Von Jan – Ausgehend von der pulsierenden Metropole Kapstadt brechen wir auf zu einem Abenteuer in sechs Etappen durch die Kapregion, im Laufe dessen wir Südafrika von seiner schönsten Seite erleben. Wir fahren durch die Weingegend nördlich von Kapstadt, durch die fruchtbare Worcester Plain und nach Montegu, das für seine Trockenfrüchte berühmt ist. Auf der längsten Etappe erreichen wir den nordöstlichsten Punkt der Rundfahrt, fahren tief in die Trockenregion der Karoo ein und passieren den Aquila Nature Reserve, einem Safari-Park, in dem sich die Big Five bestaunen lassen. Auf dem Weg befahren wir die beiden berühmtesten Pässe der Kapregion, den Franschhoek Pass und den Bainskloof Pass auf der fünften Etappe. Die sechste Etappe ist die Tour d'Honneur nach Stellenbosch. Im Anschluss wartet der Transfer nach Kapstadt, wo wir einen Tag zur freien Verfügung eingeplant haben, bevor wir wir uns am 10. März dem größten Radrennen der Welt anschließen: der Cape Town Cycle Tour, besser bekannt als Cape Argus Bike Race.
Die abenteuerlichste Reise des quaeldich-Jahres 2018!
quäldich-Reise Tour de Boland und Cape Town Cycle Tour
Von Jan – Nach einem wunderbaren Abendessen im Kloof Street House gestern Abend und einigen Getränken in der Gin-Bar auf Wale St, klingelt der Wecker heute Morgen in Kapstadt schon viel zu früh um 6 Uhr, ist doch der scharfe Start für 7 Uhr vorgesehen. Es soll heiß werden, und 140 km stehen an, und das uns, die wir gerade erst aus dem eiskalten, winterlichen Deutschland in Kapstadt gelandet sind.
Natürlich sind einige Last-Minute-Schwierigkeiten zu überwinden (Helm vergessen, Radkoffer beschriften, Garmin finden), aber dennoch sitzen wir um halb acht auf dem Rad. In Kapstadt!
Nachdem wir am Kapstädter Stadion noch die Johannesburger Rosa 8 eingesammelt haben, geht's los! Mit dem Tafelberg im Rücken führen uns Daneel und Carinus aus Kapstadt heraus. Nach Nordem am Atlantik entlang steuern wir den Tafelbergblick in Bloubergstrand an, wo Jan Slabbert mit der ersten Verpflegung auf uns wartet.
Wir machen ausgiebig Fotos und können uns kaum losreißen. Schließlich siegt doch die Vernuft, denn es liegen noch mehr als Einhundert Kilimeter vor uns. Wir teilen die Gruppe durch drei, ab hier geht es also sportiv, ausdauernd und sportiv weiter. Nico kann heute krankheitsbedingt nicht mitfahren, so dass ich die entspannte Gruppe mit Madeleine, Mario und Patrick übernehme. Immer wieder treffen wir havarierte Fahrer: Carinus mit Kettenriss, Christoph mit Platten, Luk mit Platten. Und dabei genießen wir immer weiter die Blicke auf den kleiner werdenden Tafelberg hinter uns.
Langsam breitet sich die Mittagshitze wie ein Krebsgeschwür rings um uns aus. Die Gespräche werden weniger, der Schweiß läuft. Die Mittagspause bei Km 90 sehnen wir alle herbei. Und immer noch sind es 50 km durch die Mittagshitze. Carinus, der seit seinem Kettenriss bei uns mitfährt, schlägt vor, Pass auszulassen, was 300 Höhenmeter und 10 km spart. Davon möchte Patrick nichts wissen. Er fühlt sich stark, und er will diesen Pass. Kriegt er. Mein Garmin zeigt 37 Grad an. Es wird hart. Und lang. Wir machen Pausen. Aber wir schaffen es.
Kurz darauf wartet Nico noch einmal mit einer Verpflegung auf uns. Luk unterstützt uns, wenig später kommt noch Wiam zurück, und so geben wir Patrick zu dritt Geleitschutz zum Weingut La Couronne, wo noch eine Wein- und Schokoladenverkostung auf uns wartet, und das im wunderbaren Ambiente von Franschhoek mit seinem Felsatrium, das an die Alpen erinnert.
Ein voller, langer erster Tag am Westkap geht zuende. Wir warten auf das Spitbraai und freuen uns auf den ersten gemeinsamen Abend.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wir verlassen Kapstadt mit seinem lebendigen Nacht- und Strandleben auf direktem Wege nach Norden, immer der Küste entlang. Einmal der Großstadt entkommen, wird der Tafelberg hinter uns immer kleiner, und die Berge vor uns nehmen an Größe zu. Heute haben wir noch keine wesentlichen Steigungen zu bezwingen. Gut so, denn der lange Flug steckt uns sicherlich noch ein wenig in den Knochen. Auch ist die Saison noch jung, und wir freuen uns an den angenehmen Temperaturen und der wärmenden Sonne, während wir langsam den runden Tritt finden, uns in die Gruppe einfinden und uns an den Linksverkehr gewöhnen können.
Der Etappenort Franschhoek liegt dann in einem Gebirgs-Atrium, dass auch den Alpen gut zu Gesicht stünde. Am Horizont sehen wir dann schon den Franschhoek Pass, den wir morgen als allererstes absolvieren werden.
Von Jan – Oh, waren wir alle fertig gestern Abend. Die ungewohnte Hitze, die doch lange Strecke, der Gegenwind nach Franschhoek. Entsprechend früh ging es ins Bett, und entsprechend frisch sind wir heute morgen. Fast alle. Ich fühle mich gar nicht gut, aber Jan Slabberts Wunderkaffee zum Start bringt mich wieder auf die Beine. Gleich von Anfang an geht es in drei Gruppen los, direkt in den Franschhoek Pass. Letztes Jahr bin ich ihn nur im Auto gefahren, als mich Daneel mit seiner Familie hoch gefahren hat. Aber ich wusste sofort, ich muss mit dem Rad wieder kommen, und endlich bin ich hier.
Gruppe 2 hetzt sich nicht heute. Jeder schlägt sein Wohlfühltempo an, und ich fühle mich zum Glück viel besser als erwartet. So mache ich Fotos von allen Gruppenteilen einschließlich der Boland 8, die sich uns heute in ihrem rosa Outfit angeschlossen haben.
Der Wind bläst uns nur auf den ersten Kilometern ins Gesicht, nach der unteren Kehre schiebt er uns nach oben, so dass wir uns voll auf den Genuss der Landschaft konzentrieren können. Es ist einfach wunderbar hier. Der Blick schweift über die Weinberge, über den Ort Franschhoek hinaus bis weit in die Ebene Richtung Stellenbosch, auf den anderen drei Seiten ragen scharfe Felsgrate hervor. Ein Traum! Kurz vor der Passhöhe beendet die obere Kehre die Auffahrt über den Panoramabalkon. Wir wenden uns nach Osten, passieren eine Quelle, an der einige Einheimische gerade Wasser fassen, und erreichen die Passhöhe, an der sich noch einmal die Aussicht Richtung Franschhoek eröffnet. Wir machen Fotos in der Sonne und sagen Franschhoek Goodbye, und hoffentlich Auf Wiedersehen im nächsten Jahr. Ein toller Pass!
Bergab bläst uns der Wind ins Gesicht. Unten halten wir staunend am Theewaterskloofdam: das ist also übrig geblieben von Kapstadts Trinkwasserreservoir. Im Wesentlichen nichts! Im Breereviervallei bläst uns der Wind hart ins Gesicht, wir fahren Einerreihe und wechseln alle 500 m. Nach dem für mich namenlosen Pass wartet Eugene mit der zweiten Verpflegung auf uns. Gut, denn es wird schon wieder anstrengend. Daneel mit seiner schnellen Gruppe schießt vorbei. Jetzt schon, dabei sind sie 45 Minuten später gestartet. Aber wir haben auch wieder frische Kraft getankt, und lassen uns von unseren Hormonen leiten. Wir sind 12, die nur 5. Sie haben sich den zwischenzeitlich vorausgeeilten Boland-8 angeschlossen, als wir vorbeiziehen. Mit einer großen Gruppe werden wir nicht langsamer, mittlerweile schiebt uns auch der Wind ordentlich an. Wir segeln!
Und genießen die tolle Landschaft. Das Breederivervalley, auf das wir nun zusteuern, liegt inmitten der höchsten Berge des Westkaps und ist als der Obstgarten Kapstadts bekannt. Das Tal ist unglaublich fruchtbar, Plantagen erstrecken sich bis zum Horizont. Was für ein gesegnetes Land! Was für ein gesegnetes Land in einer bisher ungekannten Dürre. Der Breederiver hat letztes Jahr noch ein weites Sumpfland ausgebildet, aber dieses Jahr ist er zu einem schmalen Rinnsal verkommen. Die Brücke, die letztes Jahr noch in Bau war, überspannt nun im fertigen Zustand allenfalls ein paar unzusammenhängende Tümpel.
Endlich sehen wir die Aufschrift Goudini Spa in der Ferne an den Felswänden, die das Breederiver Valley vom Slanghoek Valley abgrenzen. Schon um 1 Uhr finden wir uns in der grotesk steilen Auffahrt zu den Slanghoek Cottages wieder, in denen uns ein opulenter Imbiss mit Drywoers, Biltong, Trockenfrüchten, Nüssen, Nektarinen, Bananen, Wasser und Bier erwartet.
Eine weitere eindrucksvolle Etappe durch Südafrika liegt hinter uns. Und eine lange Regenerationspause vor uns. Was für ein Leben!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute steht gleich früh morgens der härteste Anstieg der Kapregion auf dem Plan, der Franschhoek Pass. Genau an unserem Etappenort Franschhoek endet das Flußtal, ab hier zieht sich die Passstraße mit nur einer Kehre über 7 km und 450 Hm zur Passhöhe, mit ständig besser werdenden Blicken auf das gewaltige Bergpanorama rund um Franschhoek, das an die Dolomiten erinnert.
Auf der gegenüberliegenden Seite geht es auch rasant, aber nicht ganz so steil hinab. Wir folgen einem relativ eng eingeschnittenen Flusstal hinunter zum hier aufgestauten Sonderend River und weiter in die Kleinstadt Villiersdorp. Die nächsten 50 km nach Worcester folgen vornehmlich flach dem Breerevier Valley. Der Krüppelbewuchs rechts und links der Straße gibt keinerlei Schatten, und die Sonne steht hier ohne Gnade vor uns im Norden. Ein kleiner Pass, der aus dieser Richtung kaum wahrnehmbar ist, bringt etwas Abwechslung hier im Nirgendwo. Worcester liegt dann wieder in einem äußerst fruchtbaren Tal, dem Breede Valley, das sich rund um Worcester und Goudini zu einer weiten Hochfläche verbreitert. Sie wird von hohen Bergen umgürtet und intensiv für den Obstanbau genutzt - ein wunderschönes Tal, besonders, wenn wir morgen früh die Sonne darüber aufgehen sehen.
Von Jan – Heute liegt eine Herausforderung der anderen Art vor uns: 40 km immer geradeaus auf der R60 durch die endlosen afrikanischen Weiten. Die 33 Auftaktkilometer bis zur R60 sind dabei sehr ansprechend, besonders, weil wir sicher wieder vor dem ersten Sonnenstrahl aufbrechen, um der Mittagshitze möglichst lang zu entgehen.
Auch die Fahrt über die kilometerlange Brücke über das Sumpfland des Breede Rivers ist etwas ganz besonderes. Dann aber heißt es beißen. Kilometer um Kilometer ändert sich die Szenerie nicht, die Fontaintjiesberge im Nordosten liegen stets unbewegt zu unserer Linken, die R60 selber ist fast völlig flach, breit ausgebaut und scheinbar endlos. Das ist Afrika, und die R60 die einzige asphaltierte Verbindung zwischen Worcester und Robertson! Die R60 ist aber mit einem breiten Seitenstreifen versehen, auf dem wir zügig voran kommen. Flow unter südlicher Sonne!
Endlich! Das Beißen hat sich gelohnt! Über eine rasante Abfahrt erreichen wir Robertson, wo der Verkehr auf der R60 merklich nachlässt. Ab Ashton wenden wir uns dann den herrlichen Felsschluchten der Cogmanskloof zu - ein Traum!
Wer noch ein paar Körner aufbringen kann, sollte schon in Robertson von der R60 abbiegen und den 25 km langen Umweg durchs Bonnievale auf sich nehmen. In diesem fruchtbaren Tal wird Weinbau betrieben. Stärker kann der Kontrast zu der eintönigen R60 nicht sein!
Von Jan – Diese äußerst lohnenswerte Verlängerung durch das fruchtbare Bonnievale sei jedem wärmstens ans Herz gelegt! 25 km durch liebliche Kulturlandschaften mit Rosen- und Weinstöcken!
Von Jan – Einer der begeisterndsten Etappen meines Rennradlebens liegt hinter mir und uns, der sportiven Gruppe der Tour de Boland in Südafrika. Ich hatte mich schwer getan mit der Hitze und Anstrengung der ersten Tage, und ich befürchtete schon, dass ich es nicht schaffen würde, diese Etappe mit meinem Südafrikanischen Freund Daneel zu bestreiten, der die schnelle Gruppe leitet. Glücklicherweise aber ging es mir in den letzten Tagen immer besser, gestern sogar richtig gut, so dass ich heute heiß war auf 193 km über fünf Pässe in der südafrikanischen Sonne.
Apropos gestern: den Bericht der morgigen Etappe reiche ich nach, es war einfach ziemlich hektisch gestern abend in Montagu. Heute morgen aber stehen wir um kurz vor 7 alle zusammen vor der Mimosa Lodge in Montagu, trinken Jan Slabberts Wunderkaffee und verpflegen uns rudimentär mit Bananen und Banenenbrot. Nach 50 km und 1200 Höhenmetern wartet dann das richtige Frühstück auf dem Roihoogte Pass auf uns.
Das müssen wir uns allerdings erst einmal erarbeiten. Sieben Personen umfasst unsere sportive Gruppe: Raimund, Thies, Rudi, Wiam, Daneel, Martin und ich. Es ist kühl, es soll heute sogar regnen, aber bisher sind die Schleusen der tief hängenden Wolken noch geschlossen. Ich freue mich über die kühle Morgenluft. Die letzten Tage haben Haut und Organismus einiges abverlangt, jetzt können beide wenigstens ein paar Stunden ausspannen.
Die ersten 25 km fahren wir nur flach das Flusstal hinauf, hier können wir gleich das gestern Gelernte praktizieren: die Gruppe zirkuliert zügig, aber nicht rasant im leichten Gegenwind, es geht konzentriert zu. Still genießen wir die Morgenstimmung. Und Spaß macht es!
Dann beginnt der erste Anstieg des Tages zum Burgers Pass. Auch hier schlagen wir ein zügiges, aber nicht hohes Tempo an. Am Aussichtspunkt zurück über das fruchtbare Flusstal machen wir den obligatorischen Fotostopp. Letztes Jahr erreichten uns hier die ersten Sonnenstrahlen des Tages in mystischer Stimmung. Heute dämpfen die tief hängenden Wolken etwas die Aussicht. Und tatsächlich beginnt es auf den letzten Metern zum Burgers Pass zu regnen. Es ist richtig kalt nach der Pause. Wir frieren. Aber kurz nach der Passhöhe sind die Straßen wieder trocken, und wir kreiseln breit grinsend Richtung Roihoogte Pass: die Sonne bricht durch! Rudi kann sich nicht mehr zügeln und reißt aus, wir anderen kommen gemeinsam oben an und erfreuen uns dort an Jan Slabberts hervorragendem Frühstücksbuffet mit Biltong, Droewors, Trockenfrüchten und Quiches. Und sogar einen Kaffee hat er noch für uns übrig. Unglaublich gut!
Mittlerweile haben wir auch erstmals die Boland 8 aufgefahren, die ja noch unseren achten Mitfahrer, David, dabei haben. Der will es heute auch richtig krachen lassen. Zunächst aber verbummeln wir lieber viel Zeit an der Pause, an der es sich in der Sonne richtig gut aushalten lässt. Und hier oben beginnt sie, die Weite Südafrikas. Unglaublich lange Geraden prägen die Abfahrt zur N1, zu der es in Stufen bergab geht. Die Bergszenerie ist dabei unglaublich vielseitig, sogar eine Miniaturausgabe des Kapstädter Taelberges gibt es zu bestaunen. Immer weiter kreiseln wir im Wind, in der Abfahrt bei weit über 50 km/h. Mann, bringt das Spaß!
An der N1 wartet Geleitschutz auf uns, denn diese Schnellstraße ist ohne ein Abschlussfahrzeug einfach zu gefährlich. Der Verkehr ist aber erträglich, und häufig wird uns sogar jubelnd zugehupt. Dennoch ist der Kontrast unglaublich, denn auf der bisherigen Strecke ist uns gefühlt gar kein Auto begegnet.
Beim privaten Safaripark Aquila ist dieser unschöne Ausflug auf die N1 zum Glück schon wieder vorbei, und wir können zum nächten Getränkepunkt abbiegen. Die Logistik der Tour de Boland ist unglaublich gut, denn allein heute organisieren sie uns 4 Verpflegungspunkte. Gut so, denn mittlerweile ist der Himmel blau, und die Sonne heitzt uns ordentlich ein. Das Team im Hintergrund schuftet fast rund um die Uhr. Danke dafür, es bleibt wenigstens nicht unbemerkt! Ab jetzt ist auch David bei uns, den bis hierhin der Pannenteufel verfolgt hat. Zum Glück ist er bei uns, denn er nimmt uns ab jetzt viel von der Führungsarbeit ab. Danke!
Im Safaripark können wir sogar zwei Elefanten beobachten. Auf endlos langen Geraden mit wunderbarer Steppenkulisse geht es weiter, der kleine Pass Die Venster wird überquert, und schon sind wir am nächsten Getränkestopp am Abzweig nach Sutherland (200 km Naturstraße führen zum weltweit besten Sternenhimmel). Jetzt, nach 120 km und gut 1700 Höhenmetern, beginnen die Kräfte zu schwinden. Die Gespräche verstummen, auch das Kreiseln stellen wir mehr und mehr ein. Die Auffahrt zum Hottentotskloofpass in der sengenden Mittagssonne verbringen wir schweigend. Oben fahren wir Benny und Claudia auf, die in der entspannten Gruppe gestartet sind und jetzt mit ganz viel Zug zum Ziel unterwegs sind. Oben fährt uns ein strenger Wind entgegen, der uns bis Ceres treu bleiben wird. Zum Glück geht es größtenteils steil dorthin bergab, aber wir müssen bei heftigen Böen und schwindenden Kräften stets konzentriert bleiben. Und können dennoch die unglaubliche Landschaft genießen, die ihr den Bildern entnehmen könnt. Diese Weiten! Diese unendlich langen Geraden!
Ceres empfängt uns mit sengender Hitze, und Jan empfängt uns in Ceres mit einer weiteren umfassenden Verpflegung in einer kühlen Sporthalle. Wunderbar, vor allem der Grapetiser.
Wir halten uns nur ganz kurz auf, denn alle zieht es jetzt ins Ziel. Nur noch die 50 Höhenmeter zum Michelle's Pass, eine lange Abfahrt und weitere 25 km durch die Tulbagh Windelands trennen uns von unserem Etappenziel Tulbagh. Geschafft! High Five und gute Laune! Ab in den Pool. Cool!
Was für eine Etappe: lang, hart, mit vielen Bergen, schnell gefahren und gemeinsam gemeistert. Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wahnsinn! Eine großartige Etappe liegt vor uns! Wir befahren drei Pässe, den Doppelpass Rooihoogte und Burgers Pass und fahren durch die abgelegene Karoo, über die N1 (ein Begleitfahrzeug sichert uns nach hinten ab) zum Aquila Game Reserve, hoch zu Die Venster und runter nach Ceres: endlose Weiten und jede Menge Flow, Flow, Flow! Dies ist die epische Kernetappe der Tour de Boland. Du kämpfst mit Temperaturen um die 40 Grad im Schatten, fährst 193 km mit über 2000 Höhenmetern, wirst aber stets von unseren Südafrikanischen Freunden umsorgt und versorgt.
In Ceres wartet nach 160 km eine Südafrikanische Spezialität auf uns, wir machen Pause mit einem Original-braai, wie die Südafrikaner das Grillen nennen. nach der Pause ist die größte Hitze verstrichen, und wir können uns an den sehr schönen Schlussabschnitt nach Tulbagh wagen.
Wer in Ceres genug hat, steigt einfach aus, und aufgrund der vielen Begleitfahrzeuge ist es auch möglich, ein Zwischenabschnitt in der heißen Mittagssonne im Wagen zurück zu legen.
Eine heldenhafte Etappe, die alles aufbietet, was Südafrika ausmacht!
Von Jan – Wie gesagt: auf dieser sehr langen Etappe gibt es viele Möglichkeiten, Teilabschnitte im Auto zurück zu legen. Entweder, man steigt nach dem braai in Ceres aus, oder man überbrückt den heißesten Teil der Strecke über die Mittagszeit im Auto.
Von Jan – Nach der gestrigen Etappe voller Pässe, Abwechslung, Geschwindigkeit und Anstrengung wartet heute das perfekte Gegenprogramm auf uns: flach zum Bainskloof Pass, rüber, und flach weiter nach Riebeek, wo wir nach 100 km früh ankommen und Snacks, Bier und Massage im Hotelgarten genießen. Dabei schlagen wir ein ganz entspanntes Tempo an, um uns aktiv von den gestrigen Strapazen zu erholen. Und auch der Bainskloof Pass passt perfekt in dieses Wellness-Bild, denn er überschreitet die 6 % zu keinem Zeitpunkt. 15 km Staunen bei Straßen- und Landschaftsgenuss in Reinform. Ganz entspannt. Laut meinem Palmares bin ich 493 Pässe gefahren. Meine Favoriten führen den Bainskloof Pass auf Platz 11. Diese Felsen! Die schmale Straße! Die Schlucht! Ich liebe diesen Pass! Schaut euch einfach die Bilder an, dann wisst ihr warum.
Nach vier ziemlich harten Etappen haben wir heute also den Genussurlaub in Südafrika begonnen. Morgen geht es weiter, mit der Tour d'Honneur nach Stellenbosch. Bis morgen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des wunderbaren Bainskloof Pass. Die Etappe ist kurz, wir können ihn in aller Ruhe und stressfrei erleben. Nach einer entspannten Einrollphase beginnt die Etappe so richtig an den Brücken über den Breede River. Wir tauchen ein in das langgezogene Tal des Witte Rivers. An dessen Ufern hat der Straßenbauer Bains Anfang des 18. Jahrhunderts eine Straße bauen lassen, deren Verlauf bis heute nicht verändert wurde. Seitlich grenzen unregelmäßig behauene Steine die Straße zum Abgrund ab, nach rechts ragt steil der Felsen auf. Unter dem Asphalt, auf dem wir fahren, liegen die Gräber der Sklaven, die beim Straßenbau ihr Leben lassen mussten. Mit Gänsehaut bestaunen wir ob dieses makabren geschichtlichen Hintergrundes die beeindruckenden Felsformationen rechts und links der Straße. Zumindest am Dacre's Pulprit, einer weit ausladenden Felsnase über der Straße, sollte man einen Fotostopp einlegen; aber das wird sicher nicht der einzige bleiben auf diesen beeindruckenden letzten Kilometern unserer Tour.
An der Siedlung Bain's Kloof liegt der Hochpunkt nicht mehr weit. Nach rechts öffnen sich die Blicke in die Wellington Plain, die wir an einem Parkplatz zur Rechten nochmals in Ruhe bestaunen können. Eine rauschende Abfahrt führt uns nach Wellington.
Hier haben wir wieder die Ebene rund um Kapstadt erreicht. Bei guter Sicht können wir zur Linken schon wieder den Tafelberg sehen, während wir ohne viele Höhenmeter die letzten vierzig Kilometer in unseren Etappenort Riebeek West absolvieren.
Von Jan – Wunderbare Abschlussetappe in Südafrika. Wir starten ganz entpannt mit einem ausführlichen Frühstück im Riebeek Valley Hotel, einer Perle des Swartlandes, wie diese Weinregion heißt. Die Erzeugnisse der Region haben wir am Vorabend ausführlich genossen. Qualitätstest bestanden, ich fühle mich frisch wie vielleicht noch nicht in dieser Woche. Sicherlich nicht zuletzt dank der Massage, die Atson mir gestern hat angedeihen lassen. Aber dann: Meuterei in der entspannten Gruppe. Der Start um 7 Uhr wird als zu unentspannt abgelehnt. Gegenmeuterei in der sportiven Gruppe: wir buchen zunächst noch einen Flug für Daneel im Juli, wo er sich der Reise in die Savoyer Alpen anschließt. Um 8:30 Uhr setzen wir den anderen nach, zu siebt kreiseln wir geübt in den hohen Dreißigern im Wind. Schnell sind die anderen eingeholt, schnell sind 37 Platten geflickt (davon 43 bei David), das Nelson-Mandela-Monument mit einem Besuch bedacht und der Helshoogte Pass zum zweiten Mal erklommen. In wunderbarer Felsenlandschaft beschließen wir diese Tour angemessen im dekandenten Anwesen des Café Pavé mit Pool, Café und Pannekoke. Eine epische Tour ist zuende!
Ich melde mich nochmals am Sonntag mit einem Bericht des Cape Argus! Bis dahin tanken wir Kraft in Kapstadt.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Unsere Tour d'Honneur führt uns nochmals über einen Pass, den Bothmanskloof Pass. Und dann geht es in die Weinregion rund um Stellenbosch, wo wir die Tour voraussichlich wie letztes Jahr standesgemäß an einem Weingut ausklingen lassen.
Im Anschluss geht es per organisiertem Transfer nach Kapstadt. Dieser ist ebenso wie die folgenden drei Nächte im Reisepreis enthalten.
Von Jan – Wow! Was für eine Woche liegt hinter uns.
Am Samstag hatten wir einen herrlichen Abend im Kloof Street House, einem der stilvollsten Restaurants Kapstadts. Am Sonntag sahen wir nach dem Start den Tafelberg hinter uns immer kleiner werden. Kontrastprogramm dann am Abend: nach der schillernden Metropole nun das beschauliche Weinstädtchen Franschhoek in heidieskem Bergambiente. Am Montag der wunderbare Franschhoek Pass mit alpinen Ausmaßen, und das fruchtbare Breerevier Valley, abends dann südafrikanische Gastfreundschaft beim von Daneel veranstalteten Braai. Daneel ist nicht nur der sportive Guide, sondern mit seiner positiven Art eine unglaubliche Bereicherung dieser Reise – alle Helfer geben hier offensichtlich gerne alles für die Teilnehmer. Dienstag stand die lange Passage über die R60 auf dem Programm, ein notwendiges Übel. Das schöne Bonnievale und die schroffe Cogmanskloof entschädigen. Dann die Königsetappe: 193 km mit 2000 Höhenmetern am Mittwoch. Woher soll die Kraft kommen so früh im Jahr? Ganz einfach: aus den Weiten Afrikas. Hier haben wir sie erlebt. Und alle sind sich einig: das war eine Erfahrung, wie man sie in Europa nicht findet, und die mögliche Abkürzung auf 160 km wurde von den wenigsten genutzt. Die unendlichen Weiten Afrikas mit Straßen, die bis an den Horizont in Stufen bergab gehen, ein wunderbarer Flow, lange Anstiege und eine faszinierende Landschaft. Davon konnten wir nicht genug bekommen. Ganz besonders! Am Donnerstag dann Relax pur mit dem faszinierenden Bainskloof Pass, und am Freitag der Kreisschluss am Helshoogte Pass mit einem würdigen Abschluss im Café Pavé.
Und nach dem gestrigen Ruhetag nun also die Cape Town Cycle Tour, besser bekannt unter dem Namen Cape Argus. Unser Hotel liegt nur 400 m vom Start entfernt, und schon sind wir mitten im Trubel von 35.000 bis 40.000 Radfahrern. Wir starten fast alle in der gleichen Gruppe um 8.34, und die Stimmung am Start ist fantastisch. Marcus ist schon eine halbe Stunde unterwegs, und Hans-Jörg kann leider gesundheitsbedingt heute nicht an den Start. So ein Pech! Einige von uns mogeln uns in die erste Startreihe. Ich habe gar nicht vor gehabt, Gas zu geben, aber nun schlägt das Adrenalin zu. Einige drücken gleich richtig drauf, und wir versuchen mitzuhalten. Der Anstieg auf der M3 gleich am Anfang ist schon ziemlich lang und hart bei diesem Tempo – den hatte ich bei meiner Vorabfahrt vor zehn Tagen gar nicht bemerkt. Ich frage mich, wie lang das gut gehen soll, aber es geht gut, und wir sind nur noch zu siebt im Wind, als wir nach 30 km Muizenberg und damit den Atlantik erreichen. Ganz rechts rufen wir immer nur "Left, left!", um die vor uns gestarteten viel langsameren Fahrer zu warnen. Die Disziplin im Feld ist aber erstaunlich, wir müssen nur einmal abbremsen, und dann noch einmal, als ein Krankenwagen vorbei fährt. Vorbei geht es an den Pinguinen am Boulders Beach, und bald darauf hoch zum Cape Point, wo der Nationalpark am Kap der guten Hoffnung anfängt. Ein anspruchsvoller Anstieg mit genialen Blicken auf die False Bay hinter uns. Kurz darauf ist die andere Seite der Kaphalbinsel erreicht (beidseits liegt der Atlantik, abweichend von manch anderslautender Quelle). Hier wird es dann RICHTIG schön, das Wasser ist türkisblau, es weht kaum ein Wind. Wir haben unglaubliches Glück! Nun sind wir nur noch zu dritt, die zwei Italiener sind auf einmal verschwunden, und es kreiseln nur noch Justin, ein 15-jähriger Namibianer, und David aus Göteborg mit mir im Wind. Mein Wasser ist aus, und an einer Getränkestation anhalten geht ja nicht bei diesem Tempo. Wenn doch ist die Gruppe weg. David hat noch eineinhalb Flaschen, und er gibt mir eine halbe ab. Danke! Rettung! Supertyp!
Nun gehts langam Richtung Chapmans Peak Drive, und hier sieht man wirklich die Freude der Teilnehmer in ihren Gesichtern geschrieben. Gänsehaut auf dieser wunderbaren Straße am Ozean im Fels.
Jetzt ist es nur noch der "Bossie", wie der letzte Anstieg vor dem wunderbaren Strand bei Landadno genannt wird, und dann geht es an den Zwölf Aposteln vorbei flach ins Ziel am Stadion!
Meine Beine wackeln, aber wir sind glücklich im Ziel. Und bald darauf auch alle anderen Starter unserer Gruppe! Überall strahlende Gesichter und die übereinstimmende Aussage: das war Weltklasse!
Ein kulinarisch wunderbarer Abend im Grand Africa am Kapstädter "Strand" beschließt an diesem Abend eine wunderbare Reise. Wir kommen nächstes Jahr wieder!
Termin vormerken: 2.-11. März 2019!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Samstag, der 10. März ist ein freier Tag in Kapstadt: wir holen in aller Ruhe unsere Startbeutel im Cape Town Stadion ab, fahren auf den Tafelberg oder auf Lion's Head. Die Cape Town Cycle Tour findet am Sonntag, den 11. März statt. Über dieses Sehnsuchtsziel ist an anderer Stelle genug geschrieben worden, daher nur die bloßen Fakten: die 110 km bilden die Strecke des vermeintlich schönsten Radrennens der Welt. Es ist zumindest das größte: zwischen 35.000 und 40.000 Teilnehmer vom absoluten Anfänger bis zum Profi gehen auf die Strecke und sorgen für eine magische Atmosphäre. Ein MUSS!