Von Roli –
Bericht von Oliver Kuntze und Dirk Hußmann:
Die Nacht in Morter, im sehr guten, familiär geführten und freundlichen Hotel, haben wir prima zur Erholung unserer Strapazen vom Vortag genutzt. In diesem Hotel ist uns bewusst geworden; wir nähern uns wieder Österreich.
Den spannenden und ereignisreichen Vortag am Stilfser Joch haben wir fast alle ohne größere Schäden überstanden und so haben wir uns bei einem guten Frühstück – inkl. tollem Rührei und Geburtstagstorte von Christoph - gestärkt und machten uns nach kurzer Radreinigung auf den Weg. Das Wetter war wieder sonnig und wir hatten einen tollen Blick über Wälder, Wiesen und Berge. Den ersten Stopp legten wir bereits nach ca. 500 Metern ein, da unser Guide seinen Pulsgurt im Hotelzimmer vergessen hatte; Wende, Wende, Wende ;-) Mit seinen schnellen Beinen war er aber rasch wieder zurück und wir machten uns auf den Weg zum nächsten Stopp bei der Apotheke in Latsch. In der Nacht holte mich ein kleiner Virus ein, der mich kaum schlafen lies und immer wieder auf die Toilette einlud. Ich musste jetzt schnell ein Mittel haben, welches mir half, die Toilette unterwegs nicht mehr aufsuchen zu müssen. Stefan besuchte mit mir zusammen die Apotheke und suchte ein Mittel für den Hals, er war aber mit den angebotenen Mitteln nicht zufrieden, so dass er ohne Errungenschaft die Apotheke verlies und sich auf den davor befindlichen Markt begab um dort ein Stück Südtiroler Käse zu kaufen, der in Lüchow Dannenberg nicht zu bekommen ist. Ich dagegen wurde in der Apotheke bestens versorgt, warf gleich zwei Pillen ein und hatte von nun an die Hoffnung, „dicht zuhalten“ ;-) Das Peleton wartete auf uns am Straßenrand, wir schlossen auf; und los ging es wieder. Endlich cruisten wir über den Vinschgau Radweg entlang der Etsch, durch Wiesen, Wälder, Dörfer und Obstanlagen, zum nächsten unerwünschten Zwischenstopp, bei „unserem“ Radgeschäft Flarer (http://www.flarer.it/deu/index.html) in Meran. Mein Flaschenhalter war auf der Abfahrt vom Mortirolo gebrochen und die Leihgabe von Sebastian ab dem Gavia Pass musste ich wieder abgeben, so dass ein weiterer Stopp an diesem Tag für mich notwendig wurde. In diesem klasse Radgeschäft wurden wir wieder bestens und rasch bedient (an unserem 2. Tag waren wir bereits hier und wurden bestens versorgt). Kurz danach „quälten“ wir uns durch das typische Verkehrschaos in Meran; am Anfang noch in der kompletten Gruppe, doch kurz danach wurden wir durch verschiedene Ampeln getrennt und das Peleton zerfiel in Einzelteile bzw. kleine Gruppen. Hinter Meran hatten Maik, Wende und ich das Schlusslicht gebildet und wir nahmen Tempo auf, um eventuell das Feld vor uns einzuholen. Wende machte vorne im Wind ordentlich Dampf und wechselte sich mit Maik ab. Sie nahmen ein bissel Rücksicht auf mich und meine leichte Schwächung – oder sie hatten einfach nur Angst hinter mir zu fahren ;-) – das Feld war immer in Sichtweite. Die letzten 8 km vor St. Leonhard fühlte ich mich wieder etwas besser und löste die beiden vorne ab; sie blieben trocken und wir erreichten relativ kurz nach den anderen den ersten geplanten Zwischenstopp am Fuße des Timmelsjochs. An Sebastians Buffet konnten wir noch mal unsere Flaschen aufladen, italienisches Gebäck zu uns nehmen und uns für den bevorstehenden Anstieg umziehen/wappnen. Sicherheitshalber habe ich noch kurz die Toilette im gegenüberliegenden Hotel Wiesenhof aufgesucht, bevor wir uns auf den Weg in 2478 Metern Höhe machten. Olli, Jürgen, Roli und Christoph warteten noch, dann ging es auf die 30 km lange Strecke nach oben. Roli, der studierende junge Spunt und Guide aus Österreich, der jeden Pass inkl. Höhenmeter auswendig benennen konnte, war nur kurz bei uns und rauschte dann ab. Christoph, unser heutiges Geburtstagskind, und ich fuhren zu Tamara auf und legten die ersten km gemeinsam zurück, bis ich irgendwann abreißen lassen musste und den Großteil der letzen Kilometer fast alleine unterwegs war. Im Verlauf dieser Strecke fuhr ich zu Paulin auf und kurz nach dem einsetzenden Regen erreichten wir gemeinsam ein nettes Gasthaus. Wir kehrten ein, genossen einen Kaffee und ich lechzte zusätzlich nach einer Cola, danach ging es auf den weiteren Weg nach oben. Zum Glück regnete es nicht mehr und wir konnten den tollen Ausblick auf das Bergpanorama genießen. Olli und Jürgen, ein mittlerweile prima eingespieltes Duo, motivierten sich gegenseitig immer wieder, nur träumten sie ab km 12 von einer Currywurst und Pommes. Zum Glück kam bei km 21 und in der Höhe von 1811m das Gasthaus. Olli und Jürgen kehrten ein, waren begeistert und das nicht nur von der Atmosphäre. Ein Blick in die Karte und schon waren die Würstel bestellt, dieses Würstel bereitete den beiden aber für den Rest der Auffahrt ein wenig Schwierigkeiten, da es immer wieder auf falschem Wege den Magen verlassen wollte, hier nur als Warnung, vor einem Anstieg keine Wurst, erst nachher! Der letzte Teil des Anstieges nach oben führte durch unterschiedlich lange Tunnel, in denen es, aufgrund der Sogkräfte lausig kalt und auch dunkel war. Oben angekommen war es nun ziemlich frisch, denn der Wind pfiff über die Spitze, aber dieses Gefühl, es wieder geschafft zu haben und der tolle Ausblick, es war wieder wunderbar!! Tamara, Christoph, Maik und Stefan saßen im Bergrestaurant und genossen einen Leberkäse. Nachdem wir uns wieder für die Abfahrt umgezogen haben, ging es runter Richtung Sölden. Zum Glück hatten uns Wende und Roli am Vorabend über den Gegenanstieg informiert, denn sonst hätten einige von uns sicherlich gedacht, sie hätten sich verfahren. Für diesen Tag wären wir, ab dem Timmelsjoch, sonst nur auf Abfahrt programmiert gewesen, aber es galt eben noch diese Höhendifferenz auszugleichen – gute Vorbereitung ist manchmal alles! Aufgrund des schlechten Wetters oben auf dem Gletscher, verzichteten alle auf den Trip über die "Ötztaler Gletscherstraße“. Unten in Sölden angekommen, ging dann ein Großteil der Mannschaft in die nahe gelegene Freizeit Arena zur Regeneration. Eine tolle Abwechslung und den Beinen tat es unendlich gut. Nach der Erholung im Schwimmbad/Sauna trafen wir uns alle wieder zum Abendessen im nahe gelegenen Restaurant Corso und ein toller letzter Abend mit dieser Mannschaft begann. Wir aßen gemeinsam Nudeln, Fisch, Fleisch, Pizza und tranken die ersten Weizenbiere und Gläser Wein - später dann sogar aus Biergläsern ;-) - zusammen. Im Laufe des Abends verlagerten wir die Runde in weitere Lokale und stießen mehrmals auf einen schönen Tag, eine wunderbare Woche, hervorragende Organisation und Guides sowie auf eine sensationell gute Mannschaft an. Wenn wir am nächsten Tag nicht auf den Kühtaisattel rauf wollten/mussten, hätten wir bestimmt das Licht ausgemacht in Sölden. Ein weiterer unvergesslicher Tag endete in den Ötztaler Alpen in 1350 Meter Höhe.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren