Von
Christian Kranert –
Der Valico di Chiunzi überquert die Monti Lattari und verbindet damit die Agro nocerino-sarnese mit der Amalfiküste bzw. konkreter Sant'Egidio del Monte Albino im Norden mit Maiori bzw. die Musikstadt Ravello und Amalfi im Süden. Damit handelt es sich um einen von nur drei Pässen über die Monti Lattari (neben dem Übergang von Colli di San Pietro und über Agerola). Da die Amalfiküste ansonsten nur über Salerno aus dem Osten oder über Sorrento aus dem Westen zu erreichen ist, stellt es folglich eine wichtige Verkehrsverbindung dar. Umso erstaunlicher ist es, dass diese Verbindungsstraße erst Anfang des 19. Jahrhunderts unter der napoleonischen Herrschaft in Angriff genommen wurde. Da die Besatzer aber zurückgeschlagen wurden, wurde nur der Abschnitt von Maiori nach Chiunzi fertiggestellt. Für den Nordteil sollte ursprünglich der Eselpfad von Pagani (Via Tramontana) ausgebaut werden. 1877 entschied man sich aber schließlich, die kürzlich fertiggestellte Anbindung der Kommune Corbara an die Via Stabia (heute SP14/SP3) bis zum Valico di Chiunzi zu verlängern.
Die verkehrstechnische Bedeutung ist für Passjagende und Radreisende natürlich die gleiche, der Pass bietet Zugang zum bzw. einen Ausgang von der Amalfiküste und ist schon deshalb fast unumgänglich, wenn man in der Region mit dem Rad unterwegs ist. Zudem gibt es quasi direkt am Pass noch die Möglichkeit, die Stichstraße zu den Radarstationen des Monte Sant'Angelo di Cava zu befahren. Je nach Startpunkt bietet sich auch eine Rundtour über Agerola an. Da der Pass Küste und flaches Hinterland trennt, unterscheiden sich die beiden Seiten landschaftlich stark und das Gebirge kann je nach Wetterlage auch als Wetterscheide fungieren. Während der Norden im Wesentlichen bewaldet ist, finden sich im Süden auch Wein- und Obstplantagen. Trotz der verkehrstechnischen Bedeutung hält sich der Verkehr eher in Grenzen, da sich der Touristenverkehr im Wesentlichen an der Amalfiküste abspielt und sich selten ins Gebirge verirrt.
Der Pass wird auch gelegentlich beim Giro d'Italia befahren, zuletzt 2023, was die hervorragenden Straßenverhältnisse erklärt. Im Jahr 1997 stürzte Marco Pantani bei seinem Comeback von seinem schweren Unfall aus dem Jahr 1995 in der Abfahrt nach Moiano folgenschwer, als eine schwarze Katze über die Strecke rannte, die einen Fahrer vor Pantani zu Fall brachte, über den dann auch Pantani stürzte. Daraufhin mußte er den Giro aufgeben.