Von majortom – Die Toskana Deutschlands wird der Kaiserstuhl auch genannt. Der ehemalige Vulkan, der sich westlich von Freiburg aus der Rheinebene erhebt, ist wohl vor allem Weinkennern bekannt, während Rennradlern vermutlich eher der nahen Schwarzwald oder die Vogesen ein Begriff sind. Doch wo es passablen Rotwein gibt, muss auch das Klima ganz anständig sein, und in der Tat gilt der Kaiserstuhl als die wärmste Region Deutschlands. Welche Region sollte also besser geeignet sein, um bei einem entspannten Wochenende mit quaeldich.de in die Rennradsaison 2015 zu starten?
Am Wochenende 27.–29. März 2015 treffen wir uns zum offiziellen quaeldich.de-Saisonstart in Achkarren im Kaiserstuhl. Von diesem Standort aus brechen wir zu drei Rundtouren auf, die einen ausgewogenen Mix aus entspannten Flachstücken, landschaftlichen Highlights und auch kürzeren Anstiegen zum Formtest bieten. Der Jahreszeit angepasst sind die Touren eher kurz gehalten, schließlich wollen wir die Beine aus dem Winterschlaf holen und locker mit dem Formaufbau beginnen. So gibt es genug Gelegenheiten, sich auf und neben dem Rad kennenzulernen, die alten Geschichten von vergangenen Events aufzuwärmen, und auch „Neulinge“ können ganz entspannt in die Welt der quaeldich-Reisen hinein schnuppern. Mit dem Hotel Krone haben wir ein komfortables Quartier gefunden, das uns auch kulinarisch mit der bekannten badischen Küche verwöhnen möchte, und für Geselligkeit sorgt sicher auch die Weinprobe am Freitag Abend auf dem Weingut Landerer in Oberrotweil.
quäldich-Reise quaeldich.de-Saisonstart im Kaiserstuhl (Achkarren) 2015
Von Jan – Toms Email zur Wetterentwicklung im Kaiserstuhl war hobbysportpsychologisch kaum zu übertreffen, drohte er doch mit kühlen Temperaturen und Regen.
Von diesen Aussichten angespornt trafen wir uns schon morgens um 9.30 Uhr zu einer spontan anberaumten Vorabrunde. Pünktlich trockneten die Straßen und los ging es auf eine 40 km Runde im Uhrzeigersinn um den Kaiserstuhl.
Das war schon mal sehr schön, aber leider nicht bebildert, weil aufgrund des Anfahrtsstresses aus Gundelfingen, wo mir Alexander dankenswerter Weise sein Bianchi zur Verfügung gestellt hatte, die Kamera in Toms Auto im Rucksack verweilte.
Nachmittags ging es über den Berg nach Ihringen und in die sehr lohnenswerte Panoramaschleife auf den Lenzenberg, von dem wir Blicke in die Vogesen nach Westen und den Schwarzwald nach Osten genießen konnten.
Weiter ging es in einer weiten Schleife um den Kaiserstuhl herum (diesmal gegen den Uhrzeigersinn), und über die bis zu 16 % steile und ziemlich harte Schelinger Höhe zur Mondhalde, von der sich grandiose Blicke über den Kaiserstuhl mitsamt dem Totenkopf ergeben.
Dann schnell zurück nach Achkarren, wo der Tag nahtlos in die Weinprobe im Weingut Landerer| überging.
Prosit.
Nun erneute Anfahrt mit dem Weinprobentraktor zur Mondhalde.
Keine weitere Berichterstattung möglich, denn der Berichterstatter („Auch im Abendprogramm ganz stark“) sprach dem Probegut reichlich zu.
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Unsere erste Tour ist eher kurz, beinhaltet mit der Schelinger Höhe jedoch eine ziemlich harte Rampe. Wir beginnen jedoch mit dem Kreuzenbuck-Pass, einem hübschen kleinen Sträßchen, das uns vom Startort Achkarren in die Ebene südlich des Kaiserstuhls führt. Wir durchfahren Merdingen, den ehemaligen Wohnort von Jan Ullrich, und überqueren den Tuniberg, sozusagen den weniger bekannten kleinen Bruder des Kaiserstuhl. Dann wenden wir uns wieder Richtung Norden, fahren am Rand des Kaiserstuhl entlang und nehmen schließlich ab Bahlingen die Auffahrt zur Schelinger Höhe in Angriff – eine typische Kaiserstuhlrampe, wo eine gute Frühform nicht schaden kann. Die Abfahrt hinein ins Zentrum den Kaiserstuhls und die Aussicht auf die terrassierten Weinberge entschädigen jedoch für die Strapazen. Jetzt können wir ganz entspannt zurück nach Achkarren rollen – oder noch den Aussichtspunkt auf der Mondhalde mitnehmen. Das Abendprogramm mit Weinprobe haben wir uns jetzt mehr als verdient...
Von Jan – Sensationelles Frühlingswetter mit angenehmen 12 Grad und blauem Himmel empfängt uns heute im Morgen in Achkarren im Kaiserstuhl. Die drei Gruppen werden kurzerhand in zwei zusammengeschmolzen, da die schnelle Gruppe auszubluten droht. So macht sich um kurz nach neun eine 16-köpfige Gruppe 1,5, eine 6-köpfige Gruppe drei und zwei weitere Splittergruppen auf den Weg Richtung Schwarzwald.
Die obligatorische Welle hinüber ins jenseitige Tal nach Oberrotweil war schnell genommen und wir steuerten den Vogelsangpass an. Wohlweislich in dieser Richtung, um die Highspeedabfahrt nach Bötzingen nehmen zu können. Der Verband in Gruppenarbeit 1,5 wurde zwecks zügiger Rheinebenenquerung gebildet, der Vorwärtsdrang allerdings jäh durch ein auf der Straße liegendes Portemonnaie weiblichen Zuschnitts gebremst, das Pepe unter Einsatz seines Lebens rettete ("wie – das gehört gar keinem von uns, ja was mach ich jetzt damit?" – der Chef nahm es).
Schnell passierten wir den Tuniberg und fuhren auf den Schönberg zu, wo wir die Anfahrt zur Berghauser Kapelle in gleißendem Sonnenschein und bester Stimmung angingen. Auf einmal erklingt Marschmusik aus meinem Rucksack. Was ist das? Aha, in dem Portemonnaie scheint sich noch ein Handy zu befinden. Beschwingt von den treibenden Rhythmen erreichen wir schnell die Berghauser Kapelle. Barometer und Moral steigen weiter in der Abfahrt, die nach kurzer Überführungspassage in die Auffahrt zum Geiersnest übergeht. Herrlich schwarzwaldesk geht es an einem sprudelnden Gebirgsbach in gleißender Sonne bergan. Kehre um Kehre schrauben wir uns weiter nach oben und genießen die Ausblicke in die Rheinebene und die Schwarzwaldromantik.
Oben stehen wir lange und genießen den Moment, doch schließlich obsiegt das aufsteigende Hungergefühl über das Dolce-far-niente, und vorsichtig tasten wir uns die Abfahrt über Horben und Langacker hinunter. Schnell wird der quaeldich-Zug formiert, der erst unter der dräuenden Burg Hohenstaufen in der Fußgängerzone von Staufen gedrosselt wird.
Horsts Ortskenntnis lenkt uns zielgerichtet in das Pizzeria-Hotel Sonne, wo der italienische Wirt uns köstlich und zügig bewirtet. Einen Tomatensalat, ein Gnocchi al Burro e Salvia, eine Pizza Margherita sowie einen Caffè später geht es schon wieder weiter. Gut, eineinhalb Stunden haben wir hier wieder dem Nichtstun gefrönt, und so ist es auch an der Zeit, damit wir Achkarren noch vor dem vorhergesagten Regen um 17 Uhr erreichen.
Zunächst müssen wir gegen den WInd ankämpfen, aber bald wenden wir uns gen Norden und hissen das Großsegel. Mit wehenden Fahnen erreichen wir Ihringen (danke an Gerd für das Ausbügeln des Guidepatzers kurz vor dem Tuniberg). Letzte Körner verbrennen am Kreuzenbuckpass.
Für den Sonntag ist ergiebiger Starkregen angekündigt. Da eine Kaiserstuhlrunde ohne Totenkopf und Texaspass keine Kaiserstuhlrunde ist, entscheiden wir uns, eine Verlängerungstour anzubieten. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: einerseits müssten wir morgen nicht mehr aufs Rad, andererseits müssen wir heute im Abendprogramm nicht an Morgen denken. Andreas, Rolf, Alexander, Tom und Jan schließen sich diesem Angebot an, und wieder geht es in Richtung Oberrotweil, wo wir in Bickensohl zum Totenkopf abbiegen. Keiner kennt den Weg, also entscheiden wir uns für den bewährten Gradientenaufstieg. Eine gute Wahl, denn dieser Weg des steilsten Anstiegs führt uns zu einem wunderbaren Aussichtspunkt auf die Vogesen – und zum Ende des Asphalts. In einem (nicht verwunderlichen) Anflug von Genialität führt uns Alexander im Anschluss durch das Asphaltbandgewirr der Bickensohler Weinberge gezielt Richtung Totenkopf. Als wir nach einer ca. 50 m langen Naturstraßenpassage die Totenkopfstraße erreichen, brandet Jubel auf.
Aber hart ist es hier. Steil. Die Straße schlecht. Die Kraft schwindet. Kaum eine Attacke gilt es abzuwehren. Oben am Totenkopf die nichtigste Kaiserstuhlaussicht, anheimelnd am Fernsehturmtor gelegen.
Wir eiern herunter nach Oberrotweil und biegen zum Texaspass ein. Ein SEHR lohnenswerter Anstieg mit echtem Passfeeling. Erschöpfungsselfie am Parkplatz mit Totenkopfpanorama. Ab hier sind wir alle so blau, dass ich mich entscheide, den Blaufilter an meiner Kamera zu aktivieren, und so nehmen wir die Rückfahrt über den kleinen Texaspass oder "Guller" (badisch für "Hähnchen") nur noch durch einen Schleier wahr. Oben am Guller noch einmal ein schönes Vogesenpanorama, bevor wir mit schwindenen Kräften kurz vor 18 Uhr Achkarren erreichen. Erleichtertes und stolzes Abklatschen. Stolz sind wir auf 148 km und 2300 Hm am 28. März.
Vor dem Abendessen reicht es gerade noch zum Bilderupload. Während wir in der kulinarisch exquisiten Krone auf den Hauptgang warten, steigt ringsum die kilometer- und bierselige Stimmung. Prosit!
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Am zweiten Tag dehnen wir unser Revier etwas weiter aus und machen Richtung Süden einen Abstecher ins Markgräflerland. Einen Hauch von Schwarzwald vermittelt uns dabei die Schleife übers Geiersnest.
Die Tour beginnt jedoch mit dem Vogelsangpass, einem der klassischen Kaiserstuhlübergänge. Heute haben wir es mit der leichteren Auffahrt aus Westen zu tun, so dass wir die 16 % steile Bötzinger Steige nur als Abfahrt zu sehen bekommen. Wir umrunden den Tuniberg und fahren auf den Schwarzwald zu, dessen Gipfel vermutlich noch schneebedeckt sind. An der Berghauser Kapelle sollten wir endgültig warm gefahren sein, denn aus dem Hexental geht es jetzt hinauf zum Geiersnest – wir kratzen sozusagen am Rand des Schwarzwalds. Den Hochschwarzwald mit Schauinsland und Belchen lassen wir jedoch angesichts der frühen Jahreszeit links liegen und fahren lieber über die Fauststadt Staufen durchs Markgräflerland nach Süden. Der Rückweg Richtung Achkarren führt uns dann komplett flach durch die Rheinebene, wo Jan sich schon auf das Perfektionieren des Rennrad-Flow freut. Der kleine Abstecher über den bereits bekannten Kreuzenbuck kann uns dann auch nicht mehr aufhalten.
Von Jan – Das gestrige Abendessen war wunderbar und der Abend vor einer verkürzten Nacht relativ lang. Dennoch machte sich irgendwann die deutlich verbesserte Wettervorhersage für Morgen bemerkbar. Die in der Verlängerungsrunde manifestierte Hoffnung auf Starkregen am Sonntag Morgen wurde schnell enttäuscht, und so verabschiedeten sich letztlich alle zu einer noch ausgedehnten Nachtruhe.
Morgens war zwar kein blauer Himmel zu verzeichnen, aber immerhin waren die Straßen trocken, und so erschien nach dem üppigen Frühstück eine erstaunlich große Gruppe zur abschließenden Tour. Gestern Abend hatte Tom die Runde verkürzt und die Planung kurzerhand durch das Elsass geführt, und so starten wir kurz nach neun gegen den Starkwind nach Breisach, wo wir den Rhein queren und französischen Boden befahren. Über die Dörfer fahren wir immer parallel zu den Vogesen bis Marckolsheim. Treten müssen wir kaum, der Wind bläst uns nach Norden, und nach den Strapazen vom Vortag können Tom und ich uns vorne im Wind aktiv erholen. Bei Sasbach fahren wir über den Rhein zurück nach Deutschland und nähern uns dem Kaiserstuhl wieder von Nordwesten. In Königschaffhausen startet die Auffahrt zum Texaspass, den wir gestern Abend aus der Gegenrichtung erklommen haben. Letzte Körner werden mobilisiert, und glücklicherweis können wir diese steile Auffahrt im Windschatten des Kaiserstuhls absolvieren. Der Wind pfeift uns erst knapp vor der Passhöhe durch den kaiserstuhltypischen Lösseinschnitt wieder heftig ins Gesicht. Auf dem Panoramaparkplatz sammeln wir die Gruppe zu einem letzten Gruppenbild und fallen in die Serpentinenabfahrt in Richtung Oberbergen. Die Bickensohler Höhe wird noch schnell weggedrückt, bevor wir nach 50 km unseren Ausgangsort Achkarren erreichen.
Es war ein sehr schönes Wochenende im Kaiserstuhl, das Wetterglück war mit den Tüchtigen. Gerade gestern hatten wir kaiserliches Wetter, aber auch heute sind wir trocken geblieben. Allen Unkenrufen zum Trotz.
Im Zimmer dann der Schock: keine SD-Karte in der Kamera. Daher nur ein Smartphone-Bild vom Texaspass. An einem anderen Tag hätte das deutlich schwerwiegender sein können.
Achkarren: Wir kommen wieder!
Jans Track auf Strava (gesamte Gruppe von Achkarren nach Achkarren, dann mit Tom zurück nach Gundelfingen)
Ursprüngliche Etappenbeschreibung
Auch der dritte Tag bietet uns noch einmal eine schöne Runde; neben dem bekannten Texaspass wartet heute ein Abstecher in die sogenannte Vorbergzone, einen Ausläufer des Schwarzwalds zwischen Lahr und Emmendingen.
Nicht nur durch die Regio-Tour, eine ehemalige Profi-Rundfahrt in Südbaden und dem benachbarten Elsass, ist der Texaspass zu bescheidenem Ruhm bekommen. Ein wirkliches Hindernis ist er zum Auftakt der Abschlusstour jedoch nicht, bietet jedoch eine schöne Serpentinenkombination in malerischer Weinberglandschaft. Dann geht es Richtung Norden ein Stück durch die Rheinebene, bevor wir uns nach Osten wenden und auf den mittleren Schwarzwald mit dem Kandel zurollen. In diese Höhen wagen wir uns jedoch Ende März noch nicht und begnügen uns mit einem Abstecher über die ruhigen, idyllischen Straßen der Vorbergzone. Von der Passöhe Landeck geht es hinab ins Elztal und Richtung Kaiserstuhl zurück. Wer sich nochmal auspowern möchte, kann sich ja an der Bötzinger Steige versuchen, alle anderen wählen die Touristenstrecke am Rand des Kaiserstuhl entlang über Ihringen nach Achkarren.