Toskana 2017
625,9 km / 10708 Hm
Von paelzman –
Hügel, Wein und Dolce Vita!
In den nächsten Tagen werden wir eine der attraktivsten Regionen Italiens gemeinsam erkunden: Die Toskana!
Auf unseren Touren werden wir die Vielfältigkeit der Landschaft um Florenz und Siena erfahren und jeden Tag neue interessante Ausblicke genießen.
Doch auch abseits unserer Touren ist für einen hohen Wohlfühlfaktor gesorgt. Unser komfortables Hotel verwöhnt uns mit hochwertigen regionalen Speisen und einem Wellness-Bereich, der uns kostenfrei zur Verfügung steht!
quäldich-Reise Trainingswoche in der Toskana (Colle di Val d'Elsa)
Dies ist die offizielle Strecke der quäldich-Reise
Trainingswoche in der Toskana (Colle di Val d'Elsa) vom 6. bis 13. Mai 2017.
Reisebeschreibung in neuem Fenster öffnen.
4 gefahrene Pässe
Castellina in Chianti,
Volterra,
Passo dell'Incrociati,
Passo di Celsa
Als Option:
Micciano,
Castelnuovo di Val di Cecina,
Panzano in Chianti
Gesamtstrecke
Einzelstrecken
Von Jan –
Heute startete die Toskana-Reise 2017 von quaeldich.de in Colle di Val d'Elsa. Die Wettervorhersage der letzten Tage waren nicht ermutigend. Regen, Regen, Regen am Samstag, Wärmegewitter am Sonntag, dann besser werdend. Was für eine Freude demnach bei Betrachten des Regenradars heute Vormittag: kein Regen mehr ab 14 Uhr – der geplanten Abfahrtszeit des heutigen Tages. Yeah!
Nicht alle Teilnehmer schafften es rechtzeitig zur Einrollrunde um 14 Uhr, so dass wir mit drei Guides und 9 Teilnehmern ein grandioses Betreuungsverhältnis realisieren können. Bis San Gimignano rollen wir zusammen, am Anstieg in den Ort sollen sich die Gruppen finden. Als die Geschlechtertürme von San Gimignano am Ende des Anstiegs in Sicht kommen, schießt Michael von hinten heran: "Darf ich?". Natürlich darf er. Er soll sogar. Und so sind am Kreisverkehr vor San Gimignano die Gruppen sortiert. Doch bevor wir uns trennen, befahren wir noch im Schritttempo die sehenswerte Altstadt von San Gimignano. Verrückt, diese Geschlechtertürme, mit denen die Patrizierfamilien des Mittelalters ihre Potenz ausgedrückt haben. Es kam auf die Höhe an! Auch, wenn es am Marktplatz laut Mario das beste Schokoladeneis der Welt geben soll, entscheiden wir uns zur Weiterfahrt. Zwar steht die Einrollrunde gewiss nicht im Zeichen des Höher-Schneller-Weiter, aber nach 12 km ist es doch etwas zu früh für eine Pause.
Außerdem sind die Straßen noch nass, und wir wollen vor dem drohenden Regenguss soviel Strecke wie möglich hinter uns bringen. Aber dieser bleibt auch im Folgenden aus, und so können wir die Rückblicke auf San Gimignano zwar vor bedecktem Himmel, aber trocken genießen.
Es folgt ein wunderschöner Streckenabschnitt auf schmaler Straße in typisch toskanischer Landschaft: rollende Hügel, Zypressen, Pinien, Weinreben und Olivenhaine. Da kann man doch über die Wolken hinweg sehen. Aber was ist heute mit den Italiern los? Sie hupen und überholen uns knapp. Kenne ich so nicht, und ich bin leicht frustriert. Hey, es ist Samstag!
Aber wir lassen uns unsere Laune nicht verderben. Wir sind dem Regen entkommen, und pannenfrei zum Hotel zurück gekommen. High Five!
Pannenfrei? Hm... Ricarda fehlte eine Speiche am Hinterrad. In Poggibonsi hat der Radladen auch Samstags noch bis 19 Uhr auf. Yeah! Die richtige Speiche für das SRAM-Hinterrad haben sie nicht, aber sie filettieren uns eine zurecht. Dass wir dafür toskanische Touristenpreise zahlen, nehmen wir mit stoischer Gelassenheit hin. Sie haben uns die morgige Ausfahrt gerettet, danke!
Pünktlich zum Willkommens-Prosecco sind wir am Hotel, das Abendessen ist erstklassig, und nach einem Absacker in der Bar verschwinden alle rechtschaffen müde von einem LANGEN Anreisetag in den Betten. Morgen scheint die Sonne, die Woche kann beginnen!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Nach der langen Anreise sind unsere Beine sicher etwas müde, so dass wir diesen ein wenig Bewegung gönnen wollen, um uns mit der Region vertraut zu machen.
Dabei werden wir aber bereits ein Highlight kennen lernen: den kleinen Ort San Gimignano, der uns mit seinem altertümlichen Charme beeindrucken wird! Auf dem Platz in der Ortsmitte werden sich auch die Gruppen vertraut machen.
Von Jan –
Heute erobern wir eine sehr einsame Landschaft: Das dichte Waldgebiet nördlich von Massa Marittima.
Dazu verlassen wir Colle val d'Elsa auf den typischen Hügeln in südlicher Richtung. Die dünne Besiedlung dieses Gebiets sorgt dafür, dass wir nur ganz vereinzelt Autos begegnen werden.
Mit dem Erreichen des Waldes werden die von uns so geliebten (?) Hügel abgelöst durch etwas längere, aber stets sanfte Anstiege und leichte Wellen.
Der Rückweg erfolgt über eine der wenigen größeren Straßen. Der Verkehr wird trotzdem akzeptabel sein, und das Fahren in der Gruppe in entsprechendem ,Flow' erfolgen.
Von Ric –
Geweckt durch Sonnenstrahlen sprang unsere hochmotivierte Truppe förmlich aus den Federn und fand sich erwartungsvoll um 7:30 Uhr beim Frühstück ein. Die Abstimmung am Abend hatte ergeben, dass die Mehrheit um 9 Uhr im Sattel sitzen wollte. Angesichts der zu bewältigenden km wollten wir ausreichend Zeit für eine entpannte Mittagspause auf einer sonnigen Piazza mit Cappuccino und die Eröffnung des hoteleigenen Wellnessbereichs einplanen. Da sich die "Sportlichen" der Truppe immer noch schüchtern zeigten, starten wir mit zwei (statt drei) Gruppen. Vor der Sonnenschein-Gruppe lagen rund 106 km und 1500 Höhenmetern. Die sportliche Ausdauergruppe startete auf 129 km. Den Großteil der ca. 2.000 Höhenmeter meisterten wir noch vor der Pause (psychologisch geschickt eingestielt von der Streckenplanung). Besonders anspruchsvoll war die abwechslungsreiche Abfahrt von Radicondoli ins Val di Cecina, die diverse Tragepassage aufgrund von Erd- und Straßenrutschen beinhaltete. Die Italiener sind ein pragmatisches Volk: statt Reparaturarbeiten hatte man sich mit dem Aufstellen von diversen Hinweisschildern ("FRANA!") und Leitplanken beholfen. Wir ließen uns natürlich nicht von unserer Route abbringen und überwanden alle Hindernisse in konstanter Pace.
Die Gruppenteilung erfolgte dann auf der Piazza von Montieri durch ein einfaches sowie objektives Auswahlverfahren "Pizza oder Panino". Es stellte sich heraus, dass die Panino-Gruppe deutlich besser in der Nahrungsaufnahme abschnitt und die Spitzengruppe diesen Vorsprung bis ins Hotel retten konnte. Der ausdauernde Teil der Gruppe musste sich beim Ortsschildsprint geschlagen geben, glänzte dann aber mit Bestzeiten im Wellnessbereich. Die Sonnenschein-Gruppe war zu diesem Zeitpunkt schon längst in der Bar versackt.
Voraussichtlich wird die Gruppeneinteilung heute Abend erneut erfolgen, wohl anhand objektiverer Kriterien (Pink-Anteil im Trikot-Set...).
Jetzt ran an die Pasta und den Teller aufessen, damit morgen die Sonne wieder scheint.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf der längeren Runde erreichen wir noch Castelnuovo auf einem netten Anstieg. Der nette Marktplatz in Ortsmitte lädt dort zu einer Pause ein. Danach folgt eine lange Passage durch dichten Wald, auf der die Hügel zu unserem Wohlgefallen durch sanfte Wellen abgelöst werden.
Von Jan –
Heute begeben wir uns das erste Mal ins Chianti, der bekannten Weinbauregion. Castellina erreichen wir dabei auf einer etwas stärker befahrenen Straße, deren Ausblicke uns aber für den ein oder anderen motorisierten Verkehrsteilnehmer entschädigen wird.
Immer tiefer tauchen wir danach ins Chianti ein, vorbei an den unzähligen Weinberge, bis wir schlussendlich erneut in Castellina landen.
Eine sehr nette Abfahrt führt uns schließlich wieder zurück in Richtung Colle Val D'Elsa, wo wir den Tag vielleicht standesgemäß bei einem leckeren Tropfen aus dem Chianti ausklingen lassen.
Von Ric –
Die Vorbereitung auf die heutige Etappe begann schon am gestrigen Abend bei ein, zwei Gläsern Chianti. Die Gruppeneinteilung erfolgte nun konsequenterweise dem objektiven Kriterium, wer wie tief ins Rotweinglas geschaut hatte ... Wie sagte Jan heute Morgen so schön: "Gestern war der Chianti in uns, heute sind wir im Chianti!". Die Strecke von 115 km orientierte sich an der Form einer Acht, was einen Guide (der gerne anonym bleiben möchte) vor eine Herausforderung stellte, lag der Abzweig doch vor einer verführerischen Abfahrt. Wer diese verpasste, wurde mit extra Höhenmetern (zu den 2.400 m) bestraft. Die ausdauernde Gruppe gönnte sich derweil eine erste Cappuccino- und Panino-Pause und ließ dafür die Sonnenscheingruppe vorbeiziehen. Das Koffein und der Milschschaum waren jedoch gut investiert, denn die folgenden teils steilen (15 %) Steigungen meisterte sie souverän und kompakt. Belohnt wurde sie durch lange Abfahrten und herrliche Ausblicke über die Toskana. Zur Mittagspause wurde in Greve in Chianti angehalten, wo uns ein attraktiver stattlicher Mann auf der Piazza erwartete (ich bin mir sicher, dass er mit David aus Florenz in Verwandschaftsverhältnis steht) und sich bereitwillig fotografieren ließ. Auf dem ersten Anstieg meldete sich die Pasta noch einmal; sie wollte noch nicht so recht in die Oberschenkel rutschen, wo sie eigentlich benötigt wurde. Unterwegs sammelte die ausdauernde noch zwei motivierte sportive Gruppenfahrer ein, die den verpassten Abzweig wettmachen wollten. Es folgten noch ein paar Hügel, die locker weggedrückt wurden - die Aussicht auf einen weiteren Cappuccino verleihte Flügel. Wir werden die Umfirmierung in "Cappuccino"-Gruppe noch heute beim Chef beantragen. Noch voller Adrenalin, aber schon frisch geduscht, fielen wir wenig später über die örtliche Bar her und plünderten die Pizza- und Aperol-Vorräte in der Abendsonne - ein toller Abschluss für einen entspannten und doch sportlichen Tag. Die Ankündigung auf die morgige "Königsetappe" führte schließlich zu einem erhöhten Pasta-Verbrauch, frühem Einsetzen der Nachtruhe und einer Extra-Portion Vorfreude.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auf der längeren Variante tauchen wir noch ein wenig tiefer ins Chianti ein. Dazu teilen wir unsere Gruppen in Radda und begeben uns auf eine extra-Schleife.
Von Jan –
Die heutige Tour darf zurecht als eines der Highlights unserer Reise bezeichnet werden! Wir werden die beeindruckende Landschaft der Crete zu sehen bekommen, die sich südöstlich von Siena befindet.
Alljährlich findet in dieser Region auch das bekannte Radrennen l'Eroica statt, dass die zahlreichen Naturstraßen (,Strade Bianche' genannt) nutzt. Wir bleiben allerdings auf festem Asphalt.
Bei der Anfahrt umfahren Siena, da wir die Stadt noch auf unserer Ruhetags-Tour ausführlich erkunden werden. Direkt danach schon tauchen wir aber ein in die Hügel der Crete und entdecken dabei Ausblicke, die uns von Postkarten oder Bildern der Toskana vertraut sind.
Der Rückweg erfolgt über den einsamen Passo dell'Incrociati, der uns nicht allzu sehr fordern wird. Vielleicht lässt sich aber der ein oder andere kurz vor dem Ruhetag zu einem Duell hinreißen?
Von Jan –
Der schönste Tag der Wettervorhersage fiel auf die laut Etappenplaner Paelzman schönste Etappe, die uns heute in die Crete Senese führt. Aufgrund Michaels Wissenshunger wissen wir seit gestern Abend, das Creta auf italienisch Kreide heißt, und wir somit in der senesischen Kreideregion unterwegs sind. Insbesondere hat der Begriff nichts mit dem französischen Crête=Grat zu tun und wird wie im Deutschen ausgesprochen.
Wie schon angekündigt müssen wir, um die Crete zu erreichen, die ersten 40 km eher ertragen als genießen. Der Verkehr hält sich auf der Hauptstraße Richtung Arbia aber erstaunlich in Grenzen, und wir drücken die Strecke in der sportiven Gruppe relativ schnell weg. Nett aber die Ausblicke auf Siena auf einem kurzen, schmalen Hohlwegabschnitt inmitten der Hauptstraßen. Einen Teil können wir durch eine Abkürzungsstrecke mit Fußgängerbrücke und abschließender Treppenpassage abkürzen.
In Arbia begießen wir das Erreichen der Crete mit einem schnellen Caffè doppio (der Guide isst schon wieder).
Und jetzt wird es richtig schön. Kurz nach Arbia folgen wir den Hinweisschildern zum Punto Panoramico und genießen die wirklich grandiosen Blicke auf die toskanischen Hügel, Zypressen, Gutshäuser, Pinien, Ginster, Kreidefelsen und wogenden Gerstenfelder.
Es folgt ein scharfes Sägezahnprofil, auf dem sich Bernd, Michael, Michael, Veysel und ich immer mal wieder die Zähne zeigen. Schnell ist die Mittagspause in Montieri di Arbia erreicht, wo wir Foccaccia, Torta di Frutti di Bosco, Panini, Cola und Caffè von einem überforderten Wirt konsumieren. Erstaunlich kurz darauf reitet schon Ricardas ausdauernde Gruppe ein. Vermutlich hatte sie ihre Geißel wieder allzu locker sitzen und hat ihre Teilnehmer gnadenlos an allen Punti Panoramici vorbeigepeitscht.
Nach dem Mittagessen zeigt sich die Crete NOCH schöner, die Anstiege NOCH steiler und die Teilnehmer NOCH kompetitiver, allerdings nur zum Teil :).
Kurz vor dem Hauptanstieg des Tages auf den Passo del Incrociati kredenzt uns Michael entgegen der Ankündigung im Roadbook eine l'eroiceske Schotterpassage, die jedoch nach schnellem Garmin- und Kartenstudium gekonnt umfahren wird.
Der Passo del Incrociati ist eher kein landschaftliches Highlight des Tages und ist auch sportlich allenfalls akzeptabel zu nennen. Wunderschön allerdings die Schlusspassage auf schmalsten Räuberwegen in Richtung Colle di Val d'Elsa, dass wir wie schon am Sonntag von hinten erreichen. Ich fahre nicht mehr im Schatten von LKWs. Dann grandioser Schmutz-Aperol auf der Piazza der Altstadt.
Schön wars. Ist doch Quatsch. Geil wars.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die Gruppen der längeren Runde bekommen noch ein wenig mehr von der Crete geboten. Dazu machen wir uns nach Siena auf eine Schleife, die uns tief in diese typische toskanische Landschaft eintauchen lässt. Der Rest der Runde ist identisch mit der kürzeren Variante.
Mittwoch, 10.05.2017, E5:
Tag der KulturTag der Kultur
65,2 km
1173 Hm
Von Jan –
Nachdem wir bereits bleibende Eindrücke der zauberhaften Landschaft gewonnen haben, ist es heute an der Zeit, unseren Beinen etwas Erholung zu gönnen.
Dazu werden als erstes den einsamen Passo die Celsa fahren, an dessen Hochpunkt wir auch schon einen Großteil der heutigen Höhenmeter erreicht haben.
Nächste Station ist dann Siena. Das Durchqueren der Stadt ist sicher mit Verkehr verbunden. Doch werden wir dabei auch bekannte architektonische Highlights kennen lernen und bei einem Espresso das Flair der Stadt aufsaugen.
Von Jan –
Heute möchten wir unseren Lesern einen besonderen Service bieten, eine Weltneuheit – einen Bericht in Stereo aus allen heute fahrenden Gruppen. Den Beginn macht unser Gastschreiber Mario, der schon gestern bei der Etappenbesprechung souverän die Einführung in den Kulturtag übernommen hatte:
Heute am Ruhetag wurde das letzte verbliebene Mitglied der Seniorengruppe an die Sonnenscheingruppe weitergegeben.
Trotz seiner Unzulänglichkeiten, kurzsichtig, schwerhörig, übergewichtig und überaltert, wurde er freundlich aufgenommen. Seine Vorbehalte wurden von seinem Personal-Guide psychologisch geschickt – das schaffst du schon – zerstreut.
Um halb zehn (Ruhetag!) ging es dann bei strahlender Sonne erstmals ganz in kurz gekleidet auf die Piste. Nach einer kurzen Anfahrt im Tal ging es dann den Passo dell'Incrociati hoch, den wir gestern runter gefahren sind.
Auf der anderen Seite über Costalpino runter, waren wir auch bald am Fuße von Siena, wo die versprochene Kultur wartete.
Nur noch kurz entgegen der Einbahnstraße hoch, die Polizei brachte uns schnell wieder auf den rechten Weg, waren wir gleich auf dem Platz vor dem Duomo. Hier trafen wir die anderen mit Jan, so dass einem Gruppenbild mit Jan und Rädern nichts mehr im Wege stand.
Dann ging es auf die Piazza del Campo wo wir gegenüber dem Palazzo Publico direkt neben der Fonte Gaia unser Lager aufschlugen.
Von hier aus ging es dann zur Nahrungsmittel- und Toilettensuche; wobei beides erfolgreich durchgeführt werden konnte. Kurz vor Ende der langen Siesta gab es noch ein Eis, wobei sich der mitfahrende Senior in der Menge vergriff.
Dies rächte sich bei der Weiterfahrt, da er nicht richtig in den Rythmus der Gruppe kam. Gerettet wurde er in Siena nur durch die Ampelstopps und dann bei der Auffahrt zum Passo di Celsa durch einen Pannenstop von Otto. Mit Zustimmung der Guides konnte er in einem langsameren Tempo bis zur Passhöhe weiterfahren. Dabei konnte er die Ruhe und die Landschaft ausführlich genießen und bis zur Passhöhe seinen Rythmus wieder finden (das Eis war verdaut).
Vom Passo di Celsa ging es in schneller Fahrt ins Tal runter. Hier zeigten sich nochmals die körperlichen Unzulänglichkeiten des Seniorfahrers. Weder sah er die erhobene Hand von Otto (Kurzsichtigkeit) noch hörte er das klar gesprochene "Halt " (Schwerhörigkeit), vielmehr fuhr er einfach über die rot leuchtende Ampel.
Den darauf folgenden Anschiss nahm er sich so zu Herzen, dass er dem Guide beim abschließenden Schmutzbier eins ausgeben wollte. Aber auch das hat nicht geklappt. Am Mercoledi ist die Bar geschlossen.
Dennoch war es ein schöner kulturhaltiger Ruhetag.
Jan berichtet ab hier aus der sportiven Gruppe
Die gestrige Wettervorhersage hat ja nicht ganz gehalten, was sie versprochen hat. Auch wenn es für Sonnenbrand beim Reiseleiter und Hauptberichterstatter gereicht hat, war der Himmel doch über weite Abschnitte sehr bedeckt. Nicht so heute. Blauster Himmel empfängt uns zum Ruhetag. 80 km mit zwei Bergen und Kulturerkundungspause in Siena sind angedacht.
Zunächst befahren wir den Passo del Incrociati von hinten. Die Streckenwahl ist etwas gewöhnungsbedürftig, da die ersten 30 km genau in Gegenrichtung des Vortages erfolgen. Kein Problem, so stellt sich mal wieder heraus, weil es in der anderen Richtung einfach völlig anders aussieht. Nach dem Incrociati, an dem sich die Geplänkel ruhetagskonform in Grenzen halten, fahren wir auf Siena zu, das bald oben am Hügel am Horizont erscheint. Dank geschickter Streckenwahl hält sich das Großstadtmoloch in engen Grenzen, und schon finden wir uns auf einer schmalen, steilen Anfahrt mit besten Blicken auf den Dom hinauf Richtung Stadtmauern. Die Anfahrt führt uns direkt auf die Piazza del Campo mit dem Palazzo Pubblico, dem Rathaus Sienas mit seinem hohen Turm, den wir heute nicht besteigen. Die Aussicht von oben auf die Toskana soll laut Michael fantastisch sein. Wir begnügen uns vielmehr, sockfuß um die Piazza zu schlendern, was uns zur meistfotografierten Sehenswürdigkeit avancieren lässt. Insbesondere bei Südamerikanern und Asiaten gelten wir als Sensation!
Vom Piazza del Campo (bekannt vom Palio, dem Pferderennen) ist auch der Weg zum Dom leicht auszumachen, den wir sogleich noch abfrühstücken. Nach unserem sehr schönen Gruppe-vor-Dom-Bild trifft auch Ricarda mit ihrer Truppe ein, was sich in sofortiger Chef-Kompetenz-Erosion manifestiert. Nein, das Gruppenfoto müsse auf den Treppen vor dem Dom erfolgen. Das Foto mit Rädern, Gruppe und Portalfragment ist auch wirklich sehr gelungen! Dank hilfreicher Touristin konnte sogar der Berichterstatter einen Platz auf dem Bild ergattern!
Als letzter Programmpunkt in Siena ist die Verpflegung vorgesehen, die angesichts des Touristennepps am Hauptplatz bisher noch ungelöst ist. Schließlich schenken wir dem Caffè Nannini unser Vertrauen, in dem wir uns mit sensationellen Crostate und Panini versorgen. Etwas abseits sind die Preise vergleichsweise human, und das Ambiente grandios. Unser Kellner, Roberto, outet sich sogar selber als "Piccolo Ciclisto", so dass wir uns mehr als willkommen fühlen und diese Bar in allen Belangen jedweden Siena-Besuchern ans Herz legen können. Hervorzuheben ist zumindest noch die Marmortreppe des Etablissements hinunter zu den Toiletten.
Und schon befinden wir uns auf der Weiterfahrt Richtung Passo di Celsa, der aus dieser Richtung besonders human ist und kaum als Anstieg bemerkt werden kann. Die Abfahrt ist aber wunderbar, mit tollen Ausblicken auf die rollenden Hügel bis hin zu San Gimignano, das auf dem Bergrücken am Horizont thront. Für Michael ist das zu wenig, er fährt unten noch einmal hoch. Bestimmt eine gute Entscheidung, da wirklich sehr schön!
Der Rest der sportiven Gruppe ist schon um drei Uhr am Hotel, so dass noch genug Zeit ist für Abfahrtstraining mit einem weiteren Guide (m/w), der/die nicht genannt werden will! Sehr schöner Tag, und sehr schönes Siena!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die etwas sportlichere Variante des Ruhetags nimmt auf dem Rückweg noch den genussvollen Passo die Celsa mit.
Von Jan –
Heute kehren wir zurück ins Chianti. Einige Straßen haben wir vielleicht noch in positiver Erinnerung, wenn wir diese heute aus der anderen Richtung befahren. Insgesamt werden wir uns ein wenig südwestlicher in Richtung Lecchi bewegen, wo uns die uns bereits bestens vertraute Landschaft des Chianti umschließen wird.
Von Ric –
Motto der heutigen Tour: "Noch tiefer ins Chianti" und zwar auf dem Rad. Das bedeutet leider, Weinproben fallen angesichts von 134 km und ca. 2.400 Hm vorerst aus. Gruppen 2 und 3 rollten gemeinsam los, da die Sonnenscheingruppe stark geschrumpft ist (was definitiv nicht am Guide liegt), uns allen aber zuverlässig Sonnenschein bescherte entgegen der Wettervorhersage.
Die Strecke führte zunächst über einen 10 km langen Anstieg ins altbekannte Castellina in Chianti. Dort trafen wir auf die sportive Gruppe, die sich bereits im Café niedergelassen hatte. Man munkelt, dass die Teilnehmer mittlerweile nur noch Espresso trinken, um schneller austrinken zu können, wenn wir am Horizont angeritten kommen. Im Folgenden wollen wir sie daher die Espresso-Gruppe nennen. Das Zusammentreffen kam unerwartet und doch gelegen, denn eine Teilnehmerin musste notfallartig von akuter Nackenwirbelblockade befreit werden. Während das Wärmepflaster schnell besorgt wurde, legte der Chef persönlich Hand an und setzte schnell den neuesten Marketingspruch auf: "Hier massiert der Chef noch persönlich". Die Teilnehmerin soll danach von sämtlichen Beschwerden befreit gewesen und die nächsten Anstiege hochgeschwebt sein, berichten Augenzeugen.
Anstiege gab es heute wahrlich nicht zu knapp. Die Aussicht auf die Kohlenhydratezufuhr in Villa a Sesta überzeugte die am Tag 6 schon etwas trägen Beine stetig den nächsten 10 km langen Anstieg hochzukurbeln. Aufmerksame Augen hatten bereits ein vielversprechendes Ristorantino mit Sonnenterrasse und Blick über Olivenhaine bis nach Siena entdeckt. Dort ließen wir uns nieder und ernannten uns selbst zur Panorama-Gruppe. Selbiges verschönerten wir sogleich durch ein Gruppenbild (ohne besagte Beine, da diese zu müde waren; siehe Fotos). Nur widerwillig erhoben sich die nun noch trägeren Beine von den Stühlen auf die Sättel, um die restlichen 50 km in Angriff zu nehmen. Nach letzten Höhenmetern ins altbekannte Castellina i.C. schickten wir unsere Vorhut auf die 20 km lange Abfahrt nach Poggibonsi, wo sie - allen voran unsere beiden "Abfahrtsluder" - Geschwindigkeitsrekorde, wenn nicht gar die Schallmauer, brach. Die Nachhut kühlte die glühende Stirn noch mit drei Regentropfen, bevor sie mit Siegerlächeln in die Hoteleinfahrt bog.
Die Teilnehmer der Espresso-Gruppe waren zu diesem Zeitpunkt schon ganz tief in Chianti abgetaucht und hatten den Kofferraum der PKWs so vollgeladen, dass der Carbon-Esel wohl auf dem Beifahrersitz den Rücktransport antreten werden wird. Selbst die Aussicht auf die morgige Etappe konnte die feucht-fröhliche Stimmung nicht mehr trüben.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auch heute ist die längere Variante in weiten Teilen identisch zur kürzeren Option.
In Lecchi trennen wir uns, so dass wir heute sehr weit südwestlich bis San Gusmé vordringen werden. Aber...vom Chianti kann man nie genug bekommen, was sowohl Wein als auch die Landschaft betrifft!
Von Jan –
Heute gilt es, das Gebiet westlich von Colle di val d'Elsa zu erkunden!
Auf unzähligen Hügeln erreichen wir zuerst den größeren Ort Pomerance, wo wie uns ein erstes Heißgetränk gönnen können.
Den nächsten Stopp werden wir dann in Volterra einlegen. Dieser mittelalterliche Ort liegt sehr markant auf einem Hügel und ist so schon weithin sichtbar. Während der 10 Kilometer langen An- und Auffahrt haben wir so also stets das Ziel vor Augen. Der urige Charme des Platzes in Ortsmitte ist anschließend der verdiente Lohn für unsere Mühen.
Auf dem Rückweg stehen uns nun nur noch wenige Hügel im Weg, die wir aber motiviert erklimmen werden.
Von Ric –
Wie schnell sieben Tage vergehen können, realisieren die Beine eher als der Kopf. Die Form des Hinterns hat sich schon an den Sattel assimiliert. Gemeinsam reiten wir Richtung Berge; acht Zacken zeigt unser Roadbook verteilt auf 122 km und 2.300 Höhenmeter an. Kurz vor der ersten Pause in Pomarance stoßen die Gruppen 2 und 3 unerwartet auf die Gruppe 1, die einen technischen Voll-Defekt mit doppeltem Mantelwrack vorweist. Gemeinsam gibt es eine kleine Stärkung, bevor der gefürchtete Anstieg nach Micciano genommen hast, der als gelb-roter und damit giftiger Anstieg im Roadbook markiert ist.
Während die Gruppe 1 selbstverliebt Selfies macht, baut die Gruppe 2 ihren Vorsprung aus. Die Gruppe 3 umfährt diesen Schikane-Pass clever. Eine kurze Abfahrt und ein flaches Stück später kündigt sich der nächste giftige Anstieg an. Majestätisch trohnt das Mittagsziel, das romantische Städtchen Volterra, auf einem Hügel und nur noch 10 km und 450 Höhenmeter trennen uns. Da Gruppe 1 offensichtlich zu viel nach links und rechts geschaut hat, rollen wir gleichzeitig in Volterra ein und besetzen verschwitzt ein ganzes Café. Die letzten 30 km bis zum Schmutz-Bier (Begriff im Fachjargon; bezeichnet einen alkoholischen Durstlöscher, der unverzüglich nach Ankunft, noch in verschwitzten Radklamotten, einzunehmen ist) auf der Piazza laufen wie geschmiert im Zeitraffer. Stolz ob der eigenen Leistung (insgesamt 626 km und 10.700 Hm!) und glücklich, dass alle wohlbehalten angekommen sind, begießen wir die tollen gemeinsamen sieben Tage. Nach dem Abendessen soll dann endlich die ersehnte Weinprobe stattfinden - in der lokalen Bar wollen wir die Weinkarte systematisch abarbeiten - denn heute Abend werden keine Roadbooks mit roten Zacken verteilt, morgen stehen die Füße still und der Kalorienverbrauch muss reduziert werden, denn morgen ist Abreisetag. Aber bevor sich die Stimmung trübt, soll noch einmal angestoßen werden und noch mal und noch mal - das haben wir uns nach sieben entbehrungsreichen Tagen mit sportlichen Höchstleistungen verdient.
Dennoch wollen wir uns einen Augenblick der Sentimentalität gönnen und eine Lobhymne auf den Quäldich(QD)-Radler anstimmen: der QD-Radler kennt die Toskana wie keine Zweiter; er kennt jede Mohnblume und jeden Ginsterstrauch am Straßenrand persönlich. Er weiß, dass die Toskana "wellig" und teilweise giftig ist; hat jeden Höhenmeter eigenbeinig vermessen. Er kennt die Kultur-Highlights der Toskana; hat sich ihnen ehrfürchtig und in angemessenem Tempo genähert, sie behutsam auf Socken durchquert und monetär subventioniert. Er kennt die magische Wirkung, die Pasta und Espresso in Kombination entfalten können. Er kennt die Bar im Ort, die das kühlste Bier und die meisten Chips dazu serviert; er weiß den salzigen Geschmack des ersten kräftigen Zuges sehr zu schätzen. Er ist recht begnügsam und freut sich über jede Form von Pasta mit großem Enthusiasmus. Er liebt es sich zu quälen, am liebsten in Gemeinschaft. Und ja, er kann auch feiern und ausgelassen sein. Das wird Colle di Val d'Elsa heute Abend zu spüren bekommen.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Die längere Runde ist fast identrisch. Wir nehmen lediglich nach Pomerance noch den Anstieg zum kleinen Ort Micciano mit. Der Anstieg ist nicht leicht, dafür mit unzähligen Serpentinen bestückt. In Micciano, das nur aus wenigen Häusern besteht, können wir dann noch zu Fuß einen Aussichtsturm erklimmen, der uns atemberaubende Ausblicke bietet.
Der weitere Verlauf erfolgt dann ebenso wie auf der kürzeren Runde über Volterra.
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