Winterbegehung der Alpe di Neggia 21,4 km / 1285 Hm
Redaktionell bestätigte Tour von TicinoBergler46
Von TicinoBergler46 –
Winterbegehung der Alpe di Neggia
Lombardei/Italien, Tessin/Schweiz
13. Februar 2009
1283 Hm, 1450 Hm mit Zwischensteigungen
Velofahren im Tessiner Winter
Auch in den Monaten Dezember, Januar und Februar ist das Tessin ein Paradies für Velo-Bergfahrer. Zumindest für solche, die wenig von der körperlichen Ruhepause und dem Wiederaufbau mit langweiligem GA-Training halten. Und für solche, die ohne das helle Tessiner Sonnenlicht den Winter nicht überstehen.
Im Tessiner Winter scheint häufig die Sonne. Man kann daher an Süd- und Südost-Hängen Höhen von 1000 -1200 m mit dem Rennrad erreichen, bei Ausgangspunkten, die etwas über 200 m liegen. Dies gilt insbesondere rings um den Lago Maggiore. Und dort gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, siehe unter Ein Wintermärchen.
Bei Nordwind ist es unheimlich blau und klar. Allerdings bläst er in der Höhe oft sehr scharf, so dass man nach Ausweichmöglichkeiten suchen muss.
Alpe di Neggia von Süden im Winter 2009
Der Winter 2009 war auch im Tessin sehr schneereich. Auch an Südhangen lag ab 1000 m tiefer Schnee. Bei sehr schönem Wetter blies ein scharfer Nordwind. Als ich einen meiner einheimischen Velofreunde fragte, was mit der Alpe di Neggia wäre, meinte er, sie sei mit 1400 m Höhe mit Tourenschi oder Schneeschuhen kein Problem. Ich erinnerte ihn, dass die Straße in der Mittagszeit zu 90% in der Sonne und meist im Windschatten des Nordwinds sei. Er hielt mich für leicht verrückt und so musste ich mich am nächsten Tag allein auf den Weg machen.
Es ist spannend am nächsten Tag. Auf der Autofahrt nach Maccagno sieht man einen vom Nordwind dunkelblauen nördlichen Lago Maggiore mit weißen Schaumkronen vor Cannobbio. Doch beim Aussteigen in Maccagno ist es windstill und mit etwas Fantasie spürt man Sonnenwärme. Die schönen, nicht zu steilen Kehren oberhalb von Maccagno (Bild 02) wärmen meine Beine und mein Velofahrer-Herz. Wenig steile Kehren führen nach Graglio hinauf. Die Straße ist wie erwartet schneefrei und man fährt praktisch immer in der Sonne (Bild 03). Über Armio, Lozzo, Biegno erreicht man die italienischen Grenzwächter mit dem freundlichen „salve“ anstelle einer Passkontrolle. Von rechts glänzen der Monte Tamaro (1983m) und der Monte Gradiccioli (1936m) in prächtigem Winterkleid. Die Schneewälle links und rechts der Straße werden höher (Bild 04).
Plötzlich pfeift der scharfe, eiskalte Nordwind von links durch eine Rinne. Ich ziehe mir die Ärmlinge hoch und mahne mich, nicht zimperlich zu sein. Auf einer kurzen Zwischenabfahrt komme ich wie erwartet in ein unbesonntes Stück mit Eis an den Felswänden und auf der Straße (Bild 05). Doch bald darauf ist in Indemini (Bild 06) die Straße wieder trocken. In der steiler werdenden Strasse muss ich aus dem Sattel und erwärme mich wieder (Bild 07).
Unterhalb des Steilaufschwungs der letzten 400 Hm schaue ich den Hang hinauf (Bild 08). Bis zur 1. Kehre scheint es zu gehen, doch wie ist es weiter oben (Bild 09)?
Die scharfen, kalten Windböen von links und von vorne versuchen mich weich zu kochen. An der 1. Kehre grüßt mich der Monte Tamaro (Bild 10). Ich befolge seinen Rat und ziehe die erste meine meiner zwei Jacken an. Jetzt kommt die entscheidende Stelle auf dem Weg zur 2. Kehre, die teilweise im Schatten liegt. Aber irgendwie gibt es immer eine schmale Stelle wo kein Schnee liegt. Und trotz meterhoher Schneewände ist die 2. Kehre schneefrei (Bild 11). Ich höre den Wind laut pfeifen der von Norden über die Alpe di Neggia bläst, bin aber am steilen Hang noch etwas geschützt. An der 3. Kehre bietet sich ein besonders prächtiges Winterpanorama (Bild 12). Jetzt kann nichts mehr passieren und ich finde das (Velo)Leben wunderbar.
Doch etwa 500 m von der Passhöhe entfernt, versucht mich die Alpe di Neggia noch einmal zurück zu werfen. Der eiskalte und stürmische Nordwind hat den Schnee in die Straße geweht (Bild 13). Mit dem kleinsten Gang versuche ich im Schnee zu fahren, denke an die Tourenschi- und Schneeschuh-Vorschläge meines Velofreunds und schiebe dann das Fahrrad die letzten 300 m zum Pass hinauf. Ich finde eine wirklich winterliche, kaum wieder zu erkennende Alpe di Neggia vor (Bild 14, 15). Wie oft bin ich letzten Jahr hier schwitzend oben gewesen. Siehe Alpe di Neggia doppio plus.
Schnelles Anziehen wie bei einer Schi-Hochtour: aufpassen, dass Handschuhe und Jacke nicht davon fliegen und mit den Füssen trampeln gegen die Kälte. Und dann wieder das Velo hinunter schieben. Ein einsamer Wanderer mahnt mich zur Vorsicht, macht aber trotzdem ein Foto von mir (Bild 16) mit dem Hinweis, es könne ja mein letztes sein. So motiviert, erreiche ich rasch wieder die befahrbare Straße, werde bei der Abfahrt fast zu Gefrierfleisch, wärme mich an einem windstillen Plätzchen in Indemini in der Sonne auf (Bild 17) und fahre eine erlebnisreiche Tour zu Ende. Es war noch viel schöner als im Sommer!
Lombardei/Italien, Tessin/Schweiz
13. Februar 2009
1283 Hm, 1450 Hm mit Zwischensteigungen
Velofahren im Tessiner Winter
Auch in den Monaten Dezember, Januar und Februar ist das Tessin ein Paradies für Velo-Bergfahrer. Zumindest für solche, die wenig von der körperlichen Ruhepause und dem Wiederaufbau mit langweiligem GA-Training halten. Und für solche, die ohne das helle Tessiner Sonnenlicht den Winter nicht überstehen.
Im Tessiner Winter scheint häufig die Sonne. Man kann daher an Süd- und Südost-Hängen Höhen von 1000 -1200 m mit dem Rennrad erreichen, bei Ausgangspunkten, die etwas über 200 m liegen. Dies gilt insbesondere rings um den Lago Maggiore. Und dort gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, siehe unter Ein Wintermärchen.
Bei Nordwind ist es unheimlich blau und klar. Allerdings bläst er in der Höhe oft sehr scharf, so dass man nach Ausweichmöglichkeiten suchen muss.
Alpe di Neggia von Süden im Winter 2009
Der Winter 2009 war auch im Tessin sehr schneereich. Auch an Südhangen lag ab 1000 m tiefer Schnee. Bei sehr schönem Wetter blies ein scharfer Nordwind. Als ich einen meiner einheimischen Velofreunde fragte, was mit der Alpe di Neggia wäre, meinte er, sie sei mit 1400 m Höhe mit Tourenschi oder Schneeschuhen kein Problem. Ich erinnerte ihn, dass die Straße in der Mittagszeit zu 90% in der Sonne und meist im Windschatten des Nordwinds sei. Er hielt mich für leicht verrückt und so musste ich mich am nächsten Tag allein auf den Weg machen.
Es ist spannend am nächsten Tag. Auf der Autofahrt nach Maccagno sieht man einen vom Nordwind dunkelblauen nördlichen Lago Maggiore mit weißen Schaumkronen vor Cannobbio. Doch beim Aussteigen in Maccagno ist es windstill und mit etwas Fantasie spürt man Sonnenwärme. Die schönen, nicht zu steilen Kehren oberhalb von Maccagno (Bild 02) wärmen meine Beine und mein Velofahrer-Herz. Wenig steile Kehren führen nach Graglio hinauf. Die Straße ist wie erwartet schneefrei und man fährt praktisch immer in der Sonne (Bild 03). Über Armio, Lozzo, Biegno erreicht man die italienischen Grenzwächter mit dem freundlichen „salve“ anstelle einer Passkontrolle. Von rechts glänzen der Monte Tamaro (1983m) und der Monte Gradiccioli (1936m) in prächtigem Winterkleid. Die Schneewälle links und rechts der Straße werden höher (Bild 04).
Plötzlich pfeift der scharfe, eiskalte Nordwind von links durch eine Rinne. Ich ziehe mir die Ärmlinge hoch und mahne mich, nicht zimperlich zu sein. Auf einer kurzen Zwischenabfahrt komme ich wie erwartet in ein unbesonntes Stück mit Eis an den Felswänden und auf der Straße (Bild 05). Doch bald darauf ist in Indemini (Bild 06) die Straße wieder trocken. In der steiler werdenden Strasse muss ich aus dem Sattel und erwärme mich wieder (Bild 07).
Unterhalb des Steilaufschwungs der letzten 400 Hm schaue ich den Hang hinauf (Bild 08). Bis zur 1. Kehre scheint es zu gehen, doch wie ist es weiter oben (Bild 09)?
Die scharfen, kalten Windböen von links und von vorne versuchen mich weich zu kochen. An der 1. Kehre grüßt mich der Monte Tamaro (Bild 10). Ich befolge seinen Rat und ziehe die erste meine meiner zwei Jacken an. Jetzt kommt die entscheidende Stelle auf dem Weg zur 2. Kehre, die teilweise im Schatten liegt. Aber irgendwie gibt es immer eine schmale Stelle wo kein Schnee liegt. Und trotz meterhoher Schneewände ist die 2. Kehre schneefrei (Bild 11). Ich höre den Wind laut pfeifen der von Norden über die Alpe di Neggia bläst, bin aber am steilen Hang noch etwas geschützt. An der 3. Kehre bietet sich ein besonders prächtiges Winterpanorama (Bild 12). Jetzt kann nichts mehr passieren und ich finde das (Velo)Leben wunderbar.
Doch etwa 500 m von der Passhöhe entfernt, versucht mich die Alpe di Neggia noch einmal zurück zu werfen. Der eiskalte und stürmische Nordwind hat den Schnee in die Straße geweht (Bild 13). Mit dem kleinsten Gang versuche ich im Schnee zu fahren, denke an die Tourenschi- und Schneeschuh-Vorschläge meines Velofreunds und schiebe dann das Fahrrad die letzten 300 m zum Pass hinauf. Ich finde eine wirklich winterliche, kaum wieder zu erkennende Alpe di Neggia vor (Bild 14, 15). Wie oft bin ich letzten Jahr hier schwitzend oben gewesen. Siehe Alpe di Neggia doppio plus.
Schnelles Anziehen wie bei einer Schi-Hochtour: aufpassen, dass Handschuhe und Jacke nicht davon fliegen und mit den Füssen trampeln gegen die Kälte. Und dann wieder das Velo hinunter schieben. Ein einsamer Wanderer mahnt mich zur Vorsicht, macht aber trotzdem ein Foto von mir (Bild 16) mit dem Hinweis, es könne ja mein letztes sein. So motiviert, erreiche ich rasch wieder die befahrbare Straße, werde bei der Abfahrt fast zu Gefrierfleisch, wärme mich an einem windstillen Plätzchen in Indemini in der Sonne auf (Bild 17) und fahre eine erlebnisreiche Tour zu Ende. Es war noch viel schöner als im Sommer!
Ein gefahrener Pass
Alpe di NeggiaStrecke
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren
am