Von majortom – Die geführte Rennrad-Reise startet und endet in Grenoble und führt in sieben Etappen durch die Dauphiné-Alpen. Neben unbekannten Schönheiten wie den Voralpenmassiven Vercors und Dévoluy stehen natürlich auch die bekannten Tour-de-France-Klassiker wie Galibier, Croix de Fer und Izoard auf dem Programm.
Streckenänderungen vorbehalten.
quäldich-Reise Tour du Dauphiné – Vercors und Hautes-Alpes
Gestern Abend traf sich eine kleine, feine Gruppe – Durchführungsgarantie! – von Leuten mit einer Vorliebe fürs Radfahren in Grenoble zum Abendessen. Da abends Regen angekündigt war, haben wir drinnen gespiesen, flankiert von zwei Flachbildschirmen. Tahiti Fashion Week oder wahlweise Carrera Cup konnte mit einem Auge mitverfolgt werden. Was es zu essen gab, weiss ich nicht mehr.
Da einige eine weite Anreise hatten, zeigte sich am Frühstücksbuffet. Verhalten wurde der Saal aufgesucht, erstmal richtig ausschlafen. Danach der gewohnte quäldich-Ablauf: Gepäck in den Bus, Strecke auf dem Garmin laden, Vorherfoto, einklicken, «habt eine gute Etappe», los. Erstmal gemächlich durch Grenoble. Geht auch nicht schneller, denn es kommt öfter mal eine Ampel. Vertieft in philosophische Gespräche verpasst Frank den ersten Abzweig, dann den zweiten, den dritten…die vereinte Kraft von 11 Navigationsgeräten führt uns schliesslich doch zum Anstieg zum Saint Nizier du Moucherotte. Am Berg das gegenseitige Beschnuppern, wer wie Rad fährt und das Weiterspinnen der philosophischen Gedanken. Werbetafeln am Strassenrand bewerben die Region des Blauschimmelkäses und langsam tut sich die Aussicht über Grenoble auf. Wattiert mit Wolkenresten, die sich durchs Panorama ziehen. Die Abfahrt nach 850 Hm Anstieg zeigt sich lieblich, leicht abfallend bis Villard de Lans. Ab da ist es nicht mehr weit und wir tauchen ein in die Schlucht «Gorges de la Bourne». Und mit uns ganz, ganz viel Verkehr. Dieser lichtet sich mehr und mehr und die Felswände um uns türmen sich in die Höhe, gigantisch. Von Pont-en-Royans noch 10km leicht bergan zur Mittagsverpflegung bei der Picknickbank. Diese ist allerdings durch einen umgefallenen Baum, verursacht durch das Unwetter der letzten Nacht, bereits besetzt. Halb so schlimm, unser Fokus liegt bei Nataschas und Anikos Buffet, mniammniam.
Nach dem Essen ist vor dem zweiten Teil der Etappe. Der begrüsst uns gleich mit leichten Steigungsprozenten hinauf zum Col de la Machine. Doch wir wissen, oben gibt es ein Kaffee. Wir machen Slalom zwischen Steinen und Ästen. Mal sind sie kleiner, mal grösser, mal mehr, mal weniger. Oben eröffnet sich uns das nächste Panorama. Was kann das diese Woche denn noch toppen?
Wir lernen die französische Kaffeekultur kennen und stellen fest, dass diese eine andere ist als die unsere. Aber Hauptsache Koffein, denn es geht noch weiter. Weiter über den Col de Lachau, Col de St. Alexis und den Col de Rousset (hier schlägt das Defekt-Monster zum ersten Mal zu, es hat einen Schaltzug durchgebissen). Dann 20km Abfahrt nach Die. Nochmals ein überwältigender Ausblick und eine nicht enden wollende Abfahrt zum Hotel des Alpes, wo unsere beiden guten Seelen einen Snack bereitgestellt haben.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der Vercors. Er steht im Schatten der nahen Dauphiné-Hochalpen, ist aber das bekannteste und wohl auch spektakulärste der Voralpenmassive Frankreichs. Das liegt natürlich an den atemberaubenden Schluchtenlandschaften, die wir auf der ersten Etappe unserer Tour du Dauphiné kennenlernen möchten. Wir starten direkt in den ersten Anstieg nach Saint-Nizier-du-Moucheroutte, das nach ca. 18 km und 1000 Hm erreicht ist. Über die überraschend liebliche Hochebene des Vercors fahren wir bis Villard de Lans, von wo aus es die herrliche Schlucht Gorges de la Bourne hinab geht. So gelangen wir an den Ostrand des Massivs, und nach einigen Kilometern in südlicher Richtung geht es wieder bergauf. Zunächst recht unspektakulär bis zum Col Gaudissart, doch gleich im Anschluss wird die sensationelle Combe Laval gefahren, wo die Straße in abenteuerlicher Weise in die senkrechte Steilwand gebaut wurde. Auf den restlichen Kilometern ist dann Durchhaltevermögen angesagt. Über hügeliges Gebiet dringen wir weiter nach Süden vor bis zum Col de Rousset, der uns eine tolle lange Abfahrt ins Drome-Tal beschert.
Von H11i –
Pappsatt nach Gazpacho und einem oder zwei Gratin de ravioles au morbier et noix und einem oder zwei Stück Marroni Kuchen blieb kein Platz mehr für ein Eis aus der Gelatteria mit 80 Geschmackssorten gegenüber dem Restaurant. Gut so, denn für die 2. Etappe brauchen wir wieder Power!
Der heutige Tag verspricht 6km längeren Fahrspass als gestern. Da muss erstmal ein reichhaltiges Frühstück her, wahlweise drinnen oder draussen im Innenhof des Hotels. Noch etwas frisch, also drinnen. Ab 08.30 wie gewohnt beim Bus, Luftdruck in den Reifen kontrollieren, nachpumpen, Banane in die Trikottasche und erstmal aus Die rausschlängeln. Bald erreichen wir offenes Gelände und rollen die ersten 13km andächtig vor uns her. Das Profil des Col de Menée erinnert an den St. Nizier du Moucherotte von gestern, regelmässig ansteigend, nicht allzu steil. Was heute neu ist, ist der Gegenwind in die eine und der Rückenwind in die andere Richtung. Abwechselnd ein «aach» und ein «aaah». Auf der Passhöhe «klick, klick» ein Bergankunftsfoto. Kurz Pause, trinken, futtern. Die Beine beginnen sich an den Tag gestern zu erinnern, nicht mehr ganz so frisch. Dann Weste an und auf der anderen Seite runter, schöne Aussichten!
Nach dem Abfahren wieder hochfahren. Doch von Mens zum Col Saint Sébastien ist es nicht weit. Und dass wir die Mittagsverpflegung um 5km verschoben haben, hat sich alleweil gelohnt. So ersparen wir uns, mit vollem Wanst eine sogenannte «Geländestufe» erklimmen zu müssen. Stattdessen geht es gleich abwärts. Ideal um Banane, Brot mit Frischkäse oder Pesto, Käse, Nüsse, Chips, Twix, Snickers, Balisto, Tomate, Gurke, Salzstangen, Kekse…zu verdauen und Speicher bis zum nächsten Anstieg wieder voll zu haben.
Gruppe 1 macht sich als erstes aus dem Staub und wird erst wieder im Rifugio auf dem Col du Noyer gesichtet. Bis dahin gestaltete sich die Strecke zuerst leicht abfallend. Der Flow wurde nur vom Splitt auf der Strasse gebrochen. Ab Les Moras beginnts wieder zu steigen. «Marco, sag uns was zum Berg!». «Das ist bloss das Vorgeplänkel zum Col du Noyer». 30min später: «Das ist aber ein ordentliches Vorgeplänkel» und wir sind noch nicht in St. Etienne en Dévoluy. Als wir im besagten Ort sind, nochmals die Flaschen füllen, Helm richten, weiter. Bei der Auffahrt fragt sich mancher, ob es Alpendolen oder Murmeltiere sind, die zu hören sind. Beim Kaffee beschliesst man, dass es Vögel sein müssen. Denn «Mungge», wie sie in der Schweiz heissen, pfeifen und Vögel nicht. Und der Schwarm an Dolen bestätigt unsere Vermutung.
Letzte Abfahrt für heute und wieder: schöne Aussichten! Während den letzten Kilometern bereitet sich man mental auf den letzten Anstieg vor Ancelle vor. Wer will, presst sich die Beine aus, andere kommen gechillt an. Durch den auf dem Dorfplatz stattfindenden Markt zum Hotel. Ab in den Pool.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die Geheimtipp-Etappe, von der sich niemand viel erwartet, von der aber jeder am Ende völlig begeistert ist. Sie führt uns von den Ausläufern des Vercors ins einsame Dévoluy. Dabei haben wir mit über 130 km abermals eine recht lange Etappe vor uns. Unser Weg führt uns von Die zunächst das Drome-Tal hinauf. Der Col de Menée im Anschluss ist zwar kein richtig harter Brocken, setzt mit über 700 Hm jedoch auch etwas Ausdauer voraus. Das schönste am Pass ist definitiv die Abfahrt mit schönen Ausblicken auf den markanten Tafelberg Mont Aiguille. Wir halten uns weiter ostwärts, bis wir das Soulouise-Tal erreichen, dem wir flussaufwärts folgen. Überraschend wildromantisch ist es hier in der engen Schlucht, und je weiter wir ins Dévoluy vordringen, desto einsamer scheint es zu werden. Am Ende des Tales erwartet uns mit dem Col du Noyer dann das Highlight der Etappe – ein schmales Asphaltband windet sich in die Höhe bis zum Übergang, dann führt uns ein spektakuläres Serpentinenstück wieder hinab. Wir queren die Route Napoleon, und haben dann nur noch wenige Kilometer bis in unseren Etappenort Ancelle vor uns.
Von H11i –
Es ist immer gut, Freunde beim Hotelpersonal zu haben. In meinem Fall war es Martine im Les Autanes. Eine Dame mittleren Alters. Bei der Etappenbesprechung waren die Gemüter gemischt, ob der Col d’Izoard gefahren werden soll oder nicht. Erst mal darüber schlafen.
Am nächsten Morgen sind die Leute so heiss auf die 127km, dass ich um 09.00 Uhr der letzte bin, der vom Hotel wegkommt. Dass ich die Kabelschlösser im Fahrradraum habe liegen lassen, kommt mir erst auf dem Mini-Gipfel Col de Moissiere in den Sinn. Bis dahin fahre ich in träumerischen Gedanken und ein bisschen in Wehmut, dass ich Martine nicht verabschieden konnte, den ersten Anstieg, gleich von Ancelle weg, hoch. Oben die Nachricht ans Helferinnen-Duo, die glücklicherweise noch nicht weit weg waren.
In der Abfahrt nach Chorges treffe ich meine Gruppe wieder. Gesammelt fahren wir die wellige Strasse bis nach Embrun. Die quäldich-Routenplanung – wie immer nach bester Manier – gewährt uns nach Saint-Apollinare einen Panoramaausblick zum Stausee Lac de Serre-Ponçon. Die Höhenstrasse endet mit einer top asphaltierten Strasse runter nach Embrun.
Die Route führt auf die andere Talseite. Da sind ab und zu Zahlen – 130km, 140km – auf dem Boden zu lesen. Wir folgen den Spuren des Embrunman, einem Triathlon mit 3.8km Schwimmen, 188km mit 5000 Hm Radfahren und einem flachen Marathon mit 400 Hm, um die Sache abzurunden. Hoch, runter, links, rechts, schlängelt sich der Weg bis kurz vor Guillestre. Nach knapp 3h erreichen wir die Mittagsverpflegung. Die sportive Gruppe ist schon da, wir gesellen uns zu ihnen.
Ob mit oder ohne Izoard, das musste jetzt entschieden werden. 10/11 der Gruppe nehmen das Tour Monument in Angriff. Denn bis heute waren es nur Höhenmeter, jetzt kommt ein Berg.
Dieser lässt noch auf sich warten. Zuerst erwartet uns die 10km lange Guil-Schlucht, immer leicht ansteigend, ein gutes Warm Up nach der Pause. Endlich kommt der Abzweig zum Col d’Izoard. Es wird etwas übermütig angetreten. Das geht erstmal gut. Aber 14km mit 1000 Hm sind nach 20min nicht vorbei. Langsam wird die Wattzahl auf dem Garmin weniger und weniger, der Puls fädelt sich wieder im Grundlagenbereich ein. Cola in Brunissard.
Die Distanzangaben zur Passhöhe ziehen an uns vorbei, die Luft wird dünner und das Wolkengebilde stellt sich als wohlwollender Schattenspender heraus. «Bitte lächeln!» Kamera hier, Kamera dort, in manch einer Kurve werden wir fotografiert, sodass wir beinahe das Coppi-Bobet-Denkmal verpassen.
Das Ambiente auf dem Col d’Izoard ist wenig einladend. Viel Verkehr, viele Abgase. Die Abfahrt nach Briançon entschädigt das Leiden im Anstieg. Rush Hour im Ort, Baustellen, schwierige Ausgangslage als Radfahrer. Mit volle Kanne Gegenwind noch 10km nach La Salle les Alpes. 10km näher am Col du Lautaret, Galibier, Alpe d’Huez.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Ein Hauch von Süden, ein Hauch von Provence liegt heute in der Luft, wenn wir am Südrand des Ecrins-Massivs oberhalb des Durance-Tals entlang fahren. Wir schnuppern an der sich südlich an die Dauphiné anschließenden Hochprovence. Von Ancelle fahren wir zunächst einmal hinab ins Tal, dann auf einer schönen Höhenstraße oberhalb des Stausees Lac de Serre-Ponçon fahren. Doch wir wollen weiter, haben wir doch bis zum Fuß des Col d'Izoard in Guillestre eine lange Anfahrt im Tal vor uns, die uns unter anderem durch die schöne, wildromantische Guil-Schlucht führt. Hier treffen wir dann auch erstmals auf die sagenumwobene Route des Grandes Alpes, jene Fernstraße, die die französischen Alpen vom Genfersee bis zum Mittelmeer durchquert. Die Casse déserte, die verwitterte Felsenlandschaft kurz vor der Passhöhe des Izoard, bietet uns ein einzigartiges Tageshighlight, bevor es dann in rauschender Abfahrt hinab nach Briançon geht. Hier bleibt am Abend vielleicht noch etwas Zeit, die vom Baumeister Vauban errichteten Festungsanlagen zu besichtigen.
Von majortom – Um die dritte lange und harte Etappe in Folge zu vermeiden, kann man auch auf den Izoard verzichten. Nicht empfehlenswert und ohne Recht auf Guiding!
Von H11i –
Aus diversen Gründen, der Hotelmanager hat es mir gestern ausführlich erklärt, auf französisch, kann erst ab 07.30 Uhr gefrühstückt werden. Die Andeutung, dass die Etappe vielleicht erst um 09.30 Uhr gestartet wird, wird gekonnt überhört. Die fehlende halbe Stunde bringt somit manche Morgenroutine durcheinander.
Heute ist quasi Ruhetag, Ziel: Alpe d’Huez. Die Empfehlung, die Variante mit Anfahrt über les balcons d’Auris zu machen, überzeugt alle. Wer will, kann auf dem Weg dahin den Col du Galibier als Stich mitnehmen, sodass zu den geplanten 73km mit 2100Hm 16km und 800 Hm dazukommen.
Vor dem Start singen wir inbrünstig «Happy birthday to you…» für unser Geburtstagskind. Naja, eher Geburtstagsmann.
Der Col du Lautaret kann im Fachjargon als «Rollerberg» bezeichnet werden. Kette rechts, das kleine Kettenblatt schonen. Aus kalten Hosen gestartet sind die Beine jetzt gut durchblutet. Wir geniessen die morgendliche Kühle auf Rund 2000 m. ü. M. Wenige entschieden sich dazu, dem Galibier einen ersten Besuch abzustatten. Das Spielchen mit Gegen- und Rückenwind kennen wir bereits. Oben erwartet uns ein regelrechtes Gewusel von Autos, Motorrad- und Radfahrern. Schlange stehen für ein Foto mit dem Passschild. Same way back, erstmal 600 Hm in die Tiefe bis zum Col du Lautaret, weiter in Richtung La Grave. Die Mittagsverpflegung ist in der Regelplanung bei Km25, eher früh und mitten in der Abfahrt. Niemand rauscht vorbei. Das Hungergefühl nicht so gross wie in den letzten Tagen, reicht ein kleiner Imbiss. Nochmals 20km immer leicht bergab bis Le Freney d’Oisans, was für ein Ding. Dann ändert sich das Profil rasant, eine 2,5km lange, rot eingefärbte Passage im Roadbook. Die verkehrsfreie Auffahrt im zweistelligen Prozentbereich fordert ihren Tribut. Es braucht Körner, die für die Alpe d’Huez nötig sind. Es lohnt sich jeder Schweisstropfen, denn ab Balcon d’Auris geniessen wir im Tourimodus die Höhenstrasse mit Aussicht nach La Garde und kreuzen die Route de l’Alpe d’Huez in der 6 Kehre. Gleich da, im Restaurant mit dem passenden Namen «Le Virage 16» - d.h., es bleiben noch 16 Kehren bis ganz oben – gönnen wir uns eine letzte Stärkung. Wieder wenige entscheiden sich, die komplette Auffahrt zu fahren, kann man machen. 5 Kehren (2,5km/240Hm) runter zum Start der Zeitmessung, allez, allez! Die Sonne klatscht jeden in diesem Südhang auf den Asphalt und es zeichnen sich Salzränder auf den Trikots, die der Zebramusterung sehr ähnlich sind. Auf den Spuren der Tour fahren wir wie in echt durch den Ort bis zum Zielbogen. Dann zum Hotel, high five.
Die frühe Ankunft lässt Zeit, der Crêperie einen Besuch abzustatten, lecker.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Der vierte Tag steht ganz im Zeichen der bekanntesten Bergankunft der Tour de France. Alpe d'Huez mit seinen mythischen 21 Kehren. Wir sind nun endgültig in den Hochalpen angekommen. Von der Vauban-Stadt Briançon wenden wir uns wieder in nordwestlicher Richtung, auf die lange, nur sanft ansteigende Anfahrt zum Col du Lautaret. Diesen Pass kennt man eigentlich nur als Vorpass zum Col du Galibier, doch dieser steht bei uns erst später auf dem Programm, und wir überqueren die 2058 m hohe Lautaret-Passhöhe hinüber ins Oisans. Ein weiterer Zweitausender also, den wir dem Palmarès hinzufügen können. Eine überraschend schöne Abfahrt führt uns dann hinab nach Bourg d'Oisans, von wo aus sich die Bergankunft der Bergankünfte anschließt. Purer Mainstream natürlich, aber wenn man mal in der Gegend ist, will man es auch gemacht haben! Den Profis nachfiebern, die 21 Kehren herunterzählen und schließlich im Skiort den imaginären Zielbogen durchfahren. Über Nacht bleiben wir in Alpe d'Huez - eine echte Bergankunft also.
Von majortom – Wenn die Sehnsucht zu groß ist, kann man natürlich auch heute schon die Galibier-Südrampe vom Lautaret aus mit einbauen und auf 2645 m Höhe das tolle Alpenpanorama zwischen Barre des Ecrins und Montblanc bewundern.
Von H11i –
Noch die Wärme des «Au Montagnard» auf der Haut und das Tartiflette im Bauch freuen wir uns auf den Milchreis im Le Dôme. Und wer normalerweise Käse zum Frühstück mag, verzichtet heute darauf. Nach dem Ruhetag folgt wieder eine Etappe. Diese startet mit einer erfrischenden Abfahrt. 5 der gestern mühsam erklommenen Kehren und nicht zur 5. Kehre runter. Die Bewässerungsanlagen für das Grünzeug in den Verkehrsinseln bewässern grosszügig die Strasse und unsere Räder. Was für eine Sauerei. Achtung, Abzweig in Richtung Col de la Confession nicht verpassen. Wir ignorieren das «route barrée»-Schild, für Radfahrer bloss ein Hinweis. Ist so. Auf der Höhenstrasse tut sich die erste Aussicht von vielen auf. Tief beeindruckt von der Landschaft, werden die auf der Strasse liegenden Schiefersteine übersehen. Sanft dringen sie durch den Gummi des Vorderreifens. In der Abfahrt ab Villard-Reculas wurde Rollsplit gesät, also höfeli rollen lassen. Der quäldich-Bus wartet unten beim Lac de Vemey, einem Stausee. Hier kann Kleidungsballast abgeworfen. Weniger ist mehr für die Auffahrt zum Col du Croix de Fer. Das Ding zieht sich über 32km mit 1550 Hm mit stetig wechselndem Profil. Flach, steil, flach, steil, flach, Zwischenabfahrt, steiler, leicht ansteigend, Zwischenabfahrt, leicht ansteigend. Eine schöne erste Aufgabe des Tages. Den Col du Glandon 2km vor der Passhöhe nehmen wir mit, Beweisfoto 1. Beweisfoto 2 folgt kurz darauf beim Pass des eisernen Kreuzes. Von da ist bereits der Bus mit Buffet zu sehen. Der parkt beim Le Laitelet, einem netten Bergseelein unterhalb der Passhöhe.
Gruppe 1 und 2 entscheiden sich, die B-Variante zu fahren. D.h. +8km und 300 Hm. Dafür folgen wir nach der Abfahrt dem Schild zum Col du Mollard. Freundliche Gegend, schön grün, ländlich, wenig Verkehr. Eine schöne zweite Aufgabe des Tages. In der Ferne türmen sich die Touristensilos von Le Corbier (Les Sybelles). Ab Albiez-le-Jeu, und auch deswegen fahren wir extra Kilometer, geht es in die abenteuerliche Abfahrt mit tausend und einer Kehre. Nomen est omen beim Etappentitel «Kehreninferno». Gute Winde schieben uns von Villard Clémant nach St. Michel-de-Maurienne. Als dritte schöne Aufgabe des Tages stellt sich der Col du Télégraphe. Nochmals den Rhythmus am Berg finden, Beweisfoto 3. Zum Etappenziel Valloire 5km bergab, gleich da. Spätestens jetzt ist das Tartiflette verbraten.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Das Schicksal des Col de la Croix de Fer: er liegt abseits der Route des Grandes Alpes, und so bekommt er nur einen Bruchteil des Ruhms ab, der auf den parallel verlaufenden Col du Galibier entfällt. Schön für uns: dadurch ist auch der Trubel deutlich geringer, und wir können einen schönen einsamen Alpenpass in aller Ruhe genießen. Auf 1860 m Höhe in Alpe d'Huez ist es morgens noch ziemlich frisch, so dass wir uns zu Beginn der Etappe warm anziehen müssen für die Abfahrt zurück Richtung Romanche-Tal. Wir wählen hierfür jedoch nicht die 21-Kehren-Rampe, die wir gestern herauf gekommen sind, sondern eine kleine Nebenstrecke über Villard-Reculas, die eine schöne Panoramastraße beinhaltet - ein weiterer Beleg dafür, dass die Alpen oft da am schönsten sind, wo die Tour de France nie vorbei kommt. Direkt im Anschluss befinden wir uns im langen Anstieg zum Col de la Croix de Fer, der mit karger hochalpiner Landschaft und hübschen Seen überzeugt. Beinahe gratis dazu gibt es den Col du Glandon, den wir fast im Vorbeifahren mitnehmen können - und dort vielleicht das prächtige Montblanc-Massiv am Horizont prangen. Vom Croix de Fer fahren wir hinab in die Maurienne, das savoyardische Arc-Tal, wo wir mit einer Transitpassage talaufwärts konfrontiert werden. Von Saint-Michel-de-Maurienne ab heißt es dann wieder klettern, aber es ist „nur“ noch der sehr schön zu fahrende Col du Télégraphe, der uns von unserem Etappenziel im Skiort Valloire trennt
Von H11i –
Quäldich-Reisen bieten nebst dem Radfahren auch das Erlebnis der örtlichen Kulinarik. Tartiflette zum Zweiten gestern Abend. Nochmals mächtig, nochmals lecker. Die Ansage der heutigen Etappe in Kombination mit der kalten Wettervorhersage wirft eine zentrale Frage auf: was ziehe ich denn an?
Valloire liegt auf 1414 m.ü.M., der Galibier auf 2646 m.ü.M. (Dach der Tour), der Col du Lautaret auf 2058 m.ü.M., der Lac Chambon auf 847 m.ü.M., der Col de Sarenne auf 1999 m.ü.M. und die Alpe d’Huez auf 1815 m.ü.M. Temperaturspanne von 5 bis 25 Grad, Regenwahrscheinlichkeit ab 14.00 Uhr bei 50 Prozent. Als Guide denke ich: «praktisch, so ein Rucksack.» Genügend Stauraum für alle Eventualitäten.
Das Aufwärmprogramm ist kurz, 10m über den Hotelparkplatz und gleich in den Anstieg. Die ersten 10km sind sehr annehmlich, gemässigt steil. Murmeltiere, die einzigen Zuschauer an der Strecke, feuern uns mit ihren Pfiffen an. Das Angebot, Käse für 20 Euro/Kilo zu erwerben, lassen wir schweren Herzens links liegen. Der Guiderucksack ist schon voll. Die Pinkelpause in einer mystischen Stimmung mit tiefhängenden Wolken. Es beginnen sich Atemwolken in der Luft abzuzeichnen. Ein Hinweis dafür, dass die Temperatur in den einstelligen Bereich fällt. Auf der Passhöhe wechseln wir vom Lee ins Luv und vom Anstieg in die Abfahrt. Jacke an, Stirnband an, Handschuhe an und in Gedanken ans warme «Au Montagnard» düsen wir zum Col du Lautaret, einem alten Bekannten. Aniko und Natascha heissen uns zur letzten Verpflegung herzlich willkommen. Aufgrund der kalten Temperatur und den steif werdenden Gliedmassen verweilen wir nicht allzu lange. Ruckzuck, zackzack. Die Abfahrt Richtung Oisan kennen wir vom Mittwoch und mit jedem Meter Höhenverlust wird es etwas wärmer. Die Strecke unterscheidet sich von der von Vorgestern. Es gilt, nach dem Grand Tunnel du Chambon den angekündigten Abzweig nach Mizeon zu erwischen und nicht bis zum Stausee abzufahren. Herausforderung angenommen. Im Rausche der Geschwindigkeit und im Frohsein, die Finger wieder zu spüren, verpasst ein Schäfchen den Rank. Der Hirtenguide sprintet engagiert hinterher und bringt den Ausgebüxten zurück zur Herde.
Über den Col de Sarenne zur Alpe d’Huez erlebt man das komplette Kontrastprogramm zur Südauffahrt. Wenig los, schmales Strässchen, viel Grün, wenig Verkehr. Die Zeit ist bereits fortgeschritten und es beginnen sich die dunklen Wolken zu formieren, Petrus’ Drohfinger. Wir ernten kritische Ziegenblicke während des Schiessens des Gipfelfotos. Die Hoffnung, dass wir trocken zum Hotel kommen, wird doch noch zerschlagen. Im letzten Gegenanstieg zum Etappenziel pieselt eine Wolke während eines Abschnitts von ca. 1km auf uns herab. Danach wieder trockene Strasse. Absperrgitter am Strassenrand kündigen das Fête le l’Air, das morgen stattfindet, an. Noch etwas Sight Seeing durch die Bergbahnanlagen von Alpe d’Huez, dann ins Le Dôme. Home sweet home.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung: Das große Monument der Französischen Alpen steht auf dem Programm: mit 2645 m ist der Col du Galibier das Souvenir Jan Sahner, das Dach unserer Tour. Ein Großteil der Kletterarbeit zum Galibier ist schon getan, wenn wir in Valloire zur sechsten Etappe starten - bereits gestern sind wir bis auf ca. 1400 m Höhe gekommen, so dass noch etwa 1200 Hm für heute übrig bleiben. Der Galibier ist auch landschaftlich einzigartig. Hochalpine Kulisse, felsige Mondlandschaft und sensationelle Blicke, im Süden ins vergletscherte Ecrins-Massiv mit den südlichsten Viertausendern der Alpen, im Norden bis zum Luftlinie etwa 70 km entfernten Montblanc-Massiv. Auf der Abfahrt treffen wir mit dem Col du Lautaret einen alten Bekannten - schon vorgestern sind wir von Briançon kommend hier drüber. Wiederum fahren wir Richtung Oisans ab, wählen jedoch schon früher den Abzweig in die Berge. Der Col de Sarenne - einsame, schmale Straße – ist gewissermaßen die Antithese zur mythenumrankten Hauptauffahrt nach Alpe d'Huez, für Conaisseure natürlich die weitaus schönere. Zumal man nirgendwo sonst die vergletscherte Meije im Süden so schön sehen kann!
Von H11i –
Wells geschter ziemli chalt gsi isch, wommer uf de Alpe d’Huez acho sind, sind damol alli froh gsi, isch im «Au Montagnard» warm gsi. Und wells kei Chäs geh hät zum zNacht, hätt mer wieder druf Glust gha bim zMorge. Well mer letscht Mol dä ganz Milchriis rübis und stübis ufgässä gha händ, hät sie vom Hotel damol dopplet so viel gmacht.
Vor em letschtä Etappestart macht dä Jaques no äs Nochhärfoti vo üs allne. Denn sägät mir dänand offiziel tschüss, well mir üs zGrenoble nümä sicher gsehnd. Ä paar gönd grad heiwärts, ä paar trinket no öbbis und gönd denn hai und ä paar bliibet no ä Nacht do.
Well zerst gad dAbfahrt vode Alpe d’Huez ufem Programm stoht und da rächt chalt isch, wartet dNatascha und dAniko mitem Bus dunä zBourg d’Oisan, dass mir di überschüssige Kleider chönd abgeh. Nochhär gsehnd mir sie leider nümä, well sie dä Bus zChambéry a di nöchst quäldich-Tour übergebät und denn hai gönd.
Denn gohts über dä Col d’Orno. Bi dem isch dAbhart wie ufere Achterbahn. Ei Gruppe macht denn di chürzer Rundi über La Mure. Dött ässäts gad zwei Mol zMittag. Eimol imänä Restaurant und eimol innärä Bäckerei. Denn sinds mit viel Gägäwind uf Echirolle gfahre zum PoMo-Hotel.
Di ander Gruppe hät ä längeri Tour wöllä mache und isch – au mit viel Gägäwind – zum Col de la Morte. Dött händs au öbbis gässä. dAbfahrt isch nöd so luschtig gsi, äs hät mega viel Rollsplit gha. Da hät au üsen Gschwindikeitsschnitt abädruckt. Zum Schluss sinds no über dä Col Luitel, en steilä Siech. Und wells nochhär fertig isch, händs dKurblä so richtig duräknetät und usem letschtä Loch pfiffä. Vo döt obänabä isch denn dAbfahrt viel besser gsi. Mer häts richtig chönä laufä loh. Und viel zschnell isch au die Etappe verbi gangä. Scho wieder dött, wo sGanze vorärä Wuchä agfangä hät. Aber u schö isch es gsi.
Vo zweinä ischs Gepäck nöd i de Lobby gsi und sie händ scho chli Stress übercho, wos ächt chönt si. Es hät sich denn usägstellt, dass es scho im Zimmer isch. En mega Service! Wo die zweit Gruppe uf dTerrasse goht, isch die erst scho dött, am Sünnälä, Usspanne, Kaffi gnüsse, Schmutzbier trinkä. Scho wieder fertig.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Die Aufbruchstimmung wird heute am letzten Tag der Tour sicherlich präsent sein, und wer es eilig hat, nach Hause zu kommen, kann die Etappe auch auf direktem Weg nach Grenoble abkürzen. Um den Verkehrsmassen auf diesem direkten Weg durchs Romanche-Tal zu entkommen, und um gleichzeitig noch ein paar letzte alpine Eindrücke mitzunehmen, können wir jedoch auf der Schlussetappe noch einen Schlenker einstreuen. Der Col d'Ornon, der von Bourg d'Oisans aus nach Südwesten führt, ist wahrlich kein Riese mehr, bietet aber immerhin eine schöne Voralpenkulisse und ist somit ideal, die Highlights der letzten Tage noch einmal Revue passieren zu lassen. Die zweite Etappenhälfte führt uns dann parallel zur Route Napoleon über die sogenannte Corniche du Drac, eine hübsche Höhenstraße oberhalb des Drac-Stausees, die uns immer wieder mal Tiefblicke erlaubt. Eine letzte Abfahrt sind wir noch von den Vororten von Grenoble entfernt, dann schließt sich der Kreis, und nach einer Woche endet unsere Dauphiné-Rundfahrt.
Von majortom – Auch am letzten Tag kann man noch eine richtige Alpenentappe fahren. Nach dem Col d'Ornon biegt man hierfür nach Norden über den Col de la Morte ab, und der harte Col de Luitel führt uns dann nach Grenoble zurück.