Von hagen306 –
Pico de Veleta oder San Miguels Gnade
Hatte doch der Heilige der spanischen Radsportfamilie heute ein Einsehen mit uns: Gipfelsturm geglückt, Europas höchster fahrbarer Rennradberg mit 3384 Metern gehörte UNS. Kein Regen und vor allem: KEIN STURM. Nichts als ein Idyll aus ruhig herumliegenden Steinen, Skipisten und der schier unendlichen Straße, die nur eine Richtung kannte: NACH OBEN.
Früh am morgen lässt es sich gut an: Die Sonne versteckt sich noch hinter den grünen Nordwesthängen der Sierra. Zum Lockern der Beine und der Stimmung beginnen wir mit sanften 12 % Steigung gleich hinter Monachil. Sofort haben wir unsere Luxussuiten mit dem offenen Badezimmerkonzept vergessen. Die Steigung bestimmt den Puls. Nur noch 7 km und schon geht es durch den Steinbruch. Üppige 16 % sind ein super Anlass, sich ein Plätzchen in der Sonne zu suchen und die erste Fotosession des Tages abzuhalten. Wer schafft es zu lächeln oder auch den Guidefotografen noch mit der Flasche zu bewerfen? Ersteres: Fast alle. Letzteres: Keiner. Nach dem kurzen Erholungsstück bei El Purche, wo sich der Veleta einladend wie nie das erste Mal der geneigten Radsportfamilie präsentiert, geht es auf die Hauptstraße hinauf bis zum ersten Verpflegungspunkt. Die Kette läuft satt rechts - oder auch links, sehr geschmeidiges, um nicht zu sagen flowiges Bergauffahren.
Nun kommt wie immer Christines Stunde: Buffet für alle, danke!!
Und weiter geht´s, jetzt kommen die echten Sahnestücke, sanfte Kehren durch die duftenden Kiefernwälder (oder war das nur der Einfluss der Höhe??) und schon sind wir über der Baumgrenze. Nach unten ein WEITES Panorama nach Granada und hinein in die Vega. Manche meinen, die beim Spontantrip gestern abend besuchten Bars noch zu erkennen.
2200 m: Jetzt gilt es: Endlos lange Geraden bis auf 2500 m, wo der zweite "Tankstopp" wartet.
Ab jetzt sind wir unter uns: Der Schlagbaum sagt unmissverständlich: Test-Porsches dieser Welt, bleibt unten, der Veleta gehört dem Rennrad!
MIttlerweile ist der erste Abschnitt hinter dem Schlagbaum neu asphaltiert, aber dann doch nicht ganz bis auf 3100 m, wie wir alle dachten. Egal: die Luft wird dünn. Gedanken an Tapas, Hotelbetten und die anstehende Paella machen sich breit. Die Landschaft wird nebensächlich - denn sie verschwindet zunehmend hinter Wolken und Nebel. Der Asphalt wrd nach der 3000er-Marke nun wirklich nur noch eine Marginalie zwischen den Schlagöchern, bevor die Piste dann ganz oben nur noch aus Schotter besteht.
Und dann: Geschafft! Alle Dämme brechen, Hüllen fallen (um sich trocken in die Abfahrt zu stürzen), Räder fliegen durch die Luft, Gummibären machen die Runde, die vom Guide nach oben getragen wurden.
Alle Stürzen sich wieder hinab. Alle? Fast alle? Hagen hält die Stellung, bis James im Nebel und einsetzenden Graupel zum Gipfel kommt. 5 min Pause - und dann heißt es auch für diese beiden: Bergab!
Unterwegs leisten wir noch erste Hilfe: ein Wanderer steht am Starßenrand und braucht einen Shuttle von der Herberge auf 2500 m. Organisieren wir doch glatt.
Und weiter gehts auf der alten Passstraße hinab, bevor wir auf 1800 m die "Hintertür" hinab nach Güéjar nehmen: Ein zwei Meter breites Sträßlein mit teils sehr flowigen 20 % - bergab natürlich. Unten im Tal des Genil dann nur noch Postkartenidyll in Herbstfarben, mit Wasserfällen und riesigen Kastanien auf der Straße.
Ehrenrunde hinauf nach Güéjar, ab ins Hotel und nachher noch in die Bar (Verdammt: einer muss was trinken, damit es die Tapas auch umsonst gibt)
Leute, was ein Tag, Ihr seid großartig. Weiter so!
Ursprüngliche Beschreibung
Heute gilt es. Wir fahren auf der Nebenstrecke des Collado del Muerto Richtung Veleta. Bevor danach die Hauptstraße erreicht wird, haben wir bereits den steilsten Teil der Auffahrt hinter uns. Am Besucherzentrum biegen wir wieder links auf eine Nebenstrecke. Herrlich schrauben wir uns immer höher, mit unglaublichen Tiefblicken auf Granada. An der Schranke auf 2500 m Höhe ist für das Begleitfahrzeug Schluss. Ab hier ist auf in Auflösung befindlichem Asphalt jeder auf sich alleine gestellt. Die letzten 900 m zum Gipfel sind nur grob geschottert. Oben kann es kühl und windig sein!
Geniale Abfahrt auf gleicher Strecke! Am Abzweig kurz vor dem Besucherzentrum nochmals pausieren und Kraft sammeln (scharf rechts nach Güéjar-Sierra). Vorsicht! Es geht steil auf geriffeltem Beton bergab!
Hotel: Juan Francisco in Güéjar-Sierra.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren