Durch drei Mittelgebirge 288,0 km / 4406 Hm
Erzgebirge, Oberpfälzer Wald, Slavkovský les (Kaiserwald), Bayern, Sachsen, Karlovarský kraj/Region Karlsbad, Ústecký kraj/Region Ústi
Redaktionell bestätigte Tour von merida
Von merida –
Seit ich 2012 mit der Deutschlandrundfahrt im Erzgebirge war, wollte ich dort nochmal hin. Ich hatte mich zwar zur Erzgebirgsrundfahrt 2013 angemeldet, aber aus privaten Gründen musste ich diese leider stornieren, und bis heute hatte ich nicht die Gelegenheit, dort mal wieder zu fahren. Mir spuckte schon länger der Gedanke im Kopf herum mal eine Tour in diese Richtung zu unternehmen. Da meine Schwiegereltern bei Dresden wohnen hätte ich auch einen optimalen Zielort. Die ursprüngliche Idee war, das Ganze auf zwei Tage aufzuteilen, mit Übernachtung beispielsweise in Oberwiesenthal. Nach dem ich jedoch mittlerweile mehrere Touren mit deutlich über 200 km doch ganz ordentlich hinter mich gebracht hatte, dachte ich mir, dass es doch deutlich reizvoller und herausforderender wäre die gesamte Strecke an einem Tag zu fahren.
Lustiges Detail am Rande: Wenn ich Bekannten im Vorfeld von meinen Tourplänen erzählte, bekam ich oft als Gegenfrage zu hören: „Und wie viele Tage willst du dir dafür Zeit nehmen?“ Dass ich die ganzen rund 300 km an einem Tag fahren wollte, kam nur den wenigsten in den Sinn.
So stehe ich nun also an diesem Samstag Morgen um 4 Uhr in meinem Esszimmer und schaue erst mal, wie üblich auf’s Thermometer. Wow, gerade mal 9 °C! Ganz schön kühl für August. Das heißt: Armlinge, Weste und Beinlinge sind angesagt!
Bei einem sternenklaren Himmel sitze ich dann um etwa Viertel vor Fünf auf dem Rad. Obwohl es bis zum eigentlichen Sonnenaufgang noch etwa anderthalb Stunden sind, beginnt es im Osten bereits zu dämmern, und der knapp über dem Horizont liegende Orion beginnt bereits zu verblassen.
Nachdem ich mich an der ersten etwas längeren Steigung ein wenig warm gefahren habe geht es wieder hinunter zur Naab. Über dem Fluss hängen Dunstschwaden. Mir selbst wird es hier nun richtig kalt. Ein Blick auf’s Thermometer zeigt, dass die Temperatur auf 4 °C gefallen ist.
So bin ich denn auch froh dass es hinter Weiden endlich wieder bergauf geht, so dass ich mich wieder etwas aufwärmen kann. Die Temperatur lässt allerdings auf sich warten. Bis zur Tschechischen Grenze erreicht das Thermometer gerade mal 11 °C.
In Floß ist an diesem Wochenende zwar Kirwa, aber um diese Uhrzeit ist dort noch nichts los, und eventuelle Schnapsleichen vom Vortag sind schon entsorgt, so dass ich leicht nach Flossenbürg weiterkomme. Hier geht es jetzt hinauf zur Silberhütte. Zwar könnte ich diesen, knapp 300 Höhenmeter-Anstieg gut über Plößberg umgehen, aber einen Klassiker des Oberpfälzer Waldes auszulassen kommt nicht in Frage. Den höchsten, mit dem Rennrad befahrbaren Punkt des Oberpfälzer Waldes nimmt man selbstredend mit.
Auch wenn, außer einem kleinen Grenzschild nicht mehr viel auf die Deutsch-Tschechische-Grenze hindeutet, merkt man den Grenzübertritt deutlich am Straßenbelag. Ist er bis zur Tankstelle an der Grenze in Bärnau noch in Topzustand, wird es auf böhmischer Seite schlagartig deutlich schlechter. Da ich die Straße aber praktisch für mich habe, kann ich mir die gut die optimale Linie suchen und das Gerumpel ein wenig entschärfen. Hinter Halze wird der Belag dann auch wieder besser, und ich fahre auf einen tschechischen Rennradfahrer auf. Da er Deutsch kann, unterhalten wir uns ein wenig und fahren ein paar Kilometer zusammen. Als ich ihm von meinem geplanten Tagespensum erzähle, bietet er mir spontan an ein paar Kilometer Windschatten zu spenden. Ein Angebot das ich gerne annehme. Kurz vor Mariánské Láznĕ trennen sich unsere Wege und ich fahre weiter um in dem schönen Kurort erst mal Rast zu machen.
An mondänen Kurhotels vorbei geht es nun hinauf in den Kaiserwald. Kaum hat man Mariánské Láznĕ hinter sich gelassen, wird es wieder deutlich ruhiger auf den Straßen und bis auf eine kleine Oldtimerralley, die mir entgegen kommt bin ich fast allein. Um in das Tal der Teplá zu gelangen nehme ich eine Abkürzung über das winzige Nest Louka. Berg rauf fährt sich die Straße ganz angenehm, auch wenn der Belag nebenstraßentypisch relativ bescheiden ist. Die Abfahrt ist jedoch übel. Über eine entsetzliche Rumpelpiste geht es bei teilweise bis zu 13% Gefälle etwa 150 Höhenmeter bergab. Das Ganze ist so heftig, dass ich fast nur auf der Bremse bin, und heilfroh bin als ich es hinter mir hab. Der Rest bis Karlovy Vary verläuft relativ unspektakulär auf akzeptablem bis guten Belag. Mittlerweile ist es auch einigermaßen warm geworden.
Meine Einfallstraße nach Karlovy Vary ist genau die dortige Prachtstraße. Jede Menge prunkvolle Hotels, teure Geschäfte und Restaurants säumen den Weg. Während ich mir meinen Weg durch die Touristenmassen bahne erlebe ich den Vorteil eines recht lauten Freilaufs. Ein kurzes Rattern ersetzt hier perfekt die Klingel. Kaum verlässt man die Prachtstraße sieht es allerdings aus wie in jeder anderen Stadt auch. Weiter geht es gen Ostrov. Die lange Straße ohne nennenswerte Kurven zieht sich ganz schön. Für etwas Abwechslung sorgen jedoch zwei der seltenen Schwarzstörche, die die Straße überfliegen.
Am Rathaus von Ostrov gibt es nochmal eine kurze Pause bevor es hinauf ins Erzgebirge geht. Kurz vor Krásný Les wird die Straße ausgebessert. Sicher ein löbliches Unterfangen, das die eine oder andere Straßen in Tschechien nötig hätte. Aber das Ganze wird hier nach der Methode „Quick and Dirty“ praktiziert. Will heißen: Etwas flüssigen Asphalt in das Loch; Schüppe Splitt drauf; fertig.
Da das Ganze noch frisch ist, sind die Splittsteinchen noch recht klebrig, und werden freudig von meinen Reifen aufgesammelt und durch die Gegend geschleudert. Da ich doch ein wenig in Sorge bin, auf einmal mit perforierten Reifen da zustehen muss ich alle rund 100 Meter immer wieder anhalten um meine Reifen vom Splitt zu befreien. Und tatsächlich finde ich am Folgetag, als ich die Laufräder zwecks Rücktransport ausbaue noch Splitt an meiner Direct-Mount Hinterradbremse. Gott sei Dank ist die Baustelle auch bald vorbei und der Rest des Anstiegs zum Meluzina gestaltet sich ausgesprochen angenehm. Bei durchschnittlich 6-7% und meist im Wald liegend kann man den Berg schön gemütlich hochkurbeln.
Oben angekommen geht es dann weiter nach Osten, wo sich einige tolle Tiefblicke ins Böhmische Becken bieten. Über eine autofreie Nebenstrecke mit relativ viel Radverkehr erreiche ich dann wieder die deutsche Grenze nach Sachsen. Hier orientiere ich mich bis Olbernhau an der Strecke der Deutschlandrundfahrt von 2012. Durch das Natzschungtal rollt es, wie damals hervorragend, nur dass ich heute alleine unterwegs bin. Hinter Olbernhau verlasse ich allerdings die damalige Strecke um auf direktem Wege in Richtung Dresden zu fahren. Denn so schön die Schleife über Dlouha Louka damals war. Heute ist sie definitiv nicht mehr drin.
Mehrmals geht es noch mal hinauf auf über 700 m, teilweise sogar noch mit zweistelligen Steigungsprozenten. Alles nichts dramatisches, aber angesichts meines schon hinter mir liegenden Pensums doch nicht ganz einfach.
Ob es am nahen Ziel liegt? Auf jeden Fall fallen mir je näher ich dem Ziel komme die immer wieder auftauchenden Gegenanstiege auf einmal leichter und leichter und ich kann sogar das Tempo nochmal etwas anziehen. Dann kommt noch eine kurze Schussfahrt nach Possendorf, und ein wenig ausrollen in Richtung Kreischa und ich hab es geschafft.
Wer mag:
Hier gibt es den Track auf Strava.
Lustiges Detail am Rande: Wenn ich Bekannten im Vorfeld von meinen Tourplänen erzählte, bekam ich oft als Gegenfrage zu hören: „Und wie viele Tage willst du dir dafür Zeit nehmen?“ Dass ich die ganzen rund 300 km an einem Tag fahren wollte, kam nur den wenigsten in den Sinn.
So stehe ich nun also an diesem Samstag Morgen um 4 Uhr in meinem Esszimmer und schaue erst mal, wie üblich auf’s Thermometer. Wow, gerade mal 9 °C! Ganz schön kühl für August. Das heißt: Armlinge, Weste und Beinlinge sind angesagt!
Bei einem sternenklaren Himmel sitze ich dann um etwa Viertel vor Fünf auf dem Rad. Obwohl es bis zum eigentlichen Sonnenaufgang noch etwa anderthalb Stunden sind, beginnt es im Osten bereits zu dämmern, und der knapp über dem Horizont liegende Orion beginnt bereits zu verblassen.
Nachdem ich mich an der ersten etwas längeren Steigung ein wenig warm gefahren habe geht es wieder hinunter zur Naab. Über dem Fluss hängen Dunstschwaden. Mir selbst wird es hier nun richtig kalt. Ein Blick auf’s Thermometer zeigt, dass die Temperatur auf 4 °C gefallen ist.
So bin ich denn auch froh dass es hinter Weiden endlich wieder bergauf geht, so dass ich mich wieder etwas aufwärmen kann. Die Temperatur lässt allerdings auf sich warten. Bis zur Tschechischen Grenze erreicht das Thermometer gerade mal 11 °C.
In Floß ist an diesem Wochenende zwar Kirwa, aber um diese Uhrzeit ist dort noch nichts los, und eventuelle Schnapsleichen vom Vortag sind schon entsorgt, so dass ich leicht nach Flossenbürg weiterkomme. Hier geht es jetzt hinauf zur Silberhütte. Zwar könnte ich diesen, knapp 300 Höhenmeter-Anstieg gut über Plößberg umgehen, aber einen Klassiker des Oberpfälzer Waldes auszulassen kommt nicht in Frage. Den höchsten, mit dem Rennrad befahrbaren Punkt des Oberpfälzer Waldes nimmt man selbstredend mit.
Auch wenn, außer einem kleinen Grenzschild nicht mehr viel auf die Deutsch-Tschechische-Grenze hindeutet, merkt man den Grenzübertritt deutlich am Straßenbelag. Ist er bis zur Tankstelle an der Grenze in Bärnau noch in Topzustand, wird es auf böhmischer Seite schlagartig deutlich schlechter. Da ich die Straße aber praktisch für mich habe, kann ich mir die gut die optimale Linie suchen und das Gerumpel ein wenig entschärfen. Hinter Halze wird der Belag dann auch wieder besser, und ich fahre auf einen tschechischen Rennradfahrer auf. Da er Deutsch kann, unterhalten wir uns ein wenig und fahren ein paar Kilometer zusammen. Als ich ihm von meinem geplanten Tagespensum erzähle, bietet er mir spontan an ein paar Kilometer Windschatten zu spenden. Ein Angebot das ich gerne annehme. Kurz vor Mariánské Láznĕ trennen sich unsere Wege und ich fahre weiter um in dem schönen Kurort erst mal Rast zu machen.
An mondänen Kurhotels vorbei geht es nun hinauf in den Kaiserwald. Kaum hat man Mariánské Láznĕ hinter sich gelassen, wird es wieder deutlich ruhiger auf den Straßen und bis auf eine kleine Oldtimerralley, die mir entgegen kommt bin ich fast allein. Um in das Tal der Teplá zu gelangen nehme ich eine Abkürzung über das winzige Nest Louka. Berg rauf fährt sich die Straße ganz angenehm, auch wenn der Belag nebenstraßentypisch relativ bescheiden ist. Die Abfahrt ist jedoch übel. Über eine entsetzliche Rumpelpiste geht es bei teilweise bis zu 13% Gefälle etwa 150 Höhenmeter bergab. Das Ganze ist so heftig, dass ich fast nur auf der Bremse bin, und heilfroh bin als ich es hinter mir hab. Der Rest bis Karlovy Vary verläuft relativ unspektakulär auf akzeptablem bis guten Belag. Mittlerweile ist es auch einigermaßen warm geworden.
Meine Einfallstraße nach Karlovy Vary ist genau die dortige Prachtstraße. Jede Menge prunkvolle Hotels, teure Geschäfte und Restaurants säumen den Weg. Während ich mir meinen Weg durch die Touristenmassen bahne erlebe ich den Vorteil eines recht lauten Freilaufs. Ein kurzes Rattern ersetzt hier perfekt die Klingel. Kaum verlässt man die Prachtstraße sieht es allerdings aus wie in jeder anderen Stadt auch. Weiter geht es gen Ostrov. Die lange Straße ohne nennenswerte Kurven zieht sich ganz schön. Für etwas Abwechslung sorgen jedoch zwei der seltenen Schwarzstörche, die die Straße überfliegen.
Am Rathaus von Ostrov gibt es nochmal eine kurze Pause bevor es hinauf ins Erzgebirge geht. Kurz vor Krásný Les wird die Straße ausgebessert. Sicher ein löbliches Unterfangen, das die eine oder andere Straßen in Tschechien nötig hätte. Aber das Ganze wird hier nach der Methode „Quick and Dirty“ praktiziert. Will heißen: Etwas flüssigen Asphalt in das Loch; Schüppe Splitt drauf; fertig.
Da das Ganze noch frisch ist, sind die Splittsteinchen noch recht klebrig, und werden freudig von meinen Reifen aufgesammelt und durch die Gegend geschleudert. Da ich doch ein wenig in Sorge bin, auf einmal mit perforierten Reifen da zustehen muss ich alle rund 100 Meter immer wieder anhalten um meine Reifen vom Splitt zu befreien. Und tatsächlich finde ich am Folgetag, als ich die Laufräder zwecks Rücktransport ausbaue noch Splitt an meiner Direct-Mount Hinterradbremse. Gott sei Dank ist die Baustelle auch bald vorbei und der Rest des Anstiegs zum Meluzina gestaltet sich ausgesprochen angenehm. Bei durchschnittlich 6-7% und meist im Wald liegend kann man den Berg schön gemütlich hochkurbeln.
Oben angekommen geht es dann weiter nach Osten, wo sich einige tolle Tiefblicke ins Böhmische Becken bieten. Über eine autofreie Nebenstrecke mit relativ viel Radverkehr erreiche ich dann wieder die deutsche Grenze nach Sachsen. Hier orientiere ich mich bis Olbernhau an der Strecke der Deutschlandrundfahrt von 2012. Durch das Natzschungtal rollt es, wie damals hervorragend, nur dass ich heute alleine unterwegs bin. Hinter Olbernhau verlasse ich allerdings die damalige Strecke um auf direktem Wege in Richtung Dresden zu fahren. Denn so schön die Schleife über Dlouha Louka damals war. Heute ist sie definitiv nicht mehr drin.
Mehrmals geht es noch mal hinauf auf über 700 m, teilweise sogar noch mit zweistelligen Steigungsprozenten. Alles nichts dramatisches, aber angesichts meines schon hinter mir liegenden Pensums doch nicht ganz einfach.
Ob es am nahen Ziel liegt? Auf jeden Fall fallen mir je näher ich dem Ziel komme die immer wieder auftauchenden Gegenanstiege auf einmal leichter und leichter und ich kann sogar das Tempo nochmal etwas anziehen. Dann kommt noch eine kurze Schussfahrt nach Possendorf, und ein wenig ausrollen in Richtung Kreischa und ich hab es geschafft.
Wer mag:
Hier gibt es den Track auf Strava.
6 gefahrene Pässe
Ringel, Kupferhügel, Meluzína, Silberhütte, Royal Golf Club Mariánské Laznĕ , LoukaStrecke
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Ich bin diese Etappe gefahren
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