Wenn Ihr etwas machen wollt, um die Sehnsucht nach Schönheit beim Berg-Velofahren (vorübergehend) zu stillen, dann diese Tour.
Ich hatte sie schon seit einem Jahr im Visier. Juf schien mir zu flach, aber ich vertraue aufUwe’s 5 grünen Sterne.Stefan’s 5 Grüne zum Lai da Vons hätte ich auch ohne die überzeugenden Fotos geglaubt.Renko’s Hinweise zur schottrigen Scheitelstrecke am Lai da Vons/Vizanpass machten mich nachdenklich.
Im August war meine Sehnsucht nach Neutouren kaum noch unter Kontrolle zu bringen.
Frühmorgens geht es nach Juf. Die Restwolken des nächtlichen Gewitters erschüttern nicht mein Vertrauen in die Schönwetter-Prognose. Trotz der Flachheit nimmt mich die Landschaft sofort gefangen. Bald sehe ich tiefe Schluchten und hohe steile Felswände. Auch die hübschen kleinen Dörfer mit zum Teil schönen alten und alpinen Häusern. Später wird das Tal weiter und die schönen Almhügel, grün bis weit über 2000m hinauf, werden von Felsspitzen überragt. Ich versuche das Tempo einigermaßen hoch zu halten, häufig mit dem 52er Blatt. Meine t2b@h (time to be at home) ist heute besonders eng. In Juf umgedreht, fahre ich meist tretend so schnell wie möglich bergab. Auf den Berggipfeln scheint bereits die Sonne, Zeit für einige wenige Fotos muss sein. Uwe’s dunkle Tunnel sind Gott sei Dank inzwischen gut mit Neonröhren beleuchtet.
Am Beginn des Val Ferrera habe ich anscheinend noch ausreichend Zeit für das doppio am Lai da Vons. Also nach Sufers und den inneren Schwung nutzend gleich den Berg hinauf. So müssten alle Auffahrten sein: schmales Sträßchen, steiler Hang, schöne Kehren, offenes Almgelände und phantastische Ausblicke auf die nahen und fernen Berge. Zeit für 2 Schwätzchen mit gutgelaunten Almhaus-Bewohnern muss sein. Am Beginn der kurzen und harmlosen Schotterstrecke auf dieser Seite zum Pass hat man einen phantastischen Blick auf dem Lai da Vons mit großartigen Bergen im Hintergrund.
Neugierig und vorsichtig fahre ich die 1,7km lange Schotterstrecke Richtung Andeer hinunter. Es geht leichter und besser als gedacht. Es sieht so aus, als wäre an verschiedenen Stellen klein-kieseliger Schotter aufgetragen worden, so dass es jetzt besser ist, als Renko in 2010 hier gefahren ist. Schon bei der Abfahrt merke ich, dass dies eine schöne Strecke ist. Prächtige Ausblicke, schmales Sträßchen, oben baumfrei, weiter unten lichter Wald. Ich freue mich trotz der aufkommenden Hitze riesig auf die Wieder-Auffahrt. Nach einer schnellen Kehrtwende in Andeer und einem kurzen Flachstück geht es 10km in sehr schönen und abwechslungsreichen Gelände bergauf, meist zwischen 9 und 12%. Ich versuche mich zu beeilen, genieße aber die prächtigen Ausblicke, insbesondere im Almgebiet des oberen Teils. Die Schotterstrecke ist bergauf nur in den mittleren 500m über 11% steil, was die müden Beine nochmals mobilisiert. Auf der Abfahrt juchze ich laut aus Freude über diese schöne Tour.
Noch schöner ist es sicher, Lai da Vons doppio mit Alp Anarosa zu kombinieren statt mit Juf.