Von Uwe –
13.05.2019
Nachdem ich mich schon lange darauf gefreut hatte, endlich meine haarklein vorbereitete Tour mit dem Crosser durch die Wälder des Erzgebirges zu drehen, ging es endlich bei herrlichem Sonnenschein und übersichtlichen 1°C los. Ich hatte schon im Vorfeld gehofft, den perfekten Einsatz für mein Rad mit den 42er Grobstollen zu finden. Und es kam auch perfekt!
Meine Tour, deren Arbeitstitel im doppelten Sinn auch dem Inhalt entsprach, begann direkt vor der Haustür meines Quartiers mit einem kurzen Aufstieg bis kurz unter den Gipfel des Aschbergs und schon war ich auf einem herrlichen Waldweg mit perfekter Kiesfahrbahn ohne Löcher oder losen Schotter. Ausgeschildert ist der Weg auch als Kammloipe. Demnach ein perfektes Langlaufrevier, was aber nicht mein Metier ist, da es an meinem Wohnort normalerweise gar keinen Winter gibt und Langlauf nur mit einer langen Anreise möglich ist.
So fahre ich viele Kilometer auf total einsamen ,,Waldautobahnen" immer an der tschechischen Grenze entlang. Rechts am Weg stehen die Grenzsteine mit einem ,,D" auf meiner Seite und einem ,,C" auf der anderen Seite. Da die Gegend durchaus touristisch erschlossen ist, finden sich auch perfekte Beschilderungen in Deutsch und Tschechisch und viele Hinweistafeln mit allerlei weiteren Infos. Bei Weitersglashütte treffe ich wieder auf einen asphaltierten Weg, verlasse ihn aber sofort, um wieder der Kammloipe zu folgen. Erst bei Johanngeorgenstadt komme ich auf Asphalt und überschreite auch die Grenze in die Tschechische Republik. Auf der Säule, an der ich mein Rad für das Beweisfoto anstelle, steht noch ,,Republika Ceskoslovenská". Demnach sind hier die Uhren schon seit 1993 stehen geblieben als sich die beiden Staaten getrennt haben. In Potucky gibt es nichts, was einen Radler dort hält, und so mache ich mich schnell aus dem Staub und fahre das Schwarzwassertal (Cerna) rauf nach Horní Blatná und weiter auf den Blatenský vrch (Plattenberg), wo ich den Aussichtsturm besteige, der eine ganz nette Aussicht über die Umgebung bietet. Wolfspinge und Eispinge (frag Wikipedia) besuche ich nicht, obwohl mir ein Freund einen Besuch dringend empfohlen hat, aber mit Radschuhen geht das kaum (am nächsten Tag war ich mit Auto, Frau und anderen Schuhen dort).
Hier ist mein Umkehrpunkt erreicht und ich fahre zunächst wieder nach Horní Blatná ab und dann weiter über die KLM (übersetzt: Erzgebirgische Ski Magistrale), einen herrlichen, sogar asphaltierten Waldweg nach Jelení (Hirschenstand) und von dort weiter über den Jelení-Pass (historischer Erzgebirgspass von überregionaler Bedeutung, ehemalige Reichsstraße 93, also B93-Verlängerung, heute nur noch Wanderweg). Jelení und seine Hochebene ist ein Naturkleinod von besonderer Schönheit. Und zu allem Überfluss sogar nahezu verkehrsfrei. Auf dem Pass bin ich wieder in Deutschland und fahre weiter nach Oberwildenthal, wo ich wieder auf Asphalt treffe. Den geplanten Abstecher zum Auersberg gönne ich mir auch und besuche auch dort den lohnenden Aussichtsturm. Bis Leipzig kann man ohne Fernglas in der Ferne Objekte erkennen. Nach einer flotten Abfahrt nach Wildenthal geht es wieder bergauf zum Hefekloß und nach Weitersglashütte, wo ich nach einer Umrundung der Talsperre Carlsfeld-Weiterswiese über gute Waldwege in den Diebsgrund und weiter über Sachsengrund nach Morgenröthe-Rautenkranz abfahre. Als bekennender Kulturbanause verzichte ich auf das Deutsche Raumfahrtmuseum und eiere über die nicht sehr interessante B283 nach Mühlleiten. Hier packt mich mein Entdeckergeist und so biege ich erst einmal in den falschen Waldweg ein, um nach einer rauschenden Abfahrt festzustellen, dass ich wohl auf der Höhe den falschen Weg erwischt habe... Manchmal ist umkehren wirklich die einzige Lösung, wenn man nicht im Kreis fahren will und so entscheide ich mich auch für diesen Lösungsansatz und kämpfe mich den ganzen Hügel wieder herauf, um es dann einmal mit dem richtigen Weg zu versuchen. Kurz vor meinem Quartier schließt sich die Runde.
Diese Tour kann man auch notfalls mit einem Rennrad fahren, aber es wird garantiert keine echte Freude sein. Der sehr hohe Anteil an asphaltfreien Wegen ist in einem perfekten Zustand, vielleicht sogar besser als manche Bundesstraße, aber nicht jeder Rennradreifen verträgt feinen Kies. Mit 28er Straßenreifen wäre die Tour vielleicht schon einigermaßen sinnvoll machbar, aber perfekt war sie für mich mit den 42ern und relativ niedrigem Luftdruck. Die heute gefahrenen tschechischen Straßen waren soweit ok, aber auch mit 23er Dackelschneidern eher nervig. Als Revier mit einem Crosser mit dicken Reifen ist diese Gegend mit Sicherheit eine der Top-Destinationen in Deutschland. Hier braucht man ganz bestimmt kein MTB! Für mich war es eine der besten Touren mit dem Crosser, die ich bisher erlebt habe.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren