Von Jan –
Es ist einfach fantastisch, wenn ich sorgfältig eine Reise plane, und die Pläne dann auch aufgehen. So wie heute. 193 km mit 2300 Höhenmetern durch die kleine Karoo mit 40 Grad, Frühstück um halb sechs, Abfahrt um halb sieben, genauer gesagt scharf um 6.30 Uhr, drei Gruppen, drei Autos, and off we go. Durch die Obstplantagen Montagus in Richtung Koo, zum Burgers Pass in der Morgensonne. Erste Höhenmeter, Hermann nimmt sie auf dem Hinterrad. Wunderbare Tiefblicke wie jedes Jahr vom Aussichtspunkt vor dem Burgers Pass.
Und schon sind wir in der Koo, und schrauben uns in Richtung Rooihoogte Pass hoch, in die kleine Karoo auf 1234 m Höhe. Bei 30 Grad um 8.45 Uhr.
Hier windet es schon ein wenig, und es bewahrheitet sich, was sich die Tage vorher schon angedeutet hat. Der Wind hat gedreht, und statt aus der vorherrschenden Südostrichtung bläst der Wind schon wieder von vorne. Glücklicherweise nicht so fatal wie letztes Jahr, als nur die sportive Gruppe ins Ziel kam. Ich bin zuversichtlich für Gruppe 2, wir laufen gut, und nach einer knappen, aber nahrhaften Pause bei Jacou am Begleitfahrzeug geht es schon weiter. Otto kämpft, er hat mit der Verdauung zu kämpfen (this is Africa). So können wir etwas länger die langen Gerade und die fantastische Weite Afrikas genießen. So bringen wir ihn sicher hinunter zur N1 und links nach Aquila. Hier steht bei Km 96 schon die dritte Getränkeverpflegung an, die Temparaturen steigen in Richtung 40 Grad, und Riaan und ich erinnern ständig ans Trinken. Hier lassen wir Otto im Schatten zurück, Jacou wartet mit ihm, bis André mit Gruppe 3 kommt. Sie sind auch schon am Eingang der N1, nur 14 km hinter uns.
Kurz nach dem Eingang von Aquila, dem Big-5-Game-Reserve, sehen wir links eine Straußenfamilie. Kurz darauf sehen wir sie auch wieder, die zwei Elefanten, wie auch schon 2017 und 2019. Jetzt setzt uns der Wind zu, der natürlich immer noch von vorne bläst. Aber wir kreiseln sauber im Wind, per Speeddating natürlich. Alle kreiseln fleißig mit, Isabell, Kirstin, Gerhard, Jochem, Jörn, Martin, Peter, Roland, Uwe, Riian und ich, erst kilometerweise, dann auf 500 m beschränkt, um die Zeit derjenigen zu verkürzen, die rechts in der Zweierreihe im Wind stehen.
Am Horizont schiebt sich die weite Rechtskurve hinauf zum kleinen Übergang die Venster in Sicht. Bei mir keimt Hoffnung aus, dass auf der anderen Seite, nach der Abfahrt, nach der Verpflegung an den Bäumen, der Wind von hinten kommt, wenn wir an der Sutherlandkreuzung nach rechts abbiegen. Stattdessen glühende Hitze in der Abfahrt ins Tal, erschlagene Pause am Straßenrand. „Jan, sag mal was aufmunterndes”, sagt Kristin. „Ja, bringt Bock”, sage ich, aber ich weiß dass es nicht sonderlich überzeugt. Auch wenn es wahr ist. Ich liebe diese Etappe, und auch bei dem heutigen Gegenwind macht sie mir richtig SPaß mit einer funktionierenden Gruppe.
Mittlerweile ist auch Fanie zu uns gekommen, Daneels Vater, der mit einem weiteren Fahrzeug und einem Fahrradgepäckträger weitere Fahrer aufgeben kann, die Hitze und Wind Tribut zollen. Aber alle beißen, so auch Roland, der sich vor der Pause auch ins Auto wünschte, aber frisch gestärkt dann doch den Anstieg zum Hottentotskloofpass angeht. Was für eine Bruthitze. Die elf Kilometer sind aber relativ schnell absolviert, zumal ich zwischendrin etwas mit Fanie sprechen kann, der in früheren Jahren hinter Daneel 75.000 Begleitfahrzeugs-Kilometer abgespult hat, wie er erzählt.
Ganz so weit haben wir es nicht mehr bis Ceres, aber mir grausts vor den 30 km hinab in den Ort, weil ich weiß, wie anstrengend das mit Gegenwind sein kann. Aber der Blick ins Tal, der Flug bergab, die sich hinter die Wolken zurückziehende Sonne und die Aussicht auf die Rückkehr in die Zivilisation treiben uns an. Trotz extremen Seitenwinds mache ich Fotos von Riian in der längsten Geraden des Tages, leider aber keine Fotos vom Stopp in der Ceres Brewery. Hier halten wir uns nochmals 20 Minuten auf, das alkoholfreie Bier, Cola und die Kühle im Inneren bringen unsere Lebensgeister zurück.
Martina gesellt sich noch zu uns, die ab Ceres wieder einsteigen möchte, und so fahrn wir mit 12 Personen über Mitchell's Pass hinunter. Nochmal eine begeisternde Felsenschlucht, und dann sind die letzten 15 km nach Tulbagh schnell weg gedrückt. High Five und gute Laune! Und wieder ein leckeres Abendessen, bei dem ich meine Freude über das großartige Team ausdrücken kann, das uns heute diese Etappe ermöglicht hat. 30 Radfahrer, je 193 km. Im Gegendwind. Danke Ernst, Jacou, André, Daneel, Riaan und Hermann!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Wahnsinn! Eine großartige Etappe liegt vor uns! Wir befahren drei Pässe, den Doppelpass Rooihoogte und Burgers Pass und fahren durch die abgelegene Karoo, über die N1 (ein Begleitfahrzeug sichert uns nach hinten ab) zum Aquila Game Reserve, hoch zu Die Venster und runter nach Ceres: endlose Weiten und jede Menge Flow, Flow, Flow! Dies ist die epische Kernetappe dieser Tour. Du kämpfst mit Temperaturen um die 40 Grad im Schatten, fährst 193 km mit über 2000 Höhenmetern, wirst aber stets von unserem südafrikanischen Team umsorgt und versorgt.
In Ceres erreichen wir nach 160 km den ersten Ort des Tages und damit wieder die Zivilisation. Jetzt haben wir uns eine längere Pause verdient. Die größte Hitze ist danach verstrichen, und wir können uns an den sehr schönen Schlussabschnitt nach Tulbagh wagen.
Wer in Ceres genug hat, steigt einfach aus, und aufgrund der vielen Begleitfahrzeuge ist es auch möglich, ein Zwischenabschnitt in der heißen Mittagssonne im Wagen zurück zu legen.
Eine heldenhafte Etappe, die alles aufbietet, was Südafrika ausmacht!
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren