da dieses Jahr der Familienurlaub in die Berge ausfiel, habe ich dennoch sechs Tage "frei" bekommen und statt dessen eine Radtour geplant. Nach ein paar Tagestouren in die nahe Eifel und ins Siebengebirge entstand nicht zuletzt durch quaeldich.de und den Tourenplaner dann die Idee, den Ort der vergangenen Bergurlaube, St. Oswald bei Bad Kleinkirchheim, von München aus mit dem Rad anzusteuern und auf dem Weg dahin Bekannte im Voralpenland zu besuchen.
Mit diesem Reisebericht möchte ich für diese Anregung bedanken. Da ich mit Gepäck und Trekkingrad unterwegs war, sind die Strecken mit Sicherheit nicht mit einer Rennradtour vergleichbar. Vor allem an den ersten beiden Tagen bis zum Sylvensteinspeicher sind auch nicht alle Straßen und Wege im Tourenplaner enthalten, bzw. in der Jachenau nicht mit dem Rennrad fahrbar.
Doch nicht nur auf der Straße galt es, Hindernisse zu überwinden sondern auch die Anfahrt hatte schon einige Überraschungen parat.
Nach sechs Tagen ware ich um einen schönen Urlaub reicher und drei Kilo ärmer wieder gut zu Hause angekommen. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Da die Kamera wohl etwas Regen abgekommen hatte, sind die Bilder auf der Strecke geblieben.
Von sugu – Der Anreisetag war eher ein Bahn-Abenteuer wie im Buch "Senk ju for Träwelling" beschrieben:
Intercity von Koblenz bis München mit Umsteigen in Stuttgart: Der erste Intercity war ja noch bis Mainz pünktlich, hatte dann aber einen Lokschaden und war 25 Minuten zu spät in Stuttgart: Der Anschluss nach München war natürlich weg. Der nächste Zug nach mit Fahrradmitnahme nach München hatte 40 Minuten Verspätung und heute ausnahmsweise keinen Fahrradwagen dabei. Statt wie geplant um 13:00 weiterfahren zu können, wäre dann der nächste Zug erst gegen 18:00 in Stuttgart abgefahren. Mit Hilfe des Serviceteams in Stuttgart begann die Improvisation: Statt mit Intercity und nach München ging es dann mit Nahverkehrszügen nach Weilheim in Oberbayern: 3 Stunden später als geplant und 40 km vom eigentlichen Ziel entfernt wurde aus dem Nachmittagstrip entlang der Isar eine kurze, aber schöne Abendfahrt durch Oberbayern bei bestem Sommerwetter.
Trotz allem von hier aus auch ein Dank an das Serviceteam der Bahn in Stuttgart.
Wie schon in der Tourbeschreibung erwähnt, ist diese Strecke und der eigentliche Zielort im Tourenplaner nicht komplett enthalten, sondern ich bin von Egenried auf direktem Weg nach Habach gefahren.
Von sugu – Da mein Gastgeber schon um 6.00 nach München zur Arbeit muss, habe ich auch einen enstprechen zeitigen Start gehabt. Nach dem schönen Wetter am Vortag hatte sich das Wetter über Nacht komplett geändert: Es hatte geregnet, dunkle Wolken waren am Himmel, aber es war trocken. Das sollte sich nach einer halben Stunde kurz vor dem Kochelsee ändern: Ein Nieselschauer kam von Westen rein. Nicht richtig stark, aber doch unangenehm. In Kochel selber ließ der Regen dann nach, und am Kesselberg konnte ich die Regenjacke wieder ausziehen. Den Kesselberg habe ich dann relativ locker im 3. Gang (26:24) in einer guten halben Stunde geschafft, nur die Aussicht reichte gerade mal runter bis zum See. Oben auf der Passhöhe zog mit dem Wind dann ein leichter Sprühregen hinein, der dann den ganzen Walchensee entlang und den Sachenbach hinauf (Passhöhe 919 m) bis in die Jachenau ein ständiger Begleiter blieb. Hinter der Jachenau habe ich dann die feste Straße verlassen und bin über einen Forstweg am hohen Zwiesler vorbei (Passhöhe 976 m) direkt zum Sylvensteinspeicher gefahren: Trotz der Streckenersparniss von 12 km war es dennoch kein Zeitgewinn. Auf drei steileren Strecken von etwa 100 m Länge ist das Hinterrad auf dem losen, nassen Schotter durchgerutscht und Schieben war angesagt. Von den nassen Bäumen kamen noch dicke Tropfen runter, obwohl der Regen schon aufgehört hatte. Die Abfahrt ins Isartal war wegen des nassen Weges auch mit Vorsicht zu genießen, zumal auch Viehweiden durchquert wurden: Ein verspätetes Jungrind kam trotz Schrittgeschwindigkeit in letzter Sekunde noch in Panik, und galoppierte unmittelbar vor dem Rad quer über den Weg zur restlichen Herde hinüber. Ein Adrenalinstoss schlimmer als bei manchem von hinten heranheulendem Motorrad auf späteren Strecken.
Im Isartal erreichte ich dann kurz vor der Staumauer mit der Bundesstraße dann wieder "Quäldich" - Land. Die Fahrt entlang Sylvensteinsee, Achenbach und Achensee war dann eher ereignislos. Nach dem feuchten Morgen blieb es zwar trocken, aber kühl, genau wie die Gesichter der meisten Spaziergänger. Am See entlang war immerhin ein leichter Rückenwind.
Richtig Freude machte dann die Abfahrt vom Maurach (ca. 980 m) über die B 181 ins Inntal (ca. 550 m). Der Aufstieg in der Gegenrichtung wäre wohl auch eine Aufnahme ins Pässelexikon wert. Vom Inntal durchs Zillertal kam dann endlich die Sonne durch, der Rückenwind frischte etwas auf, und die Anzahl der entgegenkommenden Radfahrer wuchs beständig. Gegen 15:30 war dann Zell erreicht und der Aufstieg zum ersten richtige Alpenpass, die Gerlosstraße, in Sicht. Nach Auftanken am Heimatmuseum begann der Anstieg im strahlenden Sonnenschein und Windschatten - eine schweißtreibende Angelegenheit. Mit Gepäck und im kleinen Gang pendelte das Rad auch mit zwei Händen am Lenkern hin und her, so dass an einhändig Fahren und Trinken während der Fahrt nicht zu denken war. Da blieb nur alle zwei bis drei Kilometer anhalten und kleine Pause machen. So zogen sich die ersten acht Kilometer schier endlos hin, bis dann das flache Stück kam. Gegen 18:00 war dann die Entscheidung fällig: In Gerlos übernachten oder noch über den Pass? In Erinnerung an das Gespräch mit dem Heimatmuseum "von Gerlos bis zum Pass sind es dann noch mal zwei Kilometer" habe ich für Weiterfahren nach Krimml entschieden. Aus den zwei Kilometer wurden dann acht und es kam noch der Pass über die Mautstrasse mit 200 Höhenmetern und 12 km dazu. Die Abfahrt nach Krimml mit Blick auf den Wasserfall war dann aber eine lohnende Entschädigung für die Anstrengung. Gegen 20 Uhr war dann auch sofort im ersten nachgefragten Quartier ein Zimmer frei.
Von den 160 km des Tourenplaners kann man getrost 20 km abziehen, aber für den ersten Tag war es mehr als ausreichend.
Von sugu – Nach der langen Etappe vom Vortag war klar: Heute wird es kürzer. Allerdings musste, wenn ich den Millstätter See erreichen wollte, der Glockner heute erreicht werden. Immerhin ging es den ersten Teil der Strecke bis Bruck nur bergab. Die ersten Tritte fielen dann noch recht schwer, die Woken hingen noch im Tal und das Tagesziel Glockner rückte in weite Ferne ...
Nach relativ schneller Talfahrt auf der Straße mit wenig Verkehr war ich nach einer knappen Stunde kurz vor Mittersil. Die Beine waren wieder eingeradelt und die Wolken hatten einem strahlend blauen Himmel Platz gemacht. Durch die Seitentäler gab es hin und wieder einen Blick auf die mit Schnee bedeckten Berge in Richtung Großvenediger: Traumhaft, aber es geht auch hoch hinauf.
Inzwischen war der Verkehr stärker geworden, so dass ich auf den Tauernradweg über Kaprun ausgewichen bin. Der ließ sich überwiegend gut fahren, wenn auch nicht so zügig wie bisher auf der Straße. In Mittersil dann eine kurze Pause mit Apfelschorle, Teilchen und Flaschen füllen. Die Hitze im Tal macht halt durstig. Nach drei Stunden war dann schon Bruck erreicht. Mittagspause mit einem Liter Holunder und leckeren Pasta mit Meeresfrüchten. Danach kam dann die Frage: Glockner oder nicht.
Bei gemütlichen 35 Grad im Schatten und erholt nach der Pause dann die Entscheidung: Ich versuche es. Es ist 13:30, dann werde ich die verbleidenden 30 km auch noch vor dem Abend schaffen. Die ersten 10 km ließen sich dann auch gemütlich an, allerdings bei schon gesenkter Geschwindigkeit. Unterwegs überholten drei Rennräder in rasender Geschwindigkeit, alle Fahrer im gepunkteten Trikot.
Der erste Anstieg forderte bei mir dann seinen Tribut: Der Schweiss rann in Strömen und es ging nur noch im ersten Gang voran. So alle 2 km anhalten und Trinken war angesagt. Vor der Mautstelle war die erste Flasche leer und ich musste nachfüllen. Die drei gepunkteten Trikots kommen schon wieder zurück: Ob die wirklich bis hoch gefahren sind? An der Mautstelle eine kurze Rast und aus lauter Neugier ein Blick auf die Zeitmessstation: "Zwei Euro einwerfen, Zettel holen, danach sofort losfahren" steht drauf. Als ob ich auf einen Rekord aus wäre! Aber die zwei Euro hab ich mir dann doch gegönnt. Abfahrtszeit: 15:05. Danach blieb es beim bewährten Muster: Fahren, aber nicht erst bis der Durst kommt. Von hinten immer wieder ein Aufheulen der Motorräder, von vorn der Gestank frisch aufgeheizter Bremsbeläge, von der Seite der Duft der Wiesenblumen und von unten das Rauschen der Wasserfälle: Kontrastprogramm pur. Auf halbem Wege zum Piffkar dann eine Quelle. Endlich wieder kühles, frisches Wasser. Am Piffkar war dann eine große Pause mit Trinken und Teilchen fällig. Der Liter Apfelschorle war weg wie nichts. Dass man so viel Trinken kann?
Gut erholt geht es dann weiter. Zwischendurch von Talfahrern mal ein kurzes Nicken, ein Daumen hoch oder ein "Toi, Toi, Toi". Der Zuspruch macht motiviert und macht Mut: Ein herzliches Danke schön an alle, die auf diese Weise geholfen haben.
Nach dem Pfiffkar wurden dann die Abstände zwischen den Pausen kürzer, die Aussicht schöner, der Verkehr spürbar weniger und das Anfahren nach jeder Pause härter: Die Beine wurden schwer. Daher dann der Versuch, am unteren Nassboden eine längere Pause zu machen, und dann weiter zu fahren. Die Pause ging noch sehr gut, das Anfahren klappte und es ging voran. Kurze Zeit drauf ging der Atem schneller, und nach ca. 300 m war es dann aus: Absteigen, stehen bleiben, warten bis, die Luft wieder kommt. Was nun? Stehen bleiben ist nicht, runter fahren wollte ich, nachdem ich so weit gekommen war, auch nicht. Also erst mal schieben. Dabei reichte die Luft zum Schieben, es ging sogar ganz gut. War ich nur zu schnell los gefahren? Also wieder aufs Rad und bewusst langsam weiter, und siehe da: es ging. Der Berg diktiert halt das Tempo und nicht der eigene Wille. Von da an ging es im Trinkpausenrhythmus dann weiter bergauf, und mit einer Zeit von 3:51 spuckte die Messstation am Fuscher Törl dann den Zettel wieder aus. Ich hatte es und war geschafft, aber glücklich. Zur Belohnung zeigte sich sogar der Glockner in noch strahlendem Sonnenschein.
Dann blieb noch die Frage: Was macht man Abends um 7 auf der Glocknerstraße? Zur Edelweisspitze wollte ich bestimmt nicht mehr, zur Abfahrt ins Tal auch schon reichlich spät. Im Internet hatte ich bei mehreren Hütten Übernachtungsmöglichkeiten fesgestellt und schon nach dem ersten Anruf hatte ich ein Bett an der Fuscher Lacke. Dort
gab es nach dem Abendessen ein Weizenbier bei einem schönen Sonnenuntergang.
Gesamtbilanz des Tages: 8 Stunden Fahren (inklusive der vielen kleinen Pausen), Verbrauch 8 Liter auf 80 km. Wenn ich ein Auto mit dem Verbrauch wäre, würde ich mich umtauschen.
Von sugu – Auch wenn der Aufstieg zum Glockner nicht so lang gewesen war die der Tag davor, merkte ich doch, dass es nicht ganz so schnell ging. Also erst mal in Ruhe frühstücken. Doch schon beim Frühstück flitzen um 9 Uhr die ersten Rennräder Richtung Hochtörl vorbei: Wann sind die denn losgefahren?
Von der Fuscher Lacke geht es erst mal wieder bergauf zum Hochtörl. Obwohl es nicht so steil ist, komme ich doch nur so langsam voran wie am Vortag. Kurz vor dem Hochtörl kam mir dann das erste (und auf der ganzen Tour einzige) Quäldich-Trikot entgegen. Ein kurzer Gruß und es geht weiter. Am Hochtörl dann die obligatorische Pause mit Fotostopp und, trotz strahlendem Sonnenschein, warm anziehen für die Abfahrt. Auf der Abfahrt ließ sich der Glockner auch blicken, obwohl ich eher auf die Straße achten musste. Immerhin war um die Zeit kaum Verkehr. Hinter dem Kreisverkehr (der höchste in Österreich?) zur Franz-Josefs-Höhe kamen dann die ersten Fahrräder entgegen. In Erinnerung an den Vortag ein kurzer Gruß, bevor es weiter ging. Interessanterweise wurde ich nicht von Rennadfahrern überholt, obwohl ich gestern mehrere gesehen habe, die sogar relativ zügig fahrende Autos überholt hatten. Bei dem Tempo war es dann wahrscheinlich sogar egal, dass einige davon ohne Helm unterwegs waren.
Oberhalb von Heiligenblut folgte ich dann der Empfehlung des Tourenplaners: Die Straße über Apriach nach Döllach war ein Glücksgriff. Hoch über dem Talboden mit schönen Ausblicken ging es gemächlich mit wenig Verkehr bergab. Nur der Glockner hatte sich dann und wann schon mal hinter einer kleinen Wolke verzogen.
Im Tal ging es dann entlang es Mölltalradweges wie am Tauernradweg zügig weiter bergab bis Winklern. Danach änderte sich der Radweg: Statt eines asphaltierten Weges gab es mehrere geschotterte Strecken mit steilen, kurzen Anstiegen und scharfen Kurven. Mit Gepäck war da kein Schwungfahren möglich. In den Ortschaften werden die Seitenbäche relativ hoch am Rande des Tales überquert. Also bei der nächsten Gelegenheit zurück auf die Straße. Aber hier ging es auch nicht besser: Im Tal war ein leichter Gegenwind aufgekommen, und ein Blick zurück zeigte, dass sich die Wolken um den Glockner vermehrt hatten.
Reumütig kehrte ich zum Mölltalradweg zurück. Durch die Wegführung am Talrand war doch häufiger durch Wald und Häuser vor dem Wind geschützt, und die Ausflüge über die Bäche wurden seltener. Nach der Mittagspause in Flattach wurden dann die Wolken hinter mir schon dunkler, talabwärts war aber noch strahlender Sonnenschein. Also ging es weiter der Sonne hinterher bis Möllbrücke. Hier war dann der Radweg zu Ende, und die Landstrasse Richtung Millstätter See wollte gefunden werden, was wegen der Autobahnverlängerung mit Baustellen nicht ganz so einfach war, aber doch ohne Umwege gelang.
In Seeboden war dann noch einmal Nachtanken angesagt, da im Baustellenbereich kaum eine Gelegenheit dazu war. Die Wolken blieben weiter hinter mir, und der See lag im strahlenden Sonnenschein. Hinter Seeboden fing dann ein separater Radweg an, nach der Baustelle und dem regen Ortsverkehr eine angenehme Entspannung. Auf einer Parkbank durfte das letzte Brötchen des Tages dran glauben. Nach der Pause stellte ich dann fest, dass die Wolken aufgeholt hatten.
Ab Radenthein ging es dann spürbar bergauf, und bei einem Blick ins Seitental nach Kaning stellte ich fest, dass die Wolken hinter der Millstätter Alpe mich links überholt haben. Aber rechts neben wir war ja noch Sonnenschein ...
Bei der Ankunft in Bad Kleinkirchheim wurde ich dann mit dem ersten Donnergrollen empfangen, kommentiert von einer Anwohnerin: "Jetzt aber schnell". Schnell ist nach so einem Tag nicht mehr, zumindest nicht wenn es noch bergauf geht. Und nach St. Oswald geht es noch acht Kilometer bergauf, genau nach Norden in Richtung der Wolken.
Während der Anstiegs habe ich alles gegeben was ich habe, doch schon mitten im ersten Anstieg kamen die ersten Tropfen und ein leichter Wind auf. Vor der ersten Kehre erwischte es mich dann kalt: Eine Böe fegte mich fast von der Straße. Nur mit Mühe konnte ich das Rad auf der Straße halten. Immerhin blieb es fast trocken, nur hinter dem Ort auf den Bergen zogen schon die ersten Schauer durch. Die zweite Kehre folgte wie in einem Zeitlupenrennen. Danach die lange gerade an der Kirche vorbei zum Ortskern. 600 m vor der Ziel fing die Klingel an von alleine zu läuten: Die ersten Hagelkörner fallen. Beim Blick nach vorne die Suche nach einer Unterstellmöglichkeit: In 100 m ist ein Haus mit großem Balkon. Nichts wie drunter und schon geht es los: Mit Wucht kommt der Hagel runter und in kurzer Zeit wird aus der Straße ein kleiner Bach.
Nach einer halben Stunde Wartezeit ist aus dem kleinen Bach ein mittlerer Fluss geworden, der über die ganze Fahrbahn floss. Aber immerhin ließ der Hagel und der Regen nach, so dass ich einen Versuch machte, die letzten 500 m zu überwinden. Doch schon auf der halben Strecke kommt noch mal eine Bö mit einem neuen Hagelschauer. Also wieder unterstellen, die Unterkunft schon in Sichtweite. Die Schuhe sind auf dem kurzen Stück komplett von oben voll gelaufen.
Da das Warten in der Nässe unangenehm wurde, gab es nur noch eine Möglichkeit: Trotz Wetter die letzten 250 m weiterfahren. Aus dem sonst sanft neben dem Hotel dahin plätschernden Bach war ein tobendes Rinnsal geworden, dessen Tosen durch das mitgeführte Geröll zu einem tiefen Grollen verstimmt war. Sepp, der Wirt, war auch noch draussen und versuchte zu verhindern, dass das Geröll nicht den Durchlass verstopft und der Bach über die Ufer geht. Aber ich war erst mal unter Dach und Fach und hab mir dann in trockenen Sachen das Abendessen erst mal schmecken lassen.
Von sugu – Nach dem Gewitter vom Donnerstag war es heute wieder trocken, und es konnte weiter gehen. Der Bach hatte sich beruhigt, und Sepp reparierte die kleinen Schäden am Parkplatz, die das Gewitter am Vorabend angerichtet hatte. Die heute Strecke war mir der Anfang gut bekannt: Über die Nockalmstrasse Richtung Radstädter Tauernpass.
Also war am Morgen erst mal Abfahren angesagt: Von St. Oswald über Bad Kleinkirchheim nach Ebene Reichenau. Kurz inter Reichenau am Abzweig zur Nockalmstraße stand dann mitten auf der Kreuzung ein Schild: Nockalmstraße ab Innerkrems gesperrt. Na ja, ab Innerkrems wollte ich ja nicht auf der Nockalmstraße weiter, sondern Richtung Schönfeldsattel nach Salzburg. Also weiter langsam bergauf. An der Mautstelle kam dann die Überraschung: Die Straße war nur zur Hälfte bis zum Karlbad befahrbar, danach wegen mehrer Muren gesperrt. Auch mit dem Fahrrad wäre da heute auch kein Durchkommen. Ein Ausweichen durch den Leobengrabe und das Liesertal zum Katschberg wäre nicht möglich, da die Bundesstraße im Liesertal komplett unpassierbar sei. Tatsächlich war das Liesertal dann sogar für ca. 1 Woche gesperrt. Schöne Bescherung - was nun?
Die einzige sinnvolle Möglichkeit war dann nur noch die Turracher Höhe mit ihren 23%. Als wenden, runterrollen bis zur Kreuzung. Unten gab es dann noch ein kurzes Gespräch mit einem anderen Radfahrer, der auch zum Schönfeldsattel wollte, und sich somit den Weg zur Mautstelle sparen konnte. Danach ging es dann wieder an den Berg. Bis zum steilen Stück erst mal geruhsam, dann erst mal Pause um Kräfte zu sammeln. Auf dem Parkplatz stand ein LKW, dessen Fahrer das gleiche vorhatte: Auf seiner Ladefläche ratzte er in einer Hängematte. Nach der Stärkung kam dann der eigentliche Berg: Die erste Hälfte Tritt im langsamsten möglichen Tempo, doch die Beine wurden immer schwerer. Nach der halben Strecke war Schluss und die Schiebepassage begann. Im Gegensatz zum Glockner war hier aber auch das Schieben anstrengend. Immerhin war die Rampe relativ kurz, und danach ging es auch ohne Pause bis zur Passhöhe. Auf der landschaftlich wenig reizvollen, aber langen Abfahrt kam so dann auch das Bundesland Steiermark zu ungeplanten Ehren. Unten im Tal empfahl sich dann der gut markierte Ennstalradweg wegen des starken Verkehrs auf der Hauptstraße, auch wenn er auf einigen Teilstücken die gleichen Mängel aufwies, wie der Mölltalradweg.
Die Quartiersuche in Mauterndorf gestaltete sich ähnlich einfach wie bisher: Da im Sommer nicht annähernd so viele Gäste da waren wie im Winter, gab es genügend freie Zimmer. Auch das Angebot in der Gastronomie war überraschend vielfältig.
Von sugu – Nach Großglocknerstraße und Turracherhöhe waren jetzt die beiden härtesten Pässe überwunden, und es stand nur noch der Radstädter Tauernpass an. Nach gemütlichem Frühstück begann dann die Etappe dann auch mit entspannendem Einfahren bis Tweng. Die Steigungen am Pass waren nirgends so, dass ich in den ersten Gang gemusst hätte. Lediglich der Verkehr und besonders der Krach in den Lawinengalerien waren unangenehm. Immerhin war Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg sowie Halbzeit in Nordrhein-Westfalen.
Unterwegs wurde ich von einem Pärchen Mountainbikern überholt, die allerdings kurze Zeit später ihrem hohen Tempo Tribut zahlen mussten. Sie musste einen kleineren Gang einlegen, und fuhr dann beständig ca. 10 m vor mir im gleichen Tempo wie ich weiter, er behielt sein Tempo bei. Nach etwa 500 m wartete er dann auf sie, und beide mussten erst mal eine Pause einlegen. Auf der Passhöhe habe ich mir dann ein kleines zweites Frühstück geleistet, bei der die beiden dann wieder vorbeifuhren.
Bei der Abfahrt wurde der Verkehr dann unangenehm, und in einer engen Kurve musste dann ein Milchlaster mit Anhänger überholen. Plötzlich tauchte dann auf dem verbleibenden schmalen Streifen ein tief eingelassener Kanaldeckel auf und die Bremsen und die Federgabel gaben alles her was sie hatten - so blieb es nur bei einem Schreck. Kurz vor Radstadt kamen die beiden Mountainbiker wieder vorbei. Irgendwo auf der Abfahrt muss ich die beiden wieder überholt haben. Bei einem kurzen Gespräch stellten wir fest, dass wir alle nach Salzburg wollten. Aber die beiden hatten für den Abend noch eine Nachtzug gebucht, und standen daher unter Zeitdruck. Dementsprechend zügig zogen sie dann weiter.
In Eben bekam ich dann den Grund für den starken Gegenverkehr auf der Passstraße zu sehen: Stau auf der Tauernautobahn. Und von dort bis zum Tunnel waren es noch um die 50 km. Bei der beginnenden Mittagshitze war das bestimmt nicht angenehm.
Aber für mich führte die Strecke ja staufrei weiter, und das noch bergab: Vom Pongau entlang des Fritzbaches noch mal knapp 20 km und 300 Höhenmeter hinunter bis zur Salzach und dann weiter entlang der Salzachklamm bis kurz vor Salzburg. Lediglich der Gegenwind wurde unterhalb von Werfen etwas unangenehm, ließ aber hinter dem Pass Lueg nach einer Pause mit leckerem Karameleis nach. Im schönsten Sommerwetter war dann noch in Anif Gelegenheit für eine Abkühlung in der Königsseeache, bevor am nächsten Morgen von dort der Weg durch die Innenstadt zum Bahnhof anstand.
Die Rückfahrt war nicht annähernd so ereignisreich wie die Hinfahrt, obwohl es gleich zu Beginn zwei deja vus gab: Bereits in Salzburg eine Verspätung von 25 Minuten und derselbe Schaffner wie auf der Hinfahrt. Trotz der Verspätung aus Österreich war der Zug in Koblenz aber fast pünktlich, so dass diesmal der Anschlusszug kein Problem darstellte, und mit dem Schaffner ergab sich dann ein längerer Plausch über die Hinreise.