Von Reinhard – Bei einem Ausflug oder Urlaub im Spreewald ist eine Paddeltour durch die wildromantische Flusslandschaft selbstverständlich ein Muss. Trotzdem eignet sich auch das Fahrrad ganz hervorragend zur Erkundung der Landschaft, was durch eine Vielzahl ausgeschilderter Rad(wander)wege gefördert wird.
In puncto Bekanntheit steht der Gurkenradweg - im Folgenden auch kurz als "die Gurke" bezeichnet - aber wohl an der Spitze. Er stellt einen großen Rundkurs mit 257 km Länge (Stand: Juni 2009) dar, der Ober- und Unterspreewald praktisch komplett durchläuft und dabei auch ein paar Schlenker ins Umland mit einbaut. Auf den ersten Blick möchte man meinen, die Gurke sei sehr gut ausgeschildert (gelbes Schild oder Aufkleber mit grünem Aufdruck einer radelnden Spreewaldgurke); will man sie aber dann wirklich nachfahren, ist der GPS-Track doch dringend zu empfehlen, denn an nicht wenigen Kreuzungen fehlt dann eben doch der entscheidende Hinweis. Häufig ist er auch auf den dritten Blick zu erkennen, wenn man mal in alle Wegvarianten hineingeschaut und die versteckten Schilder gefunden hat. Der etwas weniger geduldige Radler wird den Track jedenfalls zu schätzen wissen.
Üblicherweise wird empfohlen, die Gesamtstrecke auf 5-7 Tage zu verteilen. Dann kann man sich natürlich noch jede Mühle und jedes Städtchen anschauen und an jedem zweiten Biergarten eine Pause einlegen - der Tourismusbranche sei es vergönnt! Dem ambitionierteren Radler sei die Kompletttour aber in zwei Tagen empfohlen, sicher kann man ihn auch an einem Tag abfahren.
Aufgrund der Streckenführung lässt sich die Gurke auch gut in 4 Rundkurse aufteilen, wobei deren Berührungspunkte (von W nach O) Lubolz, Lübben und Burg sind.
Quäldich.de hat seinen Schwerpunkt beim Rennradfahren, deswegen ist eine Bezugnahme auf die Fahrbarkeit mit dem Rennrad selbstverständlich erforderlich: Ein knappes Viertel der Strecke ist nicht asphaltiert. Zumeist handelt es sich dann um festgefahrene Wald- oder Feldwege, teils mit einer dünnen Schicht feinem Kies. Ich bin die Strecke komplett mit dem Rennrad gefahren und hatte keine größeren Probleme (keine Reifenpanne). An wenigen, nur wenige Meter langen Stellen kann der Boden mal etwas sandig werden, so dass man mit dem Rennrad fast stecken bleibt. Etappe 2 sind wir (Ich bin die Tour zusammen mit meiner Freundin (sie auf dem MTB) gefahren.) nach viel Regen in der Vornacht gefahren; dann gibt es natürlich schon ein paar Pfützen oder etwas schlammige Stellen auf den Waldwegen.
Von Reinhard – Diese Schleife stellt den südöstlichen Teil des Gurkenradwegs dar, also den durch den Oberspreewald. Merkliche Höhenmeter sucht man hier vergebens; die meisten addieren sich vermutlich bei den Überquerungen der Wasserläufe.
Wir starten in dieser Beschreibung im Zentrum von Lübben, an der Touristinformation, von wo aus auch der zweite Tag startet. Da es sich um einen Rundkurs handelt, kann man natürlich an beliebiger Stelle einsteigen.
An der Hauptspree entlang führt uns die Gurke direkt in Richtung Lübbenau, von wo aus wir nun auf dem Weg nach Leipe richtig in den Spreewald eintauchen. Die entsprechende Spreewald-Atmosphäre erfordert hier eine Verschmälerung des Weges und die Ersetzung des Asphalts durch sehr gut befahrbaren Naturweg. Mehrfach überqueren wir kleine Kanäle. Nicht immer vergönnt uns die Gurke, diese Wasserwege fahrend zu überqueren; dann werden die den Beginn und das Ende der Brücken bildenden Treppen zu kurzen Tragepassagen. Sowohl die Dichte an Radlern als auch vor allem die Dichte an paddelnden und kahnfahrenden Urlaubern erreicht hier wahrscheinlich bereits ihr Maximum.
In Leipe gelangen wir wieder auf asphaltierte Straße, die wir an der Dubkow-Mühle jedoch bereits wieder gen Raddusch verlassen müssen. Ab dort bleibt durch Burg führende Gurke asphaltiert bis nach Cottbus, was aber auch mit einer etwas weniger reizvollen Umgebung und der häufigen Nutzung normaler Straßen einhergeht.
Cottbus durchqueren wir leicht nördlich des Zentrums. Gleich nach Überquerung der Spree geht es eine ganze Weile auf Park-artigen Wegen nördlich an ihr entlang. Schon bald kommt das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde mit seinen mächtigen Schornsteinen in unser Blickfeld, wobei wir fast unmerklich kurz vor Peitz eine große Seenlandschaft nahe des Wassers durchfahren – die Satellitenbilder geben interessanten Aufschluss darüber. Dort erreichen wir auch den östlichsten Punkt der Schleife.
Nach über 70 km geht es nun also wieder zurück, zunächst wieder dicht an Burg heran, wo die Gurke dem dortigen Bismarckturm einen kurzen Besuch abstattet.
Der verbleibende Teil ist im Wesentlichen durch einige weniger erfreuliche Schotterabschnitte gekennzeichnet. Mehrfach entstand (gerade in dieser Gegend) bei uns der Eindruck, dass sich die Gurke einen Spaß daraus macht, sinnlose (also weder landschaftlich noch hinsichtlich des Wegzustandes besonders empfehlenswerte) Umwege und Ecken auf ihrem Kurs einzubauen. Die letzten 10 km sind dann aber doch wieder recht versöhnlich, und so interessiert man sich nach dieser insgesamt sehr schönen Rundtour auch für den anderen Teil des Spreewaldes …
Von Reinhard – Wir starten wieder in Lübben zu dieser zweiten Runde entlang des Gurkenradwegs, die uns durch den Unterspreewald und darüber hinaus führt.
Von der Touristinformation fahren wir die B87 einen knappen Kilometer ostwärts und begeben uns dann links auf die Gurke, die hier sofort mit einem kurzen Stück Waldweg startet, bevor es auf festen Kieswegen zunächst auf Deichen entlang des Nordumfluters und dann weiter an der Spree in Richtung Norden geht. Nässe tut diesem Streckenabschnitt bis Schlepzig gar nicht gut, hier wird es dann unter Umständen schon mal etwas matschig.
In Schlepzig knickt die Gurke Richtung Osten ab und führt nach einer kurzen Kopfsteinpflasterpassage (von der die Gurke übrigens einige zu bieten hat) erneut über Naturboden. Ab Dürrenhofe kommen wir auf der Nordschleife zügig voran, gelegentlich auf einsamen Traumstraßen durch schöne Kiefernwälder. Eine knappe Umrundung des Neuendorfer See bildet den nördlichen Abschluss der Gurke.
Einige Orte später verlassen wir in Köthen ein vorletztes Mal den Asphalt, um auf – teils sandigen – Waldwegen, vorbei an ein paar Seen den ersten und einzigen echten Anstieg in Angriff zu nehmen: In den Krausnicker Bergen führt die Gurke hier unmittelbar am 144 m hohen Wehlaberg (die Strecke liegt sonst größtenteils zwischen 50 und 60 m Höhe) vorbei. Vorbei im wörtlich zu nehmenden Sinne, denn Manu und mir fielen nicht auf, dass wir uns dabei keine 300 m entfernt vom Aussichtsturm auf dem Wehlaberg befunden haben müssen, von dem der Blick topographisch bedingt sehr weit in die Ferne schweifen können muss. Unter anderem sieht man dann auch die riesige Halle der Tropical Islands 5 km entfernt im Südwesten. Weiter auf Waldwegen rollen wir (günstigenfalls nach Besteigung des Aussichtsturms) nun flott hinunter nach Krausnick.
Auf gut ausgebauten Radwegen durch den Wald erreichen wir knapp 10 km später Lubolz, wo man die Runde bereits Richtung Lübben abkürzen kann, um auf 87 km Tagesstrecke zu kommen.
Der Vollständigkeit halber kann man natürlich auch noch die letzte Schleife des Gurkenradweges abfahren, die auf Straßen von Lubolz Richtung Osten über Schönwald, Waldow/Brand und Prierow bis Golßen und wieder zurück über Sagritz, Zützen, Kasel-Golzig, Schiebsdorf und Bersteland nach Lubolz führt. Uns hat sich der Sinn dieser Schleife nicht ganz erschlossen. Landschaftlich fällt sie deutlich hinter den anderen Schlenkern der Gurke ab und lässt doch sehr an Spreewaldflair vermissen. Als Höhepunkte in mehrerlei Hinsicht muss man leider die beiden Überquerungen der A13 konstatieren. Vielleicht ist dieses negative Urteil aber auch dadurch bedingt, dass zum Zeitpunkt der Befahrung (1. Juni 2009) die Originalstrecke zwischen Rietzneuendorf und Prierow ausgebaut wurde und die Umleitung direkt über die größten Straßen erfolgte.
Zurück in Lubolz begeben wir uns also auf die letzten 8 km, auf denen die Gurke noch nach Erreichen von Lübben einen schönen Umweg über recht hübsche Naturwege mit wiedergewonnenem Spreewaldflair einbaut und damit eine insgesamt sehr schöne Erkundung des gesamten Biosphärenreservats Spreewald abschließt.