Grasse (335 m)

Spätestens seit Das Parfum (dem Roman von Patrick Süskind wie dem darauf basierenden Film) dürfte das südfranzösische Grasse auch einem größeren Publikum als Welthauptstadt der Parfumherstellung bekannt sein. Die Tradition der Parfumherstellung geht bis auf das 16. Jahrhundert zurück und ist heute industriell organisiert. Die ausgedehnten Gärten, in denen verschiedene Blumen als Rohstoff für Düfte angebaut wurden, sind heute jedoch deutlich geschrumpft – inzwischen wird die Ware anderswo günstiger produziert und importiert. Grasse liegt am Südrand der Provenzalischen Voralpen, westlich von Nizza, wo diese in die Ebene des Siagne-Tals abfallen. Die Mittelmeerküste bei Cannes ist nur ca. 15 km entfernt. Wie viele Orte in Hanglage findet man auch in Grasse ein mittelalterliches Zentrum vor; um dieses herum existiert ein Gewirr von Einbahnstraßen.

Grasse als Ziel mit dem Rennrad ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen lockt natürlich der bekannte Ort, den Anstieg von etwa 300 Hm auf sich zu nehmen, und von der balkonartigen Place du Cours Honoré-Cresp genießt man auch einen tollen Ausblick über die Côte d'Azur. Auf der anderen Seite ist der ganze Bereich zwischen Grasse und der Küste sehr dicht besiedelt, und man bekommt es in jedem Fall auch mit viel Verkehr zu tun. Es ist also eher die Kategorie von Rennrad-Ziel, die man einmal gerne ansteuert, aber nicht unbedingt wiederholt und regelmäßig.

Das dichte Straßennetz ermöglicht zahlreiche Auffahrtsvarianten. Während die von Auribeau-sur-Siagne im Süden oder diejenige aus Richtung Placassier im Osten problemlos möglich sind, sollte man die aus Richtung Cannes kommende Route Napoléon als Hauptverbindungsstraße eher meiden. Dasselbe gilt übrigens auch für den weiteren Verlauf der Route Napoléon, die von Grasse aus noch weiter Richtung Castellane in die Berge führt. Dennoch kann Grasse auch ein sinnvolles Einfallstor in die wirklich einsame Pässewelt der südlichen Provenzalischen Alpen darstellen, beispielsweise über Cabris oder in Richtung des Loup-Tals, wo sich dann der schöne Col de l'Êcre anschließen könnte.