Der Lago und seine Berge zeigen sich von ihrer besten Seite: wolkenlos, tiefblau mit 15 Grad um 6.00 morgens. Stirnlampe bei so einem Wetter?? Nein! Die gelegentlichen Straßenlampen von Ascona nach Ronco müssen reichen. In Ronco entschließe ich mich, nicht einfach die MdBrissago triplo plus zu wiederholen, sondern es in umgekehrter Reihenfolge zu tun. Warum ist das anders? Die nicht unharte Originalroute beginnt bei der schwersten Abfahrt (Cortaccio) und endet in der leichtesten (MdRonco). Bei umgekehrter Route wird sich herausstellen, ob die Kraft für Cortaccio reicht. Außerdem will ich nicht unter 39/30 (ca. 34/27) fahren.
Das blaue Wetter und die prächtige Aussicht lassen mich leicht die Monti di Ronco erklettern. Hinab nach Porto Ronco und über den Barcone. Auf halber Höhe der Abfahrt hinauf nach Cortone. Nach den 2km langen 14% Rampen sind die Beine unangemessen müde. Liegt es an der schon recht warmen Sonne oder an den verkrafteten 2000 Hm? Nur noch läppische 2000 Hm versuche ich mir einzureden. Vor lauter Selbstsuggestion vergesse ich zu essen. Mühsam geht es hinauf nach Mergugno. Gott sei Dank sind die langen steilen Passagen meist im Waldschatten. Müde stopfe ich oben 2 Riegel in mich hinein. Ob ich Cortaccio mit 39/30 noch schaffen kann? Die 6,5km Auffahrt hat auf den oberen 4,5km 14%. So als würde man das Steilstück am Pragel nach 3000 Hm fahren müssen. Endlich habe ich das Grotto Borei (800m) erreicht, danach wird es subjektiv (aber nicht objektiv) etwas flacher. Das Nachfüllen einer Trinkflasche an einem Brunnen missbrauche ich zu einer heimlichen einminütigen Pause. Endlich, endlich oben. Halbe Flasche trinken im Schatten und dann hechte ich mich in die Abfahrt hinein (vergesse sogar ein Foto zu machen). Die mühseligen restlichen 350 Hm über den Barcone nach Ascona schaffe ich einfach dadurch, dass ich einen Gang kleiner als normal fahre.
Warum war ich müder als bei der Originalroute im Oktober 2010? Etwas objektiv, aber vor allem subjektiv: meine Hoffnung, ich würde das relativ gut schaffen beruhte auf einer „zu leichten Erinnerung“. Ein klassischer Fehler. Gleichzeitig muss ich aufpassen, dass geplante 5000er Touren mir nicht unüberwindbar erscheinen.