Von newsSandro –
Nachdem ich nun seit ca. 2 1/2 Jahren leidenschaftlicher Hobbyradler bin, habe ich mit der Dreiländertour 2007 endlich mein erstes großes Ziel, einige erste Alpenpässe zu bezwingen, erfolgreich erreichen können.
Alpenpässe kannte ich bisher leider nur aus Büchern, Erfahrungsberichten bzw. den Fernsehübertragungen der großen Rundfahrten. Auch wenn der Nordschwarzwald zu meiner bevorzugten Trainingsregion gehört und es hier etliche anspruchsvolle Anstiege gibt, war der Respekt vor den Alpen mit ihren langen Anstiegen doch sehr groß. Meine erste Alpentour wollte ich aus diesem Grund keinesfalls auf eigene Faust machen d.h. auf den Rat eines erfahrenen Guides wollte ich nicht verzichten.
Die Suche nach einem geeigneten Reiseveranstalter war glücklicherweise mehr als einfach. Wo findet man im Internet Informationen über Alpenpässe ? Richtig, bei quäldich.de. Also bin ich gleich mal zu quäldich.de wo mir sofort der Hinweis zu der geführten Dreiländertour ins Auge fiel. Ich habe mir also die Reisedaten, Erlebnisberichte, Bilder und alle anderen notwendigen Informationen durchgelesen und war sofort begeistert bzw. mir war klar "da muss ich mit".
Allerdings war dann doch noch etwas Skepsis vorhanden. Komme ich diese Anstiege überhaupt hoch ? Reicht meine Kondition für 4 Tage auf dem Rad ? Habe ich ein alpentaugliches Rad ? Was braucht man denn sonst noch so alles für einen Radurlaub ? etc.... Meine Bedenken hatte ich dann erstmal an Dreiländertour gemailt und von Jan (unserem Guide und dem Macher von quäldich.de) auch sofort ne umfangreiche, und in meinem Fall beruhigende, Antwort erhalten. Auch dank seiner Checkliste für Alpentouren (die ggf. um lange Handschuhe ergänzt werden sollte ;-)) war ich guter Dinge die Tour lebend zu überstehen und habe gleich bzw. nach Rücksprache mit meinem Chef, die Tour gebucht. Rechtzeitig vor Reisestart hatteJan allen Teilnehmern die Kontaktdaten zukommen lassen um ggf. Mitfahrgelegenheiten organisieren zu können.
Eine Mitfahrgelegenheit konnte ich leider nicht nutzen also ging’s am 29.6.2007 gegen 12.oo Uhr alleine mit Auto und dem Rad im Gepäck von Karlsruhe Richtung Alpen, genauer nach Scuol. Google-maps errechnete mir dass ich ca. 450 km zu fahren hätte. Leider habe ich es dann aber doch geschafft freiwillig über 500km zu fahren weil sich bei mir Karten lesen und Auto fahren irgendwie nie vertragen ;-)... Naja, gegen 18.oo war ich dann doch endlich in Scuol und wurde im Hotel Bellaval freundlich empfangen. Nach der kurzen Einweisung zwecks Parkplätzen bzw. Radgarage traf ich auf der Terrasse dann auch schon die ersten Mitfahrer Torsten (Bern) und Bernd (Bonn). Jetzt galt es erstmal die Lage zu checken d.h. nach Rädern und Trainingzuständen zu fragen, um zu wissen an welches Hinterrad man sich klemmen kann ;-) Im Laufe der nächsten Stunde trudelte dann auch der Rest der sieben Mann starken Truppe ein. Daniel kam mit dem Zug aus Basel, Ullrich mit dem Zug aus Bielefeld und Jan unser Guide (Berlin) reiste zusammen mit Reinhard (Jena) an. Die Gruppe stand also fest und der Ernst konnte beginnen!
Jan teilte zur Abschreckung gleich amAbend noch die praktischen Routenpläne mit Höhenprofilen, Streckenverlauf und Adresse des Zielhotels aus und erkundigte sich zur Sicherheit nochmals nach den Übersetzungen. Das fängt ja gut an, dachte ich mir ;-)... Am gemeinsamen Abendessen stellte sich dann aber raus, dass bis auf Jan und Daniel die Erfahrung mit Alpenpässen bei allen Teilnehmer doch eher gering war. Ich konnte mich also beruhigt auf den nächsten Tag freuen. Die Nacht war bis auf die Handy-Musikeinlagen meines Zimmergenossen ziemlich ruhig, sodass ich mich schnell voller Erwartungen und Vorfreude auf die erste Tour am üppigen Frühstücksbuffet wieder fand.
Nach dem Frühstück und Abgabe des Gepäcks, dass uns ja ins nächste Ziel-Hotel gebracht wurde, trafen wir uns mit den Rädern vor dem Hotel. Jetzt galt es wieder die Lage zu checken! Was fahren die anderen für Räder bzw. welches Equipment wird eingesetzt ? Der erste Schreck war groß, oh Gott, hier gibt es "Dreifachkurbler" ;-) Ich denke aber bis auf ein etwas in die Jahre gekommene Peugeot-Rennrad von Torsten waren alle Räder aus dem selben Zeitalter und ein Materialvorteil nicht feststellbar ;-)
Jetzt ging's also endlich los. Das Wetter war OK, gegen 8.30 halt noch etwas kühler, so dass Ärmlinge sicherlich kein Fehler waren. Regengefahr bestand nicht. Ullrich und Daniel entschlossen sich eine etwas anspruchsvollere Route zu wählen, sodass die erste Tour in einer kompakten Fünfergruppe gefahren wurde....
30.06.2007 ca. 8.30: ich rolle mit meinem Rad von Scuol durchs Unterengadin (Schweiz) Richtung Nauders (Österreich) über den Ofen - und Reschenpass. Gott war ich froh. Da ich bisher kein "Gruppenfahrer" war, hatte ich mich erstmal in Zurückhaltung geübt nach dem Motto: "bloß nicht auffallen, nichts falsch machen und erstmal Maul halten". Die Strecke war glücklicherweise die ersten Kilometer schön flach bzw. nur leicht ansteigend, sodass man hier locker in der Gruppe mitrollen konnte. Nach Zernez ging es dann "endlich" bergauf. Hier zeigte sich auch gleich was es Wert ist einen erfahrenen Guide mit an Bord zu haben. Jan "warnte" uns dass es nach Zernez etwas anspruchsvoller bergauf geht was ich wohl überhört haben musste und bei der ersten "Kuppe" sofort auf dem großen Blatt aus dem Sattel ging. Im nachhinein war dies weniger intelligent ;-) Glücklicherweise konnte mir Jan folgen und mir den Rat geben mich am ersten Tag lieber bisschen zurückzuhalten, was ich dann auch tat da diese "Kuppe" bis Ova Spin ca. 6 km lang war ;-)
In Ova Spin sammelten wir uns wieder, wie wir es übrigens auf allen Passhöhen taten. Bereits dieser erste kleine Anstieg war landschaftlich mit seiner tollen Schlucht so beeindruckend für mich, dass ich wusste, die richtige Tour gebucht zu haben.
Von Ova Spin ging's dann erstmal bergab was ich ja nicht so mag, obwohl ich mittlerweile, auch dank der Tour, das Abfahren etwas gelernt habe, auch wenn ich hier sicherlich noch eher Gianni Bugno also Paolo Savoldelli ähnlich sehe. Nach der Abfahrt ging’s durch den schönen Nationalpark zum ersten echten Pass dem "Ofenpass bzw. Pass dal Fuorn". Anfänglich etwas "eklig" zu fahren weil ziemlich wellig, d.h. ich wusste eigentlich nie so recht ob ich das große oder das kleine Blatt nutzen soll, wird es die letzten Kilometer vor der Passhöhe dann richtig steil. Wie bei fast allen Pässen sind wir geschlossen in den Pass gefahren und erst als es etwas steiler wurde, musste jeder sein eigenes Tempo finden bzw. fahren wodurch sich die Gruppe schnell in "Einzelkämpfer" teilte, was allerdings genau richtig war. Jeder muss seinen eigenen Tritt finden. Passt dieser zufällig zu einem Mitradler ist das natürlich umso schöner. Jan orientierte sich meist nach hinten, legte aber auch mal Zwischensprints ein um während den Touren etliche Bilder bzw. Filme zu machen. Respekt und Danke an dieser Stelle für den Einsatz!
Als ich auf meiner ersten Passhöhe ankam, war unser Bergkönig Reinhard längst oben und ich erstmal geschafft, froh und stolz zugleich. Oben wurde nach Ankunft aller Teilnehmer wie immer das obligatorische Passfoto gemacht und der Blick hinunter ins Münstertal genossen.
Nach der rasanten Abfahrt ins Münstertal befanden wir uns im Vinschgau und fuhren nicht direkt Richtung Reschenpass sondern nahmen den schönen Umweg über Ulten, wo Jan eine kleine Überraschung in Form eines 15% Anstiegs auf uns hatte. Naja, wir wollten ja bergauf fahren d.h. brauchten wir uns auch nicht beklagen. Den Anstieg meisterte auch Jeder auf seine Weise und nach einigenWeilern fanden wir uns in St. Valentin, unserem Ziel Nauders, ganz nahe. Das Schlussstück zum Reschenpass fuhren Reinhard und ich dann nicht wie der Rest der Gruppe auf der Hauptstraße, sondern auf einem oberhalbgelegen Radweg, der landschaftlich sicherlich der Hauptstraße vorzuziehen ist. Allerdings hatte ich auf dieser Strecke den bei Rennradlern so berühmten "Umkipper" weil ich auf dem Großen Gang in einer Steigung anfahren wollte aber irgendwie das Pedal nicht mehr rum bekam, und bei Geschwindigkeit 0 die Schwerkraft einen zu Boden zwingt ;-)...
Nach ca. 106km und einem Kaffee am Reschenpass trafen wir aber alle unversehrt im Hotel Zentral in Nauders ein. Das Hotel fällt bei dieser Tour sicherlich positiv aus der Reihe. Nach einigen kurzen Dehnübungen, einem kurzen Besuch im Schwimmbad, der Sauna und im Erholungsbereich ging’s dann noch kurz auf die Terrasse bevor das tolleAbendessen auf uns wartete. Ullrich und Daniel trafen auch längst im Hotel ein, auch wenn Sie noch einen unfreiwilligen Abstecher zum Kirchturm im Ort einbauten ;-)...
Noch voll beeindruckt von meinem ersten Tag in den Alpen freute ich mich schon beim Abendessen auf den nächsten Tag mit dem Anstieg zum Stilfser Joch... aber das ist eine andere Geschichte ;-)
Sicherlich muss jeder Teilnehmer seine Hausaufgaben machen und sich eine gute Grundkondition antrainieren, um mehrere Alpenpässe an einem Tag problemlos zu meistern. Wer diese Fitness, das entsprechende Rad mit vernünftiger Übersetzung und ein gute Ausrüstung (entsprechende wetterfeste Bekleidung!) mitbringt darf sich auf atemberaubende Landschaften und wunderschöne Radtouren mit Gleichgesinnten freuen.
Wer dies mit Dreiländertour erleben möchte kann sich auf professionell geplante Touren, schöne radlerfreundliche Hotels und erfahrene Guides freuen.
Ich freue mich jetzt schon auf die Dreiländertour 2008...
P.S.
wer den Nordschwarzwald zu seinem Trainingsgebiet zählen darf und diesen auch ausgiebig nutzt, braucht sich keine Gedanken zu machen, die Anstiege dieser Tour zu meistern.
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren