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Qafa Buni i Thorës (1680 m) Thores-Pass

IMG 5918.

Auffahrten

Von Flugrad

Wir verlassen die Umgehungsstraße (SH 1 Shkodër-montenegrinische Grenze) am Kreisverkehr in Höhe von Koplik in Richtung Berge, der Beschilderung  Dedaj-Theth folgend. Während die Ebene des östlichen Hinterlandes des Skutarisees entlang der Hauptstraße ein wenig schönes, wild zersiedeltes Bild zu bieten hatte, radeln wir nun auf schmaler, aber neu asphaltierter Straße durch noch landwirtschaftlich geprägtes Land, gewinnen aber kaum an Höhe.
Nach 2 km passieren wir die erste Siedlung, einen Vorort von Koplik mit etlichen Geschäften und Werkstätten. Hinter diesem Vorort geht es für 6 km nur noch geradeaus, weiterhin mit sehr sanfter Steigung. Linker Hand rückt der erste kahle Gebirgszug langsam näher und wir haben immerhin so viel an Höhe gewonnen, dass beim Blick zurück die Wasserfläche des Skutarisees hinter den Häusern von Koplik zu sehen ist.
Vor uns taucht rechts der Straße ein weißer flacher Gebäuderiegel auf, der sich weit in Richtung der Berge zieht. Was das ist, wird dann spätestens auf Höhe einer neuen, aber nicht betriebenen Tankstelle klar: Dieser Gebäudekomplex ist ein großes, offenbar recht neues Gefängnis, mit Glaskuppeln an jeder Ecke für die Bewacher und mehr oder weniger tiefsinnigen in englischer Sprache verfassten Sinnsprüchen an der der Straße zugewandten Mauer.
Nach dieser wenig gastlichen Herberge führt die Straße durch ein kleines lichtes Wäldchen. Dann weckt an einem kleinen Parkplatz links der Straße eine weitere Merkwürdigkeit unser Interesse: ein steinernes Galgengerüst mit stilechter Schlinge in der Mitte. Dieses spezielle Denkmal soll wohl an Gräueltaten während der Balkankriege im Rahmen des Ersten Weltkrieges erinnern, wenn wir die Inschrift der Tafel richtig gedeutet haben. 
Bei diesem Denkmal zweigt nach links die asphaltierte Straße nach Zagore und Peraj ab, die laut Karte zum benachbarten Lek e Hotit weiterführt. Landschaftlich und höhenmetermäßig bestimmt eine interessante Alternative zur Anfahrt von Hani Hotit, leider ist sie aber mindestens ab Peraj eine ziemlich grobschottrige Staubpiste. Wir bleiben also besser auf unserer taleinwärts führenden Straße und kommen, immer noch ohne ernsthafte Steigungsherausforderung, in den zweiten Ort, Dedaj. Auf den 12 km bis hierher haben wir gerade mal 370 Hm geschafft.
Hinter Dedaj verengt sich das Tal nun deutlich. Die Straße schlängelt sich auf halber Höhe am Waldrand der südlichen Talseite entlang. Das ausgetrocknete Flussbett des Përroj i thatë verläuft jetzt linker Hand ziemlich tiefer als das Straßenniveau, deshalb müssen wir nach Kilometer 16 auch aufpassen: Die immer noch guten Asphalt aufweisende Straße führt steil hinunter zum Fluss, allerdings wird dieser auf einer sehr ruppigen Betonrampe überquert, eine Brücke hat man sich gespart.
Auf der linken Seite arbeiten wir uns dann über die erste Steilrampe der Strecke hinauf zum kleinen Weiler Makaj. Das Landschaftsbild hat sich gründlich gewandelt: Gebüsch und Weideflächen statt Äcker, und statt wüster kahler Berge fast schon alpin bewaldete grüne Hänge bis auf mindestens 1600 m Höhe. Das vor uns liegende Tal ist allerdings nicht das richtige: Unser nun sehr wellig trassiertes Einspursträßchen biegt kurz vor dem nächsten Weiler, Ducaj, nach links in ein Seitental, mittels einer zweiten steileren Rampe.
In diesem Hochtal erreichen wir nach insgesamt 28 km bei nun wieder mäßiger Steigung das letzte Dorf vor der Passhöhe bzw. vor Theth, Boga/Boge (930 m Höhe). Hier gibt es ein paar freundliche kleine Gaststätten, auch ein Hostel und eine ziemlich große Kirche. Wir befinden uns in der katholischen Ecke von Albanien und die Kirche sieht aus, als ob sie nach Ende des atheistischen Hoxha-Regimes neu (bzw. wieder) aufgebaut worden wäre.
Alleine die Daten lassen den Schluss zu: Hinter Boge wird es steiler. Und die Daten haben recht. Nun nimmt unser Sträßchen, frisch asphaltiert, endlich den Charakter einer alpinen Passstraße an. In mehreren Kehrenabschnitten und zahlreichen Kurven arbeiten wir uns nach oben, passieren neben einzelnen Hütten dabei auch einen neu hochgezogenen Gebäudekomplex, der offenbar zu einem Hotel werden soll.
Die wilde Gebirgslandschaft der albanischen (Karst-)Alpen hat an unserer nagelneuen Straße aber auch schon kräftige Spuren hinterlassen: Narben im Asphalt und etliche kunstvoll in alle Richtungen verbogene Leitplanken zeugen von Geröllmuren, die hier wohl häufiger abgehen. Beabsichtigt kunstvoll wurde die Straße um Felsvorsprünge gelegt; es macht riesigen Spaß, hier hochzufahren, und die Steigungsmaxima liegen mit ca. 12 % noch im erträglichen Bereich.
Bei Kilometer 40 haben wir die in den Karten eingezeichnete Passhöhe auf dem Kamm des Gebirgszuges erreicht. Tief unter uns erkennen wir den Talgrund mit einigen Häusern des zu Theth gehörenden, auf 450 m Höhe liegenden Weilers Nderlysaj. Auf der Passhöhe befindet sich ein Denkmal zur Erinnerung an den Geologen und Albanienforscher Baron Ferenc Nopcsa. Wie der Straßenzustand hier vor 2021 war, geht aus diesem Bild hervor. Um die Ecke ist ein nagelneues mondän aussehendes Hotel mit etlichen Chalets entstanden. Die erst 2021 asphaltierte und ausgebaute Straße steigt am nach Theth weisenden Südhang bis kurz vor der ersten Lawinengalerie noch ein wenig an, der eigentlich höchste Punkt liegt ca. einen Kilometer hinter der in den Karten eingetragenen Passhöhe.

Für die Rückfahrt noch einige Tipps bezüglich des Umgangs mit dem spätestens ab Boge zahlreich vorhandenen Viehzeug auf der Straße:


- Kühe sind in der Regel einzeln oder zu zweit unterwegs, Herden gibt es so gut wie keine. Wenn sie auf der Straße stehen, dann stehen sie oder bewegen sich sehr langsam. Klingeln oder Rufen bringt nichts, bringt sie aber auch nicht aus der Ruhe;

- Schweine gibt es gar viele (man ist hier nicht muslimisch, sondern katholisch geprägt), und sie scheinen die Straße zu mögen, gerne auch im Familienverband. Ihr Benehmen ähnelt Wandergruppen auf Radwegen: Sie schlendern mal links, mal rechts, und wenn man ruft oder klingelt, wechseln sie aufgescheucht kreuzweise die Straßenseite. Unbedingt bremsbereit und sehr langsam passieren!

- Ziegen findet man auch gerne auf der Straße, sie sind neugierig, kaum schreckhaft, aber stur. Platz macht der Radler! Treten auch in kleineren Herden auf. Dann Geduld.

- Schafe sind auch meist in Gruppen unterwegs, eher am Straßenrand (außer größere Herden, dann siehe Ziegen). Man sollte es aber unterlassen, sie mit määhhh zu begrüßen. Die Folge ist unkontrolliertes panikartiges Umhergespringe, gerne direkt vors Rad (siehe Schweine).


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02:56:16 | 30.04.2023
Mainfränkin
Dolce Vita
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