Von Jan – Blauer Himmel über dem Tafelberg in Kapstadt heute morgen. Fast 50 Radfahrerinnen und Radfahrer machen sich auf dem Weg Richtung Blouberg, dem Atlantik entlang nach Norden, den Tafelberg im Rücken.
In voller Gruppengröße fahren wir zum obligatorischen Fotostop nach Table View. Hier teilen wir die Gruppen auf und bewegen uns vom Atlantik fort ins Landesinnere. Schlagartig ändert sich die Vegetation in eine trockene, speppenartige Landschaft, in der die Versuche erstaunen, trotz der vollständigen Abwesenheit von Grüntönen Viehzucht zu betreiben.
Wellig fahren wir weiter Richtung Philadelphia. Auf dem Weg Richtung Stellenbosch beginnen die hohen Temperaturen langsam Tribut zu zollen, denn die 33 Grad sind wir doch alle noch nich recht gewohnt. Glücklicherweise spendet die grüne, schattige Oase Klein Joostenberg Erholung, Café und Cola.
Längst ist der Simonsberg, der Hausberg von Stellenbosch, fest in unserem Blick, und schon rücken die Franschhoek Mountains dahinter näher, während die graubraunen steppenähnlichen Felder schlagartig zurückweichen und Platz für das satte Grün der Weinberg der Cape Winelands machen. Hier reiht sich ein weltberühmtes Weingut an das andere, wie zum Beispiel Kannonkop. Schon ist die Helshoogte Pass-Straße erreicht, die wir schweigend und schwitzend ruhig miteinander hochdrücken. Oben erwartet uns ein neuer schlagartiger Szenenwechsel und die fantastische Ausblick auf die Franschhoek mountains. Jetzt müssen wir nur noch ausrollen, bis wir Boschendal erreichen, unser Nachtquartier in einem der dekadentesten Weingüter der Gegend.
Nach einer luxuriösen Weinprobe genießen wir jetzt das von Daneel persönlich zubereitete Fleisch bei einem authentischen südafrikanischen Braii unter dem sternenklaren Himmel von Boschendal.
Und morgen geht es über den Franschhoek Pass!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Vom Hotel in Kapstadt nehmen wir zunächst einen kleinen Umweg zum Stadion von Kapstadt in Kauf, einer der Schauplätze der WM 2010. Fotostopp mit dem Tafelberg im Hintergrund. Von da folgen wir (je nach Gruppendynamik locker in einer großen Gruppe) im Wesentlichen dem Atlantik nach Norden bis Bloubergstrand, wo uns das Team der Tour de Boland mit Frühstück verwöhnt. Nun teilen wir die Gruppen auf. Allenfalls leicht wellig geht es koninuierlich, aber kaum merklich bergan. Allenfalls der Helshoogte Pass ist als spürbarer, aber nicht dramatischer Anstieg zu überwinden. Am Ende der Abfahrt liegt das berühmte Weingut Boschendal - unser Tagesziel.
Überraschung: Frühstück gibt es nicht in Boschendal, sondern in Franschhoek, nach 17 km. Macht nichts. Fast niemandem. Im Sacred Grounds werden wir fantastisch bewirtet. In Franschhoek. Schön so... ohne Regen. Erfrischend auch, der einsetzende Regen als wir losfahren.
Fantastische Blicke in den Nebel von Franschhoek auf dem Weg zum Franschhoek Pass. Leider keine Blicke hinunter ins Tal. Unglaublich in der Abfahrt: Wasser im Theewaterskloofdam, dem größten Speicherbecken Kapstadts, nach historischen Tiefständen im letzten Jahr, also im Wesentlichen einer Sandwüste glich.
Was für ein Gegenwind zum kleinen Roohihooghte Pass in Richtung Rawsonville. Was für ein unglaublicher Kontrast zum Krüppelbewuchs vor der Passhöhe: auf einmal blühende Landschaften im Brederivier Valley. Unglaublicher Gegenwind auf dem weiteren Weg. Vierter Chefplatten, erstes Cérvelo im Graben der R45. Fantastische Aufholjagd im Windschatten von Chris' Servicefahrzeug, Etappenausklang mit Gruppe 3. Defekter Kaffeeautomat in der kilometerlang vorher angekündigten besten Kaffeetankstelle des Western Capes.
This is Africa.
Jetzt fantastische Ausblicke auf das Brederivier Valley. Und morgen Rückenwind!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wir können uns ca 16 km einrollen, bevor im malerischen Ort Franschhoek der Anstieg zum gleichnamigen Pass beginnt. Auf sieben Kilometern überwindet er 460 Höhenmeter und ist damit einer der sportlichsten Anstiege am Westkap. Die durchfahrene Szenerie ist beeindruckend. Franschhoek liegt in einem weiten Kessel, der von hoch aufragenden Felswänden begrenzt wird. Der Anstieg ist der sportlich anspruchsvollste der Kapregion, auch wenn nur der Ausblick alpine Ausmaße erreicht. Dolomitesk! Nach der Abfahrt erreichen wir den Theewaterskloof Dam und bald darauf Villiersdorp. Die nächsten 50 km nach Worcester folgen vornehmlich flach dem Breerevier Valley. Ein kleiner Pass, der aus dieser Richtung kaum wahrnehmbar ist, bringt etwas Abwechslung hier im Nirgendwo. Worcester liegt dann wieder in einem äußerst fruchtbaren Tal, dem Breede Valley, das sich rund um Worcester und Goudini zu einer weiten Hochfläche verbreitert. Sie wird von hohen Bergen umgürtet und intensiv für den Obstanbau genutzt - ein wunderschönes Tal, besonders beim Sonnenaufgang.
Von Jan – Ein epischer Sonnenaufgang empfängt uns über dem Brederivier Valley im Goudini Spa. Schöner kann ein Tag nicht starten, und Kaffee gibt es auch. Frühstück gibt es in Worcester, wo Daneel und ich über Nacht noch das Frühstückslokal umgeplant haben. Also Daly Bread statt Wimpy. Das lohnt sich, auch wenn wir warten müssen, weil die Maschine nicht schneller den Cappuccino ausspuckt. This is South Africa!
Frisch gestärkt biegen wir auf die R60 ein. Meine entspannte Gruppe entscheidet sich, für morgen Körner zu sparen, und geht die R60-Passage gemäßigt an. Am größten roten Stuhl Afrikas trinken wir Café, und dann sind es nur noch 42 km. Denn die Erweiterung über Bonnievale überlassen wir gerne der schnelleren Gruppe. Den Teil ab Robertson auf der R60 kenne ich noch nicht, und tatsächlich wird es jetzt richtig nett, zwischen Obstplantagen und Weinbergen. Bald kommen auch die Felswände der Coghmanskloof in Sicht, und dann erstirbt der Verkehr auf der rasant befahrenen R60 endlich und macht einer Baustelle Platz, die wir schon vom letzten Jahr kennen, die wir aber unter gestatteter Missachtung der Ampelregelung gekonnt durchfahren.
Wir sind in Montagu, und ich bin entspannt vor der Königsetappe. Die kombinierte Gruppe 1+2 sieht nicht ganz so entspannt aus, als sie nach 152 km Montagu erreichen. Aber sie haben Bonnievale gesehen. Und Swellendam Road! Und morgen wartet die Königsetappe mit der Weite Afrikas!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Drei Straßen führen von Worcester nach Robertson, und nur eine davon ist asphaltiert: Die R60, die somit auch den ganzen motorisierten Verkehr aufnehmen muss. Der Seitenstreifen ist breit, die Fahrt ist sicher, aber die R60 geht auf dieser Etappe 56 km ermüdend ohne große Abwechslung geradeaus. "Alternativlos", schallt es aus Berlin. Dabei sind die ersten 35 km bis zur R60 sehr nett.
Das Finale durch die wild-schroffe Coghmanskloof ist phänomenal.
Wer also die R60 als notwendiges Übel wahrnimmt, um sich die Highlights der nächsten Tage und die Coghmanskloof heute zu erschließen, wird von dieser Etappe sicherlich nicht enttäuscht werden.
Die 25 km lange Erweiterung ab Robertson durch das vom Weinbau geprägte, liebliche Bonnievale ist leider durch eine kilometerlange Dauerbaustelle stark getrübt, so dass wir von dieser Alternative eher abraten
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Von Jan – Ein echter 200er durch die Weiten Südafrikas, mit dem wir die strapazierenden Gegenwinde in Ceres bei der Gegen-Uhrzeigervariante (am Folgetag) umgehen. Die Anstiege sind sehr sanft, die Abfahrten rasant.
Nur auf dieser Variante durchfährt man das schöne Slanghoek Valley, dann aber gleich zweimal, einmal heute, einmal morgen.
Von Jan – Ein Tag voller afrikanischer Weite und Flow. Und das Gefühl zu fliegen. So kannte ich es aus den letzten Jahren von der Königsetappe in Südafrika, als der Südostwind blies.
Heute bläst aber der Nordwestwind und macht uns das Leben schwer. 37 Grad im Schatten lassen zusätzlich die Bedingungen unmenschlich werden.
Noch zuversichtlich starten wir in Montagu nach einem ausführlich Frühstück in die längste Etappe der Tour. 193 km mit 2300 Hm. Am Roohoighte Pass ist noch alles wie vorgesehen, das zweite Frühstück nehmen wir schnell und machen uns dann auf den 30 km langen Abschnitt zur N1. Der wird aber schon deutlich zäher als gedacht, aber hier kann ich die endlosen Geraden und die Weite Afrikas noch genießen. Die Bergabpassagen sind weiter rasant und begeisternd, aber das leicht ansteigende Stück kostet schon richtig Körner.
Auf der N1 haben wir zum Glück Rückenwind. Ludwich ist hinter uns und schirmt uns vom nachkommenden Verkehr ab. Vor Aquila, dem Big-5-Games-Resort, finden wir etwas Schatten für eine schnelle Pause. Ludwich muss weiter, die nächste Gruppe über die N1 geleiten.
Wir verabreden uns mit ihm in 70 Minuten am Abzweig in Sutherland, und fahren weiter. Wie schon im letzten Jahr haben wir Glück: 2 Elefanten zeigen sich uns an der Parkgrenze.
Jetzt wirds richtig zäh. Wo wir letztes Jahr immer zwischen 30 und 40 gefahren sind, können wir mit Mühe 22 km/h halten. Daneel versucht zu kreiseln, aber letztlich schickt er doch unsere beiden Lokomotiven in den Wind.
Wir zählen die Kilometer runter, wir schauen uns das Profil an, und die Windrichtung. Ab dem Abzweig nach Sutherland müssen wir eigentlich Schiebewind haben. Das gibt etwas Moral! Noch mehr Moral gibt uns Ludwig, der uns 20 Sekunden vor der verabredeten Stelle überholt und uns verpflegt.
Aber dann: Gegenwind auch zum Hottentotskloofpass. 400 Hm auf 12 km. Wenigstens hat's nicht mehr 40 Grad wie an der letzten Pause, sondern noch 33.
Auch die Abfahrt nach Ceres: zäh! In den Flachpassagen nehmen wir richtig raus. Die Kräfte gehen zu Ende. Noch 21 km bis Ceres. Qual und Leiden. Wir werden noch langsamer. Wir erreichen Ceres auf dem Zahnfleisch. Cola, Pizza, Wasser in der Ceres Brewery. Lebensrettung! Daneels Frau und seine Eltern kommen dazu und schirmen uns mit ihrem Auto auf den letzten 30 km nach Tulbagh ab. Das ist jetzt verglichen mit dem Vorherigen nur noch ein Kinderspiel, der Wind hat deutlich nachgelassen und es geht fast nur leicht bergab.
Letztlich hat die Moral für 10 Personen gereicht, bis nach Tulbagh. Es war die härteste Etappe meines Lebens.
Jetzt zu müde. Schluss für heute, morgen steht der fantastische Bains Kloof Pass an.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein epischer Tag liegt vor uns, egal, ob er in Ceres oder Tulbagh endet. Ein früher Start. drei ausgewachsene Pässe, extreme Gegensätze der fruchtbaren Täler und kargen Gebirgsregionen, die Kühle am Morgen und die Hitze der Karoo. Diese Etappe zeigt unglaublich viel vom Reiz und der Weite Südafrikas.
Achtung: 12 km auf der N1 erfordern höchste Vorsicht. Auf einem ganz kurzen Abschnitt fehlt dabei der Mittelstreifen.
Stopp in Ceres, dann für alle Unverwüstlichen der weitere Ritt nach Tulbagh.
Von Jan – 50 km länger als die Vergleichsetappe vom Vortag, aber mit zwei Highlights, das die zermürbende R60-Variante einrahmt: Coghmanskloof und nochmal das schöne Slanghoek Valley.
Von Jan – Wunderschön entspannter Start in den Tag nach der Königsetappe. Nachdem mir gestern schon um 10 Uhr die Augen zufielen, wache ich heute im Morgengrauen auf und bin entspannt... Frühstück ist auch erst um Acht im Paddagange. Porridge, Würstchen, Brot und marmelade im Cape Dutch Quarter, wo offensichtlich die Engländer den stärkeren Frühstückseinfluss hinterlassen haben.
Um 9 geht's los, flach Richtung Bains Kloof Pass. Absolute Windstille. Blauer Himmel. Stiller Genuss in Gruppe 3, aus der ich heute berichte. Schnell haben wir den Einstieg in den Bains Kloof Pass erreicht, den wir staunend genießen. Er ist einer meiner absoluten Lieblingspässe. Die Nachzügler der Frauengruppe der Tour of Good Hope werten die Auffahrt weiter auf, was mir weitere Gelegenheit gibt, den Anforderungen des Frauenbeauftragten von quäldich.de Rechnung zu tragen. An dieser Stelle möchte ich auf meine Enttäuschung hinweisen, dass meine diesbezüglichen Bemühungen von ihm nicht wahrgenommen oder zumindest nicht ausgedrückt wurden!
Mittlerweile sind Wolken aufgezogen, und in der Abfahrt vom Bainskloof Pass setzt Regen ein. Im Adventures Cycles bekommen wir neue Pedalen für Mirko, die von seinem Leihradanbieter unpassend montiert wurden. Quizfrage: welche Pedalen sehen aus wie Look Keo, sind aber nicht Look Keo? Ich weiß es nicht und bin an einer Anwort interessiert.
Jetzt gibt es Café in der Old Tannery, eine Geburtstagsgabe von Michael, dem Tandempiloten. Nach 40 Kilometern geschickt befahrener Baustelle und massivem Schiebewind erreichen wir frisch und gut gelaunt Riebeek, wo wir ein letztes Mal die Massage von Edson & Co und ziehen uns mehr an. Denn es ist kalt auf einmal. In Riebeek.
Morgen geht's zurück zum Tafelberg. Ab nach Kapstadt. Yeah!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Ein wunderbarer Tag liegt vor uns, mit einem wunderbaren Anstieg auf den Bain's Kloof Pass, einem meiner absoluten Lieblingsanstiege. Sportlich stellt er keine Herausforderung dar, aber das landschaftliche Erlebnis ist unglaublich. Eine sich ständig windende Straße, Felssteine statt Leitplanken und waghalsige Felsformationen lassen eine ganz besondere Stimmung aufkommen. Dieser Pass ist eine Reise wert!
Makabre Vergangenheit: die Straße wurde um 1850 unter dem Straßenbauer Bain, dem Namensgeber, von Sklaven erbaut. Unzählige ließen dabei ihr Leben. Ihre Gräber liegen unter der Straße.
Auch die Ausblicke von der Passhöhe in die Ebene um Wellington wissen zu überzeugen. Die Limietberge sind die letzte Erhebung vor dem Atlantik. Nach Wellington geht es schnell hinab. Nun sind es nur noch wenige vornehmlich flache Kilometer bis Riebeeck.
Von Jan – Ein weiterer epischer Tag liegt hinter uns. Starke Gegenwinde, fantastische Landschaften, und der Tafelberg, der immer größer wird. Jetzt Ausklang in Shimmys Beach Club.
Knaller! Danke an alle, die dabei waren. Mit den besten Wünschen für einenen windstillen Sonntag zum Cape Argus Bike Race geben wir zurück in die angeschlossenen Funkhäuser!
Yeah.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute starten wir nach einem ausführlichen Frühstück erst um 8 Uhr, nachdem wir gestern die letzte gemeinsame Nacht im Boland verbracht haben. Über die neu asphaltierte Old Malmesbury Road geht es zurück auf die Strecke der ersten Etappe und fahren ab da auf den Tafelberg zu.
Hoch die Tassen in Shimmys Beach Club in Kapstadt!