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Regionsbeschreibung Solingen

Bild Von immerrauf

Eine Stadt mit wenig Herz für Radfahrer, ...


... denn Radfahrer in Solingen fristen ein Nischendasein und leben gefährlich. „Wir in Solingen kennen keine Radfahrer…”, so verteidigte sich vor einigen Jahren eine Autofahrerin aus Solingen vor einem Kölner Gericht. Sie hatte zuvor in der Domstadt einen Radfahrer mit ihrem Auto schlichtweg übersehen und dabei verletzt. Fußgänger und Radfahrer traten bei Kommunalpolitikern und Stadtplanern lange Zeit zugunsten des Autoverkehrs in den Hintergrund. So sucht man in Solingen noch heute vergeblich einen richtigen Zebrastreifen, wie ihn jede andere Großstadt gleich mehrfach hat. Die meisten der wenigen, sehr schmalen innerstädtischen Radwege, die erst in den späten 1990er Jahren entstanden, wurden nur mit einer Markierung von der bestehenden Fahrbahn abgetrennt. Sie entsprechen allesamt nicht den EU-Vorgaben. „Fahrbahn-begleitend” werden sie in der Praxis ganz selbstverständlich vom Autoverkehr mitbenutzt und stellen so eine erhebliche Gefahr für Radfahrer, insbesondere für radfahrende Kinder dar. Immer noch ist von Kommunalpolitikern häufig zu hören, die bergige Topographie sei für das Fahrradfahren eh ungeeignet. Dieses Argument ist in Anbetracht der rapiden Zunahme von E-Bikes im Stadtgebiet unhaltbar. Das Fahrrad als umweltfreundliches Fortbewegungsmittel im Alltag kann sich so trotz aktueller Klimadiskussion in Solingen kaum durchsetzen.

Immerhin wurde in den letzten Jahren die ehemalige Bahntrasse der Korkenzieherbahn zu einem innerstädtischen Fuß-, Skater- und Radweg umgebaut.
Eine Gruppe von versierten Fahrradfahrern, der „Runde Tisch Radverkehr”, setzt sich außerdem seit einigen Jahren dafür ein, mit praktischen Schritten den Fahrradverkehr in Solingen zu fördern. Sie bringt die Interessen von Radfahrern in relevante Planungen und Projekte ein. So entstand beispielsweise ein Fahrradstadtplan, den Interessierte in den Bürgerbüros und Buchläden der Stadt erstehen können, oder den man hier online einsehen kann.

Solingen besitzt trotz seines schlechten Rufes, was die Alltagsnutzung des Fahrrades angeht, eine hohe Attraktivität bei sportlich orientierten Radfahrern. Insbesondere Mountainbiker und Cyclocrosser kommen hier auf ihre Kosten. Das Tal der Wupper, die Wupperberge und das Gebiet um die Sengbachtalsperre sind beliebte und überregional bekannte Reviere.
Die Rennradfahrer treibt es hingegen schnell hinaus aus dem gefährlichen Stadtgebiet. Das hat man schnell hinter sich, da das Bergische Land mit zahlreichen interessanten Strecken direkt vor der Türe liegt und lockt.


Fakten


Solingen mit seinen 161.000 Einwohner, ist neben Wuppertal und Remscheid die dritte Stadt des Bergischen Städtedreiecks im Regierungsbezirk Düsseldorf. Die kreisfreie Stadt, die aufgrund ihrer Schneidwarentradition auch Klingenstadt genannt wird, liegt auf einer Höhe zwischen 53 und 276 m. Immerhin ist die Hälfte der Stadtfläche grün, da sie gärtnerisch, forst- oder landwirtschaftlich genutzt wird.
Die Gründung der Stadt lag im 11. Jahrhundert. 1929 wurde der Stadtkreis Solingen und die vier selbständigen Städte Gräfrath, Wald, Höhscheid und Ohligs im Zuge der preußischen Verwaltungsreform zusammengelegt. 1889 war bereits das bis dahin selbständige Dorp ins Stadtgebiet Solingens eingegliedert worden. Der bekannte Ort Burg an der Wupper mit Schloss Burg, dem Stammsitz der Grafen von Berg, fiel 1975 im Rahmen einer Gebietsreform ins Stadtgebiet von Solingen. Von den Grafen und Herzögen von Berg erhielt das Bergische Land seinen Namen.

Solingen gilt seit dem Mittelalter als Zentrum der deutschen Klingen-, Messer- und Schneidwarenindustrie. Die Stadt erhielt so Weltruf, wenn dieser auch manchmal zweifelhaft ist. Etwa wenn der Mörder im Krimi mit einem schönen Gruß aus Solingen zusticht und das Opfer anschließend über die Wupper geht. Die Wupper bildet nämlich auf 26 km die Stadtgrenze zu den Nachbarstädten.

Durch eine Verordnung im Jahre 1994 wurde der Name Solingen gesetzlich geschützt. Er darf im geschäftlichen Verkehr nur dann für Schneidwaren verwendet werden, wenn sie in allen wesentlichen Herstellungsstufen innerhalb des Solinger Industriegebiets bearbeitet und fertig gestellt werden. Plagiate, zumeist aus Fernost, bereiten der heimischen Schneidwarenindustrie dennoch bis heute enorme wirtschaftliche Schäden. Eine ständige Ausstellung im Museum Plagiarius informiert über die Problematik der Produktpiraterie.

Die gesamte einmal sehr beschauliche Innenstadt mit historischen Fachwerkhäusern und einem 82 m hohen Kirchturm, der einmal der höchste im Bergischen Land war, fiel einem verheerenden Bombenangriff im zweiten Weltkrieg zum Opfer. Das heutige Stadtzentrum präsentiert sich dem Besucher im eher tristen Flair des Wiederaufbaus der 1950er und 1960er Jahre. Es fehlt nicht an Versuchen, die Innenstadt attraktiver zu gestalten. An die Attraktivität der benachbarten großen Städte Wuppertal, Köln und Düsseldorf als Einkaufsstädte kommt die Solinger Innenstadt dennoch nicht heran.

Solingens Radfahrer besitzen bei durchschnittlich 1500 mm Niederschlag im Jahr Schwimmhäute und Kiemen. Im 30 km entfernten Köln und 20 km entfernten Düsseldorf fallen nur etwa 800–900 mm Niederschlag im Jahr.


Sehenswertes


Sehenswürdigkeiten der Stadt sind die Müngstener Brücke als höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands, der Balkhauser Kotten, das Deutsche Klingenmuseum, das Museum Baden, der historische Stadtteil Gräfrath und Schloss Burg mit einem eindrucksvollem Anstieg für Radsportler.


Radsporttradition


Trotz seiner zahlreichen verkehrsplanerischen Sünden besitzt Solingen eine lange Radsporttradition. Der älteste Radsportverein, RC Schwalbe 03, wurde bereits 1903 gegründet. Er veranstaltet regelmäßig auf der Solinger Radrennbahn, eine Betonbahn ohne Überdachung, als spektakuläre Radsportvariante Steherrennen. Der zweite große Radsportverein, Velo Solingen, gründete sich erst 1999 und ist Veranstalter des jährlichen Mountainbike-Rennens in Solingen, das zum NRW-Cup zählt.

Den bisher größten Höhepunkt in seiner Radsportgeschichte erlebte Solingen 1954 mit der Weltmeisterschaft der Profis und Amateure: Am 22. August fand das Straßenrennen der Männer auf dem 15 km langen Klingenring statt. Etwa 100.000 Zuschauer säumten die durchaus anspruchsvolle Strecke.

Auch Fahrräder wurden bis nach dem zweiten Weltkrieg in Solingen gebaut. Eine 1883 gegründete Firma, die aus zwei Klingenherstellern hervorgegangen war, brachte 1898 ein Fahrrad mit dem Markennamen Patria auf den Markt. Die Produktionsstätte befand sich in den Gebäuden des heutigen Solinger Rathauses, wo in einer Dauerausstellung an die Entwicklung der Patria-Fahrräder erinnert wird. Seit 1971 wird der Markenname Patria von einem Bielefelder Fahrradhersteller geführt.