Stilfser Joch (2757 m) Passo dello Stelvio
quäldich-Rennradreisen zum Stilfser Joch
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Zum Beispiel Rätische Alpen Relaxed vom 19.07. bis 26.07.2025
Auffahrten
Nordostrampe von Prad
24,6 km | 1844 Hm | 7,5 %
Für mich verläuft die Ostauffahrt von Prad in vier Abschnitten: die erste ist die kehrenarme Fahrt entlang Sulden- und Trafoierbach bis Trafoi. Die zweite ist das Kehrennirvana im Wald zwischen Trafoi und dem Gasthof weißer Knott (nach Kehre 33), die dritte die vom Ortlermassiv geprägte Hangtravserse vom Knott bis zur Franzenshöhe (Kehre 22), die vierte dann der Schlussanstieg mit ständigem Blick auf die restlichen Kehren zur Passhöhe.
Wir beginnen die Fahrt im Ortszentrum Prads (Ecke Kreuzweg, 913 m). Am Ortsausgangsschild von Prad starten die interessierten Fahrer die Zeitmessung. Wir verlassen Prad bei mäßigen Steigungssprozenten entlang des Suldenbachs zur Rechten. Seit 2023 ist dort ein Radweg bis Stilfserbrücke angelegt, den man bei der Auffahrt benutzen muss. Schon recht bald queren wir den Suldenbach aber in Stilfserbrücke und bleiben für den Großteil der Auffahrt auf dieser Seite. Kehrenfrei geht es zunächst bis Gomagoi (1267 m), wo es links nach Sulden führt. Entsprechend folgen wir von nun an dem Trafoierbach, dem wir zunächst auf sanft ansteigender Straße entgegenstreben. Durch eine neu angelegte Galerie werden gegenüber der alten Wegführung zwei Bachquerungen eingespart. Erst jetzt folgen direkt aufeinander die ersten zwei der 48 heruntergezählten Kehren. Das berühmte Schild der Kehre 48 hat (Stand Mai 2014) ein Witzbold seiner Passsammlung zugeführt. Kurz darauf wird der Trafoierbach zweimal gequert, bevor wir nach Trafoi (1543 m) einfahren.
Bis hierher ist die Passfahrt eher von freudiger Erwartung als von begeisternden Erlebnissen geprägt. Das ändert sich in Trafoi. Wir passieren das Hotel Bella Vista der Südtiroler Skilegende Gustav Thöni in Kehre 46 (danke gigi für den Hinweis). Über dem Hotel thront majestätisch der Ortler, der uns im folgenden Abschnitt stets zur Linken begleitet. Der Rückblick vor Kehre 45 auf das Hotel und die Trafoier Kirche mit dem Ortler darüber gehört für mich zu den drei prägendsten Ausblicken dieser Auffahrt. Nach einer längeren Geraden tauchen wir am Abzweig zur Kapelle zu den drei heiligen Quellen in den Kiefern-/Arvenwald ein, der uns nun bei gleichmäßig fordernder Steigung und schnell aufeinander folgenden Kehren umgibt. Zwischen Kehre 35 und Kehre 34 ist die Straße auf ca 200 Metern abgesackt, was im schwersten Teilabschnitt kurz vor der 34 resultiert. Kehre 33 ist wie alle ungeraden eine Linkskehre. Im Anschluss führt die Straße in einer weiten Rechtkurve am Hang entlang. Hier lockert der Wald deutlich auf, das Gasthaus Knott wird zur Linken passiert, und auf einer längeren Geraden wird der dritte Teilabschnitt eingeläutet, auf dem der Ortler nun wieder gut zur Linken zu sehen ist. Die Kehren sind nun am Südosthang gestaffelt, die Straßenbefestigung besteht aus Felsquadern, später aus Natursteinmauern, entlang der gesamten Ostauffahrt aber nie aus stählernen Leitplanken, was einen weiteren Teil zum Reiz dieses Anstiegs beiträgt.
Bald erkennen wir über uns die Franzenshöhe, eine bewirtschaftete Hütte auf 2188 m bei Kehre 22. Von hier erschließt sich erstmals der Blick auf das Kehrennirvana vor der Passhöhe, der die verbleibenden 6,6 km und 560 Hm prägt. Weiter und weiter schraubt man sich nach oben, zäh wie Kaugummi senken sich die Kehrenzahlen herab (wobei im Mai 2014 alle Kehrenschilder nach der 22 fehlten – das kann allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass der Pass bei der Befahrung noch nicht öffentlich freigegeben war). Die Richtung Pass führenden Abschnitte sind dabei zunächst sehr lang, die zurückführenden deutlich kürzer gestaltet. Beide Blickrichtungen sind phänomenal und sind sicherlich die beiden meistfotografierten Szenerien der Alpen.
Erst die letzten vier Kehren folgen unmittelbar aufeinander, und spätestens bei Erreichen der 500 m langen Zielgeraden dürften den ein oder anderen Radfahrer die Emotionen überwältigen, denn nun ist klar: gleich ist einer der renommiertesten, beliebtesten, historischsten, längsten, höchsten und somit auch härtesten Anstiege der Alpen bezwungen.
(Wir danken Chris99 für die ursprüngliche, inzwischen überarbeitete Beschreibung.)
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Südwestrampe von Bormio
21,5 km | 1540 Hm | 7,2 %
Die Südwestrampe des Stilfser Jochs ist zwar bei weitem nicht so bekannt wie ihr nordöstliches Pendant. Jedoch muss sie sich deswegen weder in puncto Schönheit, noch in puncto Schwierigkeit hinter der Anfahrt von Prato verstecken. Auf der im folgenden beschriebenen Passseite gibt es immerhin auch 36 Serpentinen und die durchschnittliche Steigung beträgt 7 %. Bei einer Gesamtlänge von 22 km entspricht dies bereits einem Anstieg der Ehrenkategorie bei der Tour de France.
Ausgangspunkt auf Lombardischer Seite ist Bormio (die deutsche Bezeichnung lautet übrigens Worms) auf einer Höhe von 1217 m. Das Skizentrum Bormio am Talschluss des Veltlins (Valtellina) ist ein echter Pässeknotenpunkt: von hier aus beginnen auch die Nordrampe zum Gaviapass und die Ostrampe zum Passo di Foscagno.
In Bormio startet man auf der SS 38 und folgt dieser in nördliche Richtung. Die Steigung beginnt bereits unmittelbar in der Ortsmitte von Bormio, jedoch mit vorerst moderaten Werten. Erst ab dem Ortsausgang wird es steiler, hier werden auch schon zweistellige Steigungswerte erreicht. Nach 1,8 km zweigt linkerhand die Straße zum Passo di Foscagno (SS 301) ab. Wir bleiben auf der SS 38 und gewinnen weiter an Höhe, ehe wir oberhalb der Bagni di Bormio (Heilbäder) einen ersten 100 m langen Tunnel passieren.
5,4 Kilometer hinter Bormio (auf einer Höhe von ca. 1600 m) verlässt die Passstraße das Tal der Adda und wendet sich um 90 Grad in östliche Richtung. Wir befinden uns ab hier im Valle del Braulio, einem wilden Hochgebirgstal mit phantastischen Ausblicken hinunter, zum Flußbett des Braulio.
Es folgen nun in kurzem Abstand sechs weitere in den Fels gehauene Tunnels, der längste von ihnen ist ca. 250 m lang. Diese Tunnel sind mittlerweile alle beleuchtet, aber weiterhin sehr eng. Zudem rinnt von allen Seiten Wasser aus dem Berg.
Nach der Passage des letzten Felstunnels folgt die mit 12 % steilste Stelle der Südwestrampe, bevor wir mittels 14 weiterer Kehren über 300 Höhenmeter erklimmen.
Nach der Passage der vorerst letzten Serpentine (2214 m) befindet man sich im Hochtal Bocca del Braulio. Dieses baumlose Tal erinnert eher an ein schottisches Hochmoor als an ein Alpental. Bei Kilometer 18.5 (2488 m) zweigt dann nach links die Straße zum Umbrailpass ab. Von hier aus sind es gerade noch einmal 200 m bis zur Schweizer Grenze, die eigentliche Passhöhe liegt jedoch noch ein Stück hinter dem Grenzübergang. Der Umbrailpass (höchster Straßenpass der Schweiz) ist hier somit nur 2 km (Luftlinie) vom Stilfser Joch, also dem höchsten Straßenpass Italiens, entfernt!
Wir bleiben jedoch auf italienischem Terrain, um den Schlussanstieg zum Stilfser Joch in Angriff zu nehmen. Auf diesem letzten Stück sind auf einer Länge von 3,5 km noch einmal 269 Hm zu überwinden. Vor der Passhöhe helfen uns die letzten sechs Kehren in der schon recht dünnen Luft weiter an Höhe zu gewinnen. Die letzten Meter vor der Passhöhe verlaufen auf einer 600 m langen Geraden. Wüsste man sich nicht schon so nah am Ziel, würden sie einem wohl unendlich vorkommen, denn die Steigung lässt bis unmittelbar vor der Passhöhe kein bisschen nach!
22 km nach dem Start in Bormio erreicht man schließlich die Passhöhe Stilfser Joch / Passo dello Stelvio, gleichzeitig auch die italienisch-deutsche Sprachgrenze zwischen der Lombardei und Südtirol.
Bis zum Ersten Weltkrieg war dies sogar der Grenzübergang nach Österreich! Von den Strapazen der Auffahrt kann man sich hier oben jedoch nicht so recht erholen, der touristische Rummel und der damit verbundene Lärm auf der Passhöhe sind immens. Die nun folgende Abfahrt nach Prad ist eher Anstrengung als Vergnügen, denn die vielen Kehren auf der Nordwestanfahrt verlangen eine erhöhte Aufmerksamkeit. Die Fahrbahndecke befindet sich außerdem in einem eher schlechten Zustand.
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Nordwestrampe von Santa Maria über Umbrailpass
16,4 km | 1415 Hm | 8,6 %
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