Von TicinoBergler46 – Ostersonntag: 25cm Neuschnee in Airolo, Schneefall bis 600m. Ostermontag soll strahlend blau sein. Was tun? Ausreichend Hm gibt es bei diesen Bedingungen nur mit der A d Neggia doppio plus. Aber es wäre definitiv ein Tag zu früh! Aber warten?? Hat nicht der Newcomer Philipp den Alten bereits im März gezeigt, wie man es macht??
Am nächsten Morgen ist tatsächlich umwerfend schön. Die Vernunft siegt (selbstverständlich): ich fahre, aber erst um 9.15 h, ab Vira weg. Es läuft einfach wunderbar, ab und zu gibt es schon Sonne. Oben sieht die Nordauffahrt tief verschneit aus. Aber der Schneepflug ist sicher schon gefahren. Ich erfreue mich an den blühenden Forsythien, Magnolien und Camelien auf der ersten Hälfte.
Na ja, ab 800m das erste Eis auf der Straße. Konzentriertes Slalomfahren (Bild 01). Der heftige Nordföhn bläst durch die Bäume, ich setze meinen Helm auf, denn die herunterfallenden Eisbrocken treffen mit lauten Geräuschen die Leitplanken und auch mich. Zum Eis kommt Schneematsch dazu, meine Aufwärtsgeschwindigkeit reduziert sich weiter, aber der blaue Himmel über mir und erwartete Sonne oben nährt den notwendigen Optimismus. Irgendwann erreicht sie mich auch (Bild 02).
Auf dem Pass dann der heftige Nordföhn. Kein Windschutz zum Umziehen in der üblichen Hütte (Bild 04). Dann eben im Freien (Bild 03). Es geht schnell weil ich ja nicht viel mithabe bei dem erwarteten Wetter. Nur Knielinge/Ärmlinge/Windbluse/warme Handschuhe und die seal skinz Socken (Danke, Lukas für die Empfehlung). Der heftige Nordföhn bläst den frischen Schnee weit hinunter auf die Südseite. Umdrehen? Runterfahren auf Schnee und Eis nach Vira? Nein! Also 800m im knöcheltiefen Schnee schieben bis zur ersten Kehre. Das hatte ich doch schon mal. Nichts dazu gelernt?
Zunächst sehr kalt aber ab Indemini wärmer geht es nach Armio und eilig hinauf zum Forcora,(Bild 06) wo die Leute noch Schifahren. Die schönen Ausblicke (Bild 07,08,09) dürfen nicht viel Zeit kosten. Zügig hinunter nach Maccagno(Bild 10). Ich habe es eilig, will die verlorene Zeit aufholen. Der Gegenwind von West bis Nord versucht mich zu demoralisieren. Nur Zeit für ein Gel. Warum sind die Beine so schwer? Mein linkes Knie tut mir seit langem wieder einmal kräftig weh. Bei der kurzen Abfahrt vom Lago Delio denke ich an meinem Unfall am 13. November auf gleicher Tour mit Reto und bin an der spitzen Kurve besonders vorsichtig. Mühsam schleppe ich mich den Forcora hinauf. Die beiden Flaschen sind leer. Habe ich einen Hungerast?? Ich würge einen halben Bärli-Biber hinunter. Schon lange kein Aufholen mehr sondern nur noch einigermaßen anständig hinauf kommen. Immer wieder der Gegenwind. Und das linke Knie. Langsam wird mir klar, dass ich zuviel im Sattel fahre vor lauter Müdigkeit und daher mein Knie überlaste. Raus aus dem Sattel. Oberhalb von Indemini Trinkwasser. Immer wieder heftiger Gegenwind. Am steilen Anstieg zur drittletzten Kehre muss ich stehen bleiben. Ist mir noch nie passiert in den vielleicht 15 Mal hier herauf. Wohl doch zu wenig gegessen. Jetzt ist es zu spät, das Gel wirkt nicht mehr. Der Kopf erklärt mir, dass es lächerlich ist 300 Hm vor dem Pass. zu rasten Und natürlich geht es wieder. Oben fährt ein Schneepflug (erst jetzt) den Schnee weg. Der Nordföhn versucht ein letztes Mal mich zurück zu blasen (Bild 14). Drei drahtige junge Leute, darunter eine junge Frau kommen zügig von Vira herauf. In langen Hosen und Windjacken und werfen sich in den Windschutz eines parkenden Autos. Meine Frage beantworten sie kleinlaut mit „viel zu kalt“. Gleich fühle ich mich wieder warm und besser.
Am Ende liege ich 23 min hinter meiner Bestzeit aus dem Juni 2009, davon 17 min auf Abfahrten. Also doch noch ein „Buona Pasqua“ (Fröhliche Ostern)
P.S. in den folgenden Tagen mache ich noch sonnige und schöne (sogar zum Teil neue)Touren. Meist aus dem Sattel. Und mein linkes Knie wird wieder brav. Doch ein Hauch von Vernunft.