Durch Tschechiens Norden 306,8 km / 4268 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von merida
Von merida –
Meine mittlerweile dritte Tour aus der Oberpfalz nach Sachsen stand an. Doch während es bei den ersten beiden über die Keilbergregion nach Dresden ging, war das Ziel dieses Mal die Oberlausitz. Auch wenn diese zwar ohne Berührung des Erzgebirges zu erreichen wäre, indem man das Böhmische Becken durchfährt, war es für mich eigentlich obligatorisch zumindest einmal die Wand die das Böhmische Becken nach Norden abriegelt zu befahren. Zudem wollte ich gerne dem Elbsandstein einen Besuch mit dem Rad abstatten, was ich auf diesem Weg gleich mit erledigen wollte. Im Gegensatz zur den beiden ersten Touren, welche ich ganz passabel hinter mich gebracht hatte, stand diese Tour jedoch unter keinem so guten Stern. Doch dazu später mehr.
In der Nacht vorher konnte ich kaum schlafen und so schälte ich mich um 3 Uhr morgens total verpennt aus dem Bett. Bei einem geplanten Umfang von 335 km muss man früh anfangen. Nachdem ich mich ein wenig warmgefahren hatte fühlte ich mich zwar bald besser, aber so richtig wollte die Müdigkeit nicht verfliegen. Morgentliche Nebelfelder erzeugten eine wunderbar mystische Stimmung auf meinem Weg zur tschechischen Grenze, die ich dieses Mal bei Waidhaus überqueren wollte, einen der wenigen Grenzübergänge der Gegend, die ich noch nicht kannte.
Hinter der Grenze gab es die üblichen Einkaufsmöglichkeiten, die zu dieser morgentlichen Stunde aber noch alle geschlossen hatten. Dazu auch Hinweise auf allerlei Vergnügungsmöglichkeiten, die auf deutscher Seite nicht verfügbar sind. Ein Hinweise eines Gasthofs dass man ,,deutch" spräche nötig einem ein Schmunzeln ab. Die breite Straße im Grenzbereich war ein deutlicher Hinweis, dass hier tagsüber wahrscheinlich starker Verkehr ist. Zur morgentlichen Stunde war es jedoch wie ausgestorben.
Von einem langen Stück auf dem man Slalom um Schlaglöcher fahren durfte mal abgesehen, zeigte sich das Stück bis Plana recht ereignislos.
Nun ging es hinunter in ein hübsches kleines Flusstal, an dessen Ende ein über 200 Höhenmeter langer anstieg wartete. Hier bot sich eine traumhaft Sicht über die südlichen Ausläufer des Kaiserwalds. Im Norden guckten sogar eine paar Berge des Erzgebirges durch den Dunst.
Dieser Berg, dessen Name mir nicht bekannt ist sollte bis zum Erzgebirge den höchsten Punkt der Route darstellen. Krupka, von wo ich hinauffahren wollte liegt rund 500 m tiefer. Doch natürlich hieß das nicht, dass es bis dahin von selbst lief. Immer wieder forderten Gegenanstiege mit teilweise zweistelligen Steigungswerten die Kletterfähigkeiten. Wie sehr das Erzgebirge tatsächlich einen Mauercharakter gegenüber dem Böhmischen Becken hat sieht man eigentlich erst aus einer gewissen Entfernung. Mir bot sich dieser Eindruck par excellence. Leider ließ er sich nicht angemessen auf Foto bannen.
Nach der Durchquerung von Teplice (manchen evtl. bekannt als Start und Ziel des Krusnoton) war ich dann letztlich dem Erzgebirge nah. Kurz vor Krupka bot sich ein kleiner Park an einer Gedenkstätte für eine Pause an. Die bisher 240 km und mehr als 3000 Hm hatten schon ganz schön an mir gezerrt, und auch den wenigen Schlaf begann ich zu merken. Der Riegel den ich essen wollte schmeckte irgendwie nicht. Egal, war eh nur ein Werbegeschenk, dafür hatte ich aber noch ein paar Kekse dabei, die besser gingen.
Und nun hinauf zum Graupener Pass. Schon in Krupka zeigt sich die Straße enorm steil und geht deutlich in den zweistelligen Bereich. Ich beginne zu fluchen. Was zur Hölle mache ich hier? Ich muss anhalten um zu verschnaufen. Weiter.
Oh mein Gott! 16% zeigt der Steigungsmesse an! Das geht hier ja zu wie in Franken, nur dass die Anstiege dort nicht so lang sind. Das ganze wächst sich zu einer richtigen Schinderei aus, aber irgendwie quäle ich mich im Schneckentempo den Berg hinauf. Das Laktat in den Beinen kann ich fast greifen, und ich keuche mehr als dass ich atme. Mehrfach muss ich noch anhalten um meinen Beinen eine Pause zu gönnen. Irgendwann, völlig aus heiterem Himmel, ist der Anstieg dann zu Ende. Die letzte Stichstraße zum Mückentürmchen spare ich mir allerdings.
Die Aussicht hier oben ist wirklich der Hammer, und die Quälerei wert. Wäre auch alles halb so wild wenn nicht noch etwa 90 km auf dem Plan stünden. So halte ich mich nicht lange auf. In der Hoffnung mich auf der Abfahrt ins Elbtal erholen zu können rolle ich vorsichtig weiter. Doch mittlerweile tut jeder noch so kleinste Gegenanstieg so richtig weh, so dass man kaum noch die herrliche Landschaft genießen kann.
In Königsstein erreiche ich das Elbtal und folge der Elbe flussaufwärts bis Bad Schandau. Wieder aus dem Elbtal herauf kommt der Mann mit dem Hammer. Der eigentlich nicht schwere Anstieg nördlich der Schrammsteine saugt mir das letzte bisschen Kraft aus den Beinen. Ich fühle mich, als ob mir nur zwei Möglichkeiten blieben. Entweder explodieren meine Beine, oder ich kotze über den Lenker. Aber irgendwie komme ich doch oben an. 30-40 km sind es noch. Schaffen würde ich das wahrscheinlich noch, aber mittlerweile schaffe ich vielleicht noch einen 20er Schnitt, und selbst das nur mit Schinderei. Ist es das wert?
Nein, beschließe ich. Wozu hat man schließlich Verwandtschaft mit Autos. Ich rufe meine Frau an, die bereits am Ziel ist, und vereinbare eine Abholung in Sebnitz am Grenzübergang, welchen ich etwa 40 Minuten später, völlig fertig erreiche.
Fazit: Auch wenn ich von der Form her einen eher schlechten Tag erwischt habe und das letzte Viertel ein extremer Kampf war, war es eine wirklich schöne Tour. Tschechien ist ein echter Geheimtipp zum Radfahren auch außerhalb des Erzgebirges. Mittlerweile ist an vielen Straßen der Belag ausbessert worden, so dass man meist gut rollen kann. Abseits der Hauptstraßen ist man meist allein unterwegs so dass man hier ohne störende Autos die Natur genießen kann.
Alles in allem wird es definitiv nicht meine letzte Tour durch Tschechien gewesen sein. Den Graupener Pass würde ich gerne nochmal mit frischeren Beinen unter die Räder nehmen. Aber mal schauen, denn prinzipiell gibt es noch viele andere Wege die es bestimmt ebenso Wert sind befahren zu werden.
Den Track auf Strava gibt es übrigens hier
In der Nacht vorher konnte ich kaum schlafen und so schälte ich mich um 3 Uhr morgens total verpennt aus dem Bett. Bei einem geplanten Umfang von 335 km muss man früh anfangen. Nachdem ich mich ein wenig warmgefahren hatte fühlte ich mich zwar bald besser, aber so richtig wollte die Müdigkeit nicht verfliegen. Morgentliche Nebelfelder erzeugten eine wunderbar mystische Stimmung auf meinem Weg zur tschechischen Grenze, die ich dieses Mal bei Waidhaus überqueren wollte, einen der wenigen Grenzübergänge der Gegend, die ich noch nicht kannte.
Hinter der Grenze gab es die üblichen Einkaufsmöglichkeiten, die zu dieser morgentlichen Stunde aber noch alle geschlossen hatten. Dazu auch Hinweise auf allerlei Vergnügungsmöglichkeiten, die auf deutscher Seite nicht verfügbar sind. Ein Hinweise eines Gasthofs dass man ,,deutch" spräche nötig einem ein Schmunzeln ab. Die breite Straße im Grenzbereich war ein deutlicher Hinweis, dass hier tagsüber wahrscheinlich starker Verkehr ist. Zur morgentlichen Stunde war es jedoch wie ausgestorben.
Von einem langen Stück auf dem man Slalom um Schlaglöcher fahren durfte mal abgesehen, zeigte sich das Stück bis Plana recht ereignislos.
Nun ging es hinunter in ein hübsches kleines Flusstal, an dessen Ende ein über 200 Höhenmeter langer anstieg wartete. Hier bot sich eine traumhaft Sicht über die südlichen Ausläufer des Kaiserwalds. Im Norden guckten sogar eine paar Berge des Erzgebirges durch den Dunst.
Dieser Berg, dessen Name mir nicht bekannt ist sollte bis zum Erzgebirge den höchsten Punkt der Route darstellen. Krupka, von wo ich hinauffahren wollte liegt rund 500 m tiefer. Doch natürlich hieß das nicht, dass es bis dahin von selbst lief. Immer wieder forderten Gegenanstiege mit teilweise zweistelligen Steigungswerten die Kletterfähigkeiten. Wie sehr das Erzgebirge tatsächlich einen Mauercharakter gegenüber dem Böhmischen Becken hat sieht man eigentlich erst aus einer gewissen Entfernung. Mir bot sich dieser Eindruck par excellence. Leider ließ er sich nicht angemessen auf Foto bannen.
Nach der Durchquerung von Teplice (manchen evtl. bekannt als Start und Ziel des Krusnoton) war ich dann letztlich dem Erzgebirge nah. Kurz vor Krupka bot sich ein kleiner Park an einer Gedenkstätte für eine Pause an. Die bisher 240 km und mehr als 3000 Hm hatten schon ganz schön an mir gezerrt, und auch den wenigen Schlaf begann ich zu merken. Der Riegel den ich essen wollte schmeckte irgendwie nicht. Egal, war eh nur ein Werbegeschenk, dafür hatte ich aber noch ein paar Kekse dabei, die besser gingen.
Und nun hinauf zum Graupener Pass. Schon in Krupka zeigt sich die Straße enorm steil und geht deutlich in den zweistelligen Bereich. Ich beginne zu fluchen. Was zur Hölle mache ich hier? Ich muss anhalten um zu verschnaufen. Weiter.
Oh mein Gott! 16% zeigt der Steigungsmesse an! Das geht hier ja zu wie in Franken, nur dass die Anstiege dort nicht so lang sind. Das ganze wächst sich zu einer richtigen Schinderei aus, aber irgendwie quäle ich mich im Schneckentempo den Berg hinauf. Das Laktat in den Beinen kann ich fast greifen, und ich keuche mehr als dass ich atme. Mehrfach muss ich noch anhalten um meinen Beinen eine Pause zu gönnen. Irgendwann, völlig aus heiterem Himmel, ist der Anstieg dann zu Ende. Die letzte Stichstraße zum Mückentürmchen spare ich mir allerdings.
Die Aussicht hier oben ist wirklich der Hammer, und die Quälerei wert. Wäre auch alles halb so wild wenn nicht noch etwa 90 km auf dem Plan stünden. So halte ich mich nicht lange auf. In der Hoffnung mich auf der Abfahrt ins Elbtal erholen zu können rolle ich vorsichtig weiter. Doch mittlerweile tut jeder noch so kleinste Gegenanstieg so richtig weh, so dass man kaum noch die herrliche Landschaft genießen kann.
In Königsstein erreiche ich das Elbtal und folge der Elbe flussaufwärts bis Bad Schandau. Wieder aus dem Elbtal herauf kommt der Mann mit dem Hammer. Der eigentlich nicht schwere Anstieg nördlich der Schrammsteine saugt mir das letzte bisschen Kraft aus den Beinen. Ich fühle mich, als ob mir nur zwei Möglichkeiten blieben. Entweder explodieren meine Beine, oder ich kotze über den Lenker. Aber irgendwie komme ich doch oben an. 30-40 km sind es noch. Schaffen würde ich das wahrscheinlich noch, aber mittlerweile schaffe ich vielleicht noch einen 20er Schnitt, und selbst das nur mit Schinderei. Ist es das wert?
Nein, beschließe ich. Wozu hat man schließlich Verwandtschaft mit Autos. Ich rufe meine Frau an, die bereits am Ziel ist, und vereinbare eine Abholung in Sebnitz am Grenzübergang, welchen ich etwa 40 Minuten später, völlig fertig erreiche.
Fazit: Auch wenn ich von der Form her einen eher schlechten Tag erwischt habe und das letzte Viertel ein extremer Kampf war, war es eine wirklich schöne Tour. Tschechien ist ein echter Geheimtipp zum Radfahren auch außerhalb des Erzgebirges. Mittlerweile ist an vielen Straßen der Belag ausbessert worden, so dass man meist gut rollen kann. Abseits der Hauptstraßen ist man meist allein unterwegs so dass man hier ohne störende Autos die Natur genießen kann.
Alles in allem wird es definitiv nicht meine letzte Tour durch Tschechien gewesen sein. Den Graupener Pass würde ich gerne nochmal mit frischeren Beinen unter die Räder nehmen. Aber mal schauen, denn prinzipiell gibt es noch viele andere Wege die es bestimmt ebenso Wert sind befahren zu werden.
Den Track auf Strava gibt es übrigens hier
2 gefahrene Pässe
Graupener Pass, PamsendorfStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am