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AP – Neben Gratallops ist Porrera der bekannteste Weinort im Priorat, dieser zerklüfteten Region im Hinterland Tarragonas, in der die sengende Sonne die Trauben fast bis zum Platzen reifen lässt. Das Dorf sieht aus der Ferne besehen recht malerisch aus mit seinen sich an einen Hang drängenden Häusern, aus deren Mitte der Kirchturm herausragt. Es ist leider, näher betrachtet, weder so anheimelnd-bunt wie Andlau, Barr oder Ribeauvillé im
Elsaß noch so rustikal-pittoresk wie Montepulciano oder Montalcino in der
Toskana, um einmal ein paar andere europäische Weinorte zu nennen. Wer sich nur für Wein und nicht für Ambiente interessiert, ist aber richtig am Platz. Die Weinlagen um Porrera herum sind exzellent und haben einige prominente Leute veranlasst, sich dort Weingüter zu kaufen, zum Beispiel den Liedermacher Lluís Llach und den russischen Schauspieler Gérard Depardieu, der aus steuerlichen Gründen nicht mehr Franzose sein will.
Porrera ist von allen Seiten her nur über Pässe zu erreichen. Keine hohen Pässe, aber eben die liebenswerten niedrigen Pässe der katalanischen Mittelgebirge mit ihren kurvigen Straßen. Von Süden im Uhrzeigersinn gesehen sind diese der
Coll de la Teixeta, der Coll Major, der Collet del Pere Joan und der Coll de Porrera, den wir ein wenig näher betrachten wollen.
Der Coll de Porrera ist noch nicht allzu lange als Coll de Porrera bekannt. Sein eigentlicher Name ist Coll de les Marrades, aber vermutlich weil Porrera wegen des Weins mittlerweile auch außerhalb des Priorats vielen Leuten ein Begriff ist, hat man das etwas sperrige und wenig einprägsame „les Marrades“ entsorgt. Der Pass liegt auf dem Kamm der Serra del Molló, eins der vielen Bergkettchen der mittleren Serralada Prelitoral (oder ist das schon der südliche Teil des Gebirges?). Über den Pass gelangt man vom Tal des Siurana, größter „Fluss“ des Priorat, ins Vall de Cortiella (in dem Porrera liegt). Diese geographischen Informationen muss man nicht verinnerlichen, es genügt zu wissen, dass man über den Pass von Porrera in Richtung Poboleda bzw. Cornudella de Montsant fährt. Bei einer Radtour im Priorat, was übrigens eine sehr empfehlenswerte Sache außerhalb der Sommermonate ist, sollte man den Coll de Porrera nicht vergessen. Er bietet ein zwar kurzes, aber ziemliches einsames Passerlebnis in typisch mediterraner Buschlandschaft, verziert mit Ausblicken auf die weiße Wand der
Serra de Montsant am Horizont.