Von tourenwerner –
Am 2. Tag folgte bereits die Königsetappe. Sie führte über 3 Pässe und knapp 100 km nach Livigno. Kurz nach 9.00 Uhr starteten wir frisch gestärkt in Richtung Stilfserjoch. Bei Prato bogen wir ins Seitental ab und nahmen die gut 25 km lange Steigung zum Dach unserer Tour in Angriff. Es herrschte ziemlich viel Verkehr. Die ersten Rampen durchfuhren wir noch im Schatten der Bäume. Je höher wir stiegen, desto mehr öffnete sich der Blick auf die umliegende Bergwelt. Ab dem Ortsausgang von Trafoi (1'543 MüM), dem Heimatort von Gustavo Thöni, begannen die uns aus Bildern bekannten Serpentinen. Sie sind abwärts nummeriert und teilweise mit den Höhenangaben versehen. Dies erleichtert die Orientierung und man kann sich gut auf die verbleibenden 48 Kehren (!) einstellen.
Ab der Franzenhöhe sind es noch 22 Serpentinen oder 6 km. Der eigentliche Steilhang beginnt. Voll der heissen Sonne ausgesetzt, steigen wir kontinuierlich hoch. Die „jungen Wilden“ und die „jungen Besonnenen“ sind voraus. Ich geniesse die einmalige Atmosphäre. Die unzähligen Motorradfahrer stören wenig. Bald passiere ich die Markierungen „noch 3 Kilometer“, noch 2 Kilometer“ und auch der „ultimo chilometro“ folgt bald. Kurz vor der Passhöhe stauen sich die Autos und die Polizei regelt wild mit den Armen fuchtelnd den Verkehr. Endlich am Ziel - es ist ein fantastisches Gefühl!
Umringt von tausend Motorrädern (nicht übertrieben!), scheinbar findet ein Motorrad-Treffen statt, geniessen wir die Stimmung auf 2'758 MüM. Nach den obligaten Fotos und kurzer Verpflegung machen wir uns für die Abfahrt bereit. Auf dem Weg nach Bormio begleiten uns auf den 39 Kehren unzählige Motorräder. Die Passagen durch die engen und unbeleuchteten Tunnels sind zum Teil ziemlich heikel. Aber wir kommen glücklicherweise alle heil unten an.
Nun steigen wir auf 24 km wieder rund 1'000 Höhenmeter zum Passo di Foscagno (2'291 MüM) auf. Es ist nicht einfach, den Rhythmus zu finden. Die ersten 9 Kilometer sind praktisch flach. Ab hier beginnt die eigentliche Steigung. In langen Rampen führt die gut ausgebaute Strasse zur Passhöhe. Ich leide und nehme es entsprechend gemütlich. Gleich an die Abfahrt auf 2'021 MüM beginnt die kurze Steigung zum Passo d’Eira (2'210 MüM). Dabei weisen die letzten sehr kurzen aber ruppigen Rampen 12,5 Steigungsprozente auf. Von der Passhöhe geniessen wir den schönen Ausblick zu unserem Etappenort Livigno. Glücklich und zufrieden steigen wir im Hotel „Cervo“ ab und erholen uns. Gemäss Pulsuhr habe ich heute über 5'100 Kalorien verbraucht. Da liegt ein anständiges Nachtessen drin!
Ich bin diese Etappe gefahren und möchte die befahrenen Pässe in mein Palmares eintragen
Ich bin diese Etappe gefahren