Ende einer Ausfahrt 87,7 km / 1799 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von bruckner13
Von bruckner13 –
Samstag 6. Mai 17, gegen 8 Uhr:
Ich starte von zuhause in Ludwigshafen auf eine 160er Runde an die Bergstraße, in den Odenwald, werde durch den Kraichgau wieder den Rhein ansteuern und seit Ewigkeiten mal wieder die Kollerfähre benutzen, um die letzten 15km auf dem Rheinradweg zurückzukehren.
Das Wetter ist prima, in Mannheim noch nichts los, so bin ich schnell in Hirschberg an der Bergstraße. Hohensachsen - allerliebstes Ritschweiher - Kalter Hergott - Oberkunzenbach, auf diesen 6 Km ist Alles geboten, toll. DAS kann der scheiß Belag auf dem letzten km nach Gorxheimertal nicht trüben. Augen auf und vorsichtig durch. Im Ort an der Hauptstraße links und am Ortsende rechts hoch nach Buchklingen. Ein ungleichmäßiger Anstieg ohne Aussicht durch den Wald auf einer kurvenreichen Straße; als Abfahrt in einer kleinen Gruppe aber eine glatte Eins mit Stern.
Über den Buckel nach Löhrbach. Oben stoppen für den Blick zurück: links und geradeaus: Rheinebene und meine geliebte Pfalz, rechts: Hunsrück, Binger Loch und Taunus.
Nach der Abfahrt beginnt mit der Sackgasse nach Schnorrenbach für mich Neuland. Hier kommt der Gedanke für den Tourbericht. Ich mache Fotos. Weiter geradeaus, nun über Wirtschaftswege nach Vöckelsbach und mit kurzer Schiebepassage nach Mackenheim. Die restliche Strecke ist mir wieder bekannt: Ich darf weiter den ganzen Tag durch eine wunderbare Kulturlandschaft radeln:
Oberabsteinach - Hilsenhain - Steinachtal - Heddesbacher Rampe - Raubach (Falters Ruhe) - das Sträßchen von Finkenbach nach Rothenberg, die Abfahrt nach Hirschhorn an den Neckar, Kleiner Odenwald, die ,,Ochsentour". Was für ein Vergnügen!
Da ich nur wenig gefrühstückt und keinerlei Verpflegung dabeihabe, beschließe ich Moosbrunn links liegen zu lassen und stattdessen am Fähranleger Neckarhäuser Hof einzukehren. Ein Radler, zwei Stück Kuchen.
Jetzt den stillen, idyllischen Anstieg am gurgelnden Bach entlang durchs Finsterbachtal hoch nach Haag. Der erste Kilometer immerhin mit 10% im Schnitt.
,,Herr Hefner, wir fahren Sie jetzt in die Kopfklinik. Dort werden Sie zuerst operiert." ist das Nächste, an was ich mich erinnern kann. Es ist mir alles egal: wo ich bin, wie es weitergeht. Die Uhr in diesem Raum zeigt halb elf. Fast zehn Stunden sind vergangen, ich habe wohl einen Unfall gehabt.
,,Sie werden gleich operiert." Wer zu mir spricht? Keine Ahnung.
,,Ich habe ihre Frau am Telefon, wollen Sie mit ihr sprechen?". ,,Ja." - ,,Hallo Schatz!" - Ich erinnere mich an ihre Erleichterung in der Stimme, aber nicht daran, was Sie gesagt hat, außer: sie käme gleich morgen früh.
,,Hier ist ein Polizist, können Sie mit ihm sprechen? " ,,Ja, ich kann mich an Nichts erinnern, ich will wissen, was passiert ist."
Etwa dort, wo meine Erinnerung abbricht, sind mir 4 Rennradler entgegengekommen. Mit dem zweiten bin ich kollidiert. Bewußtlosigkeit, Rettungshubschrauber, Uniklinik Heidelberg.
,,Was ist dem Anderen passiert?" - ,,Der hat kaum was abgekriegt." - Gut.
Sonntag, 7. Mai:
THE POWER OF LOVE (and drugs) dominiert eindeutig die Folgen der Knochenbrüche und der nächtlichen, umfangreichen Instandsetzungsarbeiten in meinem Mund (Danke, Docs!). Fast geschmeidig setze ich mich im Bett auf und rede, weine, lache mit meiner Frau. ALLES WIRD GUT!
Weiterer lieber Besuch wechselt sich bis zum Abend ab. Alle staunen, wie ich die 4 gebrochenen Rippen, das kaputte Schlüsselbein und beidseitigen Brüche des Unterkiefers ,,wegstecke". Kommt die Rede auf den Streifen geplatzter Äderchen an der Stirn, dort wo der Helm die Sturzenergie an meinen Schädel übertragen hat, wird jedem klar, dass es noch ganz anders hätte ausgehen können.
Sonntag, 14. Mai
Seit Mittwochabend bin ich zuhause. Ich bin mobil, kann ordentlich sprechen. Strohhalme spielen bei der Nahrungsaufnahme nicht mehr ein Solo. Es gelingt es mir immer besser auch die Zunge ins Spiel zu bringen. Das heißt, ich schmecke endlich teilweise wieder, was im Brei oder der Suppe drin ist.
Komme ich mit der Schmerzmittelzufuhr nicht rechtzeitig nach, hebt sich der Schleier und es wird mir an vielen Stellen unmissverständlich gezeigt, wo ich im Heilungsprozess stehe.
Dank der großen Unterstützung und echter Anteilnahme meiner ,,Familien" und Freunde bin ich aber sicher schon weit. DANKE!
Großes Ziel ist die Teilnahme an der Jahrestour meiner Boysgroup in der letzten Juniwoche. Ambitioniert, aber nicht unrealistisch.
Über den Unfall habe ich wenig Neues erfahren:
Der sachbearbeitende Beamte ist für eine Woche krankgemeldet.
Meine Kumpels haben bei ihrer wöchentlichen Ausfahrt die markierte Unglücksstelle aufgesucht: Es war im steileren eher weniger gewundenen Abschnitt.
Ein ärgerlicher Zeitungsbericht berichtet von einem ,,56 Jährigen, der aus noch ungeklärtem Grund auf der linken Straßenseite..." . Kein Wort, dass ich bergauf, also langsam, unterwegs war. Wer den Mist liest, denkt: ,,Der alte Depp, selbst schuld!" ......geschenkt!..... Einzig nützliche Info: die 4 Rennradler waren aus Mannheim und halb so alt wie ich.
Ich hege keinerlei ungute Gefühle oder Ansprüche gegen die Sportfreunde. Aber, ich will sie kennenlernen, will wissen, was passiert ist und wie es ihnen erging als sie mich so daliegen sahen.
Ich selbst ,,donnere" meist recht schnell die Abfahrten hinunter. Ohne Angst und (deshalb?) sicher. Immer? - Nein! Eine seltene Ausnahme: Nachdem ich schon zigmal das Finsterbachtal (die Unfallstrecke) hochgefahren bin, fahren wir im letzten Sommer erstmals die Strecke bergab. Wie gewohnt, überhole ich die schlechteren Abfahrer schon im oberen Teil, dann mit den ,,Hazardeuren" weiter. Als wir am Fähranleger auf ,,den Rest" warten, schießt mir - mit einem scheiß Gefühl - durch den Kopf: ,,Hey, Alter, das war jetzt gerade nicht so toll! Eben bist du unkontrolliert auf die falsche Seite geraten. Wenn da einer entgegengekommen wäre..."
Sonntag, 24.12.2017
Wie erhofft, konnte ich an der Jahrestour meiner Familie Zimmermann teilnehmen. Das fehlende Training wurde durch die Gewichtsabnahme als positive Unfallfolge locker ausgeglichen.
Eine unvergessliche Woche erlebte ich im September als Guide in Montenegro. Vielen Dank dafür an die Teilnehmer und an Jan.
Heute bin ich erstmals wieder die Unfallstrecke hoch geradelt. Mein Puls war leicht erhöht. Die Stelle, wo ich im Dreck lag, habe ich nicht gefunden, die Markierung der Polizei war nicht mehr zu sehen.
So verließ ich den Waldabschnitt und gelangte durch die Wiesen auf die Anhöhe. Wie immer, eine liebenswerte Auffahrt.
......
Ich will noch lange mit Begeisterung Rennradfahren!
Samstag 6. Mai 17, gegen 8 Uhr:
Ich starte von zuhause in Ludwigshafen auf eine 160er Runde an die Bergstraße, in den Odenwald, werde durch den Kraichgau wieder den Rhein ansteuern und seit Ewigkeiten mal wieder die Kollerfähre benutzen, um die letzten 15km auf dem Rheinradweg zurückzukehren.
Das Wetter ist prima, in Mannheim noch nichts los, so bin ich schnell in Hirschberg an der Bergstraße. Hohensachsen - allerliebstes Ritschweiher - Kalter Hergott - Oberkunzenbach, auf diesen 6 Km ist Alles geboten, toll. DAS kann der scheiß Belag auf dem letzten km nach Gorxheimertal nicht trüben. Augen auf und vorsichtig durch. Im Ort an der Hauptstraße links und am Ortsende rechts hoch nach Buchklingen. Ein ungleichmäßiger Anstieg ohne Aussicht durch den Wald auf einer kurvenreichen Straße; als Abfahrt in einer kleinen Gruppe aber eine glatte Eins mit Stern.
Über den Buckel nach Löhrbach. Oben stoppen für den Blick zurück: links und geradeaus: Rheinebene und meine geliebte Pfalz, rechts: Hunsrück, Binger Loch und Taunus.
Nach der Abfahrt beginnt mit der Sackgasse nach Schnorrenbach für mich Neuland. Hier kommt der Gedanke für den Tourbericht. Ich mache Fotos. Weiter geradeaus, nun über Wirtschaftswege nach Vöckelsbach und mit kurzer Schiebepassage nach Mackenheim. Die restliche Strecke ist mir wieder bekannt: Ich darf weiter den ganzen Tag durch eine wunderbare Kulturlandschaft radeln:
Oberabsteinach - Hilsenhain - Steinachtal - Heddesbacher Rampe - Raubach (Falters Ruhe) - das Sträßchen von Finkenbach nach Rothenberg, die Abfahrt nach Hirschhorn an den Neckar, Kleiner Odenwald, die ,,Ochsentour". Was für ein Vergnügen!
Da ich nur wenig gefrühstückt und keinerlei Verpflegung dabeihabe, beschließe ich Moosbrunn links liegen zu lassen und stattdessen am Fähranleger Neckarhäuser Hof einzukehren. Ein Radler, zwei Stück Kuchen.
Jetzt den stillen, idyllischen Anstieg am gurgelnden Bach entlang durchs Finsterbachtal hoch nach Haag. Der erste Kilometer immerhin mit 10% im Schnitt.
,,Herr Hefner, wir fahren Sie jetzt in die Kopfklinik. Dort werden Sie zuerst operiert." ist das Nächste, an was ich mich erinnern kann. Es ist mir alles egal: wo ich bin, wie es weitergeht. Die Uhr in diesem Raum zeigt halb elf. Fast zehn Stunden sind vergangen, ich habe wohl einen Unfall gehabt.
,,Sie werden gleich operiert." Wer zu mir spricht? Keine Ahnung.
,,Ich habe ihre Frau am Telefon, wollen Sie mit ihr sprechen?". ,,Ja." - ,,Hallo Schatz!" - Ich erinnere mich an ihre Erleichterung in der Stimme, aber nicht daran, was Sie gesagt hat, außer: sie käme gleich morgen früh.
,,Hier ist ein Polizist, können Sie mit ihm sprechen? " ,,Ja, ich kann mich an Nichts erinnern, ich will wissen, was passiert ist."
Etwa dort, wo meine Erinnerung abbricht, sind mir 4 Rennradler entgegengekommen. Mit dem zweiten bin ich kollidiert. Bewußtlosigkeit, Rettungshubschrauber, Uniklinik Heidelberg.
,,Was ist dem Anderen passiert?" - ,,Der hat kaum was abgekriegt." - Gut.
Sonntag, 7. Mai:
THE POWER OF LOVE (and drugs) dominiert eindeutig die Folgen der Knochenbrüche und der nächtlichen, umfangreichen Instandsetzungsarbeiten in meinem Mund (Danke, Docs!). Fast geschmeidig setze ich mich im Bett auf und rede, weine, lache mit meiner Frau. ALLES WIRD GUT!
Weiterer lieber Besuch wechselt sich bis zum Abend ab. Alle staunen, wie ich die 4 gebrochenen Rippen, das kaputte Schlüsselbein und beidseitigen Brüche des Unterkiefers ,,wegstecke". Kommt die Rede auf den Streifen geplatzter Äderchen an der Stirn, dort wo der Helm die Sturzenergie an meinen Schädel übertragen hat, wird jedem klar, dass es noch ganz anders hätte ausgehen können.
Sonntag, 14. Mai
Seit Mittwochabend bin ich zuhause. Ich bin mobil, kann ordentlich sprechen. Strohhalme spielen bei der Nahrungsaufnahme nicht mehr ein Solo. Es gelingt es mir immer besser auch die Zunge ins Spiel zu bringen. Das heißt, ich schmecke endlich teilweise wieder, was im Brei oder der Suppe drin ist.
Komme ich mit der Schmerzmittelzufuhr nicht rechtzeitig nach, hebt sich der Schleier und es wird mir an vielen Stellen unmissverständlich gezeigt, wo ich im Heilungsprozess stehe.
Dank der großen Unterstützung und echter Anteilnahme meiner ,,Familien" und Freunde bin ich aber sicher schon weit. DANKE!
Großes Ziel ist die Teilnahme an der Jahrestour meiner Boysgroup in der letzten Juniwoche. Ambitioniert, aber nicht unrealistisch.
Über den Unfall habe ich wenig Neues erfahren:
Der sachbearbeitende Beamte ist für eine Woche krankgemeldet.
Meine Kumpels haben bei ihrer wöchentlichen Ausfahrt die markierte Unglücksstelle aufgesucht: Es war im steileren eher weniger gewundenen Abschnitt.
Ein ärgerlicher Zeitungsbericht berichtet von einem ,,56 Jährigen, der aus noch ungeklärtem Grund auf der linken Straßenseite..." . Kein Wort, dass ich bergauf, also langsam, unterwegs war. Wer den Mist liest, denkt: ,,Der alte Depp, selbst schuld!" ......geschenkt!..... Einzig nützliche Info: die 4 Rennradler waren aus Mannheim und halb so alt wie ich.
Ich hege keinerlei ungute Gefühle oder Ansprüche gegen die Sportfreunde. Aber, ich will sie kennenlernen, will wissen, was passiert ist und wie es ihnen erging als sie mich so daliegen sahen.
Ich selbst ,,donnere" meist recht schnell die Abfahrten hinunter. Ohne Angst und (deshalb?) sicher. Immer? - Nein! Eine seltene Ausnahme: Nachdem ich schon zigmal das Finsterbachtal (die Unfallstrecke) hochgefahren bin, fahren wir im letzten Sommer erstmals die Strecke bergab. Wie gewohnt, überhole ich die schlechteren Abfahrer schon im oberen Teil, dann mit den ,,Hazardeuren" weiter. Als wir am Fähranleger auf ,,den Rest" warten, schießt mir - mit einem scheiß Gefühl - durch den Kopf: ,,Hey, Alter, das war jetzt gerade nicht so toll! Eben bist du unkontrolliert auf die falsche Seite geraten. Wenn da einer entgegengekommen wäre..."
Sonntag, 24.12.2017
Wie erhofft, konnte ich an der Jahrestour meiner Familie Zimmermann teilnehmen. Das fehlende Training wurde durch die Gewichtsabnahme als positive Unfallfolge locker ausgeglichen.
Eine unvergessliche Woche erlebte ich im September als Guide in Montenegro. Vielen Dank dafür an die Teilnehmer und an Jan.
Heute bin ich erstmals wieder die Unfallstrecke hoch geradelt. Mein Puls war leicht erhöht. Die Stelle, wo ich im Dreck lag, habe ich nicht gefunden, die Markierung der Polizei war nicht mehr zu sehen.
So verließ ich den Waldabschnitt und gelangte durch die Wiesen auf die Anhöhe. Wie immer, eine liebenswerte Auffahrt.
......
Ich will noch lange mit Begeisterung Rennradfahren!
7 gefahrene Pässe
Eichköpfel, Falters Ruhe, Rothenberg (Odenwald), Ober-Abtsteinach, Buchklingen, Kalter Herrgott, VöckelsbachStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am