Von majortom – Die Umrundung der Ile de Beauté. 7 Etappen, herrliche Küstenstraßen, tolle Ausblicke aufs Mittelmeer, hohe Pässe, einsame wilde Bergregionen. Und nach der Etappe ein Bad im Mittelmeer – vier von sechs Etappenorten liegen am Meer. Ein spätes Saisonhighlight auf Korsika!
Streckenänderungen vorbehalten!
quäldich-Reise Korsika-Rundfahrt
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise Korsika-Rundfahrt vom 9. bis 15. September 2018.
Von majortom – Major & Crew übernehmen den Staffelstab aus den Pyrenäen und berichten von Korsika, der selbsternannten Ile de Beauté, der Insel der Schönheit. Was sich heute bei der Cap-Corse-Umrundung schon bestätigt hat. Würde Jan nicht den Begriff "epische Etappe" derart überstrapazieren, dass dieses Label gar nicht mehr wert ist, heute müsste man eigentlich diesen Pseudosuperlativ zücken, um die fantastischen Küstenstraßen entlang des korsischen Daumens zu charakterisieren.
Und das beste ist: die südeuropäische Gelassenheit, die wir hier vor Ort antreffen, scheint sich auch auf die Gruppe übertragen zu haben. Urlaubsstimmung auf der Insel der Schönheit.
Und um diesen rudimentäten Bericht aufzuwerten (den wir aufgrund von Verzögerungen im Betriebsablauf an der Leihradfront eher kurz halten), noch ein paar O-Töne des Tages:
Bei der Etappenbesprechung am Morgen. Tom: "Gibt es noch Fragen zur Etappe?" Rückfrage: "Wo können wir nach der Etappe an den Strand gehen?"
Bei der Mittagspause: "Das ist mein Mann. Und ich würde ihn jederzeit wieder heiraten."
An der Westküste von Cap Corse: "Sag mal... bist du schon jemals eine so schöne Strecke gefahren??"
Schon gestern beim Abendessen: "Das Bier schmeckt hier irgenwie nach Jägermeister."
Ursprüngliche Etappenbeschreibung:
Egal ob du schon gestern in Bastia eingetroffen bist oder ob deine Fähre erst heute früh anlegt – es geht gleich aufs Rad. Korsika sieht auf der Landkarte ein wenig aus wie eine Faust mit hochgestrecktem Daumen, und der Daumen heißt Cap Corse. Seine Umrundung ist eine der schönsten Touren der Insel somit ein toller Auftakt für unsere Woche. Schöne Küstenstraßen, einsame Buchten, und auch ordentlich Höhenmeter warten gleich auf der ersten Etappe.
Von majortom – Es war 1755, als korsische Widerstandskämpfer angeführt vom korsischen Nationalhelden Pascal Paoli die genuesischen Besatzer besiegten und eine demokratische Verfassung schufen. Somit steht Pascal Paoli auf der Nationalheldenliste Korsikas mindestens auf derselben Stufe wie Napoleon Bonaparte (der übrigens Gerüchten zufolge von seiner Geliebten liebevoll "Napie" genannt wurde). Doch was ist so ein Guerilla-Quatsch schon gegen den korsischen Nationalhelden des Jahrs 2018. Unser quäldich-Rookie Pascal (das kann doch kein Zufall sein mit dem Vornamen...) hat nämlich quasi aus dem Stand fast die komlette heutige Etappe bewältigt, obwohl er erst aus einer bei Freiburg-Bordeaux entstandenen Bierlaune heraus vor ein paar Wochen mit dem Rennradfahren begonnen hat. Chapeau, sagen wir da nur.
Chapeau sagen wir auch zur Internetverbindung im Hotel des Touristes, durch die unsere Fotos nur so auf den quäldich-Server gefluppt sind. Sensationell.
Der Tag beginnt heute mit der Ankunft von Chris, dem Mechaniker von Europe Active, der die uns vermieteten Räder wieder auf den technischen Stand bringen soll, die wir eigentlich schon bei deren Übergabe hätten erwarten können. Nun gut, die gröbsten Mängel sind damit erstmal behoben, und somit auch vielen Dank an Chris. Leider kommt es deswegen erneut zu Verzögerungen im Betriebsablauf, so dass der Sous-Chef in letzter Minute sein Gepäck in den Sillecruiser wuchtet. Gruppe 3 ist schon los gefahren, sie kennen heute erneut kein Halten. Ulf folgt kurze Zeit später mit seinen paar Sportiven, und meine Gruppe fährt hinterher. "Der erste Berg heute ist genau so hoch wie der letzte gestern", stellt ein Gruppenmitglied fest. Eine Verschwörung? Nein, es geht heute nochmal über den Col de Teghime, diesmal in Ost-West-Richtung. "Wir treffen uns an der Kanone wieder", kann ich so allen Attackierenden mit auf den Weg geben. Und jeder weiß Bescheid. Das ist Vorbereitung!
Die Aussicht vom Col de Teghime hinab zur Bucht von Saint Florent ist heute auch viel schöner, es ist nicht so diesig wie gestern. Wir stürzen uns in die Abfahrt, durchqueren Saint Florent und sind nach kurzer Flachpassage schon im Anstieg zum Col de San Stefano. Hier ist leider noch etwas viel Verkehr, es ist heiß, und der Respekt vor dem Tagesprogramm wird höher. Kurz darauf ein Kettenriss - natürlich bei einem Europe Active-Rad. Der legitime Nachfolger von Ketten-Klaus will es wohl schon in den Straßengraben befördern, doch ich kann gerade noch rechtzeitig das Kettenschloss aus dem Rucksack zücken. Ein Hoch auf den Guiderucksack!
Es wird dann auch immer schöner im Col de San Stefano, doch so richtig sensationell ist dann erst der sich anschließende Col de Bigorno. Schmale Straße, Weitblicke, die korsische Bergwelt. Was will man mehr. Vielleicht das legendäre Bergbuffet von Sille, das uns oben erwartet. Nachdem der Zeitplan Sille gestern noch vom Schnittchen schmieren abgehalten hat, ist sie heute voll in ihrem Element (lediglich als Denny ihr das leere Essiggurkenglas aus der Hand nimmt, um das Gurkenwasser auszutrinken, verliert sie kurz nahezu ihre Contenance).
Pascal hat ganze Scouting-Arbeit geleistet, und so sind wir vor den Kühen in der Abfahrt gewarnt. Immer wieder stehen sie am Straßenrand und wundern sich wohl, was wir hier so treiben, sind aber sonst nicht aus der Ruhe zu bringen. Die kurzerhand vom Sous-Chef antibasisdemokratisch verordnete B-Variante (schließlich stehen wir ja unter Druck, da gestern die B-Quote in der entspannten Gruppe höher war als bei uns) entpuppt sich als absoluter Leckerbissen. Serpentinen durch satt grüne korsische Landschaft. Ein Traum!
Und damit sind wir erst knapp bei der Hälfte der Etappe. Ein kurzes Stück Hauptstraße, dann geht es in den Col de Croce d'Arbitro. Ein recht unnötiger Pass eigentlich. Aber er bietet uns schöne Ausblicke auf die dolomiteske Bergformation Aiguilles de Popolasco (einen besseren Namen dafür kann man sich eigentlich nicht ausdenken...), und außerdem ist er wieder herrlich idyllisch und abgeschieden. Nur die Wasservorräte gehen so langsam zur Neige.
Der Restaurantbesitzer in Ort am Ende der Abfahrt ist keine große Hilfe, dafür finden wir einen mariengesegneten Brunnen einen Kilometer später. Weihwasser für die Bidons gewissermaßen. Ob das hilft? Die Kräfte sind natürlich nahezu aufgebraucht am Ende der Etappe, aber die Schlucht, durch die wir fahren, ist so grandios, dass wir die Erschöpfungssymptome nochmal zurückstellen können. So langsam bekomme ich Angst, dass es uns nicht gelingen könnte, den Spannungsbogen zu halten, so hoch liegt die Messlatte nach dieser Etappe.
Jetzt Essen. Menu Sportif. Ohne Huhn natürlich.
Wir verlassen die stark touristisch geprägte Küstenregion und begeben uns heute ins Landesinnere. Wir überqueren den Col de Teghime und gelangen so wieder ans Meer, auf der anderen Seite des Daumens. Dann folgt der langgezogene Anstieg zum Col de Bigorno, und wir haben den wilden Teil der Insel erreicht. Der Croce d'Arbitro beschließt das Pässetrio für heute, doch dann geht es dem Tal entlang noch hinauf bis in unseren Etappenort Calacuccia, an einem See gelegen auf 800 m Höhe. Hier sind wir fernab der touristischen Zentren, so dass die Unterbringung heute etwas einfacher ausfällt.
Von majortom – Unglaublich! Seit drei Tagen sind wir nun schon auf Korsika unterwegs, und es jagt ein Highlight das nächste. Es fühlt sich an, als wären wir schon eine ganze Woche hier. Ich glaube, so oft wie heute in der Spelunca-Schlucht musste ich bei einer Abfahrt noch nie so häufig wegen Teilnehmer-Fotostopps anhalten.
Es ist so toll hier, dass es schwierig ist, das ganze in Worte zu fassen. Deshalb hier nur die Etappe im Schnelldurchlauf.
Gemütliches Hochrollen zum Col de Vergio. Idyllischer Kiefernwald. Spektakuläre grau-rötliche Felsformationen. Kühe auf der Straße. Schweine auf der Straße. Korsikas höchster Straßenpass. Schöne Abfahrt. Spelunca-Schlucht. Offene Münder bei Fotostopps. Die ersten Stimmen melden sich, die die Reise nochmal buchen möchten. Speichendefekt #1. Kollision mit Bus (zum Glück ohne schlimme Verletzungen). Passstraße durch die Calanches. Farbkontrast aus türkisblauem Mittelmeer, grüner Vegetation und rotbraunen Felsen. Gigantische Calanches! Touristenhorden. Stau. Bergbuffet bei Sille und Pascal. Große Hitze. Gnadenlose Hitzeschlacht. Hügel und Wellen. Das Meer ruft. Badepause in Sagone. Traumhafter Strand. Schade dass die Etappe nicht hier zuende ist. Speichendefekt #2. Letzte Kräfte mobilisieren. Immer noch heiß. Rauf zum Col de St. Bastiano. Ajaccio (Tom spricht es "Ajatscho" aus, obwohl die korrekte Aussprache anscheinend "Aschackxio" ist) liegt unten in der Buch. Abfahrt. Gegenanstieg. Kreisverkehr. Die Zacke des Todes. Verkehrschaos. Stau. Blank liegende Nerven. Endlich am Hotel. Gepäck noch nicht da. Egal. Schmutzbier. Schnell duschen. Abendessen.
Fantastisch!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Eine sensationelle Etappe liegt vor uns, mit zwei der absoluten landschaftlichen Highlights der Insel. Zunächst geht es vom Calacuccia-Stausee noch weiter hinauf. Der Col de Vergio ist mit 1477 m Höhe der höchste Straßenpass Korsikas. So richtig spektakulär wird es jedoch erst auf der Abfahrt, als wir die Spelunca-Schlucht durchfahren. Dann kommen wir bei Porto wieder am Meer an und wenden uns nach Süden, dabei kommen wir durch die roten Felsen der Calanches und können wunderschöne Buchten bestaunen. An der Küste entlang bleibt es hügelig, der Col de St. Bastiano ist noch ein letztes Hindernis, bevor wir die Hauptstadt Südkorsikas, Ajaccio, erreichen.
Von majortom – Und wieder liegt eine sensationelle Etappe hinter uns. Und wieder ist es schon kurz vor dem Abendessen, so dass der Tagesbericht wieder eher rudimentär ausfällt. Die Speichensuche hält uns leider weiterhin auf Trab, aber das beste Team der Welt gibt natürlich (noch) nicht auf.
Neun Uhr, Aufbruch in Ajatscho. Mit weniger Stau und Stadtverkehr als befürchtet, dafür mit kurzer Passage auf autobahnähnlicher 4-spuriger Straße. Da gibt es aber einfach keine andere. Dann aber sind wir sofort im ersten Anstieg des Tages. 600 Höhenmeter. Und schon wieder wird es heiß. Die Auffahrt ist noch unspektakulär, erst oben ergeben sich erste Meerblicke. An der ersten Passhöhe wird einfach weiter gefahren. Macht nichts, alle warten an der nächsten. Und dann geht es gemeinsam in die Abfahrt, fast wieder bis auf Meeresböhe hinab.
"Und jetzt geht es auf den Col de... Scheiße", munkelt meine Gruppe. 1000 Höhenmeter bis zum Col de St. Eustache. Zum Glück mit Unterbrechung bei der Hälfte, wo noch einmal ein Dosencola drin ist. Doch es ist kein wirklich furchterregender Anstieg, und schon sind wir bei Sille und Pascal beim Bergbuffet. Schöne Location, schöne Aussicht, großartige Mittagsverpflegung. Doch so richtig spektakulär wird es erst danach, als wir wieder mal eine kühn trassierte Straße durch verwitterte Felsen mit grandiosen Weitblicken über das südliche korsische Gebirge fahren. Schon wieder eine Abfahrt, in der dauernd für Fotostopps angehalten wird.
Die Gruppe hat es schon beim Essen schöngerechnet: eigentlich müssen wir nur noch zum Col d'Illarata fahren, der Rest ist Abfahrt. Und so fahren wir das hügelige Stück bis Zonza und schaffen dann auch noch den kurzen Gegenanstieg zum Illarata. In der Abfahrt sehen wir dann bis Sardinien. Großartig. Mit jedem vernichteten Höhenmeter wird es wieder wärmer. Und dann sind wir auch schon in Porto Vecchio. Königsetappe absolviert. Und morgen ist Ruhetag.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute geht es von der West- wieder zur Ostküste. Wir verlassen Ajaccio und sind quasi sofort wieder im einsamen Inselinneren, und sofort geht es auch wieder bergauf, über die Pässe Bellevalle und Aja Bastiano. Die Abfahrt ins Taravo-Tal führt uns wieder fast bis auf Meereshöhe zurück, dann jedoch geht es zum Col de Saint Eustache, dem höchsten Punkt der Etappe. Hügelig geht es über das Plateau, bis wir vom Bocca d'Illarata eine lange Abfahrt am Ospedale-Stausee vorbei nach Porto-Vecchio haben.
Von majortom – Zwischentief zieht in der Nacht durch. Abfahrtszeit auf 10 Uhr verschoben. Ausschlafen. Gemütliches Frühstück. Man könnte auch einfach 40 km an der Küste entlang fahren. Stattdessen geht es wieder in die Berge. Wer will auch schon 40 km auf einer ätzenden Hauptstraße fahren? Straßen sind abgetrocknet, erste Flecken blauer Himmel. Es geht in den Col de Bacinu. Schöne Ausblicke auf die Bucht von Porto Vecchio. Bislang wohl der steilste Pass. Es wird tapfer gequetscht. Rote Felsen. Straße spektakulär an den Hang geklatscht. Begeisterte Jubelschreie. Schon wieder. Tag 5.
Loreley-Empfang an der Passhöhe. Jacken und Windwesten werden ausgepackt. Bewölkt. Endlich nicht mehr so heiß. Die Abfahrt ist mit Gallensteinen gepflastert. Einsatz für Sille. Durchdrücken mit der Orthopädencrew zur Mittagspause. Bergbuffet. Sensationell. Vereinzelte Regentropfen. Kekse werden abgedeckt. Hundert Meter später nasse Straße. Gutes Timing. Wir bleiben Trocken. Wiedersehen mit Zonza.
Col de Bavella. Bocca di Bavedda. Dolomitesk. Profil: Leicht, schwer, leicht. Korrektur: mittel, schwer, leicht. Pilgerstätte an der Passhöhe. Touristenhorden mal wieder. Sensationelle Abfahrt. Traumhafte Landschaft. Fotostopps. Bergsprint sportiv vs. ausdauernd. Sabine zieht knallhart durch, Bernd sichert sich Bergpunkte. Die Taktik des Berichterstatters geht leider wegen mangelnder Power nicht auf. Plaudern am Zwischenpass. Ulf muss noch mit nach Sari. Wir kehren auf Coläle und Crêpes am Fluss ein. Kräfte Sammeln. Zweite Splittergruppe stößt dazu. Letzte Kilometer. Solenzara. Schmutzbier.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Von Porto-Vecchio geht es heute nach Solenzara, ebenfalls ein an der Ostküste gelegener Badeort. Doch statt an der weitgehend flachen Ostküste entlang zu fahren, geht es auch heute wieder in die Berge, erneut auf einsamen Straßen durch herrliche Berglandschaft. Der Col de Bacinu macht den Auftakt, dann geht es hinauf zum Col de Bavella, der als einer der schönsten Pässe der Insel gilt. Von hier aus müssen wir dann nur noch nach Solenzare hinunter rollen – purer Genuss!
Eigentlich könnten wir das zu jeder Etappe schreiben. Jede einzelne hat uns bislang Momente geliefert, wo wir einfach nur staunend rechts ran fahren konnten und die grandiose korsische Bergwelt, die bombastischen Küstenstraßen, die idyllischen Kiefernwälder bestaunen. Gestern wurde die Restonica-Schlucht als absolutes Highlight der Insel angekündigt. Kann sie sich tatsächlich mit den bisherigen Etappen messen? Definitiv. Haben wir heute nochmal einen drauf gesetzt und eine würdige Königsetappe bestritten? Definitiv! Was für eine Etappe!
Sie beginnt mit Cruisen entlang der Küstenstraße, von Solenzara flach nach Norden. Ein Flachstück von 18 Kilometern, das hatten wir lange nicht mehr. Hatten wir das überhaupt mal irgendwann in den vergangenen sechs Tagen? Erinnerungsfetzen fliegen vor dem geistigen Auge vorbei wie wir durch die Ebene. Dann werden wir jäh auf den Boden der Realität zurück geholt. Ein paar Flipflops wurde am Start stehen gelassen! Ob sie inzwischen wieder aufgetaucht sind, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt.
Dann die geradeste Straße der Welt auf die Berge zu. Immer wieder Hubbel, um die Autos auszubremsen. Sie lassen uns das geschundene Sitzfleisch spüren. Doch dafür führt uns die erste Kurve seit etwa zehn Kilometern dann gleich in die Schlucht Défilé de Irgendwas. Wieder mal Felsen, wieder mal eine spektakulär trassierte Straße, wieder mal Fotostopps. Inzwischen befindet sich das Peloton im Freigabe-Modus. Denny jagt mit Musikbegleitung wie ein Blitz aus Gruppe 3 heran und an uns vorbei. Bei uns werden die Attacken nur halbherzig ausgefahren; Tamara sichert sich mit einem Ausreißversuch direkt am Ende der Neutralisation heute die rote Rückennummer des angriffslustigsten Fahrers.
Recht gemütlich fahren wir bis Ghisoni, wo sich nach der ersten Hälfte des Anstiegs auch Denny wiederfindet. Er sitzt gemütlich in einer Bar und wartet auf seine Gruppe. Wir ausdauernden halten uns nicht lange auf und nehmen den zweiten Teil zum Col de Sorba in Angriff. Wieder mal Kiefernwälder. Schöne Straße, theoretisch gut zu fahren, nur beim Guide wollen die Beine nicht mehr so recht... Egal, denn Tamara beruhigt mich mit einer für mich in diesem Moment nicht ganz nachvollziehbaren (aber sicher korrekten) Rechnung, dass wir genau das Gruppe-2-Tempo fahren und alle anderen nur zu schnell sind. Wir haben noch 37 Minuten Zeit oder so... also alles ganz easy.
Cola und salziger Gift-Sprudel bei Sille, begleiten vom legendären Bergbuffet. Auch Pascal macht sich für seinen Etappenteil bereit, während der Guide auf einem Baumstamm sitzt und erstmal wieder mit sich selbst ins Reine kommen muss. Die Übernahme des Guidrucksacks durch Frank wird jedoch mit Verweis auf die Guide-Ehre ausgeschlagen. Abfahrt ins Innere der Insel, Serpentinen wie am Stilfser Joch. Nur schöner. Fotopausen obligatorisch.
Wir erreichen die Hauptstraße, die Bastia mit Ajaccio verbindet. Corte ist nicht mehr weit. Und glücklicherweise herrscht weniger Verkehr als befürchtet. Auf der Abfahrt sowieso recht locker, und auch im Gegenanstieg zum Col de Dingsbums wird tapfer weiter gequetscht. Und dann liegt Corte direkt hinter uns. Die Versuchung ist groß, direkt ins Hotel einzuchecken. Doch schließlich macht sich die gesamte Gruppe auf zum 1000-Höhenmeter-Anstieg das Restonica-Tal hinauf. Verdammt hart, aber es hat wohl keiner bereut.
Schmale Straße, tolle Landschaft, unrhythmische Steigung. Steile Rampen. Wir werden gefordert. Herrliche Restonica. Verdammt hart. Touristenchaos, mal wieder. Macht nichts, wir lassen uns von all den Autos kaum stören, genießen die Landschaft, sofern wir das überhaupt noch können. Dann eine brutale Steilrampe. Ist doch nur zwei Mal hintereinander der Eyserbosberg, versuchgt der Guide/Berichterstatter sich zu beruhigen. Doch den bin ich auch noch nie mit schon 2000 Höhenmetern in den Beinen gefahren. Brutal. Mit letzter Kraft erreicht der Guide die Passhöhe und wird mit Jubelrufen empfangen. Die Gruppe hat schon den Kühlschrank der kleinen Berghütte geplündert. Cola und Eau gazeuse. Und Begeisterung über einen wunderschönen Anstieg hinauf in die grandiose korsiche Bergwelt.
Und dann nur noch hinab nach Corte. Die anderen Gruppen kommen uns entgegen, auch sie sehen leidend und glücklich (bis auf Sabine, die ist nur glücklich) zugleich aus. Was für eine Etappe!
Da es morgen wohl keinen Bericht mehr geben wird, bedanken wir uns bei allen Lesern und verabschieden uns. Wir geben zurück in die angeschlossenen Funkhäuser. Comig Soon: Bald übernimmt dann Hagen wieder aus der Sierra Nevada, und anschließend geht es in den Winterschlaf.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Korsika ohne die Restonica-Schlucht wäre nur ein halbes Erlebnis. Dieses Tal, das bis auf 1300 m hinauf in die Berge führt, startet von Corte, der historischen Hauptstadt Korsikas. Das heißt, wir haben mal wieder einen weiten Weg vor uns. Zunächst geht es entlang der Küste recht flach nach Norden bis Ghisonaccia, dann hinauf zum Col de Sorba, 1311 m hoch, in der Inselmitte gelegen. Unser Weg führt uns hügelig weiter nach Corte, dann geht es die Restonica hinauf – ein Anstieg mit immerhin knapp 1000 Höhenmetern. Diese Stichstraße kehren wir schließlich wieder um und übernachten in Corte.
Von majortom – Ein letztes Mal Koffer packen, heute geht es zurück nach Bastia. Doch auch die Schlussetappe entführt uns nochmals auf die einsamen Bergstraßen, die diese Insel so liebenswert machen. Den Auftakt macht der Col de St. Antoine, dann geht es über den Col de Prato, und schließlich auf den Col de St. Agostino. Die finalen Kilometer nach Bastia rollen wir flach an der Küste aus.