Von Jan – Berlin und Wien haben beide einen Fernsehturm als Wahrzeichen. Unser Frühjahrskurztrip verbindet diese beiden Fernsehtürme in vier Etappen und durch insgesamt vier Länder: Deutschland, Polen, Tschechien und Österreich. Vom 25. bis 29. Mai 2016 begeben wir uns auf diese Strecke und feiern dann am letzten Abend eine gemeinsame Abschlussparty am Wiener Donauturm hoch über der Stadt. Stattfinden wird diese Reise im Stile der Deutschland-Rundfahrt, die 2016 Pause macht. Viele Passagen in der Gruppe sind garantiert, dafür gibt es der Jahreszeit entsprechend weniger Anstiege.
Die Strecken sind noch nicht final und können sich noch ändern.
Von Jan – Berlin Tempelhof, 9 Uhr. 35 Radfahrer verstopfen den südwestlichen Eingang zum Tempelhofer Feld. Letzte Absprachen vor der Abfahrt nach Wien. Als großer Pulk verlassen wir Berlin auf der B96. Nieselregen setzt ein. Und zieht ab. Wir fahren.
Schön ist Brandenburg im Mai. Über Jühnsdorf fahren wir auf meiner Hausrunde nach Sperenberg. Was für eine Freude für mich, einmal eine quäldich-Gruppe durch die Heimat zu führen. In Baruth/Mark steht erstmals Daniel mit seinem Starcar-Laster und der Getränkeverpflegung. 50 km und einen Abzweig später erreichen wir Calau mit der Mittagsverpflegung in der Pizzeria am Marktplatz. Es läuft rund, es gibt Salat, Pasta, Tiramisu und Caffè. Meine mittlere Gruppe trifft die sportive noch an, und als wir fahren, bekommt die entspannte gerade ihre Nudeln. Alle Gruppen laufen. Es läuft!
Jetzt wird es noch einsamer. An wogenden Gerstenfeldern vorbei erreichen wir das sorbische Siedlungsgebiet durchqueren die Spreeauen und die Lausitzer Heide- und Teichlandschaft. 25 km zwischen Spreewitz und Kringelsdorf fahren wir ohne jede Bebauung durch das Lausitzer Niemandsland. Schmale Straßen, Kiefernwälder, Truppenübungsplätze. Kühltürme der Braunkohlekraftwerke am Horizont.
20 abschließende Kilometer auf der B115 trennen uns noch von Görlitz. Der Stallduft beflügelt alle Gruppen. "Ganz schönes Massaker am Ende", sagt Tobi, der Guide der sportiven Gruppe. "Ein super Tempo den ganzen Tag, am Ende vielleicht etwas schnell", höre ich aus der entspannten Gruppe. Und Pia, die einzige Teilnehmerin meiner ausdauernden Gruppe: "ja klar, da muss man am Ende natürlich nochmal 40 fahren". Muss man nicht. Sind wir aber.
Ich verspreche es: morgen fahren wir langsamer. Da geht's auf den Spindlerpass. Aber das Fazit des Tages lautet unisono: Radfahren ist geil! Auch ohne Berge.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Im Schatten des Berliner Fernsehturm starten wir und lassen die deutsche Hauptstadt rasch hinter uns. In geordneter Formation geht es die B96 nach Süden bis Baruth, wo uns Daniel mit der ersten Getränkeverflegung erwartet.
Ab hier nimmt der Verkehr massiv ab, und wir lernen die Weiten Brandenburgs mit seinen Kiefernwäldern und Agrarflächen von der schönsten Seite kennen. Entlang des Niederen Fläming erreichen wir Luckau und fahren durch die Niederlausitzer Naturparks nach Calau, wo wir die Mittagsverpflegung einnehmen.
Nun fahren wir in das Sorbische Siedlungsgebiet ein, neben den Dänen in Schleswig-Holstein die einzige anerkannte Minderheit in Deutschland, was sich zumindest in den zweisprachigen Ortsschildern niederschlägt.
Hinter Spremberg überqueren wir die hier sehr süße Hauptspree, durchqueren die Oberlausitzer Teichlandschaft und bewältigen die letzten 23 km auf der B115. Auch hier hält sich der Verkehr dank der parallel verlaufenden A4 in Grenzen.
Im luxuriösen 4-Sterne Superior-Hotel können wir dann die Strapazen dieser längsten Tour in der Geschichte der quaeldich-Reisen hinter uns lassen. Vielleicht ergatterst du heute sogar eine Massage von Eule Ruthenberg, der unsere Tour als Masseur begleitet.
Von Jan – Pünktlich um 8.30 Uhr geht es auf über die Grenze nach Görlitz, durch Niederschlesien, auf anfangs verwinkelten Straßen mit schlechtem Belag.
Aber dies wird schnell kompensiert durch guten Belag und wunderbar ländliche Landschaft. Fliederduft im schlesischen Frühling!
Das Peloton verstummt. Wir nähern uns dem Spindlerpass. Steil. Sehr steil. Einsamkeit. Wälder und keine Aussicht. Dunst.
Die Spindlerbaude nervt. Schnell kommen die Nudeln, aber Apfelstrudel und Caffè dauern. Umso schneller gehen wir die Abfahrt an und folgen der Elbe mit 40 auf dem Tacho. Ländliches Böhmen vom Feinsten.
Nach 180 km abends in Königgrätz ein Hoch auf das Böhmische Bier. Morgen fängt der Urlaub an. Prosit!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Direkt nach dem Start überqueren wir die Grenze nach Polen und fahren an die Nordseite des Riesengebirges heran. Langsam stellen sich die Berge vor uns auf und die Mittagspause am Spindlerpass rückt näher. Oben haben wir auch den höchsten Punkt unserer Reise erreicht und rollen vorerst hinunter.
Bis Hradec Kralove (dt. Königgrätz) sind es jedoch noch fast 90 km, die wir zum Großteil im geschlossenen Verband bewältigen werden.
Von Jan – Sonnenschein empfängt uns in Königgrätz, und wird uns den ganzen Tag nicht mehr verlassen. Die ersten 40 km führen flach durch die Böhmische Tiefebene. Der Verkehr hält sich in Grenzen, aber die Autofahrer scheinen uns heute nicht wohlgesonnen. Unnötig knappe Überholmanöver sind die Folge.
Das ändert sich, als wir die Region Hochland und somit Mähren erreichen. Schmalere Straßen, noch weniger Verkehr, viel entspanntere Autofahrer, ländliche Stimmung und verträumte Orte prägen die Region, die teils aus der Zeit gefallen scheint. Über zwei längere Anstiege, teils durch lichten Wald, teils durch wogende Rapsfelder, erreichen wir das Tal der Svratka, dem wir zunächst durch ein langgezogenes Straßendorf folgen. Der Flieder blüht, und nur das Surren unserer Räder durchbricht die ländliche Stille. Es ist traumhaft!
Nur zwei kleine Wellen trennen uns jetzt noch von Jimramov, einem der vielen kleinen, lebhaften Dörfer entlang unserer trecke, wo die Mittagsverpflegung im Restaurace Jimram stattfinden. Das Essen ist sehr gut organisiert, eine Labsal nach den gestrigen Verpflegungsstrapazen am Spindlerpass.
Nach dem Mittagessen schließt sich der bisher landschaftlich schönste Abschnitt der Tour an. Herrlich einsam geht es hinauf nach Veseli. Die Blicke reichen weit über Wiesen, Wälder und rollende Hügel. Rasant geht es hinab zum Stausee der Svratka, und folgen weiter ihrem wunderschönen Lauf.
25 km vor Brünn nimmt die heimelige Einsamkeit ein jähes Ende. Für ca 10 km nimmt der Verkehr bedrohliche Ausmaße an, ein Abschnitt, für den ich leider keine Alternative gefunden habe. Vor Brünn können wir dann noch auf die Nebenstrecke ausweichen und fahren unter Jubel in die Stadt ein. Das Hotel ist große Klasse, und nach einiger Argumentation reicht sogar das Abendessen für alle.
Ein abschließender Spaziergang auf die Feste Spilberk rundet die gelungene Etappe in die Mährenmetropole Brünn ab. Morgen geht's nach Wien. Wir freuen uns!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Königgrätz lassen wir schnell hinter uns und fahren auf vielen kleinen Straßen Richtung Südosten. Über die Böhmisch-Mährische Höhe, wo wir gleichzeitig auch die Europäische Wasserscheide überqueren, geht es nach Mähren. Vorbei und durch einige alte Dörfer geht es weiter Richtung Brünn, geht es der Svrakta (dt Schwarza) folgend abwärts. Bis Brünn haben wir dennoch einige kleinere Hügel, die sich uns in den Weg stellen, bevor wir die historische Altstadt erreichen.
Von Jan – Das Hotel International Brünn versöhnt uns mit einem Frühstück, dass dem 4-Sterne-Superior-Anspruch genügt – anders als das gestrige Abendessen, das mich ziemlich frustriert hat.
Die Sonne trägt aber das Ihrige zur glänzenden Laune des Pelotons bei, die uns auf unserer Schlussetappe von Brünn nach Wien nicht mehr im Stich lassen wird.
Schnell ist Brünn verlassen. Den Elan der Anfangstage verspüren wir nicht mehr uneingeschränkt, gerade die Wellen nehmen wir heute deutlich gemäßigter. Und von denen gibt es im ersten Etappenviertel einige. Auch wenn die Landschaft wunderbar und der Verkehr gering ist, sind wir froh, als mit der ersten Getränkeverpflegung das flache zweite Viertel eingeläutet wird. An dieser Stelle gehört dringend unser Waterboy Daniel loben, der die nicht optimal postierte Getränkeverpflegung nicht zum ersten Mal spontan verlegt. Danke!
Nun dreht der Wind auf Süd und weht von vorne. "Endlich etwas Abkühlung", so der euphemistische Quittungston aus dem Peloton. Kurz vor Laa an der Thaya verlassen wir die schmalen Straßen und biegen auf die Straße nach Laa ein, die uns aber auch mit stärkerem Verkehr verschont.
In Hanfthal weisen uns Eule und Volker den Weg in den schattigen Hinterhof des Gasthauses Matthias Herbst, der schnellsten und für mich besten Mittagsverpflegung der Tour. Es gibt, passend zum regionalen Hanfanbau, Hanfnudeln. 30 % Hanf, 70 % Dinkel. Ein Gedicht! Auch die Schnitzelfraktion scheint zufrieden.
Nun fahren wir durchs Weinviertel, das hier allerdings stark landwirtschaftlich geprägt ist und steuern auf den Buschberg zu, dessen Radarstation wir schon von Weitem ausmachen. Ein sehr schöner letzter Anstieg provoziert kleine Scharmützel in allen Gruppen.
Am Buschberg wartet Daniel schon wieder mit der Getränkeverpflegung, nur 20 km nach der Mittagsverpflegung. Wir aber erstürmen erst noch die Gipfelstraße und kehren in der Buschberghütte in die niedrigste aller Alpenvereinshütten auf der höchsten Erhebung des Weinviertels ein. Natürlich gibt es Topfenstrudel, wie mir Michl Mellauner und Horst Watzl von In Velo Veritas ans Herz gelegt haben. Er ist wirklich sensationell, ein grandioser Tipp!
Wir stürzen uns in die rasante Abfahrt und kämpfen von nun an gegen den Wind, der stramm aus Richtung Donau bläst.
An der Donau ausgiebige Fotosession, dann gemächlich entlang der Donauinsel zur Uno-Stadt ins Hotel. GESCHAFFT!
Geil wars!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Von Brünn aus geht es durch die Thaya-Schwarza-Senke bzw. anfangs an deren nordwestlichen Rand in Richtung Grenze. Durch alte, ehemals deutschsprachige Orte kommen wir mit wenigen Höhenmetern rasch voran und erreichen nach der Hälfte der Etappe Österreich.
Bald darauf stellen sich uns die Leiser Berge in den Weg, die sich aber nicht lange wehren. Die letzten Kilometer geht es entlang der Donau bzw. auf der Donauinsel in die Wiener Innenstadt.