21 Kehren. Zuvor muss allerdings noch der Col du Lautaret überwunden werden.
Wir sind nun endgültig in den Hochalpen angekommen. Von der Vauban-Stadt Briançon wenden wir uns wieder in nordwestlicher Richtung, auf die lange und ziemlich zähe Anfahrt zum Col du Lautaret, womöglich gegen den Wind ankämpfend. Diesen Pass kennt man eigentlich nur als Vorpass zum Col du Galibier, doch dieser steht bei uns erst später auf dem Programm, und wir überqueren die Lautaret-Passhöhe hinüber ins Oisans. Ein weiterer Zweitausender also, den wir dem Palmarès hinzufügen können.
Eine überraschend schöne Abfahrt führt uns dann hinab nach Bourg d'Oisans, von wo aus sich die Bergankunft der Bergankünfte anschließt. Purer Mainstream natürlich, aber wenn man mal in der Gegend ist, will man es wohl auch gemacht haben. Über Nacht bleiben wir in der zugegebenermaßen nicht wirklich hübschen Skistation, so dass wir auch eine echte Bergankunft haben.
Option: Mit einer zweiten Tour-Bergankunft in Les Deux-Alpes kommt man auf 93 km / 2600 Hm.
Von Peter Uthmann – Nach dem besten Abendessen der Woche gestern im Restaurant Passe Montagne versuchen alle müde und zufrieden in der Höhe und Ruhe am oberen Ortsende Schlaf zu finden. Auch wenn nicht jeder die Delikatesse zu schätzen wusste (Nein, es handelt sich nicht um lieblos mit Streukäse überbackene Kartoffeln, sondern um Tartiflette, DIE Spezialität der Region). Die Messlatte für das Käsefondue liegt also hoch, denn morgen kommen wir bereits wieder.
Pünktlich um 9 Uhr verlassen wir dann die Alpe d'Huez über die Hintertür und nehmen statt der klassischen Abfahrt die Höhenstrasse über Villars-Reculas. Diese Tür erweist sich in Anbetracht der Temperaturen im Schatten am frühen Morgen als Kühlschranktür. Die Teilnehmer gehen dies sehr unterschiedlich an, von kurz/kurz (ohne Weste) bis lang/lang (ohne Klavier) ist alles zu sehen.
Nach einem kurzen notgedrungenen Zwischenstopp beim Triathlon am Lac du Vaujany, bei dem sich auch ein Teilnehmer aus unserer Gruppe den Applaus der enthusiastischen der Zuschauer abholt, gehen wir den langen Anstieg zum Col de la Croix de Fer an. Dank der Warnung des Reiseleiters in der allabendlichen Ansprache überstehen wir die Zwischenabfahrt mit anschließender Steilstelle ohne große Schaltprobleme.
An dieser Stelle ist ein dickes Lob für Tom angebracht, der jeden Tag mit Engelsgeduld auf die Bedürfnisse der Teilnehmer eingeht und die perfekt geplante Tour mit seinem massiven Hintergrundwissen über die Region teilweise zu einer Bildungsreise werden lässt. Von Anträgen zur steuerlichen Absetzung sollte aber abgesehen werden.
Begleitet vom pfeifen der Murmeltiere kurbeln wir am Stausee L'Eau d'Olle vorbei zur Passhöhe. Dort treffen wir auch die Equipe National (der Junioren?) der Franzosen, welche scheinbar zu einem Videodreh vor Ort ist.
Ein Schlauchplatzer in der Auffahrt, einer in der Abfahrt (beide ohne Sturz, jedoch sollte man defekte Schläuche nicht durch defekte Schläuche ersetzen ;)) aber trotzdem kommt die Gruppe gut über den ,,Pass des eisernen Kreuzes".
Nachdem wir vorher bei zweistelligen Prozentzahlen alle die Komfortzone verlassen haben, tauchen wir bei der Verpflegung wieder in diese ein und füllen die leeren Speicher auf.
Dort fährt dann ein Motorrad vorbei, welches laut ABBA hört. Das veranlasst Marcel auf den folgenden Kilometern natürlich wieder zu einigem Gepfeife und beim Kaffee in St. Michel de Maurienne am Fuße des Telegraphes outet sich Jürgen als glühender Fan und spielt Mamma Mia auf dem Handy ab.
Apropos glühend und Mamma Mia: Der Telegraphe hat es in sich. Eigentlich als recht easy angesehen, wird er von der entspannten Gruppe 3 vergleichsweise unentspannt gefahren. Auch Tom, der nach hartnäckiger Erkältung ab der Verpflegung Körper und Beine in unserer Gruppe testet, mischt munter mit und hängt kurz vor dem Gipfel das Schweizer Uhrwerk Marcel ab, welcher auch den Guide an diesem Anstieg an die Grenze gebracht hat.
Aber nicht nur wir 3 sind all in gegangen. Überall in der Gruppe werden die Karten auf den Tisch gelegt. Die meisten Asse (oder Gels?) im Ärmel haben Susanne und Volker, die ein Mitglied der natürlichen aufgesplitterten Gruppe 2 versenken! Dieses hatte bei der gemeinsam Kaffeepause noch ein ,,Hochknallen" angekündigt, um später verwundert zu fragen, warum die beiden denn so schnell fahren. Starke Aktion, euch ist der Stolz der Gruppe gewiss!
Oben sammeln wir uns und fahren anschließend in Kleingruppen zum Hotel de la Poste in Valloire, was für heute unsere Bleibe ist. Dadurch haben wir vom Galibier schon grob die Hälfte bewältigt und dürfen morgen von der Hoteltür in den Berg starten.
Anmerkung der Redaktion: Besonderen Jubel verdient auch noch das Team Bad Krozingen (Mund und Hart), das heute stolze 5200 Höhenmeter überwindet, sowie eine Gruppe-2-Splittergruppe, die unbemerkt auch noch den halben Galibier wegquetscht. Chapeau!
Ursprünglicher Etappenbeschreibung:
Heute missachten wir das Motto unserer Tour und verlassen die Dauphiné nach Savoyen. Der Weg führt uns dabei mit dem Col de la Croix de Fer über einen landschaftlich wunderschönen Pass. Bis zum Etappenort in Valloire muss auch noch der Col du Télégraphe überwunden werden.
Auf 1860 m Höhe ist es morgens noch ziemlich frisch, so dass wir heute auf gutes Wetter hoffen, um gleich als erstes die Abfahrt von Alpe d'Huez in Angriff zu nehmen. Wir wählen hierfür jedoch nicht die 21-Kehren-Rampe, die wir gestern herauf gekommen sind, sondern eine kleine Nebenstrecke über Villard-Reculas, die eine schöne Panoramastraße beinhaltet – ein weiterer Beleg dafür, dass die Alpen oft da am schönsten sind, wo die Tour de France nie vorbei kommt.
Direkt im Anschluss befinden wir uns im langen Anstieg zum Col de la Croix de Fer, der mit karger hochalpiner Landschaft und hübschen Seen überzeugt. Dieser Pass führt uns hinab ins Maurienne, dem savoyardischen Arc-Tal, wo wir mit einer Transitpassage talaufwärts konfrontiert werden. Von Saint-Michel-de-Maurienne ab heißt es dann wieder klettern, aber es ist „nur“ noch der sehr schön zu fahrende Col du Télégraphe, der uns von unserem Etappenziel im Skiort Valloire trennt.
Option: Nimmt man auch noch den Col du Mollard inklusive seiner schönen Serpentinenabfahrt mit, so stehen am Ende 113 km und 3150 Hm auf dem Tacho.
Von majortom – Sensationelle Etappe! Anders kann man es kaum beschreiben, wobei das schätzungweise zu 40 Prozent am Wetter (am Galibier keine Wolke am azurblauen Himmel), zu 20 Prozent an den sonnendurchfluteten Bergen, und zu 80 Prozent an unserer genialen und überlegenen Streckenplanung liegt. Zunächst der Galibier am Morgen, Fernsicht zum Montblanc, das letzte Mittagsbuffet von unseren drei Damen (heute wieder mit Praktikantenunterstützung), und schließlich das traumhafte Sträßchen zum Col de Sarenne mit hardcore-geilen Blicken auf die Meije und andere imposante Berge. Dann die stressfreie Rückkehr in das bereits bekannte Hotel Le Dome zu Alpe d'Huez. Am vorletzten Tag fühlt es sich endlich wie Urlaub an. Yeah!
Eine repräsentative Umfrage hat ergeben, dass dies die schönste Etappe einer quäldich-Reise aller Zeiten war!
Unbelehrbare Splittergruppen sind auch noch nach Les Deux-Alpes und auf andere Gedöns-Bergstraßen gefahren. Da sie bei Redaktionsschluss noch nicht zurück waren, können ihre Eindrücke leider nicht gekonnt in diesen Bericht eingeflochten werden.
Es erwartet uns ein nicht sehr sportliches, aber dennoch authentisches Käsefondue am Abend (oder ein langweiliges Pillepalle-Menu für die Fondueverweigerer...)
Anmerkung der Redaktion: Dieser Bericht ist bei weitem nicht so toll wie die vom besten Korrespondenten der nördlichen Hemisphäre, denn der zweitbeste Berichterstatter der Neuzeit saß heute nach überstandener Erkältung wieder auf dem Rad. Und hatte seine Kamera vergessen, deshalb gibts nur alte Fotos. Was für eine Pflaume.
Mit diesem Fazit verabschieden wir uns und geben – erneut in Gedenken an den Wellfleischgasthof Schmölzer anno 2009 – zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Ein weiteres Monument steht auf dem Programm: mit 2645 m ist der Col du Galibier das Dach unserer Tour. Vom Col du Lautaret geht es erneut Richtung Oisans, wo sich mit dem einsamen Col de Sarenne noch ein weiteres Highlight anschließt.
Ein Großteil der Kletterarbeit zum Galibier ist schon getan, wenn wir in Valloire zur sechsten Etappe starten – bereits gestern sind wir bis auf ca. 1400 m gekommen, so dass noch etwa 1200 Hm übrig bleiben. Der Galibier ist nicht nur von der Höhe das nominelle Dach der Tour, sondern auch landschaftlich einzigartig. Hochalpine Kulisse, felsige Mondlandschaft und sensationelle Blicke ins vergletscherte Ecrins-Massiv mit den südlichsten Viertausendern der Alpen.
Auf der Abfahrt treffen wir mit dem Col du Lautaret einen alten Bekannten – bereits vorgestern sind wir von Briançon kommend hier drüber. Wiederum fahren wir Richtung Oisans ab, wählen jedoch schon früher den Abzweig in die Berge. Der Col de Sarenne – einsame, schmale Straße – ist gewissermaßen die Antithese zur mythenumrankten Hauptauffahrt nach Alpe d'Huez, für Conaisseure natürlich die weitaus schönere. Die 21 Kehren von Alpe d'Huez nehmen wir heute als Abfahrt in den Etappenort Bourg d'Oisans.
Option: Mit Villard-Notre-Dame wartet gegen Ende der Etappe noch eine optionale Stichstraße. Ausbeute insgesamt: 108 km / 3400 Hm.
Von majortom – Mit etwas Verspätung berichten wir nun auch von der Schlussetappe unserer Dauphiné-Rundfahrt, die am Samstag in Grenoble erfolgreich zuende gegangen ist.
Erneut herrliches Sommerwetter erwartet uns heute in Alpe d'Huez, wo wir gestern im Passe Montagne bei Käsefondue erneut pompös gespeist haben. Die Hochalpen verlassen wir heute zwar, doch so richtige Katerstimmung will nicht aufkommen, da auch die Ausrollrunde noch einmal eine schöne Strecke verheißt. Aufgrund einer erneuten Guiderochade berichte ich heute aus der Gruppe A, die die kürzere Tour über Col d'Ornon und Corniche du Drac in Angriff nimmt und zum Großteil aus der entspannten Gruppe besteht. Peters Fußstapfen, in die ich trete, sind natürlich groß, und die Gruppe lässt mich gleich wissen, dass die Guide-Messlatte hochängt. Gruppe B bricht unter der Leitung von Jan auf die "explorative" lange Runde über die Pässe Ornon, la Morte und Luitel auf. Ich habe gestern explizit darauf hingewisen, dass dies eine abenteuerliche Runde werden könnte, da ich sie quasi last minute am Reißbrett geplant habe, und es teils keine barometrischen Höhenprofile gibt.
Zunächst begeben sich aber alle auf die Abfahrt von Alpe d'Huez nach Bourg d'Oisans. Diesmal über die klassischen 21 Kehren. Am Kreisverkehr in Bourg d'Oisans werden die Jacken ausgezogen, und nach sehr kurzer Flachpassage geht es in den Col d'Ornon. Wie erwartet wird in der Gruppe A ein gemütliches Tempo angeschlagen, was mir - von meiner überstandenen Erkältung gezeichnet - sehr entgegen kommt. Es ist feuchtwarm, der Schweiß fließt in Strömen. Der Ornon ist insbesondere im unteren Teil sehr schön, oben hinaus dann weniger spektakulär.
Sammeln in Entraigues, wo unsere Route nach Westen abknickt. Ich schlage für La Mure eine Mittagsrast vor, was auf Gegenliebe stößt. Bis dahin sind es noch knapp 20 wellige Kilometer, die wir in schöner Landschaft routiniert wegquetschen. In La Mure erleben wir dann jedoch eine jähe Enttäuschung. Unwissentlich sind wir in die schnarchnasigste Crêperie des Kontinents eingekehrt, wo man uns mäßig freundlich empfängt und nach knapp einer halben Stunde immer noch keine Bestellung aufgenommen ist. Auf dieses indiskutable Serviceniveau hingewiesen, reagiert man pikiert und weist darauf hin, man sei schließlich kein Fastfood-Schuppen. Sag bloß. Null Punkte für die Crêperie also, dafür hundert Punkte für einen nahen Bäcker und die daneben liegende Bar, die uns mit Kaffee und Orangina versorgt.
Bleibt noch die Corniche du Drac, die auf dem Weg nach Grenoble nochmal eine kleine Schleife darstellt. Eine lohnenswerte jedoch: wir sehen nun nochmal den Mont Aiguille, was uns am zweiten Tag verwehrt geblieben ist, wir sehen die imposante Ostflanke des Vercors, wir sehen den türkisfarbenen Drac-Stausee tief unter uns, und vor allem: es rollt trotz einiger Wellen wunderbar auf quasi nicht befahrener Straße. So macht auch die Schlussetappe Spaß. Ein letzter Gegenanstieg lässt dann allerdings nochmal den Schweiß fließen, doch die Motivation ist hoch, trennt uns dann doch nur noch die Schlussabfahrt von den Außenbezirken Grenobles.
Besagte Abfahrt wird im Flow genommen, und es sind nur noch ein wenig starke Nerven im Großstadtverkehr gefragt. Auf dem Radweg neben der Straße kommen wir jedoch recht zügig voran, und die letzten Meter sind zwar noch etwas hakelig mit Autobahn- und Drac-Überquerung, doch dann gelangen wir wohlbehalten und glücklich zurück ins Hotel Kyriad Seyssins. Sille und Peter haben sich auch nicht lumpen lassen und servieren uns ein Glas Gamay zum Abschied.
Zu guter Letzt bleibt mir der obligatorische, aber von Herzen kommende Dank an das beste Team der Welt. Peter, Jan, Helena und Sille haben uns souverän durch die Woche gebracht, mir immer den Rücken frei gehalten und waren eine große Bereicherung für die Tour. Wir hatten sensationelle Teilnehmer, die auch die gemeinsamen Abendessen und die Gespräche unterwegs zu einem Erlebnis haben werden lassen - danke an euch alle. Außerdem hatten wir sieben Tage sensationelles Wetter, ohne das wir diese tolle Runde auch nicht so hätten genießen können. Eine schöne und ereignisreiche Woche geht zuende - bis zum nächsten Mal!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die hohen Berge haben wir nun hinter uns gelassen, doch auch die Schlussetappe wartet mit dem Col d'Ornon und der Corniche du Drac noch einmal mit einem schönen Abschluss der Tour auf.
Die Aufbruchstimmung wird heute am letzten Tag der Tour sicherlich präsent sein, und wer es eilig hat, nach Hause zu kommen, kann die Etappe auch auf direktem Weg nach Grenoble abkürzen. Um den Verkehrsmassen auf diesem direkten Weg durchs Romanche-Tal zu entkommen, und um gleichzeitig noch ein paar letzte alpine Eindrücke mitzunehmen, können wir jedoch auf der Schlussetappe noch einen Schlenker einstreuen.
Der Col d'Ornon, der von Bourg d'Oisans aus nach Südwesten führt, ist wahrlich kein Riese mehr, bietet aber immerhin eine schöne Voralpenkulisse und ist somit ideal, die Highlights der letzten Tage noch einmal Revue passieren zu lassen. Die zweite Etappenhälfte führt uns dann parallel zur Route Napoleon über die sogenannte Corniche du Drac, eine hübsche Höhenstraße oberhalb des Drac-Stausees, die uns immer wieder mal Tiefblicke erlaubt. Eine letzte Abfahrt sind wir noch von den Vororten von Grenoble entfernt, dann schließt sich der Kreis, und nach einer Woche endet unsere Dauphiné-Rundfahrt.