Wintersport der Zukunft 77,4 km / 2760 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von tortenbäcker
Von tortenbäcker –
21. November: Nieselregen bei zwei Grad, tiefhängender Nebel und Schneefallgrenze auf 800m – etwa so würde man saisongerechtes Wetter erwarten. Aber mit Hilfe von Kollegin Erderwärmung meldet diesmal der Wetterfrosch: Elf Grad auf 2000m und mehrheitlich sonnig! Klingt wie ein Märchen – für mich. Für Wintersportler wohl eher wie ein Albtraum. Zudem hat es in letzter Zeit nur wenig Niederschlag abgesetzt, bis auf 2000m liegt kaum Schnee, beste Bedingungen für eine unverhoffte frühwinterliche Tour, und dazu in ungeahnten Höhen. Ein Aufruf zur Teilnahme hat im QD Forum leider nicht gefruchtet, tant pis, dann gehe ich die Schätze des Berner Oberlandes eben alleine an.
Die Tour
Nach einer eher kurzen Nacht stehe ich um 6:00 auf und begebe mich schon bald zum Bahnhof Luzern. Da bin ich natürlich der einzige, der mit dem Renner am Start ist. Beliebter ist die Begleitung mit Namen Bierdose, wie von diversen Jugendlichen zelebriert, die noch auf dem Bahnhofsgelände herumlungern. Die gehen jetzt dann heim und verschlafen den herrlichen Tag, ich möchte wirklich nicht tauschen.
Die Fahrt nach Meiringen dauert 75 Minuten. Der Tag erwacht langsam, alles ist noch ruhig. Ich schaue aus dem Zugfenster Richtung Berge. Ein paar Schleierwolken sind zu sehen, aber nichts Dramatisches. Die Vorfreude ist gross, ich möchte heute noch ein paar Asphaltbänder ab Grindelwald antesten. Um dahin zu gelangen, rolle ich am effektivsten über die Grosse Scheidegg, vielleicht die schönste Anrollstrecke, die es jemals gab.
Um 8:15 geht es los, einige Bergspitzen glänzen schon matt im frühmorgendlichen Sonnenlicht, doch mehrheitlich regiert noch der Schatten über Berg und Tal. Schon bald verlasse ich die Hauptstrasse und steige stetig Richtung Rychenbachfälle. Eines meiner Lieblings Hip-Hop Lieder spielt sich unablässig in meinem Kopf ab, „Si triste“ von 3ième Oeil (das erste Lied in diesem sehenswerten Boulderfilm). Eigentlich passt es überhaupt nicht zu meiner Gemütslage, denn traurig bin ich nicht im Geringsten. Ich fühle mich privilegiert, in einem dermassen schönen, gebirgigen Land zu leben.
Kurz vor Rosenlaui ist die Strasse feucht, wahrscheinlich hervorgerufen durch den Rychenbach, dem die Strasse folgt. Ich muss etwas aufpassen, an vereinzelten Stellen ist Eis vorhanden. Die Einsamkeit ist wunderbar, ich tauche wieder ab in meine Gedankenwelt. Ich schweife ab zum gestrigen Abend, unserem Firmenessen mit etwa 170 Teilnehmern, dass ein voller Erfolg war, und dass ich mehrheitlich organisiert habe. Diesmal allerdings ohne ein Dessertbuffet Marke Eigenbau, im Gegensatz zum letzten Mal, als ich drei Tage Non-Stop dafür gewerkelt habe. Als Belohnung will mich der Chef zu einem Dinner in ein Restaurant meiner Wahl einladen. Das dürfte unseren EBIT nachhaltig schädigen...
Zurück zur Scheidegg. Ab 1800m schmücken einige Schneeflecken den Schlusshang. Die Strasse bleibt aber trocken, abgesehen von zwei sehr kurzen Eisflächen, die durch Schmelzwasser entstanden sind. Um Punkt 10:00 stehe ich oben am Pass. Das Restaurant ist natürlich geschlossen und Touristen sind weit und breit keine im Blickfeld. Ich mache zwanzig Minuten Pause und schiesse ein paar Fotos von Eiger und Co. Die Abfahrt danach ist überhaupt nicht kalt, letzte Woche im Tessin war deutlich frischer. Mir fällt auf, dass die Strasse um ein Vielfaches sauberer ist, als noch im Sommer. Kein Wunder, die zahlreichen Gras-In-Milch-Und-Kacke-Verwandler der Gegend verrichten ihr Geschäft mittlerweile im Tal unten.
Als nächstes soll nun die Fahrt zum Restaurant Waldspitz in Angriff genommen werden. Das Restaurant liegt auf 1900m, etwas südwestlich der berüchtigten Alp Grindel. Und ich werde nicht enttäuscht, auch diese Strasse ist allererste Sahne. Ein kleiner Wermutstropfen sind die letzten 150 Höhenmeter, die nicht mehr asphaltiert sind. Jedoch ist die Naturstrasse in ausgezeichnetem Zustand, so dass einer Fahrt mit dem Rennrad nichts im Wege steht. In jedem anderen Gebiet wäre das eine fünf Sterne Auffahrt, bei der sagenhaft starken Konkurrenz hier wohl aber nur deren vier würdig. Oben angekommen pausiere ich eine Weile, die markanten Berge ziehen den Blick magisch an wie ein Magnet. Ob majestätisches Wetterhorn, furchterregendes Schreckhorn, erhabenes Finsteraarhorn, legendärer Eiger oder ästhetische Jungfrau, das Auge wird kaum satt. Die Sonne steht sehr tief über den Bergen, dies erschwert ganz wesentlich das Fotografieren. Ein exzellenter Fotograph könnte wohl mit erstklassiger Ausrüstung wunderbare Gegenlichtfotos schiessen, mit meinem kleinen Knipser und meiner geringen Erfahrung ist da wenig Staat zu machen. Schade, die Stimmung ist phantastisch und nur sehr unvollständig auf den Bildern erkennbar.
Als letzte Auffahrt möchte ich noch zur Bussalp hoch, dazu fahre ich zurück Richtung Grindelwald, auf 1400m zweige ich rechts ab. In mehrheitlich offenem Gelände findet die Strasse ihren Weg nach oben, ständig von dieser unwirklich schönen Aussicht begleitet. Kurze Hose und Kurzarm Trikot reichen locker, es ist angenehm warm. Meine Hoffnung erfüllt sich, der Asphalt ist bei der Bussalp noch nicht zu Ende, man kann tatsächlich noch bis Oberläger, einer Ansammlung von Alphütten, hochquetschen. Und dies ist wörtlich gemeint, die letzten gut 200 Höhenmeter haben es in sich, zumindest wenn man schon ein gewisses Pensum absolviert hat. Der Asphalt endet erst auf über 2000m. Absolut Weltklasse. Weshalb dieses Juwel nicht schon lange in QD beschrieben ist, ist mir unverständlich.
Nach einer Pause rolle ich den Sonnenhang hinunter nach Grindelwald und schliesslich weiter nach Interlaken. Auf dem Weg werde ich noch von einem SUV-Fahrer angeschnauzt, der sich nicht mit meiner an der Stelle nicht ganz legalen Fahrweise anfreunden kann. Dabei habe ich niemanden gefährdet oder gestört. Bünzli oder Tüpflischisser sagen wir solch pedantischen Leuten in der Schweiz. Nächstes Mal sollte ich bei einem solchen Fall grosszügig eine Familienpackung Valium verschenken.
Was bleibt sind wunderbare Eindrücke eines grossartigen Tages, meines 20. Sport-angereicherten Tages in Serie. Spass muss halt eben sein!
Die Tour
Nach einer eher kurzen Nacht stehe ich um 6:00 auf und begebe mich schon bald zum Bahnhof Luzern. Da bin ich natürlich der einzige, der mit dem Renner am Start ist. Beliebter ist die Begleitung mit Namen Bierdose, wie von diversen Jugendlichen zelebriert, die noch auf dem Bahnhofsgelände herumlungern. Die gehen jetzt dann heim und verschlafen den herrlichen Tag, ich möchte wirklich nicht tauschen.
Die Fahrt nach Meiringen dauert 75 Minuten. Der Tag erwacht langsam, alles ist noch ruhig. Ich schaue aus dem Zugfenster Richtung Berge. Ein paar Schleierwolken sind zu sehen, aber nichts Dramatisches. Die Vorfreude ist gross, ich möchte heute noch ein paar Asphaltbänder ab Grindelwald antesten. Um dahin zu gelangen, rolle ich am effektivsten über die Grosse Scheidegg, vielleicht die schönste Anrollstrecke, die es jemals gab.
Um 8:15 geht es los, einige Bergspitzen glänzen schon matt im frühmorgendlichen Sonnenlicht, doch mehrheitlich regiert noch der Schatten über Berg und Tal. Schon bald verlasse ich die Hauptstrasse und steige stetig Richtung Rychenbachfälle. Eines meiner Lieblings Hip-Hop Lieder spielt sich unablässig in meinem Kopf ab, „Si triste“ von 3ième Oeil (das erste Lied in diesem sehenswerten Boulderfilm). Eigentlich passt es überhaupt nicht zu meiner Gemütslage, denn traurig bin ich nicht im Geringsten. Ich fühle mich privilegiert, in einem dermassen schönen, gebirgigen Land zu leben.
Kurz vor Rosenlaui ist die Strasse feucht, wahrscheinlich hervorgerufen durch den Rychenbach, dem die Strasse folgt. Ich muss etwas aufpassen, an vereinzelten Stellen ist Eis vorhanden. Die Einsamkeit ist wunderbar, ich tauche wieder ab in meine Gedankenwelt. Ich schweife ab zum gestrigen Abend, unserem Firmenessen mit etwa 170 Teilnehmern, dass ein voller Erfolg war, und dass ich mehrheitlich organisiert habe. Diesmal allerdings ohne ein Dessertbuffet Marke Eigenbau, im Gegensatz zum letzten Mal, als ich drei Tage Non-Stop dafür gewerkelt habe. Als Belohnung will mich der Chef zu einem Dinner in ein Restaurant meiner Wahl einladen. Das dürfte unseren EBIT nachhaltig schädigen...
Zurück zur Scheidegg. Ab 1800m schmücken einige Schneeflecken den Schlusshang. Die Strasse bleibt aber trocken, abgesehen von zwei sehr kurzen Eisflächen, die durch Schmelzwasser entstanden sind. Um Punkt 10:00 stehe ich oben am Pass. Das Restaurant ist natürlich geschlossen und Touristen sind weit und breit keine im Blickfeld. Ich mache zwanzig Minuten Pause und schiesse ein paar Fotos von Eiger und Co. Die Abfahrt danach ist überhaupt nicht kalt, letzte Woche im Tessin war deutlich frischer. Mir fällt auf, dass die Strasse um ein Vielfaches sauberer ist, als noch im Sommer. Kein Wunder, die zahlreichen Gras-In-Milch-Und-Kacke-Verwandler der Gegend verrichten ihr Geschäft mittlerweile im Tal unten.
Als nächstes soll nun die Fahrt zum Restaurant Waldspitz in Angriff genommen werden. Das Restaurant liegt auf 1900m, etwas südwestlich der berüchtigten Alp Grindel. Und ich werde nicht enttäuscht, auch diese Strasse ist allererste Sahne. Ein kleiner Wermutstropfen sind die letzten 150 Höhenmeter, die nicht mehr asphaltiert sind. Jedoch ist die Naturstrasse in ausgezeichnetem Zustand, so dass einer Fahrt mit dem Rennrad nichts im Wege steht. In jedem anderen Gebiet wäre das eine fünf Sterne Auffahrt, bei der sagenhaft starken Konkurrenz hier wohl aber nur deren vier würdig. Oben angekommen pausiere ich eine Weile, die markanten Berge ziehen den Blick magisch an wie ein Magnet. Ob majestätisches Wetterhorn, furchterregendes Schreckhorn, erhabenes Finsteraarhorn, legendärer Eiger oder ästhetische Jungfrau, das Auge wird kaum satt. Die Sonne steht sehr tief über den Bergen, dies erschwert ganz wesentlich das Fotografieren. Ein exzellenter Fotograph könnte wohl mit erstklassiger Ausrüstung wunderbare Gegenlichtfotos schiessen, mit meinem kleinen Knipser und meiner geringen Erfahrung ist da wenig Staat zu machen. Schade, die Stimmung ist phantastisch und nur sehr unvollständig auf den Bildern erkennbar.
Als letzte Auffahrt möchte ich noch zur Bussalp hoch, dazu fahre ich zurück Richtung Grindelwald, auf 1400m zweige ich rechts ab. In mehrheitlich offenem Gelände findet die Strasse ihren Weg nach oben, ständig von dieser unwirklich schönen Aussicht begleitet. Kurze Hose und Kurzarm Trikot reichen locker, es ist angenehm warm. Meine Hoffnung erfüllt sich, der Asphalt ist bei der Bussalp noch nicht zu Ende, man kann tatsächlich noch bis Oberläger, einer Ansammlung von Alphütten, hochquetschen. Und dies ist wörtlich gemeint, die letzten gut 200 Höhenmeter haben es in sich, zumindest wenn man schon ein gewisses Pensum absolviert hat. Der Asphalt endet erst auf über 2000m. Absolut Weltklasse. Weshalb dieses Juwel nicht schon lange in QD beschrieben ist, ist mir unverständlich.
Nach einer Pause rolle ich den Sonnenhang hinunter nach Grindelwald und schliesslich weiter nach Interlaken. Auf dem Weg werde ich noch von einem SUV-Fahrer angeschnauzt, der sich nicht mit meiner an der Stelle nicht ganz legalen Fahrweise anfreunden kann. Dabei habe ich niemanden gefährdet oder gestört. Bünzli oder Tüpflischisser sagen wir solch pedantischen Leuten in der Schweiz. Nächstes Mal sollte ich bei einem solchen Fall grosszügig eine Familienpackung Valium verschenken.
Was bleibt sind wunderbare Eindrücke eines grossartigen Tages, meines 20. Sport-angereicherten Tages in Serie. Spass muss halt eben sein!
3 gefahrene Pässe
Grosse Scheidegg, Oberläger, WaldspitzStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am