Regionsbeschreibung Diois
Historische Region
Das Diois ist eine uralte historische Region, welche nach Zugehörigkeit zu wechselnden Herrscherhäusern bereits Ende des 15. Jahrhunderts vollständig in der Dauphiné aufgegangen ist. Namensgeber der Landschaft wie auch des Gebirgszuges ist die Kleinstadt Die, heute Sitz einer der beiden Unterpräfekturen des Départements Drôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Das sehenswerte Städtchen mit seiner mächtigen Kathedrale war bis Ende des 18. Jahrhunderts ein bedeutender Bischofssitz. Andererseits waren in der Landschaft zahlreiche Hugenotten beheimatet, von denen in den Zeiten von Verfolgung, Vertreibung und Ermordung viele eine neue Heimat u.a. in der Schweiz und in Deutschland fanden.
Kulturlandschaft
Die gesamte Region südlich des Vercors ist dünn besiedelt und neben kleinteiliger Landwirtschaft mit überdurchschnittlich hohem Bio-Anteil von dem geprägt, was man sanften Tourismus zu nennen pflegt. An der Drôme zwischen Luc-en-Diois und Crest gibt es ein kleines AOP-Weißweinanbaugebiet, Teil der Weinbauregion Rhône und bekannt für seinen Clairette de Die. Dieser wird gerne zu Sekt verarbeitet. Ziegen- und Schafherden, aber auch Rindvieh fühlen sich wohl im Diois. Deren Produkte werden dann als Käse (diois-typisch: Picodon) oder Wurst genossen. Neben dem Lavendel werden z.B. auch Walnüsse angebaut und zu Öl verarbeitet. Einen guten Überblick über die regionalen Köstlichkeiten verschafft man sich am besten mittwochs und samstags auf dem Markt in Dié. Der füllt das kleine Städtchen aus und gehört nach voreingenommener Meinung des Autors zu den schönsten in Frankreich. Man sollte ihn aber nicht ausgehungert besuchen - es sei denn man führt einen größeren Rucksack mit sich....
Das Gebirge und seine Abgrenzung
Hier auf quäldich führen wir das Diois als alpine Unterregion und orientieren uns damit, wie in der Beschreibung der Alpen erläutert, an der SOIUSA, die das Diois als Unterregion der Dauphiné-Voralpen führt, ebenso wie der nördlich angrenzende Vercors. Die historische Region und das Gebirge sind dabei nicht vollständig identisch. Die Landschaft umfasst im Norden auch die südlichen Abhänge des Gebirgszugs des Vercors, während hier die Drôme die Grenze der beiden Gebirge bildet (weshalb der Hauptort und Namensgeber Die gemäß dieser Einteilung eigentlich dem Vercors zugerechnet werden müsste). Im Osten erfolgt die Abgrenzung zur Ebene des Rhônetales, während die südliche Grenze das Tal der Eygues ab Nyon aufwärts darstellt (diese Grenzziehung zu den Westlichen Provenzalischen Alpen weicht von der SOIUSA ab, die sich mit dem südlicheren Toulourenc-Tal stärker an den historischen Grenzen orientiert). Gebirge zwischen Drôme und Eygues trifft es aber auch nicht ganz, denn im Oberlauf der Drôme nimmt der Gebirgszug eine nördliche Erweiterung entlang der Straße zum Col de Menée und hinüber bis zu dessen westlichem Auffahrtsbeginn bei Clelles. Südlich wiederum verläuft die Abgrenzung ab Verclause nördlich der Eygues, entlang der D994 bis Serres im Tal des Buëch. Dieser Fluss stellt die Grenze zum östlich anschließenden Dévoluy dar, erweitert über den Col de la Croix Haute bis Clelles.
Das Diois für Radfahrer
Was macht nun das Diois als voralpines Massiv für die Radfahrer interessant? Diejenigen, welche es auf die ganz großen Pässe im ganz hohen Gebirge abgesehen haben, werden sagen: nichts. Zudem leidet das Diois bei den Freunden spektakulärer Landschaften ein wenig durch das Eingeklemmtsein zwischen den Nachbarn: den unschlagbar spektakulären Straßen des Vercors im Norden, dem Kultstatus der Provence im Süden und dem in Teilen bereits hochalpin wirkenden Dévoluy im Osten. Am ehesten erreicht noch der oben erwähnte Col de Menée Kultstatus: sportlich herausfordernd und auf der Ostseite der Mont Aiguille. Sein höhenmetermäßig adäquater Kollege Col de la Chaudière ist schon wieder ein Geheimtipp. Freunden von Landschaftsgenuss, deren Sinn nicht unbedingt nach sportlichen Höchstleistungen steht, die der Jagd nach immer noch spektakuläreren Schluchten nicht frönen müssen, die dagegen einsamste Gegenden, spärlichen Autoverkehr schätzen, genauso wie eher weniger höhenmeterlastige Anfahrten, denen sei das Diois wärmstens empfohlen.
Die hier hinterlegten Grenzen des Gebirges bilden gleichzeitig fast ausschließlich diejenigen Straßen ab, welche als stärker befahren gelten. Nahezu das gesamte Straßennetz dazwischen wirft eher die Frage auf, wozu man diese Straßen einst gebaut hat. Der Landschaftscharakter ist eindeutig provenzalisch - daher auch die Gebietsbezeichnung "Drôme provençale" - der Berglavendel fühlt sich südlich der Drôme sehr wohl. Dagegen erinnert so mancher in der Landschaft stehende Felsklotz an den nördlichen Nachbarn Vercors. Selbst eher unscheinbare Pässe wie der nordwestlichste Col du Pas de Lauzun oder der Col de Pennes südöstlich von Die warten mit zwar kurzen, aber spektakulären Felspassagen auf. An der Ostflanke hat man zudem hochalpines Panorama (allerdings erkauft durch eine sehr stark befahrene Straße). Viele der winzigen Ortschaften im Diois wirken sehr sauber und haben tatsächlich noch dörfliche Infrastrukur (Kaufladen, Restaurant, Herberge). Und dann die Flora: im Spätfrühjahr erstickt man fast am Duft der Ginsterblüten. Seltene Orchideen wachsen zuhauf am Straßenrand, zur Saison im frühen Sommer verbreiten die verstreuten Berglavendelfelder und wenig später die urigen Destillen betörende Düfte. Nur ein paar Gründe, weshalb das Diois für den Autor einen Spitzenplatz einnimmt auf der Liste seiner alpinen Lieblingsregionen.
Alle 26 Pässe der Region ansehenquäldich-Rennradreisen ins Diois
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Zum Beispiel Tour du Dauphiné – Vercors und Hautes-Alpes vom 26.07.-2.08.2025