Alpe di Nebbia x2+ oder Zwei Österreicher zwischen Schweiz und Italien
76,8 km / 3109 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Roli

Von Roli –
Schon vor einiger Zeit hat mich Klaus gefragt, ob ich nicht mal ins Tessin komme, um mit ihm gemeinsam zu radeln. Nun bin ich in Mailand, zu Studienzwecken. Der Lago Maggiore ist knappe zwei Zugstunden entfernt. Hier um die Stadt ist alles flach. Also muss die Chance genützt werden, Klaus und seine Lieblingsstrecken kennenzulernen sowie die Höhenmeterbilanz aufzubessern. Es soll auf die Alpe di Neggia gehen, doppio più versteht sich.
Der Wetterbericht lässt etwas zu wünschen übrig, aber bis zum Abend soll es zumindest trocken bleiben. Der Wecker wird auf 4.30 Uhr gestellt.
Ich wache aber schon um 4.15 auf - ob in freudiger Erwartung der Berge oder in Angst von Klaus in Grund und Boden gefahren zu werden, weiß ich nicht. Schnell frühstücken und ab zum Bahnhof Porta Garibaldi. Um 5.32 fährt der Zug, doch davor stellen noch einige Straßenbahnschienen, Kopfsteinpflasterabschnitte und einige Party-Helden die Hindernisse dar. Endlich im Zug döse ich weiter.
Kurz nach halb acht erreiche ich endlich Vira, wo mich Klaus schon erwartet und wir sofort losstarten. Es ist nebelig, die Berge und der Lago sind kaum zu erkennen. Bei diesem Wetter beginne ich zu zweifeln, ob der "blaue Klaus" nicht in Wirklichkeit ein "grauer Klaus" ist. Doch lange kann ich nicht überlegen, denn gleich vom Beginn weg geht es ordentlich nach oben - naja, ich bin ja auch hier, um Höhenmeter zu machen. Die knapp 1,5h Auffahrt zur Alpe di Neggia vergehen wie im Flug, da wir uns gegenseitig von den schönsten Ski- und Bergtouren in der Heimat zwischen Watzmann und Warscheneck erzählen. Ich warte sehnsüchtig darauf, dass der Schnee neben der Straße beginnt, aber vergeblich, denn vom Winter ist hier fast nichts mehr übrig. Aussicht gibt's auch fast keine, nur ab und zu blinzelt die Sonne durch die Wolken und diese geben einen kurzen Blick auf den einen oder anderen Berg frei. Heute also eher eine Alpe di Nebbia.
Oben liegt die Temperatur immer noch bei 6°C, trotzdem heißt es warm anziehen für die Abfahrt. Der folgende Anstieg hinauf zum Passo Forcora mit seiner Kapelle vergeht wie im Flug. Klaus behauptet, dass seine Kamera oben auf der Alpe liegen geblieben ist, wie sich in Maccagno herausstellt nur ein Vorwand, um ein zweites Mal hinauf zu fahren. Die Abfahrt auf guter, verkehrsarmer Straße nach Maccagno macht richtig Spaß. Endlich wieder echte Berge! Unten gibt es außer ablegen warmer Kleidung und schnell was essen für uns nichts zu tun. Also wieder hinauf. Die Beine beginnen müde zu werden, schließlich haben wir schon gut 1500 Hm hinter uns.
Am Weg nach oben machen wir noch einen Abstecher zum Lago Delio, wo ich mir den Ausblick auf die (sicherlich) tolle Landschaft leider nur vorstellen kann. Zurück am Forcora ist die Aussicht immer noch nicht besser und daher geht's gleich weiter. In der Auffahrt wird nochmal gerastet, um die (heute nicht vorhandene) Aussicht zu genießen. Es beginnt kurz zu tröpfeln, hört jedoch gleich wieder auf. Regen könnten wir jetzt wirklich nicht gebrauchen. Die letzten 500 Hm, wie Klaus erklärt, stehen auf dem Programm - und er redet die ganze Zeit davon, dass die Fahrt hier für mich nur Altenbetreuung ist - von wegen! Dann noch drei schön angelegte Kehren und wir sind nach etwas mehr als fünf Stunden Fahrzeit zum zweiten Mal auf der Alpe di Neggia. Es folgt die kehrenreiche Abfahrt zurück nach Vira, leider auf feuchter Straße und mit vielen Schlaglöchern, so dass auch hier noch große Vorsicht geboten ist. Nach 5h28min Fahrzeit sind wir zurück am Bahnhof in Vira. Mein Zug fährt knapp 15 Minuten später - perfektes Timing. Einziger Wehmutstropfen: Die schweizerische Fahrkarte für die gleichen Züge wie am Morgen kostet mehr als doppelt so viel wie die italienische.
Gegen 16.30 Uhr bin ich wieder in Mailand und mache mich auf den Weg zurück durch die Stadt, wo jetzt deutlich mehr Verkehr ist als zur nachtschlafenen Zeit in der Früh. Dafür bin ich jetzt müder, nicht nur in den Beinen.
Kommentar Klaus:
Spontane Sympathie per qd und email, Gemeinsamkeiten (Österreicher, Bergsteiger, Tourenschifahrer, Mathematiker, bei einem gleichen, schon emeritierten Professor studiert, nicht tierisch ernst).
Doch damit Ende der Gemeinsamkeiten: Roli liegt altersmäßig zwischen meinen Kindern und Enkeln, macht solche wahnwitzigen Ausritte wie 2 Tage / 431,2 km / 6650 Hm, befährt so nebenbei die Osttiroler Monster und motiviert QDler als beliebter Guide.
Durch lange Velopausen fühle ich mich Mitte März schlapp, vor 2 Tagen hat mich eine MdRonco triplo (schon oft gefahrene 3Hkm) demoralisiert weil müde und langsam. Nimmt das körperliche Selbstbewusstsein.
Nach zahlreichen blauen Tagen bietet das Tessin ausgerechnet heute nur Nebel, fast bis zum See. Zu spät mein Freund: Roli springt munter aus dem Zug. Verzweifelt reiße ich mich zusammen, um so lange wie möglich eine „bella figura“ zu machen. Aber eine erzählte Aussicht kann keine erlebte ersetzen, Gott sei Dank kann ich auf zahlreiche blaue Fotos in QD verweisen. Ich erzähle von den Nordföhn-Tagen, die so blau sind, dass man im Photoshop rot beimischen muss, um den Fälscherverdacht zu vermeiden. Roli sieht um sich und misst meine Ehrlichkeit mit einem kritischen Blick.
Roli ist der ideale qd-Guide (muss ähnliche Eigenschaften wie ein Projektleiter haben, d..h. ohne formale Autorität verdonnert zum Erfolg). Verbunden mit seiner österreichischen Höflichkeit und seine Zivi-Erfahrung macht er perfekte Altenbetreuung an mir.
Im Gespräch über unsere Gemeinsamkeiten braucht er das Seil des Bergführers gar nicht anzuziehen, um mich den Berg rauf zu bringen. Wir verplempern keine Zeit mit Aussicht-Genießen während der Auf- und Abfahrten, wozu auch. Roli vermisst den Schnee, auch meine Frostbeulen-Erzählungen können das nicht verhindern. Beim Wieder-Hinauf bleibt er warm angezogen, schwitzt nicht, redet nicht über (seinem) 23 zu (meinem) 28er Ritzel in den Steilpassagen, hält mich immer im Gespräch, reduziert die Geschwindigkeit, wenn ich einsilbig werde. Das nicht vorhandene Fotolicht erlaubt mir auch keine heimlichen Pausen zum Fotografieren. Und irgendwie schafft er, dass ich ohne totale Erschöpfung die Tour in einer anständigen Zeit zu Ende fahre.
Danke, Roli, Verabredung für April ist erfolgt.
PS: Fotos, auf denen auch die Landschaft zu sehen ist finden sicher hier
Der Wetterbericht lässt etwas zu wünschen übrig, aber bis zum Abend soll es zumindest trocken bleiben. Der Wecker wird auf 4.30 Uhr gestellt.
Ich wache aber schon um 4.15 auf - ob in freudiger Erwartung der Berge oder in Angst von Klaus in Grund und Boden gefahren zu werden, weiß ich nicht. Schnell frühstücken und ab zum Bahnhof Porta Garibaldi. Um 5.32 fährt der Zug, doch davor stellen noch einige Straßenbahnschienen, Kopfsteinpflasterabschnitte und einige Party-Helden die Hindernisse dar. Endlich im Zug döse ich weiter.
Kurz nach halb acht erreiche ich endlich Vira, wo mich Klaus schon erwartet und wir sofort losstarten. Es ist nebelig, die Berge und der Lago sind kaum zu erkennen. Bei diesem Wetter beginne ich zu zweifeln, ob der "blaue Klaus" nicht in Wirklichkeit ein "grauer Klaus" ist. Doch lange kann ich nicht überlegen, denn gleich vom Beginn weg geht es ordentlich nach oben - naja, ich bin ja auch hier, um Höhenmeter zu machen. Die knapp 1,5h Auffahrt zur Alpe di Neggia vergehen wie im Flug, da wir uns gegenseitig von den schönsten Ski- und Bergtouren in der Heimat zwischen Watzmann und Warscheneck erzählen. Ich warte sehnsüchtig darauf, dass der Schnee neben der Straße beginnt, aber vergeblich, denn vom Winter ist hier fast nichts mehr übrig. Aussicht gibt's auch fast keine, nur ab und zu blinzelt die Sonne durch die Wolken und diese geben einen kurzen Blick auf den einen oder anderen Berg frei. Heute also eher eine Alpe di Nebbia.
Oben liegt die Temperatur immer noch bei 6°C, trotzdem heißt es warm anziehen für die Abfahrt. Der folgende Anstieg hinauf zum Passo Forcora mit seiner Kapelle vergeht wie im Flug. Klaus behauptet, dass seine Kamera oben auf der Alpe liegen geblieben ist, wie sich in Maccagno herausstellt nur ein Vorwand, um ein zweites Mal hinauf zu fahren. Die Abfahrt auf guter, verkehrsarmer Straße nach Maccagno macht richtig Spaß. Endlich wieder echte Berge! Unten gibt es außer ablegen warmer Kleidung und schnell was essen für uns nichts zu tun. Also wieder hinauf. Die Beine beginnen müde zu werden, schließlich haben wir schon gut 1500 Hm hinter uns.
Am Weg nach oben machen wir noch einen Abstecher zum Lago Delio, wo ich mir den Ausblick auf die (sicherlich) tolle Landschaft leider nur vorstellen kann. Zurück am Forcora ist die Aussicht immer noch nicht besser und daher geht's gleich weiter. In der Auffahrt wird nochmal gerastet, um die (heute nicht vorhandene) Aussicht zu genießen. Es beginnt kurz zu tröpfeln, hört jedoch gleich wieder auf. Regen könnten wir jetzt wirklich nicht gebrauchen. Die letzten 500 Hm, wie Klaus erklärt, stehen auf dem Programm - und er redet die ganze Zeit davon, dass die Fahrt hier für mich nur Altenbetreuung ist - von wegen! Dann noch drei schön angelegte Kehren und wir sind nach etwas mehr als fünf Stunden Fahrzeit zum zweiten Mal auf der Alpe di Neggia. Es folgt die kehrenreiche Abfahrt zurück nach Vira, leider auf feuchter Straße und mit vielen Schlaglöchern, so dass auch hier noch große Vorsicht geboten ist. Nach 5h28min Fahrzeit sind wir zurück am Bahnhof in Vira. Mein Zug fährt knapp 15 Minuten später - perfektes Timing. Einziger Wehmutstropfen: Die schweizerische Fahrkarte für die gleichen Züge wie am Morgen kostet mehr als doppelt so viel wie die italienische.
Gegen 16.30 Uhr bin ich wieder in Mailand und mache mich auf den Weg zurück durch die Stadt, wo jetzt deutlich mehr Verkehr ist als zur nachtschlafenen Zeit in der Früh. Dafür bin ich jetzt müder, nicht nur in den Beinen.
Kommentar Klaus:
Spontane Sympathie per qd und email, Gemeinsamkeiten (Österreicher, Bergsteiger, Tourenschifahrer, Mathematiker, bei einem gleichen, schon emeritierten Professor studiert, nicht tierisch ernst).
Doch damit Ende der Gemeinsamkeiten: Roli liegt altersmäßig zwischen meinen Kindern und Enkeln, macht solche wahnwitzigen Ausritte wie 2 Tage / 431,2 km / 6650 Hm, befährt so nebenbei die Osttiroler Monster und motiviert QDler als beliebter Guide.
Durch lange Velopausen fühle ich mich Mitte März schlapp, vor 2 Tagen hat mich eine MdRonco triplo (schon oft gefahrene 3Hkm) demoralisiert weil müde und langsam. Nimmt das körperliche Selbstbewusstsein.
Nach zahlreichen blauen Tagen bietet das Tessin ausgerechnet heute nur Nebel, fast bis zum See. Zu spät mein Freund: Roli springt munter aus dem Zug. Verzweifelt reiße ich mich zusammen, um so lange wie möglich eine „bella figura“ zu machen. Aber eine erzählte Aussicht kann keine erlebte ersetzen, Gott sei Dank kann ich auf zahlreiche blaue Fotos in QD verweisen. Ich erzähle von den Nordföhn-Tagen, die so blau sind, dass man im Photoshop rot beimischen muss, um den Fälscherverdacht zu vermeiden. Roli sieht um sich und misst meine Ehrlichkeit mit einem kritischen Blick.
Roli ist der ideale qd-Guide (muss ähnliche Eigenschaften wie ein Projektleiter haben, d..h. ohne formale Autorität verdonnert zum Erfolg). Verbunden mit seiner österreichischen Höflichkeit und seine Zivi-Erfahrung macht er perfekte Altenbetreuung an mir.
Im Gespräch über unsere Gemeinsamkeiten braucht er das Seil des Bergführers gar nicht anzuziehen, um mich den Berg rauf zu bringen. Wir verplempern keine Zeit mit Aussicht-Genießen während der Auf- und Abfahrten, wozu auch. Roli vermisst den Schnee, auch meine Frostbeulen-Erzählungen können das nicht verhindern. Beim Wieder-Hinauf bleibt er warm angezogen, schwitzt nicht, redet nicht über (seinem) 23 zu (meinem) 28er Ritzel in den Steilpassagen, hält mich immer im Gespräch, reduziert die Geschwindigkeit, wenn ich einsilbig werde. Das nicht vorhandene Fotolicht erlaubt mir auch keine heimlichen Pausen zum Fotografieren. Und irgendwie schafft er, dass ich ohne totale Erschöpfung die Tour in einer anständigen Zeit zu Ende fahre.
Danke, Roli, Verabredung für April ist erfolgt.
PS: Fotos, auf denen auch die Landschaft zu sehen ist finden sicher hier
2 gefahrene Pässe
Alpe di Neggia, Passo ForcoraStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
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