Von tortenbäcker – Freitag 24. Februar: Der Tag beginnt strahlend blau, ich schaue aus dem Fenster zu den nahen verschneiten Bergen. Wenn es gut läuft, kann ich heute noch eine kleine Runde drehen, also los an die Arbeit! Überraschend schnell bin ich mit meinen geschäftlichen Verpflichtungen fertig und kann kurz vor zehn Uhr die Wohnung verlassen. Unser Kunde muss jetzt den nächsten Schritt machen, und das dauert bestimmt bis in den Nachmittag hinein. Bis dann bin ich wieder zurück.
Der Plan: Zuerst dem Vierwaldstättersee entlang, dann Ober Urmi anprobieren (da wird man noch nicht weit kommen) und bei meinem Schokoladenlieferanten Felchlin in Ibach die Tour beenden. Hier können dann grosszügig Schweizer Franken gegen edle Kuvertüre eingetauscht werden.
Ich fahre los, es ist wärmer als angenommen – die Winterhandschuhe hätte ich getrost zuhause lassen können. Überall schmilzt der Schnee, die Strassen sind häufig nass vom Schmelzwasser. Kurz vor Weggis biege ich links ab und fahre den Anfang der Hütteberg Auffahrt (schön!). Bei Riedsort geht es dann wieder runter an den See.
Jetzt bemerke ich, dass mein Plan scheitern wird: Der Fabrikladen von Felchlin macht nämlich von 11:00 bis 14:00 Mittagspause, also während meiner geplanten Ankunftszeit, hhmmm. Heutzutage denkt man kaum noch daran, dass Läden über Mittag nicht offen haben könnten. Tja, Pech.
In Gersau folgt die hübsche Strasse Richtung Ober Urmi. Recht schnell beginnt da der Schnee, aber nur neben der Strasse, die Strasse selbst bleibt vorerst schneefrei. Meine Fitness interessiert mich und ich gebe etwas Gas, aber es ist noch zu früh in der Saison für schnelle Zeiten. An ein paar Stellen gilt es ein wenig Schnee zu überqueren, aber absteigen muss ich bloss einmal für fünf Meter. So geht es immer weiter, eigentlich kann das doch gar nicht sein. Diese völlig unbedeutende Strasse kann doch nicht etwa bis oben geräumt sein (?) Doch genau dies ist der Fall und Ober Urmi wird mein erster alpennordseitiger Anstieg des Jahres 2012. Was für ein Auftakt! Mit den verzuckerten Bergen ist es sogar noch schöner als sonst.
Da das mit der Schokolade ja nichts wird, drehe ich um und fahre zurück nach Hause. Etwa 5 km vor dem Ziel kommt es zu einem ungewollten Druckausgleich zwischen der Troposphäre und meinem Hinterrad. Mist. Also Ersatzschlauch und Patrone hervorkramen – doch halt, wo ist die Patrone? Noch viel grösserer Mist, ich habe tatsächlich keine Patrone dabei! Da nützt der Ersatzschlauch herzlich wenig, was bin ich doch für ein Trottel. So stehe ich nun da in meinen Rennradschuhen, wie bestellt und nicht abgeholt. Die letzten Kilometer muss ich also noch zu Fuss hinter mich bringen. Ziemlich mühsam bei dem ungeeigneten Schuhwerk. Immerhin ist der Tag wunderschön, so wandere ich eben meinem Ziel entgegen.
Dieser unrühmliche Schluss vermag die Freude über die unverhoffte Tour kaum trüben. Der Frühling kann kommen!