Von majortom – Die Lage Chiavaris ermöglicht uns eine vielfältige Streckenplanung nach Westen, Norden und Osten, mit ungezählten Bergen, die von den drei Tälern ausgehen, die hier ins Mittelmeer fließen. Und abends tauchen wir in die Restaurants und Bars der wunderschönen Altstadt und ein.
Die hier dargestellten Touren sind exemplarisch. Die tatsächlich gefahrenen Touren werden vor Ort geplant und den Witterungsverhältnissen angepasst.
quäldich-Reise Ligurien – Saisonauftakt in Chiavari
Von Jan – Was für ein Auftakt in unsere Ligurienwoche. Bei fast schon frühsommerlichen Temperaturen halte ich die Auftaktansprache in den Gassen von Chiavari, um halb zwei rollen wir los, immer dem Mittelmeer entlang, über die Panoramica nach Sestri, hinein ins Val Petronio an den Fuß unseres ersten Anstiegs. Nagelneuer Asphalt begrüßt uns, die Sonne lacht, die Blumen und Bäume blühen. Rennradglück.
Über einen giftigen Stich erreichen wir Masso und dann die Via Aurelia, von der wir uns sogleich nach Moneglia hinab ans Mittelmeer stürzen. Buchtbesuch mit Strandblick, ein erster Caffè, der zweite Anstieg zurück zur Aurelia. Was für eine Abfahrt nach Sestri!
Um 16 Uhr sind wir am Scheidepunkt der beiden Tagesvarianten. Natürlich nehmen wir noch den Anstieg nach Santa Giulia mit, der Tag ist ja noch jung! Und oben liegt uns der Tigullische Golf zu Füßen, mit den Halbinseln von Sestri zur Linken und Portofino zur Rechten. Eine Abfahrt später sitzen wir in der Strandbar und lassen den Tag bei einer Lemonsoda in der Sonne ausklingen. Urlaub!
Und so war der Plan:
Willkommen in Ligurien! Um 13 Uhr am Samstag starten wir zu einer kurzen, optionalen Einrollrunde, die einen schönen ersten Eindruck vom Rennradrevier der bevorstehenden Woche vermittelt. Am Meer entlang und über die aussichtsreiche Via Panoramica geht es nach Sestri Levante, dann geht es hinauf zur Via Aurelia, der berühmten Küstenstraße, die sich von Bucht zu Bucht die Steilküste entlang schlängelt. Unser Ziel ist das hübsche Moneglia, wo wir am Meer unseren ersten Caffè einnehmen können.
Auf dem Rückweg müssen wir dann natürlich nochmal zur Aurelia hoch... in Ligurien summieren sich selbst am Meer entlang die Höhenmeter schnell.
Von majortom – Wir bleiben an der Küste. Heute erkunden wir die westliche Himmelsrichtung und folgen der Via Aurelia über bekannte Badeorte wie Rapallo und Recco bis vor die Tore von Genua. Hier wenden wir uns dem Hausberg der Metropole zu, dem Monte Fasce. Mit wunderschönen Rückblicken auf Hafen, Bucht und Großstadt fahren wir hinein in die erstaunliche Stille des Apennins. Hinunter geht's zur Casa Cornua, wo wir Mittagessen können. Durchs Valle Fontanabuona cruisen zurück Richtung Chiavari; natürlich nicht ohne die letzten Höhenmeter über das Bergdorf Leivi.
Von Jan – Eigentlich sollte der heutige Tag etwas kürzer ausfallen, als Auftakt in eine Woche mit ohnehin langen Tagen. Eigentlich hatten wir aber nicht mit so tollem Wetter gerechnet. Und am Dienstag soll es sich eintrüben. Also fahren wir frohgemut Richtung Genua. Die 200 Höhenmeter bis zur Madonna delle Grazie sind schnell weggedrückt, und schon rollen wir durch Rapallo und hinauf zum Ruta-Tunnel. Es war vorher schon klar, dass die Blicke nach Genua von hier heute toll sein müssen. Aber dass wir bis in die verschneiten Seealpen gucken können, ist ungewöhnlich. Erster Wow-Moment des Tages. Wir genießen den Augenblick und hetzen uns nicht mit der Weiterfahrt.
Die uns wellig Richtung und hinein nach Genua führt. Als der Stadtverkehr gerade zu nerven beginnt, biegen wir rechts ab und fahren Richtung Hinterland. Am Abzweig zum Monte Fasce legen wir in einer Bar noch einen kurzen Stopp ein, und gehen dann die 200 Höhenmeter Richtung Bar Paisciun an, wo wir heute eine frühe Panini-Verpflegung vorbereitet haben. Diese erwarten uns fertig vorbereitet. Toll! Und zum Glück, denn das Team ist mit unseren Getränke-Bestellungen komplett ausgelastet. Momento panico! Solcherart gestärkt setzen wir den Anstieg auf den Monte Fasce fort, der im Folgenden grandiose Blicke hinab auf Genua öffnet. Hier ist es immer traumhaft schön, aber selten so schön!
Am Sattel unterhalb des Monte Fasce verbleiben diejenigen, die genug gesehen haben, und sich die Sicht nicht noch über eine üble Schlaglochpiste zum Gipfel versüßen wollen. Diese wird mit den Jahren nicht besser, gewährt aber Gipfelblicke, und die sind einfach toll. Hinunter nach Genua, und hinüber nach Korsika, das gerade so und äußerst schemenhaft im Mittelmeer auszumachen ist.
Wir stürzen uns in die Abfahrt ins Fontanabuona, fahren das Fontanabuona vor und checken in die Bar in Calvari ein. Nun folgt die Gretchenfrage: 700 Höhenmeter auf den Romaggi oder 220 Höhenmeter über Leivi ins Hotel. Peter und Artus folgen der charismatischen Übermacht von Carmen und Patricia. Ich bin machtlos, und fahre mit der Restgruppe, bestehend aus Alex, Frank, Hans Joachim, Lena, Manfred und Uli in den Romaggi. Der mit dem bescheidenen Mittagsmahl, das wir uns heute gegönnt haben, eine echte Herausforderung ist. Dafür beglücken uns die Blicke nach Sestri und die einsame, schmale, in weiten Teilen neu asphaltierte Straße. Passfoto.
Dann der Schreck in der Abfahrt: die spontan geplante Option biegt auf die mir hinlänglich bekannte Schlaglochpiste ab. Für unsere Gruppe kein Problem, aber die arme Gruppe 1. Armer Jan! Meine Entschuldigung! Die eigentlich gemeinte Straße fährt sich nämlich ganz hervorragend, wenn sie auch nicht neu asphaltiert ist, wie mittlerweile fast alle Straßen der Region. Nun sind wir doch alle leicht angeknockt, und müssen noch die steile Variante zur Kirche nach Leivi hoch. Müssen, weil die flache Strecke von Carasco nach Chiavari einfach immer verkehrsbelastet ist.
Aber auch diesen Anstieg snacken wir weg, und die anschließende Abfahrt führt uns direkt in die Hotelgarage. High Five und gute Laune über einen tollen Tag in Ligurien!
Heute werden die Speicher bei Ivo aufs Beste gefüllt. Und morgen wartet die Königsetappe. Morgen wartet der Tomarlo!
Von Jan – Leider ist Roberto krank und muss die Woche abbrechen. Glücklicherweise darf ich dadurch heute die entspannte Gruppe guiden. Gestern hatte ich noch die besten Beine des Jahres, heute hingegen kann ich eine kurze Etappe gut gebrauchen. Und so startet die entspannte Gruppe bestehend aus Carmen, Martina, Martina, Meike, Patricia, Artus, Hans Joachim, Hans Martin, Michael, Ronald und mir um 9 Uhr zur Bocco-Biscia-Runde. Rollerberge! Genau die richtige Ausfahrt für Kraftwerke in der Revision. Ich beneide Jan und den spontan in Dienst gesetzten Mattias nicht um ihre 3-Pässe-Runde Bocco-Cento Croci-Biscia.
Nach den letzten beiden harten Etappen ist Gruppe 3 erwartungsgemäß groß. Wir haben keine Eile, denn es soll erst um 17 Uhr regnen, und wir haben nur 90 Kilometer mit 1900 Höhenmetern auf dem Programm. So nehmen wir uns Zeit für den Gedenkstein für Wouter Weylandt, der beim Giro 2011 hier am Bocco in der Abfahrt tödlich verunglückt ist.
Kein Auto stört uns in der Auffahrt zum Bocco. Der Blick schweift über die ersten Ausläufer des Apennin aufs Meer und die ersten Wolken am Horizont. Sie sind noch weit weg. Glücklicherweise hat das Rifugio am Bocco auf. Wir trinken caffè und essen Foccacia, dann brechen wir auf in Richtung Varese. Die Straße dorthin führt zunächst über einen weiteren kleinen Pass, den Passo di Malanotte. Die Straße hierher war für viele Jahre die schlechteste der Region. Heute ist sie frisch asphaltiert. Ich jubele schon, bevor jemand aus der Gruppe meinen Enthusiasmus einbremst. Denn klar... die Straße führt in die Provinz La Spezia, und da haben sie zwar mittlerweile auch mit der Generalsanierung der Straßen begonnen, liegen aber weit hinter der Provinz Genua zurück. Und so kommt es auch hier: in kurzen Abschnitten ist die Straße jeweils neu asphaltiert, dann klaffen wieder die alten tiefen Risse und Schlaglöcher.
Dennoch kommen wir gesund und munter in Varese Ligure an, wo wir bei meinem Freund Walter in der Bar Sport aufs Beste bewirtet werden. Es ist einfach so schön, diese Gastfreundschaft zu erfahren. Und Walter hat Lemonsoda. Endlich! Es ist schwer geworden, in den Bars der Region Lemonsoda zu finden. Schade. Kurz bevor wir aufbrechen wollen, kommen Gruppen 1 und 2 gemeinsam eingefahren. Ich bin nicht der einzige, der heute erschöpft ist.
In der Abfahrt war schon starker Wind aufgekommen, der bläst uns nun Richtung Biscia. Schön ist es hier. Bäume blühen vereinzelt im sonst noch kahlen Wald, der Talboden und die gegenüberliegenden Terrassen sind grün. Nach einem letzten Bild am Passschild stürzen wir uns in die frische, aber fantastisch laufende Abfahrt zurück nach Chiavari.
Morgen soll es regnen. Ruhetag!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am dritten Tag dringen wir zum ersten Mal tiefer in das einsame, fast schon verlassen wirkende Hinterland vor. Wir haben uns für heute zwei lange, aber nicht schwere Pässe ausgesucht, die exemplarischer nicht sein könnten für den ligurischen Apennin. Zunächst geht es mit angenehmer Steigung zum Passo del Bocco. Dann auf der anderen Seite hinunter nach Varese Ligure zum Mittagessen. Und schließlich dann über den ebenfalls gut rollenden Passo della Biscia. Gekrönt wird die Etappe von der Abfahrt durchs Val Graveglia an die Küste zurück.
Von majortom – Noch tiefer ins Hinterland geht es auf der erweiterten Etappe. Am Passo di Cento Croci, den wir zwischen Bocco und Varese einstreuen, könnte der Trubel an der Küste nicht weiter weg sein...
Von Jan – Der Tomarlo – mit 1486 m der höchste Straßenpass des Ligurischen Apennins. Das Monument des Ligurischen Apennins galt es heute zu bezwingen, und zu überprüfen, ob die Blicke dieses Jahr wieder bis in die Cottischen Alpen reichen könnten, wie letztes Jahr! Die Chances waren eher gering, dazu würde es zu diesig sein. Aber 20 Grad erwarten uns zum Aufbruch um 8.30 Uhr in den Gassen Chiavaris.
Somit starten wir eine halbe Stunde früher als gewöhnlich. Wir haben schließlich auch ein paar mehr Kilometer als gewöhnlich heute. Und Höhenmeter!
Anfänglich fahren wir einmal flach nach Carasco. Leivi muss bis zu unserer Rückkehr auf uns warten. Zügig fahren wir das Sturlatal rein, entspannt rollen wir Richtung Forcella. Nur ganz am Schluss zucken wir noch ein wenig, eingedenk der Keirin-Einlage zwischen Lena, Alexander und Stefan im letzten Jahr. Heute ist meine Gruppe 2 riesig. Zu groß ist der Respekt vor der Königsetappe, zu groß ist der Respekt vor dem Tempo von Gruppe 1.
So reiten 14 Personen zum Caféstopp in Rezzoaglio ein. Gerade noch, bevor uns Gruppe 1 eingeholt hätte, denn die treffen gemeinsam mit unserem Caffè ein. Nach dem Stopp am Brunnen schon sind wir in Richtung Tomarlo unterwegs, und schon befinden wir uns im Anstieg. Der so grün in der Sonne glitzert wie nie zuvor. Santo Stefano d'Aveto mit seiner alpinen Kulisse ist verschlafen und verlassen wie eh und je, die Straße breit und leer wie immer. Kaum ein Auto überholt uns, wie den ganzen Tag.
Relativ weit oben erst kommt Gruppe 1 von hinten, weit versprengt und auseinandergezogen, aber mit bester Stimmung in allen Gruppenteilen. Ich fahre kurz mit Jan, Bruno und Thomas mit, bevor ich mich wieder um meine Gruppe kümmere. Unter uns liegen, in schimmernden Wiesen, die kleinen Weiler Amborzasco und Casoni di Amborzasco auf der Chiodo-Nordwestrampe, die wir früher schon manchmal gefahren sind, bevor wir den Tomarlo erschlossen haben. Der heute wieder mit prächtigem Blick in die apuanischen Alpen überzeugt. Aber ohne Alpenblicke. Ohne Schnee. Aber dafür mit 29 Grad im Schatten auf der Passhöhe.
Die Abfahrt nach Anzola ist schnell und flüssig wie eh und je, und schon sitzen wir vor der Bar Barilari und essen ordentlich Panini. Alle sind zufrieden, sie hatten nach meiner gestrigen Ansage schlimmere Brötchen erwartet.
Schnell sind wir über den Passo del Segalino (frisch asphaltiert auf der zuvor desaströsen Westseite) ins Tarotal gesprungen und folgen dem Taro leicht ansteigend. Hier fordert die Tageslänge ersten Tribut, und wir fahren locker, aber bestimmt gen Pass. Dessen langer Zielsprint in Santa Maria del Taro beginnt. 6 Kilometer mit 240 Höhenmetern. Klar, dass jetzt niemand mehr zurückstecken möchte. Oben wirds anstrengend.
Aber was ist nur mit Italien los? Keine Lemonsoda. Für Donnerstag haben sie sie bestellt.
Nun trennt uns nur noch eine rauschende Abfahrt vom Meer. Der Bocco ist so toll heute, seit die Passstraße neu gemacht wurde. Im oberen Bereich können wir Korsika sehen.
In Carasco fehlt dann nur noch Leivi. Glitzernde Seeblicke, ab ins Hotel!
Was für eine Königsetappe in Ligurien.
Ursprüngliche Beschreibung dieser epischen Königsetappe
Ein schöner Einstieg in die ligurische Bergwelt ist der Passo della Forcella - fast 900 Höhenmeter am Stück, aber nie wirklich steil. Auf der Nordseite des Passes treffen wir auf das wunderschöne, wildromantische Aveto-Tal, dem wir bis in den Wintersportort Santo Stefano folgen. Heute wollen wir hoch hinaus, auf 1486 m Höhe zum Passo del Tomarlo, dem höchsten Pass des ligurischen Apennin. Dort werden in jedem Fall noch die letzten Schneereste liegen, die Straße wird aber aufgrund des Skigebiets offen gehalten; Die Abfahrt führt uns zunächst in den kleinen Ort Anzola, und dann über einen schmalen Anstieg hinauf zum Passo del Segalino, auf dem sich wunderbare Blicke bis hinein in die Apuanischen Alpen eröffnen. Durch das Taro-Tal steigen wir sanft zum Passo del Bocco und genießen die neu asphaltierte Abfahrt hinunter nach Chiavari.
Von majortom – Ein bisschen Rad müssen wir heute fahren, um uns diese Pause zu verdienen. Wir fahren flach und locker das Val Fontanabuona hoch, dann den Colle Caprile Richtung Küste, runter nach Recco und auf der Via Aurelia zurück nach Chiavari.
Aber auf keinen Fall den Abzweig in die Felsenbar verpassen, ein absoluter Geheimtipp und wohl die schönste Pausen-Location Liguriens.
Von Jan – Der Ligurien-Blog war ja in der zweiten Wochenhälfte ins Stocken geraten, weil die Tage danach für mich lang wurden, und am letzten Tag natürlich Feiern statt Schreiben angesagt war. Daher folgt jetzt, mit gehörigem Abstand, die Berichterstattung der letzten Etappe, von Freitag, den 12. April:
Nach der zweiten Königsetappe der Woche am Vortag lassen wir es am heutigen Freitag ruhig angehen. Wir wollen nämlich zum Pranzo di Lavoro nach Montebruno, was zwei volle Anstiege über Portello hin und über Barbagelata zurück bedeutet. Das Pranzo di Lavoro ist eine italienische Institution, die auch im Hinterland für eine gesunde gastronomische Infrastruktur sorgt: das Mittagessen der Arbeiter ist in der Regel eingepreist, und dies wird in der örtlichen Osteria eingenommen, etwa im Rifugio dei Cacciatori in Montebruno, wo ich heute 27 Personen für das Mittagessen angemeldet habe.
Wir lassen es wie gesagt ruhig angehen, weswegen wir nach dem morgentlichen Sprung über Leivi in Calvari im Valle Fontanabuona erstmal einen caffè genießen. Die Fahrt das Tal hinauf nach Gattorna ist solcherart gestärkt schnell absolviert; auch das Wasserfassen am Brunnen am Abzweig fällt aus, so dass wir zügig den Ort verlassen können. Schon in den ersten Kehren erreichen wir das Blütenmeer der umliegenden Gärten und werden von Vogelgezwitscher empfangen, das uns bis zur Passhöhe begleiten soll. Heute sind wir nur noch zu sechst: Barbara ist schnell enteilt, Hans Martin und Michael folgen, Christiane, Meike und ich folgen mit etwas Sicherheitsabstand. Der Portello ist ein Paradebeispiel für die ruhigen Anstiege ins Hinterland. Hier überwinden wir schon den zweiten Apenninkamm, und Autos gibt es hier faktisch nicht. Ich glaube nicht, dass wir von einem überholt wurden. In Roccatagliata setzt sich Meike auf eine der Bänke und genießt die Sonne, bis Christiane vom Pass zurück kommt. Die Woche fordert ihren Tribut, und beide wollen sich den zweiten Anstieg des Tages lieber sparen.
Wunderschön blicken wir am Portello über die ersten Apenninhügel zum Meer. Am Horizont können wir den Monte Fasce ausmachen.
So treffen wir nur noch zu viert am Mittagessen in Montebruno ein. Wieder treffen sich hier alle Gruppen, auch wenn Gruppe 1 gerade abfährt, als wir eintreffen. Aber es gibt noch reichliche Auswahl. Zum Beispiel Gemüselasagne, Insalata, Costole 😋
Nun zeigt sich, wer mit gefülltem Bauch gut den Berg hoch kommt. Zumindest alle verbleibenden aus der entspannten Gruppe, namentlich Barbara, Hans Martin, Michael und ich. Der Anstieg ist nicht frei von Ansprüchen, aber letztlich sind die 500 Höhenmeter schnell weg gedrückt. Zumal der Asphalt, wie mittlerweile überall in Ligurien, glatt ist wie ein Babypopo*. Oben genießen wir die Blicke Richtung Seealpen** zur einen, Richtung Korsika** zur anderen Seite und sitzen in der prallen Mittagssonne noch eine Weile auf der Bank an der Kirche. Was hatten wir hier oben in anderen Jahren schon für gefrorene Bärte!
Wir rütteln uns hinunter zum Scoglina, genießen die Tiefblicke auf das Favaletal und stürzen uns in die rasante Abfahrt. Vor genau zehn Jahren hatte ich hier die letzte halsbrecherische Abfahrt meiner Radfahrkarriere, nach der ich befunden habe, dass ich für solche Manöver nun zu alt bin. Spaß macht es hier aber immer noch!
Und weil es heute morgen so schön war, nehmen wir einen letzten, schon wehmütigen caffè in Calvari, springen ein letztes Mal über Leivi, genießen ein letztes Mal die wunderschönen Tiefblicke auf Chiavari und das Mittelmeer, und checken kurz darauf letztmals in die Schmutzgetränkbude am Mittelmeer ein, wo ich mir das erste und letzte Schmutzbier der Woche gönne.
Was für eine tolle Woche! Bestes Radfahren, bestes Essen und bestes Wetter, das natürlich viel zu warm war für einen April in Ligurien. Aber keiner in der Reisegruppe möchte darüber meckern.
Beim abendlichen Abschlussessen im Ca da Gurpe wird der nächstjährige Termin bekannt gegeben: 5.-12. April. Noch sind sich viele sicher, dass wir uns im nächsten Jahr wieder sehen. Ich auf jeden Fall werde da sein! Ein Jahr ohne Chiavari kann ich mir nicht vorstellen.
Die Ligurien-Berichterstattung geht aber schon im Mai weiter. Aus dem anderen Ligurien! Bis bald, bleibt gesund!
* Glatt wie ein Babypopo ist ausgerechnet die Abfahrt von Barbagelata zum Scoglina nicht. Bruno fährt hier den einzigen (!) Platten der Woche ein, in allen Gruppen.
** Richtung Seealpen und Richtung Korsika betont natürlich, dass wir weder die einen noch das andere gesehen haben. Heute ist es diesig. Bei 29 Grad allerdings ein verkraftbares Manko.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach dem Ruhetag geht es heute wirder in die Berge - am Passo di Portello und im hübschen Bergdorf Barbagelata überschreiten wir erneut die 1000-Meter-Marke. Zunächst folgen wir dem Val Fontanabuona, dann sind wir schon im längsten Anstieg des Tages zum Portello. Es geht hinab ins Trebbia-Tal, wo wir bei der Mittagspause in Montebruno abermals so richtig schlemmen können. Der pranzo di lavoro, das Arbeiter-Menu, ist regelmäßig ein kulinarischer Höhepunkt der Woche. Dann geht es hinauf nach Barbagelata, von wo aus wir bei gutem Wetter die Seealpen sehen können. Die Abfahrt über den Passo della Scoglina zurück ins Val Fontanabuona ist rasant und kehrenreich, die Ausblicke von der Passhöhe noch einmal ein Leckerbissen.
Von majortom – Weniger Dopplung mit mehr Strecke und mehr Höhenmetern, und dem zusätzlichen Anstieg zum schönen Passo della Crocetta. Dazu einmal mehr über die Via Aurelia am Mittelmeer entlang nach Westen. Noch schöner!
Von Jan – In den letzten schönen Tagen in Ligurien bin ich leider nicht mehr zum Berichtschreiben gekommen. Am Mittwoch zog pünktlich zum Ruhetag eine Regenfront durch, die etwas früh kam, um unserer kurzen Runde über die Colla della Chiappa noch ein berichtstaugliches Bild zu entlocken. Herrlich dann der folgende Nachmittag des Müßiggangs. Pünktlich kam der Ruhetag auch für Roberto, der sich schon anginageplagt durch den Dienstag gequält hatte. Und den Ruhetag dann zur Abreise nutzte.
So erfolgte die große Guiderochade. Mattias musste nicht lang zögern um sich in Dienst setzen zu lassen (sein Guidetrikot hatte er vorsorglich eingepackt), Jan, zuvor für Gruppe 1 zuständig, übernahm die ausdauernde Gruppe, und ich konnte pünktlich zur wahren Königsetappe in die Cinque Terre die entspannte Gruppe übernehmen. Die, die große Aufgabe des Tages vor Augen, bereitwillig und in voller Gruppenstärke um 8 Uhr in die Etappe startet. Barbara, Christiane, Martina, Meike, Hans Martin, Michael, Ronald und der Neueinkauf Manfred, der sich heute einen Kurzurlaub aus der ausdauernden Gruppe gönnt. Auf direktem Weg geht es nach Sestri, wo ich etwas vom morgentlichen Berufsverkehr überrascht werde. Im Ort herrscht noch Stopp and Go, bevor wir das Val Petronio und somit die morgentliche Ruhe erreichen. Herrlich liegt Castiglione Chiavarese vor uns im Gegenlicht.
Nach dem zweimaligen Abzweig in Richtung Carro haben wir auch schon den Passo della Mola erreicht, von dem wir in das Varatal abfahren. Am Fluss, in Ponte Santa Margherita gönnen wir uns einen frühen Caffè. Schließlich führen wir das Rennen noch an. Die sportive Gruppe, die eine halbe Stunde später losgefahren ist, erreicht uns erst, als wir schon wieder abfahren wollen. Rasant folgen wir dem Fluss nach Borghetto di Vara und springen hinüber nach Pignone mit seinem sehenswerten historischen Ortskern mit Waschhaus und Dorfbrunnen. Der Anstieg zum Passo del Termine ruft keine Begeisterungsstürme hervor, wird aber aufgelockert von der von hinten anstürmenden sportiven Gruppe, der ich mich für den Schlussanstieg anschließe.
Es folgt der für die meisten schönste Abschnitt der Woche, die Cinque-Terre-Höhenstraße, auf der wir traumhaft in Richtung Monterosso hinuntergucken können. Kurz darauf bestaunen wir das tief unter uns liegende Vernazza aus der Panoramakehre.
Nun wollen wir auch hinunter. Oh Schreck! Diese Touristenmassen. Glücklicherweise ist heute, am Donnerstag, noch nicht ganz so viel los. Wie immer decken wir uns mit Pizzen und Foccaccia auf die Hand ein und bestaunen den touristischen Trubel, der halbstündlich durch neue Zugankünfte und gelegentlich anlandende Boote verstärkt wird. Das Hafenbecken, die Mole, die bunten Häuser. Es ist wirklich schön hier.
Wirklich schön ist auch, dass sich die Foccaccia-Damen trotz des touristischen Trubels an uns erinnern. Wir sind ja schließlich einmal im Jahr hier! Wirklich schön ist auch, dass sich alle drei Gruppen hier in Vernazza treffen, und die Foccaccia gemeinsam genießen können.
Der Wiederaufstieg zur Cinque-Terre-Höhenstraße entpuppt sich als Scharfrichter des Tages. Unweit der Einmündung bekommen wir den Caffè, der unten noch gefehlt hat. Der Rückweg an Montorosso vorbei bis zum Sette Termine ist nicht weniger schön als auf dem Hinweg, und nun wartet die rasante Abfahrt hinunter nach Levanto, wo Martina mit Taschentüchern zwar nicht vom Bahnsteig, aber vom Straßenrand verabschiedet wird.
Von Levanto stehen die letzten 600 Höhenmeter zum Valico della Guiatarola an, in quäldich-Kreisen besser bekannt als Pantani-Brunnenpass. Hier werden die hier und da schwindenden Kräfte nochmals mobilisiert. Die Aussicht auf das krafteinflößende Pantaniwasser treibt uns an.
Eine letzte rauschende Abfahrt vom Passo del Bracco über die Via Aurelia führt uns nach Sestri in den Supermarkt, wo rettende Cola und Lemonsoda die nötige Energie für den epochalen Einzug nach Chiavari liefert!
Was für eine grandiose Etappe bei bestem Wetter und bester Stimmung! Was könnte da besser passen als das Abendessen bei Luchin!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Heute wollen wir es noch einmal wissen - eine lange und fordernde Etappe steht zum Abschluss auf dem Programm! Aber bei einem Besuch in Ligurien darf ein Abstecher in die weltberühmten Cinque Terre nicht fehlen. Über den Passo della Mola erreichen wir das Varatal, über eine schmale Nebenstraße gelangen wir auf die Termine-Passstraße. Oben angekommen fahren wir auf einer Höhenstraße mit herrlichen Tiefblicken an Monterosso vorbei und dann hinunter nach Vernazza, einem der äußerst sehenswerten Orte der Cinque Terre. Der Kontrast zwischen der absoluten Stille im Hinterland und dem touristischen Trubel im Ort könnte größer kaum sein.
Wem die Gesamtkilometerleistung zu groß ist, kann bis Levanto mit dem Zug fahren und spart somit 55 Kilometer / 800 Höhenmeter.