Von majortom – Unsere Touren führen uns ausgehend von L'Isle-sur-la-Sorgue durch die Ebene des Comtat, zum Mont-Ventoux-Massiv, auf das Plateau de Vaucluse und ins Lubéron-Gebirge. Hier stellen wir exemplarisch einige Strecken dar, wie sie bei der Reise gefahren werden könnten, das Programm und die einzelnen Touren werden jedoch den Witterungsbedingungen angepasst.
quäldich-Reise Saisonauftakt in der Provence (L'Isle-sur-la-Sorgue)
Von majortom – Wir sind zurück in der Provence! Und sensationellerweise belegen wir heute im Speisesaal zum Abendessen nicht nur einen Tisch, sondern vier. Wir sind ausgebucht, was sensationell ist, wenn man bedenkt, dass wir im letzten Jahr noch ganze elf begeisterte Provence-Rennradfahrer waren. Die Vorfreude ist also groß auf eine Woche mit beeindruckenden Schluchtenlandschaften, heroischen Anstiegen und provenzalischer Lebensfreude.
Im Gegensatz zum vergangenen Jahr haben wir das Programm leicht verändert, und statt einer Abschlussrunde am Abreisetag einen Prolog am Anreisetag aufgenommen. Die Vorfreude war nach einem ausgedehnten Winter wohl so groß, dass selbst diejenigen mit tagelanger Anreise rechtzeitig zu Hause aufgebrochen sind, um pünktlich um 15 Uhr in voller Montur vor dem Haupteingang des Hotels zu stehen. Die eher mittelmäßigen Wetteraussichten für die kommenden Tage haben uns dazu bewogen, auf die 49 km noch einen Abstecher nach Fontaine-de-Vaucluse zur größten Quelle Frankreichs einzustreuen.
Aber was kümmern uns heute die Wetteraussichten für die kommenden Tage, wenn die Sonne scheint. Sie brennt zwar nicht vom Himmel, aber es ist warm genug für die kurz-kurz-Premiere. Also können wir eigentlich morgen schon wieder glücklich abreisen... Leider hat auch der Mistral nachmittags etwas aufgefrischt, und nach dem Start des zunächst in zwei Gruppen aufgeteilten Pelotons macht uns der Südostwind mächtig zu schaffen. Für den Auftakt habe ich die flache Variante bis Gordes gewählt (wobei ich im ersten Anstieg dann gleich korrigiert werde: "Ebene? Das waren zwei Prozent!"), so dass wir das Tempomanagement optimieren können. Im Süden ragt der Lubéron auf, im Norden das Plateau de Vaucluse, und wir steuern auf den schönen mittelalterlichen Ort Gordes zu.
Hier geht es dann auch in den ersten Pass der Woche, den Col des Trois Termes. Der zugegebenerweise mit etwas Mut zur Lücke eingeplant wurde, aber sich als absoluter Leckerbissen entpuppt. Schöne Aussichten über die Ebene des Comtat, tolle Felsformationen, schmale Straße (leider wird diese auch gerade von einer Horde Motorradfahrer heimgesucht), und die karge, dünn bewaldete Vegetation, die so typisch für das exponierte, windanfällige Plateau de Vaucluse ist. Als ich im Grupetto an die Passhöhe komme, wird dort schon jubiliert. Das erste Passschild! Yeah! Und die schluchtartige Abfahrt ist ein Traum!
In der Abfahrt folgen wir dem Track (Grüße an Ilka). Und finden so den gar nicht so geheimen Abzweig nach Venasque, noch ein schöner provencesker verschlafener Ort. Und auch die Nebenstraßenstreckenführung nach Roque-sur-Pernes funktioniert und entpuppt sich als wunderschön mit überhängenden Felsformationen. Großartig. Auch wenn das ständige auf und ab auf diesem Abschnitt seinen Tribut fordert. In Roque weichen wir dann vom Plan ab und fahren über Saumane ab. Der Abstecher nach Fontaine-de-Vaucluse wird dann allerdings erst zweistimmig, dann einstimmig abgeleht. Wunderbar, denn dann bleibt die Route touristique auch weiter ein Pfeil in meinem Tourenplanungsköcher. Der geneigte Blog-Leser darf gespannt sein.
Nachtrag: Held des Tages ist Guy (der Luxemburger Willi), der nicht nur dem Berichterstatter mit einem Trüffelschweinpfad entlang der Sorge zum Etappenabschluss die Show stiehlt, sondern auch einen Monatslohn bei Le Cri des Crocs (der sensationellen Burgerbude) in bière allemande für die Schmutzbierfraktion investiert.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Unser Prolog am Anreisetag führt uns hinauf auf das Plateau de Vaucluse, das sich direkt hinter unserem Standort Isle-sur-la-Sorgue aus der Ebene erhebt. Wahlweise statten wir noch der größten Quelle Frankreichs in Fontaine-de-Vaucluse einen Besuch ab oder fahren gleich am südlichen Rand des Plateaus in das hübsche mittelalterliche Örtchen Gordes. Der Pass des Tages ist der nicht allzu hohe, aber dennoch sehr schöne Col des Trois Termes. Anschließend geht es am Westrand des Plateaus wieder nach Isle zurück.
Von majortom – Wir ziehen das Ding jetzt durch! Eine Woche provence-untypisches Wetter ohne Sonne und mit gelegentlichen Regenschauern? Ein selbst für quäldich-Begriffe sehr ausgedehntes Zwischentief über Südfrankreich? Wen kümmert das schon. Heute steht die Gorges de la Nesque auf dem Plan, also fahren wir da auch. Wenn wir dieses Must-Have abgehakt haben, kann der Dauerregen kommen.
Und so stehen wir nach Plan um neun Uhr vor dem Hotel-Haupteingang. Motiviert bis in die Haarspitzen. Die Startreihenfolge ist die übliche: sportiv, ausdauernd, entspannt. Meine entspannte Gruppe wählt dann gleich die idyllische Passage an der Sorgue entlang, die Guy heroischerweise entdeckt hat, und sind dann sofort in der Flachpassage nach Norden. Das Tempomanagement funktioniert, und so bringen wir diesen nicht ganz so spektakulären Tagesabschnitt ohne besondere Vorkommnisse hinter uns und stoppen zu einer Shopping- und Pinkel-Doppelpause. Mit vollen Trikottaschen und entleerten Blasen starten wir in die Gorges de la Nesque.
Ostwind erschwert das Vorankommen, dennoch fahren sofort nach der Freigabe die Frankfurter Heißsporne an die Spitze und setzen den Berichterstatter unter Druck. Ich reagiere mit der üblichen Grupetto-Taktik und kann somit auch mal Ersatzguidin Ilka bei der Arbeit beobachten. Alles im Griff. Die Gorges de la Nesque mit fantastischen Tiefblicken, spektakulären Felstunnels und schöner Straßentrassierung sorgt allerorten für Erstaunen und Begeisterung. Zurecht. Episch, würde der Chef sagen. Und auch die Mittagspause am Gorges-Aussichtspunkt mit zum Greifen nahem Ventoux wird sehr entspannt, wenn auch die gesunkenen Temperaturen und die ersten verhaltenen Regentropfen und recht schnell wieder zum Aufbruch drängen. Das Must-Have abgehakt, bleibt noch ein wenig Pillepalle.
Pillepalle 1: der Anstieg nach Saint-Hubert, der uns wieder auf das Plateau de Vaucluse bringt. Ich mag die lichten Wälder dort, die felsen, die schmale Straße (auch wenn der Straßenzustand eher am unteren Ende des Toleranzbereichs liegt. Und die Gruppe hält instinktiv am zweitbesten Aussichtspunkt des Tages an. Eigentlich bräuchten die mich bar nicht.
Pillepalle 2: Der Col de la Ligne, mit ebenso schmaler Straße, in völliger Provence-Einsamkeit. Hier erwischen uns wieder ein paar Regentropfen, aber nicht genug um nass zu werden. Es macht Spaß!
Dann fehlt nur noch die Abfahrt über Gorges, der Intervallnupsi, und schon sind wir wieder am Foodtruck, wo es sogar noch zu einem bière allemande reicht, bevor wir Peter Sagans Triumphfahrt nach Roubaix anschauen. Wir ziehen das Ding jetzt durch.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Zum Auftakt befahren wir gleich ein landschaftliches Highlight der Region: die Gorges de la Nesque. Die erste richtige Etappe führt uns nach dem Start in Richtung Norden, und der Auftakt ist weitestgehend flach, so dass wir uns schön einrollen können und vom Windschatten der Gruppe profitieren. Ab Mazan wenden wir uns dann nach Osten, und in Villes-sur-Auzon beginnt die beeindruckende Nesque-Schlucht, wo sich die Straße immer höher über den Talgrund schraubt, so dass wir am Ende spektakuläre Tiefblicke genießen. Am höchsten Punkt der Straße ist der Aussichtspunkt eine Pflicht-Fotostop, denn hier sieht man den womöglich noch schneebedeckten Mont Ventoux in seiner ganzen Pracht. Über Saint-Hubert, den Col de la Ligne, Murs und Gordes fahren wir auf wildromantischen schmalen Straßen zurück.
Von majortom – Kilometerfresser fahren nach der Nesque-Schlucht noch eine ausgedehntere Runde über das Plateau und genießen die schöne Abfahrt von Lagarde-d'Apt.
Von majortom – Diese Tour hat von allem etwas. Wieder geht es zunächst nach Norden, heute wählen wir die etwas idyllischere, dafür auch hügeligere Variante, die uns schließlich nach Méthamis führt. Hier geht es abermals auf schmaler, kaum befahrener Straße durch eine spektakuläre Schlucht, die uns auf den Col de la Ligne führt. Wir folgen der Höhenstraße nach Murs und gelangen so in das hügelige Terrain zwischen Plateau de Vaucluse und Lubéron, wo mit den gelben Ockerfelsen von Roussillon nochmals ein touristisches Highlight auf uns wartet. Für die Rückfahrt nach Isle nutzen wir die auf einer ehemaligen Bahntrasse verlaufende Véloroute du Calavon.
Von majortom – Noch einen Pass mehr bietet uns die lange Variante: Sie führt noch auf den Col de Pointu im Lubéron-Gebirge, der tolle Aussichten über das Plateau de Vaucluse hinweg zum Mont Ventoux bietet.
Von majortom – Tja, irgendwer hat wohl in der letzten Woche den Teller nicht aufgegessen. Und hat somit unfreiwillig dafür gesorgt, dass das Regenradar in der Guideloft in Dauerschleife läuft, und wir ständig aufgrund der ungewöhlich nasskalten Wetterlage neue Pläne entwicken, verwerfen und aktualisieren, um den äußeren Gegebenheiten gerecht zu werden. Heute ist uns das mal wieder gelungen. Außerdem hat der Foodtruck heute und morgen zu... wie sollen wir diese Tage nur ohne unser liebgewonnenes bière allemande bei Matthieu überstehen? (Danke an Guy für die Recherche des Namens des Burgerbraters - er hat versprochen, den noch nicht herausgefundenen Namen seiner Co-Braterin bei nächster Gelegenheit nachzureichen. Herzlichen Dank an diese Stelle für das sensationlle Team des Cri des Crocs.)
Und so schlafen wir heute alle ein wenig länger, frühstücken ein wenig ausgiebiger und starren hinaus in den Garten, um die Stärke des Niesels abzuschätzen. Bis elf Uhr hört es auf. So dass zumindest die sparsamen Schwaben unter uns die volle Frühstückszeit von sieben bis zehn Uhr nutzen können und alle Knöpfe am Kaffeeautomat mal durchprobieren. Ein großes Lob an dieser Stelle mal für das Frühstücksteam des Hotels, das uns jeden Morgen ein tolles Buffet serviert. Um elf Uhr ist Start, zum Nachmittag hin wird es besser. Und wir ziehen die Ruhetagsrunde in die Alpilles vor, die ja eigentlich eh zu lange für eine Ruhetagsrunde ist.
Punkt elf Uhr wird gestartet. René kann es kaum erwarten und bläst zum Aufbruch, als bei Toms Sportiven gerade noch die letzten Waden eingeölt werden, so dass die Ausdauernden heute zuerst en route sind. Die Sportiven folgen, und dann scheuche ich auch die Entspannten los. Bei völliger Trockenheit von oben wohlgemerkt. Alles was uns heute noch ins Gesicht spritzt, ist nämlich kein Regen, sondern nur die Gischt vom Meer. (Einschub: leider habe ich in einer alzheimeresken Attacke völlig verdrängt, dass Ilka noch ihren Storchenschlauch wechseln muss, so dass sie gleich mal ungewollt ihre Guide-Fähigkeiten testen kann. Mit Bravour bestanden. Mea culpa. Ilka, wenn du willst, fahr ich nochmal nach Saint Hubert und klaue einen der Welpen für dich...)
Ein Fauxpas kommt selten allein, und so lotse ich kurze Zeit später Martina, die ihre Sportive Gruppe verpasst hat, auf eine nur bedingt korrekte Fährte. So dass ich meine Gruppe in die Hände von Stephans Garmin gebe, und Martina im Einzelzeitfahrtempo verfolge, um sie auf den rechten Weg zu weisen. Poursuivant de la Poursuivante. Kein leichtes Unterfangen, ein Mitglied der sportiven Gruppe einzuholen, das gerade full power durchdrückt, um die sportive Gruppe einzuholen. Trotz unseres Paarzeitfahrens sind sie leider schon weg, und ich integriere uns wieder in meine entspannte Gruppe, die auch guidelos bravourös den Weg nach Caumont-sur-Durance findet.
Von da ab wird dann alles weniger hektisch. Wir rollen gemütlich durch die schönen Dörfer und entlang der Gewächshauskolonien, immer auf die Alpilles zu. Dieser Mini-Höhenzug ist aufgrund seiner spektakulären Kalksteinformationen tatsächlich die lange Anreise durch die Ebene wert, auch wenn der Pass mit dem schönen Namen Col du Val d'Enfer gerade mal 200 Höhenmeter hat. Spätestens auf der Stichstraße zum Aussichtspunkt wissen wir jedoch, warum wir hier raufgefahren sind. Herrliche Landschaft, das imposante Les Baux auf dem Bergsporn, Fernsicht bis zu den Wolken, in denen der Mont Ventoux hängt. Doch gute Laune allerorten!
Wir fahren ab nach Maussanne, wo wir eine sensationelle Location für die Mittagspause finden. Topseller: das Omelette. Ein authentischer Mittagspausenstop, wer vermisst da noch die Burgerbude? Das kommende Stück am Südrand der Alpilles ist vielleicht eine Spur weniger spektakulär als der Col du Val d'Enfer, aber in meinen Augen das Highlight der heutigen Etappe. Und das nicht nur, weil wir plötzlich in der Sonne unterwegs sind. Die idyllischen Olivenhaine, von Kalksteinfelsen umgeben, stellen einfach einen tollen Abschnitt dar. Und auch der zweite Mini-Anstieg des Tages, den wir Col du Destet getauft haben, macht richtig Spaß.
Dann geht es wieder weitgehend flach nach Isle zurück. Wir finden den Flow auf der langen Straße durch den einsamen Wald, verlieren ihn dann etwas bei der Passage durch Cavaillon, geraten nochmal in einen Wolkenbruch, und sind dann wieder zurück am Hotel. Sensationelle Alpilles, es hat wieder mal richtig Spaß gemacht.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am vierten Tag will man es heute vielleicht mal etwas ruhiger angehen - ein legitimer Wunsch. Wer den Tag nicht komplett am Hotelpool verbringen möchte, kann die Alpilles entdecken. Hinter diesem Begriff (,,Kleine Alpen") verbirgt sich ein Mini-Höhenzug, gerade mal etwas mehr als lächerliche 200 m hoch. Lohnt sich nicht? Doch, denn die Alpilles sind ein absolutes landschaftliches Highlight, und für die hellen Felsen und das mittelalterliche Les Baux kann man schon mal die weitgehend flache Anfahrt auf sich nehmen.
Von majortom – Der Gigant wartet. Was wäre eine Rennradwoche in der Provence ohne den Mont Ventoux*?
Abermals über das Plateau de Vaucluse arbeiten wir uns vor bis nach Sault, wo die einfachste der drei Varianten auf den Giganten beginnt. Dennoch sind etwa 25 km mit 1200 Höhenmetern zu überwinden - keine ganz leichte Aufgabe für Mitte April. Doch der erste Teil der Auffahrt ist eher gemächlich, und sobald ab dem Chalet Reynard die bekannte Felswüste beginnt, wird uns die Euphorie schon hinauf tragen.
Die rasante Abfahrt führt uns dann hinab nach Bédoin, und der Nordwind wird uns hoffentlich durchs flache Comtat zurück nach Isle tragen.
* Möglicherweise ist das letzte Stück der Auffahrt zum Mont Ventoux um diese Jahreszeit noch gesperrt. Bis zum Chalet Reynard werden wir aber auf jeden Fall kommen.
Von majortom – * Fun Type 2 = Fun in the Retrospective
Letzter Tag vor Eintreffen des Zwischentiefs. Eigentlich dürfen wir uns nicht beschweren, da wir das Zwischentief schon seit Tagen erwarten, und sich seine Ankunft immer weiter verzögert. Und so kommt es gestern zum spontanen Entschluss der Reiseleitung (aufgrund der Schließungstage des Foodtrucks kann ausgeschlossen werden, dass der Entschluss wie sonst üblich einer bière allemande-Laune entsprungen ist), dass wir heute auf den Mont Ventoux fahren. Denn im Moment kann noch niemand sagen, ob das Zwischentief sich bis Freitag wieder verzogen hat.
Uns erwartet um 9 Uhr morgens strahlender Sonnenschein bei höchstens leichter Bewölkung. Und bemerkenswerterweise hat mich die entspannte Gruppe gestern kollektiv darum gebeten, auch die B-Variante zu fahren, die den Mont Ventoux über den klassischen Anstieg von Bédoin beinhaltet. Also geht es in nördlicher Richtung, auf bekannten Straßen (von der Nesque-Runde), was es uns erleichtert, ein für alle fahrbares moderates Tempo zu finden. Nicht zuletzt dank wiederholter beherzter Klingelintervention von Rudi. Und so gelangen wir ohne besondere Vorkommnisse vor die Tore von Bédoin, wo wir über eine semi-geheime Abkürzung direkt auf die Auffahrt treffen und uns die flachen Kilometer ab Bédoin ersparen.
Das gute Wetter hielte noch zwei bis drei Stunden, meint die Dame in der Bar, an der die Wasserflaschen nochmal aufgefüllt werden. Prima, dieser Zeitrahmen sollte uns genügen. Wenn uns dann die Wolken noch den Gefallen tun, sich vom Gipfel zu verziehen, steht einer epischen Auffahrt nicht mehr im Weg...
Episch wird es definitiv, das wird uns spätestens bei Beginn des steilen Teils klar. Aber wenn man hier einen guten Rhythmus findet, hat man auf der bemerkenswert regelmäßig ansteigenden Straße auch nichts zu befürchten. Um Wartezeiten in der kalten Todeszone oberhalb von 1600 Metern zu vermeiden, entscheide ich mich heute dafür, nahe des Grupettos zu fahren. Es ist eine schöne Anfahrt, durch den Wald ab Bédoin, selbst wenn es mit jedem Höhenmeter kälter wird, und sich entgegen der Prognose der Restauranteuse schon in der Auffahrt die ersten Pillepalle-Regenschauer über uns ergießen. Es macht Spaß.
Ein Tiefschlag dann am Chalet Reynard. Ouvert 7j/7 steht auf der Markise. Geöffnet an sieben Tagen in der Woche. Außer Dienstag. Das Chalet Reynard hat zu. Inzwischen sind die meisten Gruppenmitglieder schon auf die Gipfelstraße aufgebrochen - auf eigenes Risiko wohlbemerkt, da die Schranke leider noch geschlossen ist. Als dann die Wolken mal kurzzeitig einen Blick auf den verschneiten Gipfel freigeben, macht das auch Sinn. Die quaeldich-Reise pausiert also während eines kurzen Zeitraums, und alle sind als Privatpersonen unterwegs. Man kommt etwa bis 2 bis 1,5 Kilometer vor der Passhöhe, je nachdem wie viel Schnee man noch auf der Straße toleriert. Schiebend wohl sogar bis hoch zum Gipfel. Dafür muss man jedoch auch enorm kälteresistent sein, denn der eiskalte Winde pfeift uns von Südosten entgegen. Gefühlte Temperatur: arktisch.
Eine kalte Abfahrt später wärmen wir uns in Sault wieder auf. Nachdem die sportive Gruppe wohl noch unverrichteter Dinge abgefertigt wurde, serviert man uns immerhin Plat du Jour (Jambon grillé) und Tagliatelles aux cèpes. Was lecker ist. Es fehlen 50 Kilometer zurück nach Isle, die allerdings nicht nur langweilige Pflichtkilometer sind, sondern entlang der namenlosen Schlucht auch noch landschaftlichen Hochgenuss bereit hält. Der durch einen erneuten Regenschauer auch nur geringfügig beeinträchtigt wird.
Wie euphorisiert die entspannte Gruppe tatsächlich durch die epische Ventoux-Etappe ist, zeigt sich dann am Gordes- und am Intervallnupsi. Hier wird tatsächlich noch um Bergpunkte gesprintet. High Fives am Hotel! Dieser Tag war episch!
Anmerkung: Da der Berichterstatter heute nur wenige Fotos gemacht hat, bedanken wir uns für die Schnee-Impressionen bei Stephan, Steffen und Rudi.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Diese Tourenvariante fährt die Runde im Uhrzeigersinn und nimmt so die deutlich schwerere Auffahrt von Bédoin auf den Mont Ventoux* mit. Für bergfeste Kletterer.
* Möglicherweise ist das letzte Stück der Auffahrt zum Mont Ventoux um diese Jahreszeit noch gesperrt. Bis zum Chalet Reynard werden wir aber auf jeden Fall kommen.
Von majortom – Der Col de la Liguière führt von Süden hinauf auf das Plateau de Vaucluse, geht durch provencetypische karge Mondlanschaft und bietet dabei tolle Ausblicke auf den Lubéron im Süden. Das bedeutet, dass wir von Isle kommend erstmal ein ganzes Stück nach Osten fahren müssen, bis wir den Ausgangspunkt Saint-Saturnin erreichen. 600 Höhenmeterm bis zum Pass, dann geht es durch die bekannten Lavendelfelder, die zu dieser Jahreszeit allerdings noch unspektakulär braungrün statt leuchtend lila sind. Ein weiteres Highlight ist die einsame Forststraße Route des Indochinois, die uns schließlich auf den Col de la Ligne führt. Der Col de Murs mit seiner schönen Abfahrt durch eine schluchtartige Landschaft führt uns ins Comtat, und dann ist der Weg zurück nach Isle nicht mehr weit.
Von majortom – Da heute bei ständigem Regen nur vereinzelte Kleingruppen unterwegs waren, gibt es nur einen rudimentären Bericht und ein paar Fotos von stanlio:
„Strömender Regen, kalt, Asphaltflecken, Plattfuss... Deshalb sind wir mit quäldich unterwegs...“