Stelvio triplo 130,6 km / 5071 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von Uwe
Von Uwe –
23.08.2013
Nachdem vor genau 2 Jahren meine Tour „Stelvio doppio plus“ stattfand und ich mich nachher fast noch darüber ärgerte, dass ich nicht noch einmal über den Umbrail-Pass zum Stilfser Joch auffuhr, so war klar, dass eine Tour „Stelvio triplo“ ganz oben auf der Wunschliste für diesen Sommer anstehen würde. Triplo heißt, dass alle 3 möglichen Auffahrten zum Stilfser Joch an einem Tag in der Auffahrt befahren werden sollten, also die beiden direkten Auffahrten und zusätzlich die Variante von Sta. Maria im Val Müstair über den Umbrail-Pass.
In der Vorplanung kamen verschiedene Szenarien in die Betrachtung, in welcher Reihenfolge die 3 Auffahrten am besten zu bewerkstelligen wären. Einzig der Startort Müstair als unser Urlaubsort stand fest. Zeitlich waren wir somit recht flexibel, was den morgendlichen Start angeht. Es konnte also gerne wieder ein Frühstart in Frage kommen. Da die Auffahrt von Prad tagsüber sehr verkehrsbelastet ist und die Auffahrt von Bormio eine Hitzeschlacht sein kann und auch gewittergefährdet ist, ist es nicht ganz einfach, die richtigen Zeiten zu ermitteln.
So war die ursprüngliche Planung: Früher Start in Müstair – Abfahrt nach Prad durch den Vinschgau – Auffahrt Stelvio – Abfahrt Bormio – Auffahrt Stelvio – Abfahrt über Umbrail-Pass nach Sta. Maria – Auffahrt über Umbrail-Pass – Abfahrt über Umbrail-Pass nach Müstair.
Somit wäre die Südtiroler Auffahrt ohne Verkehr zu fahren und die Lombardische Auffahrt mitten am Tag in der Hitze, aber vor den Gewittern und zuletzt die Schweizer Variante mit schwindendem Verkehr aber einem Motivationsrisiko, da man ja fast bis zum Zielort abfährt.
Angesichts der etwas kritischen Wetterprognose werfen wir, Sohn Benni und ich, die Planung aber über den Haufen und starten morgens um 4:37 Uhr bei fast vollem Mondlicht und fahren nur bis Sta. Maria mit Beleuchtung und ab dort den Umbrail-Pass hinauf ohne Licht, auf nur durch den hochstehenden Mond beleuchteter Straße. Ca. 7 Uhr stehen wir auf dem fast menschenleeren Stilfser Joch und erleben den Sonnenaufgang. Kalt ist es hier und die aufkommende Bewölkung verspricht schon, dass es heute noch nass wird. Also ziehen wir fast alles an, was der Rucksack zu bieten hat und fahren nach Prad ab. Die Abfahrt macht überhaupt keine Freude, da der teilweise schlechte Fahrbahnbelag, die recht engen und kantige Kehren und auch das hohe Gefälle die Fahrt zu einer Bremsenschlacht werden lassen. Landschaftlich ist die Abfahrt natürlich toll, zumindest bis Trafoi.
In Prad angekommen ziehen wir uns wieder um und starten nach nur kurzem Aufenthalt wieder in die Auffahrt, die bis Trafoi eher langweilig und nervig ist. Noch ist der Verkehr relativ gering, aber schon ab Trafoi verdichtet sich der Motorverkehr. Inzwischen sind auch Scharen von Radfahrern auf der Straße, aber da sie vermutlich alle noch ganz frisch sind, ziehen sie locker an uns vorbei. Ein Versuch, beim Hotel Franzenshöhe ein Getränk zu ergattern scheitert kläglich, obwohl wir uns schon so langsam der Mittagszeit nähern. Wir sitzen zwar einige Zeit auf der Terrasse, aber da scheint sich niemand für uns zu interessieren. Einzig das Putzpersonal beschäftigt sich im Schneckentempo mit der Eingangstüre und wir überlegen schon, ob sie im Stundenlohn bezahlt werden. Uns ist das zu dumm und so fahren wir weiter, wir haben ja noch Vorräte in den Flaschen.
Bald erreichen wir den schon ziemlich vollen höchstgelegenen Rummelplatz Europas und kehren in einem der Hotels ein, um eine Pizza und reichlich Getränke zu verzehren. Leider gibt es hier kein gutes Bier außer der Warsteiner Plempe, die wir nicht einmal trinken, wenn wir in Warstein einkehren, was ja in unserem heimatlichen Revier liegt
Bisher sind wir noch ohne Regen unterwegs, aber draußen sieht es jetzt ganz grausig aus, und als wir uns für die Abfahrt verkleiden, kommen die ersten großen Tropfen und auch Hagelkörner. Naja, es ist ja nur Wasser…
Die ersten Kilometer der Abfahrt nach Bormio sind etwas schmerzhaft, da die Nase, die etwas sonnenverwöhnt ist, diese Form des Beschusses nicht mag. Die glitschige Straße und die vielen Kehren machen die Abfahrt zu einer sehr unangenehmen Aktion. Auch der sonstige Verkehr ist sehr langsam unterwegs und so sind wir froh, dass wir uns in einer langen Schleicherkolonne einordnen können, ohne den Verkehr zu behindern. Unter besseren Bedingungen ist die Abfahrt nach Bormio eine tolle Strecke mit dem Rennrad und man würde kolonnenweise Autos überholen. Selbst in den Tunnels (Wurmlöcher) ist heute alles in Frieden.
In Bormio ist es deutlich wärmer und es regnet im Moment nicht. Also ziehen wir uns wieder um für eine vielleicht warme Auffahrt. Aber noch bevor wir losfahren, geht es schon wieder los und wir ziehen widerwillig die leichte Regenjacke über. Kurz nach dem Ortsende ist es aber wieder trocken und wir ziehen das gelbe Zeug wieder aus… Wir versuchen wieder in einen fahrbaren Rhythmus zu kommen, was uns auch allmählich gelingt, denn inzwischen haben wir schon über 3500 Höhenmeter auf dem Tacho. Leider beginnt der Regen aber bald wieder und da es auch zugig wird, müssen wir das gelbe Zeug wieder anziehen. Aus Richtung Westen, also vom Lago di Cancano her und auch aus Richtung Passo di Foscagno grollt immer wieder Donner und wir hoffen, dass er sicht dort verausgaben möge. Immer wieder wechseln sich starke Regengüsse mit kleinen Pausen ab und heute sind die Tunnels in der Braulioschlucht unsere Freunde.
Als ich bei Benni einen kurzen Stopp an der Abzweigung Umbrail-Pass anmelde, meckert er herum, ich solle bloß nicht überlegen, ob ich dort abbiegen möchte. Nein, ich will nur kurz einen Schluck aus der Flasche nehmen, einmal die Füße vertreten und dann natürlich zum Stelvio weiter fahren. Ein Blick Richtung Schweiz verheißt nur noch schrecklichere Wetterverhältnisse.
Mühsam erreichen wir die Passhöhe des Stelvio, wo es einfach saukalt, windig, nass und neblig ist. Schnell verkleiden wir uns mit allem, was im Rucksack steckt und begeben uns in die Abfahrt. Die Sicht ist inzwischen so schlecht, dass wir froh sind, keine der noch über 40 Kehren zu übersehen. Die Hände schmerzen trotz Winterhandschuhen, Das schabende Geräusch der Bremsen nervt und die ansonsten total unkritische Naturpistenpassage setzt der Schweinerei die Krone auf. Wir sehen inzwischen aus wie die Schweine – und dreckig sind wir auch. Weiter bergab wird jede große Pfütze und jeder Wasserlauf über die Fahrbahn genutzt, um noch etwas nachzuspülen, aber es nützt nichts mehr.
Alles knirscht und quietscht und in Müstair angekommen, verstecken wir uns im Radkeller unseres Hauses um einen riesigen Haufen Drecksklamotten in einen viel zu kleinen Korb zu verfrachten. Die Räder sind in dieser Form nicht mehr benutzbar und brauchen einen Ruhetag zur Pflege, die Radkleidung landet sofort in der Waschmaschine, der Rucksack wird geleert und dann innen und außen geduscht und der alte Mann muss heiß gebadet werden. Garmin, Tacho und Lampen werden unter fließendem Wasser gereinigt und funktionieren nachher sogar noch ;-)
Wir sind froh, dass uns der Regen nicht schon in der zweiten Auffahrt erreicht hat, denn dann ist eine Regeneration kaum noch möglich. Natürlich hätte es uns auch nichts ausgemacht, wenn die ganze Tour bei trockenem Wetter stattgefunden hätte, aber bei großer Hitze wäre uns alles noch weit schwerer gefallen. Immerhin war es aber wieder eine ordentliche Tour in den Alpen zusammen mit Benni, was schon seit Sommer 2010 nicht mehr stattfinden konnte.
Bennis Fazit: Wenn es einfach wäre, würde man es Fußball nennen.
Nachdem vor genau 2 Jahren meine Tour „Stelvio doppio plus“ stattfand und ich mich nachher fast noch darüber ärgerte, dass ich nicht noch einmal über den Umbrail-Pass zum Stilfser Joch auffuhr, so war klar, dass eine Tour „Stelvio triplo“ ganz oben auf der Wunschliste für diesen Sommer anstehen würde. Triplo heißt, dass alle 3 möglichen Auffahrten zum Stilfser Joch an einem Tag in der Auffahrt befahren werden sollten, also die beiden direkten Auffahrten und zusätzlich die Variante von Sta. Maria im Val Müstair über den Umbrail-Pass.
In der Vorplanung kamen verschiedene Szenarien in die Betrachtung, in welcher Reihenfolge die 3 Auffahrten am besten zu bewerkstelligen wären. Einzig der Startort Müstair als unser Urlaubsort stand fest. Zeitlich waren wir somit recht flexibel, was den morgendlichen Start angeht. Es konnte also gerne wieder ein Frühstart in Frage kommen. Da die Auffahrt von Prad tagsüber sehr verkehrsbelastet ist und die Auffahrt von Bormio eine Hitzeschlacht sein kann und auch gewittergefährdet ist, ist es nicht ganz einfach, die richtigen Zeiten zu ermitteln.
So war die ursprüngliche Planung: Früher Start in Müstair – Abfahrt nach Prad durch den Vinschgau – Auffahrt Stelvio – Abfahrt Bormio – Auffahrt Stelvio – Abfahrt über Umbrail-Pass nach Sta. Maria – Auffahrt über Umbrail-Pass – Abfahrt über Umbrail-Pass nach Müstair.
Somit wäre die Südtiroler Auffahrt ohne Verkehr zu fahren und die Lombardische Auffahrt mitten am Tag in der Hitze, aber vor den Gewittern und zuletzt die Schweizer Variante mit schwindendem Verkehr aber einem Motivationsrisiko, da man ja fast bis zum Zielort abfährt.
Angesichts der etwas kritischen Wetterprognose werfen wir, Sohn Benni und ich, die Planung aber über den Haufen und starten morgens um 4:37 Uhr bei fast vollem Mondlicht und fahren nur bis Sta. Maria mit Beleuchtung und ab dort den Umbrail-Pass hinauf ohne Licht, auf nur durch den hochstehenden Mond beleuchteter Straße. Ca. 7 Uhr stehen wir auf dem fast menschenleeren Stilfser Joch und erleben den Sonnenaufgang. Kalt ist es hier und die aufkommende Bewölkung verspricht schon, dass es heute noch nass wird. Also ziehen wir fast alles an, was der Rucksack zu bieten hat und fahren nach Prad ab. Die Abfahrt macht überhaupt keine Freude, da der teilweise schlechte Fahrbahnbelag, die recht engen und kantige Kehren und auch das hohe Gefälle die Fahrt zu einer Bremsenschlacht werden lassen. Landschaftlich ist die Abfahrt natürlich toll, zumindest bis Trafoi.
In Prad angekommen ziehen wir uns wieder um und starten nach nur kurzem Aufenthalt wieder in die Auffahrt, die bis Trafoi eher langweilig und nervig ist. Noch ist der Verkehr relativ gering, aber schon ab Trafoi verdichtet sich der Motorverkehr. Inzwischen sind auch Scharen von Radfahrern auf der Straße, aber da sie vermutlich alle noch ganz frisch sind, ziehen sie locker an uns vorbei. Ein Versuch, beim Hotel Franzenshöhe ein Getränk zu ergattern scheitert kläglich, obwohl wir uns schon so langsam der Mittagszeit nähern. Wir sitzen zwar einige Zeit auf der Terrasse, aber da scheint sich niemand für uns zu interessieren. Einzig das Putzpersonal beschäftigt sich im Schneckentempo mit der Eingangstüre und wir überlegen schon, ob sie im Stundenlohn bezahlt werden. Uns ist das zu dumm und so fahren wir weiter, wir haben ja noch Vorräte in den Flaschen.
Bald erreichen wir den schon ziemlich vollen höchstgelegenen Rummelplatz Europas und kehren in einem der Hotels ein, um eine Pizza und reichlich Getränke zu verzehren. Leider gibt es hier kein gutes Bier außer der Warsteiner Plempe, die wir nicht einmal trinken, wenn wir in Warstein einkehren, was ja in unserem heimatlichen Revier liegt
Bisher sind wir noch ohne Regen unterwegs, aber draußen sieht es jetzt ganz grausig aus, und als wir uns für die Abfahrt verkleiden, kommen die ersten großen Tropfen und auch Hagelkörner. Naja, es ist ja nur Wasser…
Die ersten Kilometer der Abfahrt nach Bormio sind etwas schmerzhaft, da die Nase, die etwas sonnenverwöhnt ist, diese Form des Beschusses nicht mag. Die glitschige Straße und die vielen Kehren machen die Abfahrt zu einer sehr unangenehmen Aktion. Auch der sonstige Verkehr ist sehr langsam unterwegs und so sind wir froh, dass wir uns in einer langen Schleicherkolonne einordnen können, ohne den Verkehr zu behindern. Unter besseren Bedingungen ist die Abfahrt nach Bormio eine tolle Strecke mit dem Rennrad und man würde kolonnenweise Autos überholen. Selbst in den Tunnels (Wurmlöcher) ist heute alles in Frieden.
In Bormio ist es deutlich wärmer und es regnet im Moment nicht. Also ziehen wir uns wieder um für eine vielleicht warme Auffahrt. Aber noch bevor wir losfahren, geht es schon wieder los und wir ziehen widerwillig die leichte Regenjacke über. Kurz nach dem Ortsende ist es aber wieder trocken und wir ziehen das gelbe Zeug wieder aus… Wir versuchen wieder in einen fahrbaren Rhythmus zu kommen, was uns auch allmählich gelingt, denn inzwischen haben wir schon über 3500 Höhenmeter auf dem Tacho. Leider beginnt der Regen aber bald wieder und da es auch zugig wird, müssen wir das gelbe Zeug wieder anziehen. Aus Richtung Westen, also vom Lago di Cancano her und auch aus Richtung Passo di Foscagno grollt immer wieder Donner und wir hoffen, dass er sicht dort verausgaben möge. Immer wieder wechseln sich starke Regengüsse mit kleinen Pausen ab und heute sind die Tunnels in der Braulioschlucht unsere Freunde.
Als ich bei Benni einen kurzen Stopp an der Abzweigung Umbrail-Pass anmelde, meckert er herum, ich solle bloß nicht überlegen, ob ich dort abbiegen möchte. Nein, ich will nur kurz einen Schluck aus der Flasche nehmen, einmal die Füße vertreten und dann natürlich zum Stelvio weiter fahren. Ein Blick Richtung Schweiz verheißt nur noch schrecklichere Wetterverhältnisse.
Mühsam erreichen wir die Passhöhe des Stelvio, wo es einfach saukalt, windig, nass und neblig ist. Schnell verkleiden wir uns mit allem, was im Rucksack steckt und begeben uns in die Abfahrt. Die Sicht ist inzwischen so schlecht, dass wir froh sind, keine der noch über 40 Kehren zu übersehen. Die Hände schmerzen trotz Winterhandschuhen, Das schabende Geräusch der Bremsen nervt und die ansonsten total unkritische Naturpistenpassage setzt der Schweinerei die Krone auf. Wir sehen inzwischen aus wie die Schweine – und dreckig sind wir auch. Weiter bergab wird jede große Pfütze und jeder Wasserlauf über die Fahrbahn genutzt, um noch etwas nachzuspülen, aber es nützt nichts mehr.
Alles knirscht und quietscht und in Müstair angekommen, verstecken wir uns im Radkeller unseres Hauses um einen riesigen Haufen Drecksklamotten in einen viel zu kleinen Korb zu verfrachten. Die Räder sind in dieser Form nicht mehr benutzbar und brauchen einen Ruhetag zur Pflege, die Radkleidung landet sofort in der Waschmaschine, der Rucksack wird geleert und dann innen und außen geduscht und der alte Mann muss heiß gebadet werden. Garmin, Tacho und Lampen werden unter fließendem Wasser gereinigt und funktionieren nachher sogar noch ;-)
Wir sind froh, dass uns der Regen nicht schon in der zweiten Auffahrt erreicht hat, denn dann ist eine Regeneration kaum noch möglich. Natürlich hätte es uns auch nichts ausgemacht, wenn die ganze Tour bei trockenem Wetter stattgefunden hätte, aber bei großer Hitze wäre uns alles noch weit schwerer gefallen. Immerhin war es aber wieder eine ordentliche Tour in den Alpen zusammen mit Benni, was schon seit Sommer 2010 nicht mehr stattfinden konnte.
Bennis Fazit: Wenn es einfach wäre, würde man es Fußball nennen.
2 gefahrene Pässe
Stilfser Joch, UmbrailpassStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am