Von TicinoBergler46 – Einen Monat nach meiner Junior Tour 1 die etwas üppigere Runde Wassen-Susten-Grimsel-Furka-Wassen.
Es ist schon kühl, der Wetterbericht für den 23. September 2008 ist grundsätzlich gut, die Wolken sollen in den Bergen aufreißen. Um ½ 8h nieselt es in Wassen, in den ersten Kehren und Tunneln setzt der Regen ein. Dieser hat offensichtlich den Wetterbericht nicht gehört. Ärmlinge rauf, Knielinge runter, Kragen dicht, Kopf einziehen, stur vor sich dahinradeln und den Regen ignorieren. In der Mitte des Meientals ändert sich plötzlich die Himmelsfarbe leicht mit einem Hauch von Blau (Bild 02). Ich weiß, das ist der Durchbruch, es wird ein schöner Tag! Sogar das Sustenhorn zeigt sich kurz (Bild 03). Obwohl es noch eine ½ Stunde dauert, bis die ersten Sonnenstrahlen die nasse Straße (Bild 04) und den dünnen Neuschnee (Bild 05) erreicht. Der Stücklistock (3313 m) lässt sich mit mir fotografieren (Bild 06). Wilde Wolken lassen die darüber hinausragenden Gipfel viel höher erscheinen (Bild 07) und den steilen Abhang in den großartigen oberen Kehren (Bild 08) tiefer abstürzen. Richtiges Berg feeling! Jenseits des Tunnels eiskalt und blauer Himmel. Ich hechte in das Gasthaus am Sustenpass (2224m), trinke drei heiße Kaffee und ziehe mein warmes Fell an. Zwei LKW-Fahrer fragen mich aus, dann schütteln sie nur den Kopf. So isoliert (Bild 09) überstehe ich die lange und schnelle Abfahrt, genieße die Aussicht auf das vergletscherte Gwächtenhorn (3375m, Bild 10), den großartigen Blick hinunter auf das Hotel Stein (Bild 11), die malerischen Kehren dorthin und den Blick zurück auf den Steingletscher (Bild 12). Plötzlich knackt es laut und mein Sattel kippt nach hinten. Verdammtes Carbon!? Schnelle Kalkulation, ob ich ohne Sattel zu Ende fahren kann. Dann steht das Rad und ich brauche den Sattel nur etwas nach vor schieben und die Schraube fest genug anziehen: das Technik-Vertrauen ist wieder hergestellt.
Vor der Seilbahnstation in Innertkirchen wieder (fast) alles ausziehen und schwitzend die ersten Kilometer hinauf. Aber mir fällt es schwer einen anständigen Rhythmus zu finden, es ist zu flach! Keine beflügelnd schöne Landschaft, außer die Tunnelumfahrung (Bild 13) und die Kehren hinauf zur Staumauer. Die glatten, nicht steilen Felsabhänge wirken fast düster. Oberhalb der ersten Staumauer wird es aber landschaftlich wunderbar (Bild 14, 15, 16). Dies und die schönen Kehren lassen mich auf dem Grimselpass (2165m) wieder fröhlich werden (Bild 17,18). Habe ich doch fast schon so viel Höhenmeter wie bei der Junior-Tour 1. Der weitere Weg hinab nach Gletsch (Bild 19) ist der reinste Genuss. In Gletsch (Bild 20) lade ich mit altmodischem Futter nach (Bild 21). Der letzte Anstieg sollte nicht unüberwindbar sein. Aber bereits unterhalb des Hotels Belvedere (Bild 22) spüre ich den heftigen Wind, der über den Pass fegt. Müde, aber glücklich erreiche ich den schneebedeckten Furkapass (2436m, Bild 23). Im Gegenwind von 60 bis 80 km/h muss ich tatsächlich fast die ganze Abfahrt (Bild 24) strampeln und brauche dafür mehr als doppelt so viel wie geplant. Nichts, aber auch gar nichts kann jedoch mein Wohlbefinden nach dieser großartigen Tour beeinträchtigen.
Auch im Frühjahr 2010 fehlen mir noch immer die klassischen Auffahrten Susten West, Grimsel Süd, Gotthard Nord und Oberalp. Ende 2010 hoffentlich nicht mehr.